rudolf herz

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udolf herz mit Modell „Marcel duchamp. le Mystère de Munich“, porträtiert von Wilfried Petzi, 2011 rudolf herz „Wir müssen das denken in Bewegung halten und ständig neue erfahrungen machen. es gibt nur ein vagabundierendes Interesse des Subjektes. oder gar keines. Ich poche auf umfassende freiheit, Geistesgegenwart, auf die volle entfaltung der intellektuellen und ästhetischen Möglichkeiten. Individuelle Neugierde und experimentierlust, Wandlungsfähigkeit in der Artikulation und der Wille zum Widerspruch sind unerlässlich für die entwicklung lebendiger Kunst.“ 1 1
d I r K T e u B e r Das Werk des konzeptuell arbeitenden Künstlers Rudolf Herz kreist um Fragen nach der menschlichen Fähigkeit zu Kommunikation und Reflexion durch Bild, Sprache und Wirklichkeit. Er fragt nach dem öffentlichen Bewusstsein für die politischen und mentalen Verwerfungen eines Jahrhunderts, die durch mediale Präsenz konditioniert sind, sucht systemkritisch nach den Codes faschistischer, kommunistischer, aber auch demokratisch kapitalistischer Ideologieräume. In seinen skulpturalen Installationen legt der Künstler politische Wirksamkeiten der Medien offen, forscht nach Intention und Konvention in Bild und Sprache, nach semantischem Zufall und System, nach der mentalitätsgeschichtlichen Qualität von Ort, Raum und Zeit in ideologisch widersprüchlichen Zusammenhängen. „Ich beschäftige mich damit, wie sich die Menschen in ihrer Geschichte bewegen, welche Bilder sie sich davon machen, welche Hoffnungen sie haben und wie sie deren Scheitern verarbeiten.“ 2 „ rudolf herz versteht seine skulpturalen Inszenierungen als Psychogramme, als Spiegel kollektiver mentaler Prozesse. “ Rudolf Herz argumentiert auf der bildkünstlerischen Ebene in autonomen Skulpturen und öffentlichen Installationen, fotografischen Arbeiten, zeitlich begrenzten Aktionen und Projekten, nicht selten mit provokativen Positionen, deren Behinderung und Verhinderung wie ein Spiegel der öffentlichen Meinung erscheinen. 3 Die Frage nach der Macht der Bilder wird in fotografietheoretischen und kulturhistorischen Untersuchungen diskutiert. „Kunst verstehe ich als Forschungsvorhaben, als Reflexionskunst, getragen von Erkenntnisinteresse, der Lust am Denken und der Liebe zur Kunst. Das hat jedoch nichts mit dem momentan praktizierten Schönheitskult zu tun, im Gegenteil, ich halte am Widerstand gegenüber diesen Kunstreligionen fest, verfolge eine universellere Strategie. Daher auch die Forschungen zur Geschichte der Fotografie, sie ist das wichtigste Reservoir des kollektiven Gedächtnisses in der Moderne. Ich bin ein Mauerspringer zwischen Kunst und Wissenschaft.“ 4 Herz erschließt der Kunst politische Dimensionen durch ein kritisches Bewusstsein für die Kräfteverhältnisse innerhalb der Zivilgesellschaft. Es geht ihm „um die Kritik an der Inszenierung des Scheins, mit dem die Bildmedien gesellschaftliche Realität in Szene setzen, das nicht auf soziale Wirklichkeit gerichtet ist, sondern allein auf die Selbstdarstellung und politische Zielsetzung der bloß symbolisch Handelnden.“ 5 2 rulolf herz Vom Glück des Irrenden d e r K ü n s t l e r a l s f r e v l e r u n d S e l b s t d a r s t e l l e r Frühe Aktionen sind dem Künstler als Frevler in den Tabuzonen der Gesellschaft gewidmet. 1978 spielt Herz noch ironisch mit politischen Topoi. In Der Druck der Straße aufs Papier wird durch eine Straßenwalze das Straßenpflaster vor dem Akademiegebäude in München auf Papierbahnen gepresst. 1979 erinnert er an die studentischen Proteste von 1968, indem er die Parolen von damals mit Fotoemulsion an die Wand schrieb (Bilder an der Wand). 1979 stellt er zusammen mit Hans Döring die Frage nach der künstlerischen Autonomie in Die Treppe der Illusion. Die Illusion der Treppe, die aus einer fotografischen Reproduktion bestand, installiert auf der Außentreppe der Münchner Akademie. 6 „ … die Kunst ist nicht das Reich der Freiheit, sie ist wohl der unmittelbarste Ausdruck von Konkurrenz, da die Individuen ihre Individualität zum alleinigen Gegenstand des Tausches machen.“ 7 Die romantisierende Deutung der Rolle des Künstlers als anarchisch schöpferisches Individuum und die Vereinnahmung radikaler Kunst wird dann in der Aktion Der Mann, der den Tempel anzündete, um unsterblich zu werden reflektiert (realisiert zusammen mit Thomas Lehnerer und Stephan Huber als Gruppe „Teilbereich Kunst“): das griechische Wort HEROSTRATOS in weißen Versalien auf rotem Grund als Wandbild in der Aula der Münchner Akademie. 8 „Die erneute und explizite Veröffentlichung … steht für die Existenzbedingungen des Künstlers, die maßgeblich durch Veräußerung bestimmt sind. Der Wille zur Kommunikation wird durch die vom Warentausch bestimmte Kultur zum Zwang, sich medial zu entäußern, d.h. die subjektive Ohnmacht in der Macht des verewigenden Mediums aufzuheben.“ 9 G e s c h i c h t e , T a g e s p o l i t i k u n d I d e o l o g i e n Mythen und Mythisierungen des Sozialismus und Kommunismus und ihr revolutionäres Potential bestimmen wesentliche Werkzyklen seit 1985. „Mein Vorhaben geht
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