Einfallsreichtum und Vielseitigkeit unter Beweis gestellt - HPC AG
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6<br />
Optimierung von Bodensanierungen<br />
Abb.1 graphische<br />
Darstellung <strong>und</strong><br />
Bestimmung der<br />
Gesamtmenge von<br />
Bleialkylverbindungen<br />
im Boden<br />
Abb.2 Optimierung<br />
von Bleialkylverbindungen<br />
Frühling 2003: der Boden der ehemaligen<br />
AK Chemie in Biebesheim, einer Anlage<br />
zur Herstellung von Tetraalkylbleiverbindungen<br />
(TAL), dem Antiklopfmittel im<br />
Benzin früherer Jahre, ist mit eben diesen<br />
giftigen Substanzen <strong>und</strong> ihren nicht minder<br />
gefährlichen Abbauprodukten belastet.<br />
Eine Bodensanierung ist erforderlich. Vorläufige<br />
Kostenschätzungen anderer Gutachter<br />
liegen im zweistelligen Millionenbereich.<br />
Jahreswende 2003/2004: Die Sanierung<br />
des Bodens ist abgeschlossen, die Altlastenfeststellung<br />
aufgehoben. Die Kosten?<br />
Unter 2 Mio €.<br />
Der Schaden war, abgesehen von dem seltenen<br />
Stoff <strong>und</strong> seinen besonderen Eigenschaften,<br />
ein typischer:<br />
wenige Schadensschwerpunkte<br />
mit hohen TAL-<br />
Gehalten des Bodens, sog.<br />
Hot Spots, umgeben von einem<br />
diffusen Hintergr<strong>und</strong><br />
niedriger Gehalte. Der übliche<br />
Lösungsweg wäre die<br />
Festlegung eines Sanierungszielwertes<br />
gewesen,<br />
der vollflächig hätte erreicht<br />
werden müssen. In Biebesheim<br />
hätte dieser Ansatz zu<br />
einem Bodenaustausch von<br />
über 4000 m 3 auf einer<br />
Fläche von über 600 m 2<br />
www.hpc-ag.de <strong>HPC</strong>, September 2007<br />
SCHWERPUNKTTHEMA<br />
geführt. Tatsächlich ist die flächige<br />
Anwendung eines Zielwertes aber weder<br />
technisch noch wirtschaftlich sinnvoll<br />
<strong>und</strong> sie entspricht auch nicht der Intention<br />
des B<strong>und</strong>es-Bodenschutzgesetzes<br />
(BBodSchG). Vielmehr soll das Sanierungsziel<br />
den jeweiligen örtlichen Bedingungen<br />
<strong>und</strong> Erfordernissen angepasst <strong>und</strong><br />
wirtschaftlich zumutbar sein. Für uns hieß<br />
das, einen flexiblen Lösungsansatz zu finden,<br />
der einen Bodenaustausch in allen<br />
hochbelasteten Bereichen sicherstellt,<br />
nur tolerierbar belastete Bereiche zurücklässt,<br />
aber auch wirtschaftlich vertretbar<br />
ist.<br />
Als tolerierbare Belastung durfte gelten:<br />
• Schadstoffgehalte, die keine signifikante<br />
zusätzliche Belastung des Gr<strong>und</strong>wassers<br />
erwarten lassen, sondern vielmehr ein<br />
Abklingen derselben<br />
• Schadstoffgehalte, die wegen der niedrigeren<br />
Belastung natürlichem Abbau<br />
effektiver <strong>unter</strong>liegen als die Hot Spots<br />
• nur Belastungen ohne direkten Kontakt<br />
zu Menschen auf dem Gelände<br />
• winzige Schadstoffnester von sehr geringem<br />
Volumen, die zwar höhere<br />
Schadstoffkonzentrationen aufweisen,<br />
aber wegen der geringen Ausdehnung<br />
trotzdem obigen Bedingungen genügen.<br />
Als vorläufige Zielvorgabe wurde ein Ausbau<br />
von ca. 90 % der im Boden enthaltenen<br />
Bleialkylverbindungen vorgegeben.<br />
Zuerst war es erforderlich, aus den Ergebnissen<br />
der Sondierungen <strong>und</strong> Analysen<br />
der Schadstoffgehalte des Bodens, die zunächst<br />
punktförmigen Charakter haben,<br />
ein geschlossenes dreidimensionales Bild<br />
des Schadens zu gewinnen. In enger Zusammenarbeit<br />
von Gutachter <strong>und</strong> Modellierer<br />
wurde für den gesamten betroffenen<br />
Bereich ein Verteilungsmodell erstellt; abgeleitet<br />
aus den Schadstoffquellen, den<br />
vertikalen Schadstoffverteilungen entlang<br />
der Sondierungen mit Berücksichtigung<br />
der geologischen Gegebenheiten <strong>und</strong> den<br />
lateralen Schadstoffverteilungen zwischen<br />
den Sondierungen, wie sie den Schadstoffquellen<br />
zugeordnet werden konnten. Am<br />
Ende dieses Bearbeitungsschrittes stand<br />
die Identifizierung <strong>und</strong> graphische Darstellung<br />
der Hot Spots <strong>und</strong> die Bestimmung<br />
der Gesamtmenge im Boden enthaltener<br />
Bleialkylverbindungen von ca.<br />
122 kg (Abb. 1). An die Modellierung<br />
schloss sich die Optimierung an: Ausgehend<br />
von den höchsten Schadstoffgehalten<br />
wird dem Nutzen in Form der Menge<br />
der gewonnenen Schadstoffe der Aufwand<br />
in Form der erforderlichen Aushubmenge<br />
<strong>unter</strong> Berücksichtigung bautechnischer<br />
Erfordernisse gegenüber<strong>gestellt</strong> (Abb. 2).<br />
Mit Abnahme der Schadstoffgehalte<br />
wächst der Aufwand gegenüber dem Nutzen<br />
zunehmend überproportional, d.h.<br />
für jedes weitere Gramm Bleialkyl, das zurückgewonnen<br />
werden soll, muss eine immer<br />
größere Menge Boden ausgehoben<br />
<strong>und</strong> behandelt werden. Im Fall Biebesheim<br />
wäre das Volumen zusätzlich auszuhebenden<br />
Bodens ab einer gewonnenen<br />
Bleialkylmenge von 113 kg bzw. 93 % geradezu<br />
explodiert. Die nach dem Modell<br />
verbliebenen Belastungen erfüllten die<br />
oben genannten Toleranzbedingungen.<br />
Abb.3 3D-Aushubmodell<br />
Das so nach Lage <strong>und</strong> Umfang bestimmte<br />
Volumen, nämlich ca. 1200 m 3 auf einer<br />
Fläche von ca. 170 m 2 , wurde dann in einen<br />
Aushubplan, d. h. im Falle der AK<br />
Chemie in ein Bohrraster für Großlochbohrungen,<br />
umgesetzt <strong>und</strong> der Bodenaustausch<br />
auf dieser Basis ausgeführt<br />
(Abb. 3).<br />
Der Nachweis der erfolgreichen Sanierung<br />
wurde durch einen Soll-Ist-Abgleich<br />
des definierten Aushubkörpers geführt.<br />
Holger Hillen<br />
hhillen@hpc-ag.de