Ausgabe zum Herunterladen - Heks
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Brennpunkt<br />
Libanon<br />
MIT FARBSTIFTEN GEGEN DAS<br />
KRIEGSTRAUMA<br />
Ein kurzer, heftiger Krieg im Sommer 2006. Israel bombardierte<br />
den Süden des Libanon, um die schiitische Hisbollah auszuschalten.<br />
Die Menschen flohen aus ihren zerstörten Dörfern.<br />
HEKS unterstützt seine Partnerorganisation<br />
Najdeh: zuerst in der Nothilfe,<br />
dann in den länger angelegten psycho -<br />
sozialen Projekten.<br />
Regine Elsener (Text und Foto)<br />
Die Zeichnungen der Kinder wirken<br />
luftig, fast flüchtig. Das Grauen, das<br />
sie gesehen haben, erscheint fast durchsichtig<br />
auf dem Papier. Wie würden die<br />
Bilder der Kinder wohl wirken, könnten<br />
sie sich mit Kräftigerem wie Malfarbe oder<br />
Ölkreide ausdrücken? Die Farbstifte verleihen<br />
den fallenden Bomben, den Flugzeugen,<br />
den kaputten Häusern, den liegenden<br />
Menschen eine Zartheit, die in<br />
krassem Gegensatz <strong>zum</strong> Krieg steht, der<br />
im vergangenen Sommer über den Libanon<br />
hereinbrach.<br />
Freies Zeichnen für Kinder ist ein Teil<br />
der psychosozialen Programme, die kurz<br />
nach dem Krieg von der lokalen palästinensischen<br />
Nichtregierungsorganisation<br />
(NGO) Najdeh realisiert wurden. «Auch<br />
Gesang, Tanz, Spiel und Sport gehören<br />
dazu», sagt Leila El Ali, Geschäftsführerin<br />
von Najdeh. Die Aktivitäten sind zugeschnitten<br />
auf die Bedürfnisse der Kinder<br />
und Jugendlichen, behutsames Nachfragen<br />
und Zuhören sind auf einer spielerischen<br />
Ebene integriert. Animatorinnen<br />
und Freiwillige teilen sich dabei die vielfältigen<br />
Aufgaben. Die psychosozialen<br />
Aktivitäten helfen den Kindern, ihre<br />
6 HEKS Handeln 295 · 1/07<br />
Kriegserlebnisse zu verarbeiten,<br />
ihre Ängste abzubauen, um seelisch<br />
zu genesen.<br />
Ein weiterer wichtiger Teil der<br />
Arbeit von Najdeh sind die Förderung<br />
des Dialogs zwischen den Kulturen<br />
und die Entwicklung einer<br />
freien Zivilgesellschaft. Die langjährige<br />
Partnerorganisation von HEKS<br />
arbeitet vorwiegend in den Palästinenserlagern<br />
und in verschiedenen<br />
Dörfern und unterhält landesweit 26<br />
Zentren. Najdeh kümmert sich – gerade<br />
auch jetzt in der unsicheren Nachkriegszeit –<br />
primär um Frauen und Kinder, insbesondere<br />
allein erziehende Mütter. «Frauen haben<br />
immer, in jeder Situation, alle Hände<br />
voll zu tun – sie kümmern sich um die Erziehung<br />
und Betreuung der Kinder, machen<br />
die Hausarbeit, kochen, waschen, putzen»,<br />
sagt El Ali, «und nun leiden sie nicht<br />
nur unter den eigenen Kriegserlebnissen,<br />
sondern sind zusätzlich mit den Traumata<br />
ihrer Männer und Kinder konfrontiert.»<br />
Viele Mütter sind ausgebrannt, psychisch<br />
am Anschlag. Ihnen bietet Najdeh durch<br />
Einzelgespräche, Beratungen, Gesprächsrunden<br />
und Workshops eine Stütze.<br />
Gut organisierte<br />
Hilfsgüterverteilung<br />
Im Süden Libanons haben viele Bauernfamilien<br />
ihr ganzes Hab und Gut, ihren Hof,<br />
die Tiere, die Ernte und damit ihre Existenzgrundlage<br />
verloren: Nach den israelischen<br />
Angriffen verunmöglichen Minen<br />
und unzählige nicht detonierte Streubomben<br />
die Arbeit in den Tabakfeldern, in Oliven-<br />
und Zitruspflanzungen und in den<br />
Gemüsegärten. Die Familienväter und<br />
jungen Männer ergattern zwar manchmal<br />
einen Tagesjob, meist sind sie aber zur Untätigkeit<br />
verurteilt.<br />
Im Dorf Majdelzuen, auf der Anhöhe<br />
hinter der Stadt Tyr gelegen, werden Hilfs-