Ärzteblatt November 2008 - Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern
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WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG<br />
Tab. 1: Einteilung der Glucosekategorien in 1 - 7<br />
NBZ 1 h Wert 2 h Wert<br />
Kategorie 1 unter 4,2 mmol/l unter 5,8 mmol/l unter 5,0 mmol/l<br />
Kategorie 2 4,2 bis 4,4 mmol/l 5,9 bis 7,3 mmol/l 5,1 bis 6,0 mmol/l<br />
Kategorie 3 4,5 bis 4,7 mmol/l 7,4 bis 8,6 mmol/l 6,1 bis 6,9 mmol/l<br />
Kategorie 4 4,8 bis 4,9 mmol/l 8,7 bis 9,5 mmol/l 7,0 bis 7,7 mmol/l<br />
Kategorie 5 5,0 bis 5,2 mmol/l 9,6 bis 10,7 mmol/l 7,8 bis 8,7 mmol/l<br />
Kategorie 6 5,3 bis 5,5 mmol/l 10,8 bis 11,7 mmol/l 8,8 bis 9,8 mmol/l<br />
Kategorie 7 mehr als 5,6 mmol/l mehr als 11,8 mmol/l mehr als 9,9 mmol/l<br />
Primäre Kriterien waren:<br />
1. Geburtsgewicht oberhalb der 90. Perzentile nach Gestationsalter<br />
2. Primäre Sectiorate<br />
3. Klinisch diagnostizierte neonatale Hypoglykämien<br />
4. Nabelschnur-C-Peptid oberhalb der 90. Perzentile<br />
(Parameter für fetalen Hyperinsulinismus)<br />
Als sekundäre Kriterien wurden ausgewertet:<br />
1. Geburt vor der 37. SSW<br />
2. Schulterdystokie und Geburtsverletzungen des Neugeborenen<br />
3. Notwendigkeit neonataler Intensivbehandlung<br />
4. Hyperbilirubinämie<br />
5. Präeklampsie<br />
Die gemessenen Glukosekategorien wurden in eins bis sieben<br />
unterteilt, wobei Kategorie fünf etwa den Werten für einen<br />
manifesten Gestationsdiabetes entspricht (Tab. 1). Sowohl Geburtsgewicht,<br />
primäre Sectiorate als auch Nabelschnur-C-Peptid<br />
stiegen mit Nüchternglukosewerten, 1h Wert und 2h Wert<br />
von Kategorie eins bis sieben an, lediglich klinisch relevante<br />
Hypoglykämien waren bis auf den Anstieg bei NBZ Werten<br />
von über 5,6 mmol/l gleichbleibend in der Häufigkeit. Bei den<br />
sekundären Kriterien war der Zusammenhang mit zunehmender<br />
mütterlicher Hyperglykämie ebenfalls nachweisbar, aber<br />
weniger ausgeprägt. Keine Korrelation bestand bei NBZ zu<br />
Frühgeburt, Notwendigkeit neonataler Intensivbehandlung<br />
und fetaler Hyperbilirubinämie.<br />
Zusammenfassung/ Fazit:<br />
Hauptergebnis der Studie ist der Nachweis, daß mit steigenden<br />
mütterlichen Blutglukosewerten unterhalb der definier-<br />
ten Grenzbereiche für eigentlichen Diabetes bereits die Risiken<br />
für das Auftreten der primären und sekundären Kriterien zunehmen.<br />
Zusammenhänge sind für NBZ, 1 h Wert und 2h Wert<br />
erkennbar. Allerdings ist kein Schwellenwert erkennbar und<br />
die Relevanz der einzelnen primären Kriterien ist sehr unterschiedlich.<br />
Limitationen der Studie sind die Teilnehmerzahl von 54 Prozent<br />
der Schwangeren und der Beobachtungscharakter – das<br />
heißt, Zusammenhänge sind wahrscheinlich, aber nicht bewiesen.<br />
Außerdem fanden Ernährungsstatus der Frauen und Gewichtszunahme<br />
während der Schwangerschaft keine Berücksichtigung.<br />
Zusätzlich wird die Wahl des Entbindungsmodus<br />
möglicherweise auch beeinflußt von mütterlichem BMI oder<br />
in der vorherigen Schwangerschaft aufgetretenem Gestationsdiabetes,<br />
fetaler Makrosomie oder Schulterdystokie.<br />
Der unbestrittene Nutzen der Studie besteht darin, daß die<br />
HAPO-Ergebnisse jetzt in klinische Grenzwerte übersetzt werden<br />
müssen, um endlich ein Screening als festen Bestandteil<br />
der Mutterschaftsvorsorge zu integrieren. Es sollte außerdem<br />
ein Umdenken einsetzen, daß BZ-Werte in der Schwangerschaft<br />
unterhalb der Grenzbereiche des Gestationsdiabetes<br />
schon Einfluß auf mütterliches und fetales outcome haben.<br />
Verfasserin:<br />
Dr. med. Britta Hinken<br />
Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
Ernst-Moritz-Arndt-Universität<br />
Wollweberstr. 1-3<br />
17475 Greifswald<br />
E-Mail: frauenklinik@uni-greifswald.de<br />
Seite 368 ÄRZTEBLATT MECKLENBURG-VORPOMMERN