Demenzbewältigung in der - Kuratorium Deutsche Altershilfe
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3 Bedeutung von Alltagsaktivitäten außerhalb <strong>der</strong> Mahlzeitenversorgung<br />
In den Wohn- und Hausgeme<strong>in</strong>schaften bestehen positive Erfahrungen h<strong>in</strong>sichtlich des<br />
Vorlesens o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Zeitungsschau. Nur wenige Bewohner können noch selbst lesen. E<strong>in</strong>e<br />
Workshopteilnehmer<strong>in</strong> berichtet, dass bewusst alte Zeitungen aus entsprechenden Archiven<br />
besorgt werden, da diese die Bewohner beson<strong>der</strong>s ansprechen. Außer <strong>der</strong> Zeitung<br />
werden beispielsweise auch Gedichte, Balladen und Sprüche vorgelesen. Beim Zitieren<br />
von Sprüchen ist es e<strong>in</strong>e bewährte Methode, nur den Anfang des Spruches zu nennen und<br />
den Rest von den Bewohnern ergänzen zu lassen. Ob beim Vorlesen von den Menschen<br />
mit Demenz <strong>der</strong> Inhalt immer richtig und vollständig erfasst wird, kann nicht genau e<strong>in</strong>geschätzt<br />
werden. Auch wenn dies fraglich ist, wird die Aktivität dennoch genutzt, da sie<br />
erfahrungsgemäß e<strong>in</strong>e angenehme Atmosphäre schafft.<br />
Ansonsten haben sich bezogen auf die Freizeitgestaltung auch das Lösen von Kreuzworträtseln,<br />
das Mensch-ärger-dich-nicht-spielen, die Nutzung von Puppen und E<strong>in</strong>weckgläsern<br />
mit kle<strong>in</strong>en Er<strong>in</strong>nerungsstücken (vor allem bei stark demenziell e<strong>in</strong>geschränkten Bewohnern)<br />
bewährt. In e<strong>in</strong>er Wohngruppe gibt es e<strong>in</strong>e Kiste mit Knöpfen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die Bewohner<br />
immer wie<strong>der</strong> gern „wühlen“.<br />
In vier Wohngruppen werden Haustiere gehalten; dies betrifft Katzen, Vögel und Fische.<br />
Das Halten von Hunden wird dagegen als problematisch angesehen, da Hunde <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Regel e<strong>in</strong>e feste Bezugsperson als „Führer“ brauchen und durch zu viele Menschen eher irritiert<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
In den Wohn- und Hausgeme<strong>in</strong>schaften wurde die Erfahrung gemacht, dass sich die<br />
betreffenden Bewohner im Laufe <strong>der</strong> Zeit um die selbst mitgebrachten Haustiere immer<br />
weniger kümmern (können) und dies dann durch das Betreuungspersonal übernommen<br />
werden muss.<br />
Probleme <strong>in</strong> <strong>der</strong> Freizeitgestaltung rühren nach Me<strong>in</strong>ung <strong>der</strong> Workshopteilnehmer <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Regel nicht vor allem daher, dass zu wenig Personal vorhanden ist. Die Mitarbeiter haben<br />
vielmehr e<strong>in</strong>e gewisse Hemmschwelle, Freizeitaktivitäten als Bestandteil ihrer Arbeit anzusehen<br />
o<strong>der</strong> z. B. e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>mal „loszus<strong>in</strong>gen“, aus Angst, es könnte nicht gut kl<strong>in</strong>gen.<br />
Es wird betont, dass die Freizeitgestaltung e<strong>in</strong>en höheren Stellenwert e<strong>in</strong>nehmen sollte als<br />
etwa e<strong>in</strong>e übertriebene Sauberkeit und Hygiene. Die Betreuungspersonen sollten sich häufiger,<br />
als dies <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis geschieht, die Frage stellen, welche Arbeiten ggf. „liegen bleiben“<br />
können. E<strong>in</strong>e entsprechende Prioritätensetzung sollten sie den Angehörigen erklären<br />
und diesen gegenüber vertreten können.<br />
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