06.12.2012 Aufrufe

Ärzteblatt November 2008 - Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern

Ärzteblatt November 2008 - Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern

Ärzteblatt November 2008 - Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

AUS DER KAMMER<br />

HIV und Schwangerschaft – Screening und<br />

Dokumentation im Mutterpaß<br />

Mitteilung des AIDS-Ausschusses der <strong>Ärztekammer</strong> <strong>Mecklenburg</strong>-<strong>Vorpommern</strong><br />

Trotz aller Bemühungen um Prävention ist weiterhin festzustellen,<br />

daß sich die HIV-Infektion weiter ausbreitet. So waren<br />

im 1. Halbjahr 2007 in Deutschland 1334 Neuinfektionen<br />

zu registrieren, was einer Steigerung um 9 % gegenüber<br />

dem 1. Halbjahr 2006 entspricht. Für <strong>2008</strong> veröffentlichte<br />

das Robert-Koch-Institut (RKI) keine Halbjahreszahlen.<br />

Im Jahr 2007 wurden in Deutsch land 16 Kinder und Neugeborene<br />

mit einer HIV-Infektion registriert, die sich über die<br />

Mutter infiziert hatten. Dabei wurden in Deutschland zwischen<br />

1997 und 2007 insgesamt 11 infizierte Kinder geboren.<br />

In 10 Fällen war der Mutter kein HIV-Test angeboten<br />

worden (Pressemitteilung des RKI v. 08.10.2007).<br />

Bei einer zu erwartenden Prävalenz von 30 bis 40 HIV-Infektionen<br />

pro 100.000 schwangere Frauen (bei nicht bekannter<br />

Dunkelziffer) sind Schwangere als Niedrigrisikokollektiv anzusehen.<br />

Insofern stellt HIV in der Schwangerschaft bis jetzt<br />

noch ein zahlenmäßig geringes Problem dar.<br />

Jede Schwangere hat Anspruch auf einen kostenlosen HIV-<br />

Test. Dieses Recht ist fest in den „Mutterschaftsrichtlinien“<br />

(Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses über die<br />

ärztliche Betreuung während der Schwangerschaft und<br />

nach der Entbindung in der Fassung vom 10.12.1985, zuletzt<br />

geändert am 13.08.<strong>2008</strong>) verankert. Trotzdem nehmen nur<br />

etwa 50 % der Schwangeren den Anspruch auf einen HIV-<br />

Test wahr. Dabei besteht keine Kenntnis darüber, wie vielen<br />

Schwangeren der Test überhaupt angeboten wurde oder ob<br />

die Schwangere den Test ablehnte.<br />

Zur Vermeidung einer vertikalen Mutter-Kind-Transmission<br />

müssen 20.000 Schwangere getestet werden („number needed<br />

to screen“). Daraus resultiert, daß nur mit einer großen<br />

Anzahl untersuchter Schwangerer eine wirksame Prävention<br />

erreicht werden kann.<br />

In einer Stellungnahme vom 13.09.2007 hat der Gemeinsame<br />

Bundesausschuß die Gründe zum Beschluß über eine<br />

Änderung der bisherigen Festlegungen in den Mutterschaftsrichtlinien<br />

hinsichtlich HIV-Screening in der Schwangerschaft<br />

erläutert.<br />

Dabei wurden folgende wesentliche Aussagen getroffen:<br />

1. Jeder Schwangeren soll ein HIV-Test empfohlen werden,<br />

da die Wahrscheinlichkeit einer HIV-Übertragung<br />

auf das Kind durch wirksame therapeutische Maßnahmen<br />

erheblich gesenkt werden kann.<br />

2. Die Testdurchführung erfordert eine Beratung und Information<br />

zum HIV-Test und die Einwilligung der Schwangeren.<br />

3. Grundlage der Beratung sollte die Patientinneninformation<br />

zur HIV-Testung (Anlage 4 zu Abschnitt A.<br />

Nummer 1 der Mutterschaftsrichtlinien) sein.<br />

4. Die Durchführung der Beratung zum HIV-Test ist im<br />

Mutterpaß zu dokumentieren.<br />

5. Die Testdurchführung und das Ergebnis der Untersuchung<br />

werden im Mutterpaß nicht dokumentiert.<br />

Alle Frauenärztinnen und -ärzte sind aufgerufen, die o. g.<br />

Empfehlungen konsequent umzusetzen, um die Anzahl HIVinfizierter<br />

Neugeborener zu reduzieren.<br />

Dr. med. Michael Bolz<br />

Dr. med. Gerhard Hauk<br />

AIDS-Ausschuß der <strong>Ärztekammer</strong> M-V<br />

Seite 374 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!