Ausgabe zum Herunterladen - Heks
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Rumänien<br />
Heilendes Erinnern: Das Projekt «Heilendes<br />
Erinnern christlicher Kirchen in<br />
Rumänien» unter der Leitung von Dieter<br />
Brandes hat ebendies <strong>zum</strong> Ziel. Divergenzen<br />
zwischen Minderheits- und Mehrheitskirchen<br />
in Rumänien beruhen auf über<br />
Jahrhunderte zurückliegenden Ereignissen.<br />
Das «lange Gedächtnis» verhindert auch<br />
heute ein spannungsfreies Zusammenleben.<br />
Die Geschichtsschreibung der anderen<br />
zu verstehen, ist ein erster Beitrag zur<br />
Versöhnung.<br />
Serbien<br />
Schlüsselrolle für die Kirche: Die serbisch-orthodoxe<br />
Kirche ist einerseits konstruktive<br />
Kraft bei der Gestaltung einer<br />
gemeinsamen Zukunft, andererseits tut sie<br />
sich schwer mit der Anerkennung ihrer<br />
dualen Rolle während des Krieges. Auch<br />
in der Bevölkerung weicht die Tendenz des<br />
Wegsehens nur langsam, beobachtet die<br />
Menschenrechtlerin Tatjana Perić. Gerade<br />
die serbisch-orthodoxe Kirche hätte aber<br />
aufgrund des grossen Vertrauens in der<br />
Bevölkerung die Aufgabe, die Aufarbeitung<br />
der Vergangenheit voranzutreiben.<br />
Sudan<br />
Zu früh für Versöhnung?: Die Kirchen<br />
im Südsudan waren während der dreissig<br />
Jahre Krieg nicht nur Zufluchtsstätten von<br />
Hungernden und Verwundeten, sie waren<br />
auch Vermittlerinnen zwischen den Parteien.<br />
Erst seit dem Friedensabkommen<br />
von 2005 scheinen sie desorientiert zu sein.<br />
Womöglich ist der Frieden noch zu fragil,<br />
um sich mit Wahrheit, Gerechtigkeit und<br />
Versöhnung auseinandersetzen zu können.<br />
Die vorgestellten Projekte und Prozesse<br />
zeigen, dass kirchliches Engagement<br />
gefragt ist, ihm aber gleichzeitig auch<br />
Grenzen gesetzt sind. Dass es sich lohnt,<br />
das Mögliche auszuloten und zu tun, hat<br />
an der HEKS-Konferenz vom 21. September<br />
2006 der Austausch zwischen Hilfswerksmitarbeitenden<br />
und Fachleuten aus<br />
den Konfliktregionen gezeigt.<br />
Thema Frieden<br />
Ein kostenloser Reader zur HEKS-<br />
Konferenz «Zwischen Krieg und Frieden:<br />
Die Rolle der Kirchen in Versöhnungs -<br />
prozessen» kann bei HEKS, Stampfenbachstr.<br />
123, 8035 Zürich bestellt werden.<br />
19. HEKS-Osteuropa-Tag<br />
Magazin<br />
Solidarität<br />
schafft Entwicklung<br />
Am traditionellen Osteuropa-Tag sprachen HEKS-Projektpartnerinnen und<br />
-partner über Solidarität in den Gesellschaften Mittel- und Südosteuropas.<br />
« Solidarität schafft Entwicklung» lautete das Thema des Osteuropa-Tags vom 20. Januar in<br />
Bern. Doch was bedeutet der Begriff «Solidarität» heute?<br />
Hauptreferent Jakub S. Trojan, Professor für Theologische Ethik an der Universität Prag<br />
und Mitunterzeichner der Charta 77, sprach über den Wandel des Begriffs in den ehemals kommunistischen<br />
Staaten: «Die offizielle Solidarität im sozialistischen Block war künstlich erzeugt<br />
durch die Propaganda der herrschenden Bürokratie.» Diese verordnete Solidarität war <strong>zum</strong><br />
Scheitern verurteilt, denn echte Solidarität könne nur von unten wachsen, so Trojan. «Sie kann<br />
nur aus einer persönlichen Entscheidung erwachsen. Es darf in ihr nicht der leiseste Anschein<br />
eines Befehls oder eines Zwangs sein.»<br />
Feldbericht aus dem Kosovo<br />
Auch für die zweite Referentin der Tagung, Hamide Latifi, entsteht Solidarität unmittelbar<br />
zwischen den Menschen. Die Direktorin der HEKS-Partnerorganisation Women for Women<br />
International-Kosova (WfWI) ist überzeugt, dass Menschen, welche die Solidarität anderer<br />
erfahren haben, selbst auch solidarisch handeln werden. In ihrem Vortrag – sie nannte ihn<br />
«einen Feldbericht aus dem Kosovo» – sprach sie über den Weg, den Frauen als Opfer des<br />
Kriegs zurückzulegen haben, um zu einem selbstbestimmten Leben zu gelangen. «Meine<br />
Erfahrungen zeigen, dass keine Tradition, keine Mentalität und keine Gewalt die Frauen im<br />
Kosovo davon abhalten können, ihr Leben neu zu gestalten und für Frieden einzustehen, wenn<br />
sie nur ein klein wenig Hilfe erhalten», sagt Latifi, die während der Regierungszeit von<br />
Milošević als Journalistin über die Unterdrückungen geschrieben hat. Dabei überwinden diese<br />
Frauen nicht nur ihre eigene Unterdrückung. Sie werden Fürsprecherinnen und Vorbilder für<br />
andere unterdrückte Frauen und können so am Anfang einer starken Bewegung für Entwicklung<br />
stehen.<br />
Neben den Referaten von Latifi und Trojan waren am gut besuchten Osteuropa-Tag<br />
weitere «Feldberichte» von HEKS-Partnerinnen und -Partnern aus Albanien, Armenien,<br />
Kosovo, Pakistan, der Republik Moldau, Rumänien, Serbien und Tschechien zu hören. (zue)<br />
Lilian Studer (l.),<br />
HEKS-Genderbeauftragte,<br />
und Hamide Latifi,<br />
Direktorin WfWI-Kosova.<br />
(Foto: Ruedi Lüscher)<br />
HEKS Handeln 295 · 1/07 17