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Hindernisse ausräumen – Risiken übernehmen ... - HPC AG

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Interview zum Schwerpunktthema<br />

Helmut Jakesch,<br />

Planethome/<br />

HVB-Group<br />

DR. JOACHIM KNÜPFER IM<br />

INTERVIEW MIT HELMUT<br />

JAKESCH, PROJEKTENT-<br />

WICKLER DER PLANET-<br />

HOME/HVB-GROUP,<br />

NÜRNBERG<br />

jk: Wie verkauft man eigentlich<br />

Gewerbegrundstücke in<br />

Deutschland? Was sind die<br />

größten Hemmnisse?<br />

hj: Die Hauptaufgabe des Projektentwicklers<br />

ist es, Spannungsfelder zu<br />

überwinden. Ein wesentliches Hemmnis<br />

ist fast immer, dass auf Seiten des Eigners<br />

falsche Wertansätze herrschen;<br />

naturgemäß zu hohe. Es ist überdies<br />

nicht die Kernkompetenz des bisherigen<br />

Eigners, gewerbliche Grundstücke einer<br />

neuen Nutzung zuzuführen.<br />

jk: In wie weit sind denn die Bodenrichtwerte<br />

der örtlichen Gutachterausschüsse<br />

als Orientierung für Käufer<br />

und Verkäufer geeignet?<br />

PIE-CRUST-VERTR<strong>AG</strong>: MINIMIE-<br />

RUNG VON UMWELTRECHT-<br />

LICHEN HAFTUNGSRISIKEN FÜR<br />

MIETER UND PÄCHTER?<br />

Köln <strong>–</strong> Kontaminationen einer gepachteten<br />

Immobilie sind nicht nur Sache<br />

des Verpächters bzw. Eigentümers.<br />

Denn auch der „Inhaber der tatsächlichen<br />

Gewalt“, also z.B. der Pächter,<br />

kann von den Behörden zur Sanierung<br />

der Kontaminationen herangezogen<br />

werden <strong>–</strong> und zwar auch wenn diese<br />

ohne sein Zutun vor Vertragsbeginn<br />

verursacht wurden, und unabhängig von<br />

einer vertraglichen Freistellung durch<br />

den Verpächter.<br />

Ein in Großbritannien zunehmend<br />

gebräuchlicher Lösungsweg sind<br />

sogenannte Pie-Crust-Agreements, mit<br />

denen der Pächter lediglich die auf der<br />

12 www.hpc-ag.de <strong>HPC</strong>, September 2003<br />

SCHWERPUNKTTHEMA<br />

hj: Bei der heutigen Marktlage kann<br />

man überspitzt sagen, die Bodenrichtwerte<br />

sind nur deshalb noch nicht<br />

deutlich niedriger, weil in der jeweiligen<br />

Region seit längerem nichts verkauft<br />

worden ist.<br />

jk: Welche Rolle spielt eigentlich die<br />

Politik in dieser Sache?<br />

hj: Jeden Tag verbrauchen wir in<br />

Deutschland 117 ha Land. Der größte<br />

Landverbraucher ist der Eigenheimbau.<br />

Die Politik weiß das, unternimmt aber<br />

nichts, Brachflächen städtebaulich zu<br />

nutzen. Es ist festzustellen, dass Städte<br />

und Gemeinden krampfhaft Gewerbeund<br />

Industrieflächen erhalten wollen:<br />

Man hofft auf Ansiedlungen. Bedarf<br />

haben aber nur der Handel und der<br />

Eigenheimbau. Die Ausweisung neuer<br />

Baugebiete auf der grünen Wiese ist der<br />

einfachere und in der Regel auch<br />

billigere Weg. Kommen dann noch<br />

städtebauliche Konflikte hinzu, ist es<br />

kein Wunder, dass das billige Land vor<br />

Expertenbeitrag: Umwelthaftungsrisiko<br />

Oberfläche (crust) befindlichen Gebäude<br />

anmietet. Diese im deutschen Recht<br />

noch unübliche Vertragsgestaltung<br />

bietet bei richtiger Handhabung die<br />

Chance, dass der Pächter von der Pflicht<br />

zur Sanierung befreit wird.<br />

In diesem Sinne entschied der Verwaltungsgerichtshof<br />

Baden-Württemberg,<br />

dass der (Unter)mieter einzelner Lagerräume<br />

einer Halle für die Beschaffenheit<br />

des Untergrundes nicht verantwortlich<br />

ist.<br />

Anders kann es aber zu bewerten sein,<br />

wenn die gepachtete Fläche unterhalb<br />

der umliegenden Oberfläche liegt<br />

(Kellerräume), oder der Pächter <strong>–</strong><br />

entgegen Vertragsinhalt <strong>–</strong> die umliegende<br />

Freifläche z.B. als Lagerfläche<br />

nutzt. Diese Umstände könnten Indiz<br />

für die entscheidende faktische<br />

den Toren der Stadt den Wettlauf<br />

gewinnt.<br />

jk: Welchen Weg gehen Sie, um<br />

dennoch Erfolg zu haben?<br />

hj: Am Anfang steht die Bestandsaufnahme.<br />

Alle das Grundstück betreffenden<br />

Fakten sind wichtig: die baurechtlichen<br />

Situation, die bisherige Nutzung,<br />

natürlich die Fragen der Altbebauung<br />

und der Altlasten, die Lage des Grundstücks<br />

usw. Den Überblick hat im<br />

allgemeinen nur ein örtlich erfahrener,<br />

profilierter Projektentwickler. Nach der<br />

Bestandsaufnahme gilt es, die Hemmnisse<br />

Stück für Stück zu überwinden. Da<br />

ist Ausdauer, Flexibilität und Konfliktbereitschaft<br />

gefragt. Doch der Erfolg<br />

gibt uns recht.<br />

Einwirkungsmöglichkeit des Pächters<br />

auf den Untergrund sein und ein<br />

Gericht dazu veranlassen, eine Sanierungsverantwortlichkeit<br />

anzunehmen.<br />

Auch wenn die Rechtsprechung noch<br />

nicht entschieden hat, ob und wann der<br />

Pächter trotz eines Pie-Crust-Vertrages<br />

Inhaber der tatsächlichen Gewalt ist,<br />

spricht einiges für den Versuch, sich<br />

durch ein Pie-Crust-Agreement zu<br />

schützen. Denn in wirtschaftlich<br />

unsicheren Zeiten wächst das Risiko des<br />

Pächters, zur Sanierung herangezogen<br />

zu werden <strong>–</strong> weil andere, sonst in der<br />

Praxis vorrangig berücksichtigte<br />

Pflichtige, insolvent sein könnten.<br />

Info: stephan.mueller@linklaters.com,<br />

Partner bei Linklaters Oppenhoff &<br />

Rädler, Köln

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