Einfallsreichtum und Vielseitigkeit unter Beweis gestellt - HPC AG
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ZWEI PRAXISBEISPIELE<br />
Vor dem Hintergr<strong>und</strong> des enormen Flächenverbrauchs<br />
in Deutschland wird für<br />
Neubebauungen oft auf ehem. gewerblichindustriell<br />
genutzte <strong>und</strong> heute nicht mehr<br />
benötigte Flächen zurückgegriffen. Bei der<br />
Räumung <strong>und</strong> Baureifmachung dieser Flächen<br />
fallen dann große Mengen an Abbruchmaterialien<br />
an. Zur optimalen Verwertung<br />
der Bauabfälle ist ein kontrollierter<br />
Rückbau mit selektiver Separation<br />
schadstoffhaltiger Abfälle vorzusehen. Anhand<br />
von Fallbeispielen aus Süddeutschland<br />
soll die entsprechende Vorgehensweise<br />
– teilweise jenseits standardisierter<br />
Vorgehensweisen – vor<strong>gestellt</strong> werden.<br />
Fallbeispiel 1: Rückbau eines<br />
Industriegr<strong>und</strong>stücks<br />
Ein nicht mehr benötigtes Gr<strong>und</strong>stück<br />
eines Fahrzeugherstellers sollte neu entwickelt<br />
<strong>und</strong> dazu alle Gebäude rückgebaut<br />
werden. Im Vorfeld des Rückbaus erfolgte<br />
eine detaillierte Erk<strong>und</strong>ung hinsichtlich<br />
Bauschadstoffen. Die wichtigsten Ergebnisse<br />
waren:<br />
• Im Bereich von Werkstätten wurde ein<br />
Stirnholzboden mit PAK-verunreinigtem<br />
Estrich fest<strong>gestellt</strong>. Auch der <strong>unter</strong>lagernde<br />
Beton war oberflächennah mit<br />
PAK verunreinigt. Der Holzboden incl.<br />
Estrich wurde selektiv ausgebaut <strong>und</strong><br />
PAK-Restverunreinigungen von der<br />
Betonoberfläche abgefräst. Durch<br />
<strong>Beweis</strong>sicherungsproben wurde die<br />
ausreichende Schadstoffseparierung<br />
nachgewiesen, der restliche Beton<br />
konnte uneingeschränkt als Bauschuttrecyclingmaterial<br />
verwertet werden.<br />
• Mehrere Dachflächen waren mit Welleternitplatten<br />
abgedeckt. Diese wurden<br />
entsprechend TRGS 519 abgebaut <strong>und</strong><br />
ordnungsgemäß entsorgt.<br />
SCHWERPUNKTTHEMA<br />
Selektiver Rückbau von Gebäudeschadstoffen<br />
Bauschutt mit<br />
asbesthaltiger<br />
Leichtbauplatte<br />
Dachboden mit<br />
Asbestbruchstücken<br />
Bodenplatte nach Abfräsen<br />
der PAK-Restverunreinigungen<br />
• Die Dachpappen <strong>und</strong> Asphaltflächen<br />
waren weitgehend PAK-frei, es war kein<br />
schadstoffbedingter Mehraufwand<br />
erforderlich.<br />
Da das Risiko nicht erkannter Bauschadstoffe<br />
nie mit letzter Sicherheit auszuschließen<br />
ist, wurde im Rahmen der<br />
Ausschreibung der Abbruchmaßnahmen<br />
dem Abbruch<strong>unter</strong>nehmer aufgetragen,<br />
eine fachk<strong>und</strong>ige Bauleitung zu stellen<br />
<strong>und</strong> bei Auffälligkeiten umgehend dem<br />
Auftraggeber zu informieren.<br />
Bei regelmäßigen Überwachungen der<br />
Baustelle durch <strong>HPC</strong> stellte sich heraus,<br />
dass das Abbruch<strong>unter</strong>nehmen vorher<br />
nicht bekannte asbesthaltige Leichtbauplatten<br />
auf einer braunen Filzkaschierung<br />
mit ca. 1.000 t Bauschuttmaterial vermischt<br />
hatte. Diese Leichtbauplatten waren<br />
offensichtlich in den 70er Jahren im<br />
Zuge eines Hallenanbaus zwischen zwei<br />
Mauern eingebracht worden; Sinn <strong>und</strong><br />
Zweck dieses Einbaus konnten nicht nachvollzogen<br />
werden. Als Sofortmaßnahmen<br />
wurde der Baustellenbereich umgehend<br />
gesperrt, die Haufwerke gegen Faserverwehungen<br />
mit Planen gesichert <strong>und</strong> mit<br />
dem Gewerbeaufsichtsamt eine Lösung für<br />
die weitere Vorgehensweise gesucht. Da<br />
die Beseitigung des asbesthaltigen Bauschutts<br />
allein ca. 130.000 € gekostet hätte,<br />
wurde vereinbart, dass durch einen zugelassenen<br />
Fachbetrieb nach TRGS 519, Anhang<br />
3, <strong>unter</strong> entsprechendem Arbeits<strong>und</strong><br />
Umgebungsschutz ein möglichst<br />
staubarmes (Minderung der Faseremission<br />
durch Wassernebel), selektives Aussortieren<br />
von größeren Bauschuttteilen( Verwertung<br />
dann als unbelasteter Bauschutt)<br />
erfolgt. Nur noch der verbliebene Feinanteil<br />
mit der entsprechenden Asbestfraktion<br />
musste beseitigt werden. Dabei konnte<br />
eine Reduzierung auf 150 t asbesthaltigen<br />
Bauschutt <strong>und</strong> somit die Kosten gegenüber<br />
einer reinen Entsorgung um ca. 85 %<br />
gesenkt werden.<br />
Fallbeispiel 2: Rückbau einer ehem.<br />
Viehmarkthalle<br />
Eine in den 60er Jahren erbaute Viehmarkthalle<br />
sollte abgerissen <strong>und</strong> die freiwerdende<br />
Fläche anderweitig genutzt werden.<br />
Die technische Erk<strong>und</strong>ung hinsichtlich<br />
Bauschadstoffen ergab lediglich für<br />
das Welleternitdach Handlungsbedarf (gesonderter<br />
Ausbau <strong>und</strong> Entsorgung). Allerdings<br />
wurde fest<strong>gestellt</strong>, dass teilweise fein<br />
verteilt im Dachgeschoss zerbrochene<br />
Welleternitplatten <strong>und</strong> Asbestzementrohre<br />
vorlagen. Die Bruchstücke waren damit<br />
nicht mehr als fest geb<strong>und</strong>ener (TRGS<br />
519, Anh. 4), sondern nur noch als schwach<br />
geb<strong>und</strong>ener Asbest (TRGS 4519, Anh. 3)<br />
einzustufen. In Abstimmung mit der zuständigen<br />
Gewerbeaufsicht wurde zusätzlich<br />
ein Asbestsachverständiger eingeschaltet<br />
sowie die nachfolgend beschriebenen<br />
weiteren Sanierungsschritte vereinbart:<br />
1. Durchführung aller Sanierungsarbeiten<br />
durch einen zugelassenen Asbestfachbetrieb<br />
(TRGS 519, Anh.3)<br />
2. Einrichtung eines Schwarzbereiches<br />
durch Sperrung des gesamten Dachgeschosses<br />
für Unbefugte<br />
3. Staubarmes händisches Einsammeln<br />
aller Bruchstücke in faserdichte bigbags<br />
mit persönlicher Schutzausrüstung<br />
für schwachgeb<strong>und</strong>enen Asbest<br />
4. Reinigung des gesamten Dachgeschosses<br />
inkl. aller Balkenoberseiten mittels<br />
H-Sauger<br />
5. Beseitigung des Asbestbruchs auf Hausmülldeponie<br />
gem. Andienungspflicht.<br />
Durch individuelle angepasste Lösungen<br />
konnten somit deutliche Kosteneinsparungen<br />
erzielt werden, die dennoch den Belangen<br />
des selektiven Rückbaus <strong>und</strong> des<br />
Arbeitsschutzes Rechnung trugen.<br />
Josef Michel<br />
jmichel@hpc-ag.de<br />
Kurt Grünberg<br />
kgruenberg@hpc-ag.de