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<strong>11</strong> <strong>2015</strong><br />
NOVEMBER<br />
EXKLUSIV<br />
PREMIERE<br />
DUCATI<br />
160 <strong>PS</strong>!<br />
MONSTER 1200 R<br />
neu TUNE-UP<br />
210 <strong>PS</strong>!<br />
Yamaha<br />
YZF-R3<br />
PREMIERE<br />
HONDA<br />
RC213V-S<br />
Ducati<br />
<strong>11</strong>99 Panigale<br />
Suzuki<br />
Hayabusa<br />
NEU FÜR 2016<br />
KAWASAKI<br />
ZX-10R<br />
l Neuer Motor<br />
l Neues Fahrwerk<br />
l Neue Elektronik<br />
VERGLEICHSTEST<br />
KTM 690 Duke R<br />
Honda CB 1000 R<br />
Suzuki GSX-R 750<br />
Yamaha MT-09<br />
AUTOBAHN-SHOOTOUT<br />
KTM<br />
1290 Super Adventure<br />
Von Süd nach Nord –<br />
WELCHE IST AM SCHNELLSTEN?<br />
TRIUMPH<br />
STREET<br />
TRIPLE<br />
675<br />
Deutschland € 3,90<br />
Österreich € 4,40; Schweiz sfr 7,20;<br />
BeNeLux € 4,50; Italien € 5,20;<br />
Slowenien € 5,20; Spanien € 5,20<br />
<strong>PS</strong>-ONLINE.DE
PREMIERE<br />
INHALT <strong>11</strong>/<strong>2015</strong><br />
Fotos: fact, 2snap<br />
48<br />
Die Jungs schnappen sich vier unterschiedliche<br />
Brenner, um auf der Landstraße herauszufinden,<br />
welches Bike am schärfsten funkt<br />
SZENE<br />
04 NEWS/PRODUKTE<br />
Shoei X-Spirit III; Honda 2&4 Concept<br />
Car; MV Agusta F3 800-Sondermodell;<br />
Editorial; R1-Sondermodell;<br />
neuer Power-Cruiser von Ducati;<br />
Kurzinterview Horst Saiger; Kurzmeldungen;<br />
Produktneuheiten<br />
TEST<br />
10 VORSTELLUNG<br />
Neue Kawasaki ZX-10R<br />
14 PREMIERE<br />
Honda RC213V-S<br />
20 TEST<br />
Autobahnhatz von Berchtesgaden<br />
nach Flensburg<br />
36 PREMIERE<br />
Ducati Monster 1200 R<br />
40 ZONKOS ATTACKE<br />
MV Agusta F3 800 Ago<br />
EXKLUSIV<br />
DUCATI<br />
<strong>11</strong> <strong>2015</strong><br />
NOVEMBER<br />
MONSTER 1200 R<br />
neu TUNE-UP<br />
NEU FÜR 2016<br />
KAWASAKI<br />
ZX-10R<br />
l Neuer Motor<br />
160 <strong>PS</strong>!<br />
48 VERGLEICHSTEST<br />
KTM 690 Duke R, Honda CB 1000 R,<br />
Suzuki GSX-R 750, Yamaha MT-09<br />
SERVICE<br />
60 TUNE UP<br />
Triplespeed Headquarters optimieren<br />
die Triumph Street Triple 675<br />
SPORT<br />
78 YAMAHA R6-CUP<br />
Der <strong>PS</strong>-Redakteur musste die harte<br />
Realität im Cup erfahren<br />
84 PITLANE<br />
Saisonfinale: T-Cup und T-Challenge<br />
90 TITELKAMPF IN DER MOTOGP<br />
Jorge Lorenzo vs. Valentino Rossi<br />
96 SPORT-NEWS<br />
Superbike- und Supersport-WM-Titel<br />
für Kawasaki; IDM-Entscheidungen<br />
RUBRIKEN<br />
68 MARKT<br />
77 LESERBRIEFE<br />
88 DSK-NACHRICHTEN<br />
98 VORSCHAU/IMPRESSUM<br />
Das komplette Heft gibt es auch als E-Paper fürs iPad.<br />
Mehr Infos: www.ps-online.de/ps-epaper<br />
90<br />
MotoGP: Welcher der<br />
beiden Yamaha-Piloten<br />
gibt mehr Gas?<br />
Offizielle<br />
Mitgliederzeitschrift<br />
<strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong> 3
SZENE<br />
NEWS<br />
EXKLUSIVTEST<br />
NEUER<br />
X-SPIRIT<br />
Neue Schale, neues, verstellbares<br />
Polster und die neue Belüftung sind<br />
die großen Entwicklungsschritte am<br />
neuen Shoei-Supersport-Helm<br />
Fotos: Shoei, Friedrich Weisse<br />
SHOEI-NEUHEIT Kaum ist der Schweiß<br />
von Marc Márquez getrocknet, konnten<br />
wir von <strong>PS</strong> den nagelneuen Shoei-Rennhelm<br />
Spirit III als erstes Motorrad-Magazin<br />
der Welt testen – so könnte man<br />
umschreiben, wie heiß dieser Test für<br />
uns lief. Denn am Donnerstag vor dem<br />
Aragon-MotoGP-Rennen fuhr Márquez<br />
noch die letzte Entwicklungsstufe des<br />
neuen Helms, und schon am Samstag<br />
traf die erste homologierte Version extra<br />
für uns beim IDM-Finale in Hockenheim<br />
ein. Der X-Spirit III als neuer Top-Helm<br />
von Shoei beeindruckt schon beim Betrachten.<br />
Die Schale ist völlig neu, das<br />
Design mit den Aerodynamik-Flügeln am<br />
Heck lässt an Star Wars denken. Die Flügel<br />
können durch breitere oder schmalere<br />
Teile ausgetauscht werden, um so die<br />
perfekte Aerodynamik für jeden Fahrer<br />
zu finden. Wir rücken mit einer 1290<br />
Super Duke R zum ultimativen Autobahntest<br />
aus. Bei Tempo 200 drängt sich<br />
das Entwicklungsziel von Shoei mächtig<br />
auf, denn der Helm wirkt trotz tosendem<br />
Sturm immer noch sehr leicht, stabil<br />
und besonders windschlüpfrig. Außerdem<br />
ist die Belüftung durch sechs Einund<br />
sechs Auslässe eine Wucht. Wangen,<br />
Front und auch der Hinterkopf können<br />
individuell belüftet werden, und die<br />
neu gestalteten Kanäle funktionieren<br />
sehr gut. Einziger Kritikpunkt: Die<br />
kleinen Schieber sind mit dem<br />
Handschuh nur mäßig zu bedienen.<br />
Der Clou am X-Spirit III ist<br />
allerdings das um bis zu vier<br />
Grad verstellbare Innenpolster,<br />
mit dem man den Helm<br />
seinem Fahrstil anpassen<br />
und das allgemein große<br />
Sichtfeld nach oben oder<br />
unten schieben kann. Den<br />
Helm wird es ab März 2016<br />
ab 699 Euro (ohne Dekors)<br />
geben.<br />
4 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong>
EDITORIAL<br />
NEUES MATERIAL, BITTE!<br />
MV & AMG<br />
ENGE BANDE<br />
Honda-Flitzer mit RC213V-S-Motor – wenn<br />
schon keine neue Fireblade kommt...<br />
HONDA-KOOPERATION<br />
2 UND 4 VEREINT<br />
So ein heißes Gefährt kann dabei<br />
herauskommen, wenn bei Honda die<br />
Zweirad- und Vierrad-Entwickler ihre<br />
Köpfe zusammenstecken. Project 2&4<br />
nennt sich diese Studie, deren Eckdaten<br />
jedem Motorsport-Fan Lust auf<br />
das Fahrzeug machen. Der Motor<br />
stammt nämlich aus der aktuellen<br />
MotoGP-Replika RC213 V-S in der offenen<br />
215-<strong>PS</strong>-Version. Übersetzt wird<br />
die Kraft durch ein Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe.<br />
Das Ganze<br />
sitzt als Mittelmotor rechts neben<br />
dem Fahrer, der wie bei einem großen<br />
Kart knapp über dem Boden in einem<br />
Einzelsitz Platz findet. Die optische<br />
Nähe zu den Honda-Formel 1-Rennern<br />
der 1960er-<br />
Jahre wie dem<br />
RA 272 dürften<br />
Kennern dieser<br />
Autos sofort auffallen. Leider gibt es<br />
sonst keine Daten für das Fahrzeug,<br />
das Honda auf der IAA in Frankfurt<br />
unlängst enthüllte. Ob es dieses Gefährt,<br />
das dem KTM Crossbow nicht<br />
ganz unähnlich ist, je geben wird, ließ<br />
Honda bisher offen. Angesichts der<br />
Modellflaute bei den supersportlichen<br />
Motorrädern aus dem Reich der<br />
Flügel müssen wir uns wenigstens<br />
mit solchen Konzept-Studien die<br />
Freude auf hoffentlich bald verfügbare<br />
Maschinen erhalten.<br />
Fotos: Honda, 2snap<br />
Während die MotoGP-WM gerade erst<br />
unter Hochspannung auf die Zielgerade<br />
einbiegt, sind die Titel in den<br />
anderen wichtigen Rennserien wie<br />
der Supersport- und Superbike-WM<br />
und auch der IDM längst verteilt. Auf<br />
dem internationalen Parkett konnte<br />
Kawasaki in diesem Jahr wieder ganz<br />
groß abräumen und die Weltmeisterkrone<br />
sowohl bei den 600ern – inklusive<br />
Superstock600-EM – wie auch<br />
bei den Superbikes einfahren. Glückwunsch<br />
an die Grünen! Uns als Sportmotorrad-Magazin<br />
freut es natürlich<br />
besonders, dass wir schon vor der<br />
EICMA Näheres über das käufliche<br />
neue Superbike von Kawasaki erfahren<br />
dürfen, in das eine Menge<br />
Erfahrung eben aus der Superbike-<br />
WM eingeflossen sein soll und das<br />
wir ab Seite 10 direkt an Sie, liebe<br />
Leser, inklusive erster Bilder weitergeben<br />
können. Kawasaki ist damit<br />
auch ganz vorn, was Supersport-<br />
Neuvorstellungen für 2016 angeht.<br />
Die anderen Hersteller halten sich<br />
noch bedeckt, was zum einen in Jahren<br />
ohne INTERMOT nicht verwundert,<br />
werden die Daten dann bis zur<br />
anderen wichtigen Motorrad-Messe<br />
EICMA im November eisern unter<br />
Verschluss gehalten. Aber bei der<br />
einen oder anderen Marke deutet<br />
leider einiges darauf hin, dass auch<br />
2016 in Sachen Supersport-Bikes<br />
nicht viel passieren könnte. Doch wir<br />
dürfen uns trotzdem schon auf die<br />
nächste Saison freuen, denn neben<br />
Kawasaki versprechen zumindest<br />
auch Suzuki und Ducati, dass sie der<br />
spannenden, existierenden Palette an<br />
Supersportlern noch das ein oder andere<br />
Sahnestück hinzufügen werden.<br />
Na, dann – wir geben weiter Gas!<br />
Auch MV Agusta tanzte auf<br />
der IAA und pflegte die<br />
Bande zum Mercedeseigenen<br />
Tuner AMG, der<br />
Anteile an MV hält. Mit<br />
dem Sondermodell der<br />
F3 800 in der AMG-Farbe<br />
„Solarbeam“ möchte die<br />
Sportmarke aus Varese<br />
den sportlichen Enthusiasmus<br />
der beiden Marken<br />
unterstreichen. Zu kaufen<br />
ist das Sondermodell<br />
allerdings nicht.<br />
Foto: MV Agusta<br />
Foto: Yvonne Hertler<br />
Uwe Seitz, leitender Redakteur<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE
SZENE<br />
NEWS<br />
NEUER ÖLANSCHLAG<br />
POLIZEI SUCHT ATTENTÄTER<br />
Foto: Polizei Bayern<br />
Dainese-Airbag-Jacke<br />
DIE „MISANO 1000“<br />
IST DIE ERSTE AIR-<br />
BAG-JACKE VON<br />
DAINESE, DIE OHNE<br />
VERBINDUNG ZUM<br />
MOTORRAD AUS-<br />
KOMMT. 1499 EURO<br />
MUSS EINEM DIESES<br />
FEATURE WERT SEIN.<br />
Nachdem bereits 20<strong>11</strong> ein Honda-Fahrer<br />
im Allgäu bei einem Ölunfall tödlich verletzt<br />
wurde und die Polizei damals Vorsatz<br />
feststellte, wird fieberhaft nach dem<br />
Attentäter gesucht. Leider bisher ohne<br />
Erfolg, auch wenn es Hinweise dafür gibt,<br />
dass der Verursacher weitere solche Ölattacken<br />
geplant und durchgeführt hat.<br />
Zum Glück kam es nicht zu mehr Opfern.<br />
Allerdings stieß die Polizei am 19. September<br />
in einer lang gezogenen Kurve<br />
zwischen Dorfen und Petting im Landkreis<br />
Traunstein erneut auf eine Ölspur<br />
über die gesamte Fahrbahn, bei der für<br />
die ermittelnden Beamten alles auf Vorsatz<br />
hindeutet. Ein direkter Zusammenhang<br />
mit dem Unfall 20<strong>11</strong> besteht zwar<br />
offensichtlich nicht, nichtsdestotrotz ist<br />
das juristisch mindestens versuchter Totschlag,<br />
und die Polizei sucht zu dieser<br />
gelegten Ölspur dringend Zeugen. Hinweise<br />
bitte unter Tel. 0 86 62/6 68 20.<br />
Foto: Dainese<br />
NEUE DUCATIS 2016<br />
DICKERE MOTOREN – DOCH KEIN ZAHNRIEMEN<br />
2016 sollen neben der Monster 1200 R<br />
(siehe S. 36) noch mindestens sieben<br />
weitere Neuheiten von Ducati kommen.<br />
Man hört von einer Hypermotard<br />
mit einem 921-cm³-Twin und sogar<br />
einer Panigale mit ähnlich großem Antrieb.<br />
Ebenfalls neu könnte die Diavel<br />
kommen. Doch jüngste Meldungen aus<br />
dem Ducati-Umfeld stellen höchstens<br />
eine Diavel Carbon mit kleinem<br />
Facelift in Aussicht. Der an Erlkönigen<br />
bereits erspähte Zahnriemenantrieb<br />
sowie eine Version<br />
mit erheblich verschlankterem<br />
Äußeren und Testastretta mit<br />
variablen Ventilsteuerzeiten<br />
(DVT), wie sie unser Designer Kar Lee<br />
schon mal entworfen hat (siehe Bild),<br />
scheinen doch noch länger auf sich<br />
warten zu lassen. Mehr Gewissheit<br />
bringt die EICMA nächsten Monat,<br />
auf der Ducati traditionell<br />
gern geballt<br />
Neuheiten vorstellt.<br />
Retusche: kardesign<br />
6 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong>
60 JAHRE YAMAHA<br />
JUBILÄUMS-BIKE<br />
In diesem Jahr feiert Yamaha als<br />
Motorrad-Hersteller sein 60-jähriges<br />
Bestehen. Zur Feier dieses<br />
Jubiläums wird es das aktuelle<br />
Superbike YZF-R1 im klassischen<br />
„Speedblock-Design“ geben, das<br />
King Kenny Roberts Ende der<br />
1970er berühmt gemacht hat.<br />
Diese R1 soll ab Januar verfügbar<br />
sein und 19495 Euro kosten. Dazu<br />
gibt es noch einen Slip-on-Schalldämpfer<br />
von Akra povic.<br />
Foto: Yamaha<br />
INTERVIEW MIT HORST SAIGER<br />
WIE NAH IST DIE NORDSCHLEIFE AM ROAD RACING?<br />
Horst Saiger ist eingefleischter Road<br />
Racer mit Rennerfahrung und Top-<br />
Platzierungen von der TT auf der Isle of<br />
Man über die Northwest 200 bis zum<br />
Macau Grand Prix. Wir haben den immer<br />
gut gelaunten Österreicher an der<br />
Nordschleife getroffen und wollten von<br />
ihm wissen, was er von Deutschlands<br />
ab gefahrenster Rennstrecke hält.<br />
? Du warst jetzt als Metzeler-<br />
Botschafter beim MOTORRAD action<br />
team-Training an der Nordschleife.<br />
Dein Eindruck von dieser Strecke?<br />
! Für mich war es ja das erste Mal<br />
überhaupt! Die Nordschleife ist eine unglaubliche<br />
Rennstrecke, eine sehr lange<br />
und abwechslungsreiche Piste, die sofort<br />
süchtig macht. Ich bin froh, dass ich<br />
Moritz und Thilo Günter und Sebastian<br />
Klettke hinterherfahren durfte und nicht<br />
selbst nach dem Weg suchen musste.<br />
Die Strecke hat es wirklich in sich.<br />
? Was macht die Piste für dich so<br />
einzigartig?<br />
! Am besten gefallen mir die sehr<br />
flüssigen Kurven und natürlich das<br />
ständige Bergauf und Bergab. Für die<br />
schnellen Streckenabschnitte war ich<br />
leider noch viel zu langsam, aber ich<br />
kann mir gut vorstellen, wie unglaublich<br />
es ist, hier mit vollem Karacho durchzudonnern.<br />
Die meisten Kurven sind stark<br />
überhöht, das ist einfach genial!<br />
? Wie nah ist die Nordschleife an<br />
einer echten Road Race-Strecke wie<br />
dem TT-Mountain Course dran?<br />
! Durch die Länge und das Gelände<br />
hat es natürlich eine sehr große Ähnlichkeit<br />
mit einer Road Race-Strecke, aber<br />
durch die künstliche Streckenführung ist<br />
es doch mehr ein langer, einzigartiger<br />
Rundkurs. Außerdem ist der Nordschleifen-Belag<br />
verglichen mit dem der TT wie<br />
ein Baby-Popo gegen den Hintern eines<br />
Elefanten.<br />
? Es gibt immer wieder Pläne<br />
für eine echte Road Race-WM. Auch<br />
die Nordschleife wird dafür ins Spiel<br />
gebracht. Macht das für dich Sinn?<br />
! Absolut, die Nordschleife hätte in<br />
meinen Augen die volle Berechtigung<br />
in so einer WM. Da braucht es aber viel<br />
Übung hier. Helmut Dähne könnte einen<br />
Gaststart machen und den jungen Wilden<br />
von der Insel mal richtig einheizen.<br />
Würde mich auch echt interessieren, wie<br />
mein Kumpel John McGuinness sich hier<br />
schlagen würde.<br />
Foto: Metzeler<br />
Wie es geht, Horst? 2016 bietet das<br />
action team wieder exklusive Nordschleifentrainings:<br />
www.actionteam.de<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong> 7
SZENE<br />
NEWS<br />
Foto: fact<br />
KURZ & KNAPP<br />
++ R1M WIEDER DA ++<br />
Die für <strong>2015</strong> schnell vergriffene<br />
Yamaha R1M mit elektronischem<br />
Fahrwerk kann<br />
seit 1. Oktober für 2016 bestellt<br />
werden. Die Registrierung<br />
erfolgt ausschließlich<br />
online. Infos: www.yamahamotor.de<br />
++ NEUER AUFTRITT++<br />
Öhlins DTC, die deutsche<br />
Niederlassung des schwedischen<br />
Fahrwerksexperten,<br />
hat eine neue Webseite.<br />
Unter www.ohlins.eu können<br />
Motorradfahrer neben allgemeinen<br />
Informationen auch<br />
nach spezifischen Produkten<br />
für ihr Fahrzeug suchen und<br />
deren aktuelle Verfügbarkeit<br />
am Lager in Meuspath<br />
(Nürburgring) abrufen,<br />
Hand bücher und Einbauanleitungen<br />
finden oder prüfen,<br />
ob ihr Produkt von einer<br />
Rückrufaktion betroffen ist.<br />
++ HEIN GERICKE ++<br />
Kurz vor Redaktionsschluss<br />
erreichte uns die Meldung,<br />
dass die Hein Gericke-Kette<br />
beim Amtsgericht Düsseldorf<br />
die Einleitung eines Schutzschirmverfahrens<br />
in Eigenverwaltung<br />
beantragt hat.<br />
Hein Gericke hat diesen<br />
Antrag wegen drohender<br />
Zahlungsunfähigkeit gestellt.<br />
Ursächlich hierfür sind laut<br />
HG-Pressemeldung finanzielle<br />
„Altlasten“ sowie überdimensionierte<br />
Strukturen,<br />
was jetzt beschleunigt abgearbeitet<br />
werden soll.<br />
ZUSAMMEN MIT UNSEREN<br />
TUNE UP-PARTNERN VON TRIP-<br />
LESPEED HEADQUARTERS (SIE-<br />
HE AB S. 60) WIRD <strong>PS</strong> AUF DER<br />
ESSEN MOTOR SHOW VOM<br />
28.<strong>11</strong>. BIS 6.12. EIN SPEZIELLES<br />
TUNING-BIKE AUSSTELLEN.<br />
DAZU WERDEN WIR ÜBER UNSERE FACEBOOK-<br />
SEITE AB 26.10. DAS MOTORRAD VORSTELLEN UND<br />
DEN <strong>PS</strong>-LESERN DIVERSE ANBAUTEILE UND<br />
UMBAUMASSNAHMEN ZUR WAHL STEL-<br />
LEN. WER SICH BETEILIGT, KANN<br />
MITENTSCHEIDEN, WAS AUS<br />
DEM SERIENMOTORRAD<br />
WIRD: LANDSTRASSEN-<br />
WAFFE ODER OPTI-<br />
SCHER AUFRISS?<br />
STAY TUNED!<br />
Foto: probrake<br />
ALLES IM GRIFF<br />
In Kürze erscheinen die neuen klappbaren und über<br />
eine Schiene auch längenverstellbaren (zwei bis vier<br />
Finger) Brems- und Kupplungshebel von Probrake mit<br />
ABE. Der Verkaufspreis beginnt bei 169 Euro pro Hebel, der<br />
für alle gängigen Sportler und Naked Bikes zu haben ist. Die<br />
Hebelweite des CNC-gefrästen Aluteils lässt sich sechsfach<br />
justieren. Die Teile kommen in acht verschiedenen Farben.<br />
www.probrake.de<br />
Neue Farben<br />
KAWASAKI WIRD NICHT PLÖTZ-<br />
LICH LILA, ABER DIE Z 800- UND<br />
DIE ER-REIHE BEKOMMEN<br />
FÜR 2016 NEUE FARBEN WIE<br />
DAS URBAN CITY WHITE/<br />
METALLIC SPARK BLACK.<br />
Foto: Kawasaki<br />
8 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong>
TEILE-<br />
HANDEL<br />
Neues Bekleidungszubehör<br />
und Freizeitklamotten für<br />
Racer und Sportfahrer.<br />
KTM Seit September<br />
neu im PowerWear-<br />
Shop ist der Helm<br />
„Aviator 2.1 White“<br />
exklusiv von Airoh.<br />
Der Helm besteht aus<br />
einem Karbon-Kevlar-Mix,<br />
wiegt 950 g<br />
(M) und kostet ca. 550<br />
Euro. www.ktm.com<br />
YAMAHA Der 60. Geburtstag<br />
von Yamaha<br />
Motors schlägt sich<br />
auch in einer neuen<br />
Klamotten-Kollektion<br />
in „Speedblock<br />
Yellow“ nieder. Das<br />
Angebot reicht von<br />
Shirts bis zur TW<br />
Steel-Uhr www.<br />
yamaha-motor.eu<br />
ALPINESTARS Der neue<br />
Rover St Drystar (94,95 Euro)<br />
besteht aus Polyestergewebe<br />
und Leder und besitzt<br />
eine wasserdichte Membran.<br />
Damit eignet er sich für<br />
Sportfahrer auf der Straße –<br />
passend für die milden, aber<br />
noch wechselhaften Frühjahrstage<br />
nächste Saison.<br />
www.alpinestars.com<br />
Fotos: Hersteller<br />
STYLEMARTIN baut eine<br />
ganze Latte an „stylischen“<br />
Schuhen für Motorradfahrer.<br />
So auch den<br />
„Richmond“, der erstmals<br />
auf der EICMA zu sehen<br />
sein wird. Den Sommerschuh<br />
gibt es ausschließlich<br />
in Grün/Grau. Der<br />
Preis steht noch nicht fest.<br />
www.stylemartin.it<br />
PREVIEWDAY: 27.<strong>11</strong>.
NEUVORSTELLUNG<br />
KAWASAKI ZX-10R<br />
WM-CHAMPION<br />
FÜR ALLE<br />
Als erneuter Superbike-Weltmeister<br />
beweist Kawasaki<br />
Dominanz. Abgeleitet vom<br />
siegreichen Werksrenner<br />
erwartet Privatiers 2016<br />
eine stark überarbeitete<br />
ZX-10 R.<br />
Text: Tobias Münchinger; Fotos: Kawasaki<br />
Denkbar wäre, dass<br />
die Heavy Industries<br />
der neuen ZX-10R<br />
später noch ein nicht<br />
straßenzulassungsfähiges<br />
Race-Bike<br />
zur Seite stellen<br />
10 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong>
Mächtiger Vorbau: Die neue Rahmengeometrie<br />
versammelt mehr<br />
Gewicht an der Front als zuvor<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong> <strong>11</strong>
Highlights: Die Brembo M50-Monoblocks<br />
beißen in 330er-Bremsscheiben.<br />
Erstmals kommt in<br />
e inem Serienmodell die mit Showa<br />
in der WSBK entwickelte Balance<br />
Free Front Fork zum Einsatz. Die<br />
Gabel mit externer Druckkammer<br />
verspricht Top-Performance<br />
In den letzten Jahren war Kawasakis<br />
Auftreten im Rennsport oft von<br />
Erfolg gekrönt. Dennoch hinkt das<br />
Superbike in der Serie der Konkurrenz<br />
technologisch hinterher. Mit dem<br />
Modelljahr 2016 zieht ein neuer Wind<br />
auf, denn die Maschine wurde endlich<br />
auf das nächste Level gehoben. Die<br />
Spitzenleistung gibt Kawasaki jetzt mit<br />
200 <strong>PS</strong> bei 13000/min an, mit Staudruck<br />
(Ram-Air) gar 210 <strong>PS</strong>. Im unteren<br />
bis mittleren Drehzahlbereich leistete<br />
sich das alte Modell einen Durchhänger,<br />
was durch eine engere Getriebeübersetzung<br />
gezielt behoben<br />
worden sein soll. Der Reihenvierer besitzt<br />
ab 2016 nun einen überarbeiteten<br />
Zy linderkopf mit optimierten Einlassöffnungen<br />
und Titanventilen, wobei<br />
der Durchmesser des Auslassventils<br />
vergrößert wurde. Nockenprofile mit<br />
ge änderten Steuerzeiten sollen vor<br />
allem die Leistung im oberen Drehzahlbereich<br />
noch einmal gesteigert haben.<br />
Die Kolben bestehen aus einem härteren<br />
Material als beim Vorgängermodell,<br />
sind kürzer, jeweils fünf Gramm leichter<br />
und verfügen über stabilere Böden.<br />
Von fünf auf sechs Millimeter erstarkte<br />
Zylinderwände im Bereich der Bohrun-<br />
gen tragen der erhöhten Spitzenleistung<br />
Rechnung. Nebenbei herrscht ein<br />
höherer Öldruck und die Kühlung<br />
wurde optimiert. Für ein besseres<br />
Ansprechverhalten und schnelleres<br />
Hochdrehen des Motors sorgt die neue<br />
Kurbelwelle mit um 20 Prozent reduziertem<br />
Trägheitsmoment. Speziell darauf<br />
ausgelegt zeigt sich die gewichts -<br />
re duzierte Ausgleichswelle. Beatmet<br />
wird die neue ZX-10R über eine von<br />
acht auf zehn Liter vergrößerte Airbox.<br />
ZX-10R jetzt mit IMU<br />
Eine weitere wichtige Neuheit bezieht<br />
sich auf den Einbau elektronischer<br />
Drosselklappen sowie einer IMU (Inertial<br />
Measurement Unit) der neuesten<br />
Generation von Bosch. Mit den Daten<br />
aus der IMU (Beschleunigung entlang<br />
der Längs-, Quer- und Hochachsen,<br />
Roll rate, Nickrate und Gierrate) reguliert<br />
die fünfstufige Traktionskontrolle<br />
S- KTRC nun in Abhängigkeit der Schräglage<br />
über die Zündung sowie die Drosselklappenstellung<br />
den Schlupf am Hinterrad.<br />
Durch die neuen Komponenten<br />
war es Kawasaki außerdem möglich,<br />
das Elektronikpaket mit einer regulierbaren<br />
Launch Control und Motorbrem-<br />
Links die Alte, rechts die Neue. Optisch wahrt das 2016er-Superbike weitgehend<br />
die Identität der Vorgängerin. Technisch steht sie jedoch mit Elektronikoffensive<br />
inklusive schräglagenabhängiger Traktionskontrolle auf einem ganz<br />
anderen Level. Dafür bringt sie nun etwas mehr Gewicht auf die Waage<br />
12 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong>
se zu vervollständigen. Für das ABS-<br />
System KIBS wird es neben einer Kurvenfunktion<br />
als Kit-Zubehörteil einen<br />
Dongle geben. Mit dem Dongle kann<br />
entweder nur die Funktion am Hinterrad<br />
oder das komplette System deaktiviert<br />
werden. Apropos Bremsen: Kawasaki<br />
setzt bei der neuen ZX-10R wie<br />
schon bei der Ninja H2 und H2R auf<br />
Brembo M50-Monoblocks, die in 330er-<br />
Bremsscheiben beißen. Außerdem<br />
kommt ein Radialpumpen-Hauptbremszylinder<br />
mit reduziertem Leerweg zum<br />
Einsatz, und die vordere Bremsanlage<br />
erhielt von Haus aus Stahlflexleitungen.<br />
Damit noch nicht genug. Obwohl<br />
optisch die Identität der Zehner von<br />
20<strong>11</strong> weitgehend erhalten bleibt, wurden<br />
Geometrie und Fahrwerk stark abgeändert.<br />
Der neue Rahmen rückt den<br />
Lenkkopf um 7,5 mm näher zum Fahrer,<br />
was ein besseres Gefühl für die Front,<br />
vor allem beim Einlenken erzeugen soll.<br />
Zur höheren Stabilität und Traktion<br />
trägt die um 15,8 mm verlängerte Aluschwinge<br />
bei. Mit Kit-Teilen wird es<br />
möglich sein, den Lenkkopfwinkel und<br />
die Position der Schwingenachse um<br />
+4/-4 mm bzw. +2/-2 mm zu verändern.<br />
Als Highlight stellt sich allein schon<br />
o ptisch die neue Gabel von Showa<br />
(Balance Free Front Fork) mit externer<br />
Druckkammer heraus. Sie soll durch<br />
ihr Ansprechverhalten auf Top-Niveau<br />
höheren Fahrkomfort, mehr Gefühl für<br />
das Vorderrad und bessere Bremsstabilität<br />
erzeugen. Am Heck dämpft<br />
ein neues Showa-Federbein (BFRC-Lite)<br />
mit derselben Funktionsweise der Gabel.<br />
Der Umlenkhebel liegt oberhalb<br />
der Schwinge und schafft so Platz für<br />
einen größeren Vorschalldämpfer. Aus<br />
diesem Grund konnte ein kürzerer Titan-Endschalldämpfer<br />
verbaut werden,<br />
der zur Massenzentralisierung beiträgt.<br />
Die neuen Dreispeichenräder sind<br />
leicht und verwindungssteif. Augenscheinliche<br />
Änderungen der Verkleidung<br />
betreffen die Frontpartie mit kompakteren<br />
Scheinwerfern inklusive LED-<br />
Standlicht. Es gibt größere Lufteinlässe<br />
sowie eine breitere Heckverkleidung.<br />
Spiegel- und Kennzeichenhalter sollen<br />
beim Renntraining mit wenigen Handgriffen<br />
demontierbar sein.<br />
Bis zum ersten Rollout werden wir<br />
uns leider noch ein wenig gedulden<br />
müssen. Die ersten Anzeichen verdichten<br />
sich aber, dass es bald nach dem<br />
Jahreswechsel so weit sein dürfte.<br />
DATEN<br />
KAWASAKI<br />
ZX-10R<br />
ANTRIEB<br />
Vierzylinder-Reihenmotor, vier Ventile/<br />
Zylinder, 147,1 kW (200 <strong>PS</strong>) bei 13 000/<br />
min*, <strong>11</strong>3,5 Nm bei <strong>11</strong> 500/min*, 998 cm 3 ,<br />
Bohrung/Hub: 76,0/55,0 mm, Verdichtungsverhältnis:<br />
13,0:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />
47-mm-Drosselklappen, mechanisch<br />
betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung,<br />
Sechsganggetriebe, Kette<br />
FAHRWERK<br />
Leichtmetall-Brückenrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
65 Grad, Nachlauf: 107 mm,<br />
Radstand: 1440 mm, Ø Gabel innenrohr:<br />
43 mm, Federweg v./h.: 120/<strong>11</strong>4 mm<br />
RÄDER UND BREMSEN<br />
Leichtmetall-Gussräder, 3.50 x 17/<br />
6.00 x 17, Reifen vorn: 120/70 ZR 17,<br />
hinten: 190/55 ZR 17, 330-mm-Doppelscheibenbremse<br />
mit Vierkolben-Festsätteln<br />
vorn, 220-mm-Einzelscheibe mit<br />
Einkolben-Schwimmsattel hinten, ABS<br />
GEWICHT<br />
(leer) 206 kg*<br />
Tankinhalt: 17 Liter Super<br />
GRUNDPREIS<br />
noch nicht bekannt<br />
* Herstellerangabe<br />
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PREMIERE<br />
HONDA RC213V-S<br />
EXTREM<br />
14 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong>
Eigentlich ist es unfair, dem<br />
Leser mit einem Motorrad den<br />
Mund wässrig zu machen,<br />
das er aller Wahrscheinlichkeit<br />
nach nie kaufen oder auch nur<br />
sehen oder anfassen kann. Denn allein<br />
der Preis von 188 000 Euro plus 12000<br />
Steine für den Race-Kit stellen eine<br />
mächtige Hürde dar. Kann man die<br />
nehmen, muss man immer noch eine<br />
von 250 Stück ergattern. Denn mehr<br />
Exemplare werden von der Honda<br />
RC213V-S nicht gebaut.<br />
Und genau drei von ihnen stehen<br />
nun für eine kleine, handverlesene<br />
Journalistenschar bereit für einen<br />
exklusiven Test. Zwei im Straßenoutfit,<br />
eine ist mit dem kompletten Race-Kit<br />
bestückt.<br />
Nun gab es schon einmal eine V4-<br />
MotoGP-Replika. Sie hörte auf den<br />
Namen Desmosedici RR und kam 2007<br />
von Ducati. Doch ist die Honda ungleich<br />
näher dran am Original, sozusagen eine<br />
1:1-Kopie, die auf Bestellung in Handarbeit<br />
von speziell geschulten Spezialisten<br />
gefertigt wird. Abseits von regulären<br />
Produktionsstraßen und Schlagschraubern.<br />
Und nur eine pro Tag.<br />
Das muss man sich auf der Zunge<br />
zergehen lassen: Eine MotoGP-Replika,<br />
die nur zugunsten der Lebensdauer<br />
und des Einsatzes auf der Straße ein<br />
paar kleinere Änderungen erdulden<br />
musste. Licht und Spiegel müssen sein,<br />
klar. Das teure Seamless-Getriebe und<br />
der für die exorbitanten Drehzahlen<br />
notwendige pneumatische Ventiltrieb<br />
bleiben den echten Werksrennern vorbehalten.<br />
Ebenso Delikatessen wie die<br />
Kolben mit nur zwei Ringen. Rahmen,<br />
Schwinge, Tankform, Verkleidung, alles<br />
entspricht dafür wieder weitgehend<br />
dem Original. Logisch, dass da kein<br />
Platz für ein ABS war. Auch ansonsten<br />
SPORTLER<br />
Bitte gut festhalten, allen Leistungsdaten und der Papierform zum Trotz: Honda<br />
hat seine Ankündigungen wahr gemacht und mit der RC213V-S tatsächlich eine<br />
käufliche MotoGP-Maschine für die Straße gebaut.<br />
Text: Andreas Bildl; Fotos: Honda<br />
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<strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong> 15
stimmt praktisch alles mit dem Original<br />
überein, bis hin zu den Dimensionen<br />
von Wandstärken und Lagern des Motors.<br />
Was eben Zugeständnisse bei der<br />
Leistungsausbeute erforderlich macht.<br />
Schließlich heißt nicht jeder Márquez<br />
und hat sieben Motoren pro Saison zur<br />
Verfügung.<br />
Doch angesichts von lediglich 159<br />
straßenlegalen <strong>PS</strong> gab es rasch kritische<br />
Stimmen, die auch durch den Verweis<br />
auf lediglich 170 Kilo Leergewicht<br />
nicht zu dämpfen waren. Was zählt, ist<br />
letztlich auf dem Platz. Und da darf die<br />
RC213V-S nun zeigen, ob ihre Erbauer<br />
nicht vielleicht doch ein wenig zu dick<br />
auftrugen, als sie die Leistungs-Fetischisten<br />
mit der Ansage zu beschwichtigen<br />
versuchten, die RC213V-S werde<br />
die Fahrdynamik eines MotoGP-Renners<br />
bieten. Der V4 knurrt in der Boxengasse<br />
von Valencia verhalten, hörbar<br />
mahlt die Trockenkupplung, es<br />
kann losgehen. Das rennmäßig gestufte<br />
Getriebe mit ellenlangem ersten Gang<br />
eines solchen besitzt sie schon mal. Mit<br />
lange schleifender Kupplung geht es<br />
hinaus auf die Strecke. Die Elektronik<br />
stammt im Grunde von den WM-Maschinen<br />
ab. Achtstufige Traktions- und<br />
Wheelie-Kontrolle, dreistufige Motorbremse<br />
und drei Power-Modi<br />
lassen sich in fünf verschiedenen<br />
Maps frei kombinieren<br />
und abspeichern.<br />
Das erste Beschnuppern<br />
findet noch mit gebremstem<br />
Schaum, sprich<br />
Power-Mode zwei statt. Der<br />
Schaltautomat ermöglicht<br />
zwar kein Herunterschalten<br />
ohne Kupplung – wohl auch<br />
16 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong>
01 Form follows function: Der<br />
Alutank ist bis weit unter die Sitzbank<br />
gezogen<br />
02 Einstellbare, gefräste Rasten<br />
mit klappbarem Hebel, Karbon,<br />
Titanschrauben und Schnellverschlüsse<br />
– die RC ist auch im Detail<br />
eine Augenweide<br />
03 Jedes Zylinderpaar des V-Motors<br />
hat einen eigenen Auspuffstrang,<br />
der Vorschalldämpfer<br />
des vorderen ist perfekt unter den<br />
Motor eingepasst<br />
01<br />
02<br />
03<br />
wegen der Lebensdauer des Getriebes.<br />
Doch beim Hochschalten flutschen die<br />
Gänge unglaublich buttrig hinein, klasse!<br />
Der V4 reißt in dieser Einstellung<br />
noch keine Bäume aus, hängt aber fein<br />
am Gas, dreht schmusig und gleichmäßig<br />
hoch. Vielleicht war dieser Start<br />
von Honda bewusst so gewählt. Denn<br />
statt auf dem Schielen nach der Leistung<br />
liegt nun der Fokus ganz darauf,<br />
wie das Bike durch die Kurven hechtet.<br />
Und da bleibt einem ab der ersten<br />
Runde die Spucke weg. Federleicht<br />
zappt sich die RC213V-S von einer Biegung<br />
zur nächsten, folgt mühelos den<br />
zartesten Lenkbefehlen. Im Grunde genügt<br />
es, das Körpergewicht etwas zu<br />
verlagern und die Honda rauscht intuitiv<br />
in die richtige Richtung. Donnerwetter,<br />
das hat wirklich etwas von der Kurvenwilligkeit<br />
eines MotoGP-Renners.<br />
Nur etwas mehr Druck wäre jetzt<br />
schön, also für den zweiten Durchgang<br />
flugs Power-Mode eins gewählt und<br />
wieder raus. 159 <strong>PS</strong> lassen einen bei<br />
einer 1000er normalerweise nicht vor<br />
Ehrfurcht auf die Knie sinken, doch<br />
jetzt ist auf einmal richtig Leben in der<br />
Bude. Unterhalb von 8000/min hält sich<br />
der V4 noch etwas zurück, weshalb in<br />
der ein oder anderen engen Ecke der<br />
erste Gang herhalten muss, doch ab<br />
dieser Marke legt die Honda richtig los.<br />
Mit Verve zerrt sie voran, nicht gewalttätig,<br />
aber nachdrücklich. Dreht locker<br />
und völlig gleichmäßig bis zum roten<br />
Bereich bei 12000/min. Das passt jetzt<br />
zur atemberaubenden Wendigkeit der<br />
Honda. Mit Schmackes raus aus einer<br />
langen Linkskurve, mit kessem<br />
Schwung durch die folgende Rechts-<br />
Links-Kombination und dann tief in die<br />
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DATEN<br />
HONDA<br />
RC213V-S [mit Kit]<br />
ANTRIEB<br />
Vierzylinder-V-Motor, vier Ventile/<br />
Zylinder, <strong>11</strong>7 [158] kW/159 [215] <strong>PS</strong> bei<br />
<strong>11</strong>000 [13000]/min*, 102 [<strong>11</strong>8] Nm bei<br />
10500/min*, 999 cm 3 , Bohrung/Hub:<br />
81,0/48,5 mm, Verdichtung: 13,0:1, Zünd-/<br />
Einspritzanlage, hydraulisch betätigte<br />
Mehrscheiben-Trockenkupplung (Anti-<br />
Hopping), Sechsgang-Kassettengetriebe,<br />
Kette<br />
FAHRWERK<br />
Leichtmetall-Brückenrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
65,4 Grad, Nachlauf: 105 mm,<br />
Radstand: 1465 mm, Ø Gabel innenrohr:<br />
43 mm, Federweg v./h.: 130/128 mm<br />
RÄDER UND BREMSEN<br />
Magnesium-Schmiederäder, 3.50 x<br />
17/6.00 x 17, Reifen vorn: 120/70 ZR 17,<br />
hinten: 190/55 ZR 17, 320-mm-Doppelscheibenbremse<br />
mit Vierkolben-Festsätteln<br />
vorn, 220-mm-Einzelscheibe mit<br />
Zweikolben-Festsattel hinten<br />
GEWICHT<br />
(trocken) 170 [160] kg*,<br />
Tankinhalt: 16,3 Liter Super<br />
GRUNDPREIS<br />
188000 Euro [zzgl. Race-Kit 12000 Euro]*<br />
*Herstellerangabe<br />
folgende Rechts hineinbremsen und<br />
immer tiefer abwinkeln. Selbst auf der<br />
Bremse sträubt sich die Honda nicht<br />
gegen die Schräglage, sondern zieht<br />
sich und ihren Piloten förmlich in die<br />
Kurve hinein. Kein anderes Serienmotorrad<br />
lässt sich so feinfühlig und<br />
mit minimalem Kraftaufwand durch die<br />
Radien dirigieren. Das können auch<br />
30 zusätzliche <strong>PS</strong> nicht aufwiegen.<br />
Doch bei aller faszinierenden Wendigkeit,<br />
die Fahrwerksabstimmung ist<br />
recht soft, die mächtigen Brembo-Sättel<br />
nehmen die 5,5 Millimeter dicken<br />
Bremsscheiben verlässlich, aber ohne<br />
dieses unnachgiebige, brachiale Zupacken<br />
in die Zange, das es für Ausbremsmanöver<br />
auf der letzten Rille<br />
braucht. Und die Bridgestone RS10<br />
grippen zwar recht ordentlich, die knackige<br />
Präzision echter Rennpellen bieten<br />
sie aber nicht. Keine Frage, die<br />
Honda ist zwar ein Dynamiker par excellence,<br />
der beim Kurventanz jede<br />
herkömmliche Serien-1000er alt aussehen<br />
lässt. Aber auch ganz in japanischer<br />
Tradition auf maximale Umgangsformen<br />
für den Straßeneinsatz<br />
getrimmt. Eine megascharfe Rennfeile<br />
ist sie so – noch – nicht ganz. Aber es<br />
fehlt ja noch was. Genau, im Hintergrund<br />
wärmen die Mechaniker mit<br />
satten Gasstößen eine RC213V-S mit<br />
Renn-Kit an. Die Nackenhaare stehen<br />
stramm. Schaurig-schönes MotoGP-<br />
Brüllen entweicht den beiden Titanauspuffen.<br />
Zusammen mit dem Kit-<br />
Steuergerät, -Kabelbaum und großem<br />
Ansaugkanal entlocken sie der GP-Replika<br />
215 <strong>PS</strong> und senken das Gewicht<br />
laut Honda auf 160 Kilogramm trocken<br />
– mit Anlasser. Das aktuelle Gewichtslimit<br />
in der MotoGP liegt bei 158.<br />
Da erscheinen 215 <strong>PS</strong> plötzlich in<br />
einem ganz neuen Licht. Gänsehaut<br />
macht sich breit. Die Honda reißt sich<br />
vollends die Maske herunter und zum<br />
Vorschein kommt tatsächlich eine<br />
Rakete, die nicht mehr weit von einem<br />
GP-Renner entfernt ist. Ab sofort darf<br />
das Kürzel RC213V-S als Synonym für<br />
absolute Kurvengier durchgehen.<br />
Obwohl das softe Setup unverändert<br />
blieb, knallt die Honda haarfein<br />
auf der angepeilten Linie in die Ecken,<br />
hält sie mühelos, wechselt Schräglage<br />
und Linie auf leichteste Gewichtsverlagerung<br />
hin. Zieht staubtrocken Schräglagenwechsel<br />
durch, alles gepaart mit<br />
dem Gefühl, dass da noch weit mehr<br />
über das Limit des Fahrers hinaus<br />
ginge. All das macht sie schlafwandlerisch,<br />
wie wir das bisher bei noch<br />
keinem Serienbike erlebt haben.<br />
Die Gabel saugt Bodenwellen förmlich<br />
auf, und die nun mit bissigen Racing-<br />
Bremsbelägen bestückten Stopper<br />
packen blitzartig, unnachgiebig und<br />
dabei haarfein dosierbar zu.<br />
In Sachen Handling spielt die Honda<br />
in einer eigenen Liga, die auch kein<br />
sorgsam aufgepäppeltes Superbike<br />
von der Stange erreicht. Weil bei ihr<br />
nur dran ist, was nötig ist. Jedes Teil<br />
sitzt dort, wo es für optimale Gewichtsverteilung<br />
und Balance nötig ist. Und<br />
sämtliche Fahrwerksteile sind mit maximaler<br />
Präzision und minimalen Toleranzen<br />
gefertigt, ohne Rücksicht auf<br />
Rotstift schwingende Controller. Was<br />
letztlich eben seinen Preis hat.<br />
Dazu feuert der entkorkte V4 jetzt<br />
mit grandiosem Gebrüll bis 14000/min<br />
hinauf und katapultiert das Fliegengewicht<br />
derart mühelos von einer Kurve<br />
zur nächsten – volle Konzentration ist<br />
gefordert. Und wenn die Traktionskontrolle<br />
mal eingreifen muss, dann macht<br />
sie das mit sanfter Hand.<br />
Die Diskussionen um Leistung hin<br />
oder her sind längst verstummt. Zu<br />
beeindruckend die Vorstellung, welche<br />
die Honda da abliefert. Und dass sie<br />
dieses Fahrgefühl und ihre traumhafte<br />
Verarbeitung auf die Straße transportiert,<br />
gibt dem Ganzen einen Extra-Kick.<br />
Jedoch nur dem, der das Glück und<br />
das nötige Kleingeld hatte, um eine zu<br />
ordern. Denn die Bestellfrist für eine<br />
der 250 gebauten Maschinen ist abgelaufen.<br />
So eint sie auch das mit ihrem<br />
MotoGP-Vorbild: Nur wenige kommen<br />
in den Genuss, sie zu fahren.<br />
FAZIT<br />
Honda hat nicht zu viel versprochen.<br />
Die RC213V-S liegt in der Tat<br />
nah am MotoGP-Racer. Auch wenn<br />
dazu ein paar <strong>PS</strong> und etwas Maximaldrehzahl<br />
fehlen. Die Fahrdynamik,<br />
die sie bietet, ist berauschend<br />
und trennt sie von herkömmlichen<br />
Serienbikes. Die unglaublich edle<br />
Verarbeitung sowieso. Das ist der<br />
Stoff, aus dem die Träume sind und<br />
man würde sich wünschen, auch<br />
andere Hersteller hätten den Mut<br />
dazu. Unser Neid gilt denjenigen,<br />
die eine RC ihr Eigen nennen und<br />
sie auch bewegen.<br />
01<br />
02<br />
03<br />
18 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong>
01 Gewaltige Schwinge mit tollen Schweißnähten<br />
und stabiler Achsführung, Titan-<br />
Auspuffrohr im MotoGP-Stil<br />
02 Der Auspuff des hinteren Zylinderpaares<br />
mündet unter der Sitzbank, der Nummernschildträger<br />
ist natürlich aus Karbon<br />
03 Für den Preis der Gabel bekommt man<br />
schon eine Naked-1000er. Mit den richtigen<br />
Belägen beißen die Bremsen famos in die<br />
5,5 Millimeter dicken Scheiben<br />
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<strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong> 19
TEST<br />
AUTOBAHN-SHOOTOUT<br />
OCHSEN<br />
TOUR<br />
Von Süd nach Nord, so schnell es geht, mit unterschiedlichen Kombattanten,<br />
einer Menge gesammelter Daten, Schmerzen und der Erkenntnis:<br />
Von Berchtesgaden nach Flensburg ist eine echte Ochsentour.<br />
Text: Tobias Münchinger, Volkmar Jacob, Tobias Wassermann, Uwe Seitz, Stefan Glück; Fotos: fact<br />
20 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong>
Das eine Bier mehr nach einem langen Testtag war<br />
schuld. Kaum war die Schaumkrone auf den<br />
Tester-Gläsern abgetrunken, fiel der denkwürdige<br />
Satz: „Wir sollten mal wieder so 'ne richtige Gaga-<br />
Story zusammen machen!“ Diese achtlos dahingeworfenen<br />
Worte waren noch nicht recht verklungen, da sprudelte<br />
schon die Ideenquelle. Mit dem Faserfilzer der netten Bedienung<br />
und der Rückseite der Tageskarte arbeitete die Truppe<br />
sogleich ein Reglement für einen <strong>PS</strong>-Sprint aus, der von<br />
Berchtesgaden ganz im Süden bis Flensburg als nördlichste<br />
Stadt der Republik führen sollte.<br />
Spannend für diesen Wettstreit sollte die Wahl der Waffen<br />
sein. Freie Auswahl stand nicht zur Debatte. Nicht jedem<br />
sollte das Glück eines <strong>PS</strong>- und hubraumstarken Bikes zuteil<br />
werden. Ein Handicap musste her, das zeigen oder widerlegen<br />
darf, dass Leistung auf der Hatz über deutsche Autobahnen<br />
alles ist. Nur sportlich musste es sein. Und schon war<br />
die neue Yamaha R3 im Plan. Dann tauchte die Frage auf, wie<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong> 21
Unten: Das sind die Kandidaten von Yamaha, Ducati,<br />
KTM und Suzuki vor der Abfahrt. Oben: Das sind die<br />
Reaktionen auf das gezogene Los – der Jubel ist<br />
genauso echt wie das Entsetzen. Das Mitleid dagegen<br />
ist 100 Prozent geheuchelt<br />
hart man als Fahrer sein muss, um die knapp 1200 Kilometer<br />
überstehen zu können. Ein 1200er-Supersportler? Damit war<br />
klar, dass die Ducati <strong>11</strong>99 Panigale einen der Teilnehmer<br />
tief bücken und knechten wird. Und wie sieht es mit einem<br />
echten Autobahn-Burner aus? Klar, die Hayabusa hat einen<br />
legendären Ruf in dieser Beziehung – und da Kawasaki die<br />
Test-H2 leider selbst stürzte, flog der Suzuki-Falke mit in den<br />
Norden. Zu guter Letzt sollte es etwas geben, dass richtig<br />
Druck hat, rufmäßig nicht gerade als echtes Sportgerät<br />
durchgeht, aber trotzdem Gewinner-Gene für die Gaga-Wette<br />
besitzt. Eine Tourenkiste Marke Wohnzimmer-Schrankwand<br />
kam natürlich nicht in die Tüte, auch wenn jeder in der<br />
Redaktion vom geradezu einzigen Sinn, den solche Eimer<br />
haben, nämlich möglichst bequem eine Menge Kilometer zu<br />
fressen, überzeugt waren. „Das sind ja gar keine Motorräder“<br />
oder „Ich hab mir geschworen, nie so ein Ding zu fahren“<br />
waren noch die mildesten Ablehnungsgründe für die RTs,<br />
Gold Wings oder Fulldresser dieser Welt. So brachten die<br />
Jungs die KTM Super Adventure ins Spiel. Viel Druck, viel<br />
Sprit, ein Favorit? Gekauft!<br />
Damit stand der Rahmen, mussten nur noch die anderen<br />
strittigen Punkte im Reglement geklärt und abgefasst werden.<br />
Am Tag der Abreise nach Bayern sollte dann das Los<br />
entscheiden, wer welches Motorrad einmal quer durch<br />
Deutschland kutschieren durfte. Der Chef erwischte einen<br />
rabenschwarzen Tag und zog gleich als Erster die knapp 42<br />
<strong>PS</strong> starke R3 mit Reihen-Twin – nicht nur sein Bike, sondern<br />
auch seine Stimmung war damit im Keller. <strong>PS</strong>-Tobi als Vollgas-Fanatiker<br />
freute sich gedämpft über die Ducati ebenso<br />
wie Namensvetter Tobi W. über die Hayabusa. Dafür machte<br />
<strong>PS</strong>-Zyniker Volkmar „Jacko“ Jacob ob seines Loses mit der<br />
KTM ein Geschrei, als hätte er im Lotto gewonnen – was<br />
unseren Chef noch mehr erzürnte und ärgerlich nach dem<br />
Idioten fragen ließ, dem dieser Mist eingefallen war. Sämtliche<br />
Testerfinger, die nun auf ihn zeigten, ließen ihn augenblicklich<br />
verstummen. Kollege Seitz speckte angesichts der<br />
mauen 42 <strong>PS</strong> still sein Gepäck um etliche Kilo ab und führte<br />
die Truppe schließlich unter wildem In-den-Helm-fluchen<br />
gen Bayern. Ab null Uhr durfte jeder loslegen, wann er wollte.<br />
Die erste Tankung in Berchtesgaden war der Startschuss,<br />
die letzte in Flensburg nach fast 1200 Kilometern die Ziellinie<br />
– für die Gaga-Story des Jahres.<br />
Ducati <strong>11</strong>99 Panigale – nur die Harten kommen<br />
in den Garten<br />
Morgens um 3.30 Uhr klingelt der Wecker. Wo bin ich, und<br />
was mache ich hier eigentlich? Ach ja. Berchtesgaden. Muss<br />
22 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong>
schnell nach Flensburg. Hatte ganz komisch von einem Mädel<br />
geträumt, das ich mal toll fand. Alte Geschichte, eigentlich<br />
schon längst vergessen. Bin ganz benebelt in der Birne.<br />
Egal. Zahnbürste in den Hals und dann ab nach Bad Reichenhall<br />
zum ersten Tankstopp.<br />
In meinem Rucksack befinden sich neben der Zahnbürste<br />
ein Handy-Ladegerät, ein Satz leichte Zivilklamotten,<br />
eine Wasserflasche und einige Energieriegel. Auf einen<br />
Tankrucksack verzichte ich genauso wie auf eine Gepäckrolle<br />
– alles unnötiger Ballast. Ich will noch vor der morgendlichen<br />
Rushhour möglichst viele Kilometer machen und<br />
die Panigale laufen lassen. Der Zufall spielte mir das italienische<br />
Ross aus dem Dauertest-Fuhrpark in die Hände, und<br />
ich bin damit gar nicht unglücklich. Mir gefällt das rote Biest.<br />
Sie ist schnell und sexy, auf der Langstrecke allerdings<br />
wahnsinnig unbequem und säuft obendrein ordentlich.<br />
Nix für Mumus.<br />
Uwe sollte auf der Yamaha YZF-R3 keine Konkurrenz<br />
sein, und Tobi Wassermann muss alle 200 Kilometer für eine<br />
Schachtel Zigaretten anhalten. Bleibt als großer Widersacher<br />
nur Jacko. Und wenn ich den auf der KTM Super Adventure<br />
mit ihrem irrwitzigen Spritbunker von 30 Litern schlagen<br />
will, muss ich auf jeden Fall die Endurance-Nummer abziehen.<br />
Blinker links, Hahn spannen und nur zum Tanken raus.<br />
Unterwegs keine längere Verschnaufpause, sonst kann ich<br />
meinen Speedvorteil nicht in Zeitgewinn ummünzen. Solange<br />
DUCATI <strong>11</strong>99<br />
PANIGALE<br />
FAHRER: Tobias Münchinger<br />
TAKTIK: Ganz einfach – Knallgas!<br />
TANKUNGEN: 9<br />
FAHRZEIT: 9 Stunden 22 Minuten<br />
Links: Entspannend ist die Ducati nur andersherum.<br />
Oben: 200 <strong>PS</strong> volles Rohr auf<br />
den Reifen, das macht aus rund eckig!
Der Tankwart<br />
schiebt dem<br />
angeschossenen<br />
Cowboy im<br />
Ziel ein bleifreies<br />
Flens<br />
über die Theke.<br />
Geschafft!<br />
die Duc unterwegs keinen kapitalen technischen Defekt<br />
erleidet, ist alles gut. Vollgas. Bis auf wenige Lkw und<br />
Schwertransporte habe ich freie Bahn. Einige scheinen noch<br />
zu pennen und benutzen zwei Spuren gleichzeitig, was für<br />
mich bei 250 km/h plus Dunkelheit manchmal ziemlich spät<br />
offenbar wird. Komme gerade so noch links vorbei und halte<br />
die Zügel weiter straff. Hinter München geht‘s auf die A7 gen<br />
Norden, dann bei Nürnberg auf die A9. Kurz vor Hof will die<br />
Panigale bereits zum vierten Mal Sprit. Jetzt sehr dringend,<br />
nach 37 Kilometern auf Reserve. Das nagt an den Nerven.<br />
Dann kommt die richtige Schrecksekunde: Bei Halle nehme<br />
ich die falsche Abzweigung und fahre Richtung Berlin.<br />
Umkehren? Ist sicher ein Umweg, aber vielleicht geht es hier<br />
zügiger als der Haken über Hannover zurück zur viel befahreneren<br />
A7. Könnte funktionieren, könnte allerdings auch danebengehen.<br />
Also weiter Vollgas geradeaus, irgendwo wird<br />
schon „Hamburg“ angeschrieben sein.<br />
Mittlerweile schmerzt mein ganzer Körper, von den Knien<br />
über den Arsch bis zum Rücken und den Handgelenken.<br />
Außerdem ist es richtig kalt, der Bordcomputer zeigt seit<br />
Berchtesgaden nie über 14 Grad. Und zu allem Überfluss<br />
fängt es auch noch an zu regnen. Nach Tankung Nummer<br />
fünf taumele ich starr vor Kälte wie ein Besoffener Richtung<br />
Truckerbude und schaffe es kaum sauber um die Ecke. Mit<br />
der Schulter ramme ich die Kante der Eingangspforte und<br />
knalle halblebig einen Zwanni für 14 Liter Super auf den<br />
Kassentresen. Schau mich nicht so an, Tankwart. Ich befinde<br />
mich auf einer Mission, und die heißt Sieg! Es riecht nach<br />
Espresso und ich würde sterben für einen heißen Kaffee,<br />
aber ich muss weiter. Nichts wäre schlimmer, als den klappbehelmten<br />
Jacko gewinnen zu lassen – wegen eines Kaffees!<br />
Zurück auf der Bahn wünsche ich mir, die Duc würde so<br />
viel Wärme wie im Stand oder Stadtverkehr abstrahlen. Auf<br />
der A24 hinter Berlin in Richtung Hamburg gilt etliche Kilo-<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong> 25
meter lang Tempo 120 oder weniger – ich hab voll verwachst.<br />
Gas, Junge, gib Gas! Überall sehe ich plötzlich mobile<br />
Blitzer, wo gar keine stehen. Kurz vor der Hansestadt wird<br />
Tankung Nummer sieben fällig. Meine Handgelenke fühlen<br />
sich jetzt an, als müssten sie jeden Moment einen Ermüdungsbruch<br />
erleiden. In meinem Kopf läuft der Refrain von<br />
Disclosures „White Noise“ hoch und runter: „If you wanna<br />
get tough, then let´s play rough.“ In Hamburg stecke ich<br />
dann auch noch ewig im Stau. Auf der A7 in Richtung Flensburg<br />
kommt man wegen der endlosen Baustellen ebenfalls<br />
kaum vorwärts. Mittlerweile hänge ich auf der Panigale<br />
wie ein angeschossener Cowboy. Endlich in Deutschlands<br />
nördlichster Stadt angekommen, bestelle ich im Tankstellen-<br />
Saloon ein Flens. Zur Sicherheit ein bleifreies. Trotzdem bin<br />
ich wieder benebelt wie nach dem Aufstehen in dieser weit<br />
entfernten bayrischen Bergwelt. Mädel, sollten wir uns doch<br />
noch mal treffen...<br />
KTM Super Adventure – mit der Sänfte quer durch<br />
Deutschland<br />
Schon von Weitem erhellt ein Meer von hektisch blinkendem<br />
Blaulicht die dunkle Nacht. Dabei rolle ich gerade erst<br />
auf die Autobahn. Verkehrskontrolle? Schwertransport?<br />
Vollsperrung? Bloß nicht! Doch Entwarnung: Die Ordnungsmacht<br />
sucht nahe der österreichischen Grenze in Bussen<br />
und Lkw nach Schlepperbanden, die Flüchtlinge illegal ins<br />
Wo bitte geht’s<br />
nach Flensburg?<br />
Für Südländer ist<br />
der hohe Norden<br />
verdammt weit<br />
weg
KTM SUPER<br />
ADVENTURE<br />
FAHRER: Volkmar Jacob<br />
TAKTIK: Rund 180 km/h, ganz wenig<br />
Tanken, Speedlimit nach Gefühl<br />
TANKUNGEN: 3<br />
FAHRZEIT: 8 Stunden 43 Minuten<br />
Geheimwaffe<br />
Klapphelm:<br />
Sieht bescheuert<br />
aus,<br />
erlaubt aber<br />
die Nahrungsaufnahme<br />
während der<br />
Fahrt. Da<br />
musst du<br />
durch: Einfahrt<br />
in den<br />
Elbtunnel<br />
Land schleusen. Für den normalen Verkehr bedeutet das<br />
freie Fahrt. Glück gehabt! Auf einen Schlag hellwach, mache<br />
ich mich auf den Weg zu über <strong>11</strong>00 Kilometern Ungewissheit.<br />
Was werde ich auf dem langen Trip quer durch unsere<br />
Republik alles erleben müssen?<br />
Kurz vorher hat mir die Kassiererin an der vereinbarten<br />
24-Stunden-Tanke gesteckt, dass ein Kollege schon eine<br />
Stunde vorher losgedüst ist und ein zweiter erst vor zirka<br />
zehn Minuten getankt hat. Da ist es exakt 4.27 Uhr. Bei<br />
dem frühen Vogel handelt es sich wahrscheinlich um<br />
Nachwuchsdrifter und <strong>PS</strong>-Neuzugang Tobias Münchinger<br />
(„Tobi 1“) auf der <strong>11</strong>99 Panigale. Schon im Vorfeld hatte er<br />
angekündigt, möglichst oft volle Lotte zu fahren und dafür<br />
den einen oder anderen Tankstopp mehr in Kauf zu nehmen.<br />
Knallgas nennt er das. Keine schlechte Taktik. Denn die<br />
Erfahrung eines früheren Crossover-Vergleichs hat gezeigt,<br />
dass Ballern und häufige Stopps eben doch schneller sein<br />
können als herumzugurken, um seltener tanken zu müssen<br />
(<strong>PS</strong> 10/2013). Aber so eine Autobahn bietet Unwägbarkeiten<br />
wie Baustellen, Staus oder Trödler auf allen Spuren, sodass<br />
man sich fragen muss, wie viel Vollgas denn am Ende dabei<br />
herauskommt.<br />
<strong>PS</strong>-Capo Uwe Seitz („Super-U“) ist der andere, der vor mir<br />
startete – mit der Yamaha R3. Har, har, har, so ein Pech aber<br />
auch. Dabei wollte er unbedingt die KTM Super Adventure.<br />
Doch die fahre nun ich! Fetter 30-Liter-Tank, reichlich Dampf<br />
im Kessel, bequeme Sitzposition: Wer oder was sollte mich<br />
aufhalten? Den armen Super-U schnappe ich garantiert noch<br />
vor München.<br />
Fatal für die Psyche sind die Geschwindigkeitsbegrenzungen.Verflixtes<br />
Tempo 100 bei freier Bahn. Im Kopf melden<br />
sich Engelchen und Teufelchen. „Mach langsam, du weißt,<br />
was im Reglement steht: fahren nach StVO. Und wenn sie<br />
dich in den nächsten acht Monaten noch mal mit zu viel<br />
Tempo erwischen, ist dein Lappen weg“, mahnt Engelchen.<br />
Der kleine Satansbraten erwidert: „Gib Stoff! Es wird schon<br />
schiefgehen. Sinnfreie Speedlimits sind etwas für willenlose<br />
Weicheier. Du siehst doch selbst, nichts los hier – oder willst<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong> 27
Der Tobi hat<br />
Speed in<br />
allen Lagen,<br />
dem Kollegen<br />
Seitz steht<br />
der Sinn offensichtlich<br />
nicht nach solchen<br />
Scherzen<br />
Links: Absolut<br />
optimistisch<br />
geht der Aushilfs-<strong>PS</strong>ler<br />
die<br />
Sache an und<br />
unterschätzt<br />
glatt den Ehrgeiz<br />
der Redaktion.<br />
Rechts:<br />
Tschacka – geschafft!<br />
Der Falke<br />
in Flensburg<br />
28 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong>
du gar nicht gewinnen?“ Die besseren Argumente hat mal<br />
wieder der Teufel.<br />
Noch etwas freier interpretiert <strong>PS</strong>-Aushilfsheizer Tobias<br />
Wassermann („Tobi 2“) die Regeln und rauscht zwischen<br />
München und Nürnberg vorbei. Mist, er ist doch nach mir<br />
gestartet! Dazu stellt er auf der Hayabusa einen ernst zu<br />
nehmenden Gegner dar: großer Tank, Mörderleistung, ein<br />
absolutes Speedbike. Angedeutet hatte sich seine Vollgas-<br />
Strategie schon gestern bei der Anfahrt von Stuttgart nach<br />
Berchtesgaden, dem inoffiziellen Qualifying. Bei der geringsten<br />
Lücke verschwand er auf Nimmerwiedersehen. Allmählich<br />
zweifle ich am sicher geglaubten Sieg. Und wo zur Hölle<br />
ist Super-U?<br />
Erst nach 460 Kilometern hole ich ihn auf seinem Schleiferchen<br />
ein. Wie hat er das nur angestellt? Später wird er<br />
behaupten, er hätte sich weitgehend an die Tempolimits<br />
gehalten. Ja, nee, is klar. Ich brettere mit Mach 2 vorbei und<br />
deute frech auf mein Heck, er solle mir doch folgen. He, he,<br />
das tut gut.<br />
Bis auf die üblichen dauerlinksfahrenden Oberlehrer,<br />
zweieinhalb Stunden Dauerregen und eine 50-Kilometer-<br />
Baustelle nach Hamburg verlaufen die restlichen Kilometer<br />
total ereignislos. Auf der KTM genügen zwei Tankstopps<br />
unterwegs und ein weiterer am Ziel, der die Ankunftszeit<br />
belegt. Als Reisegeschwindigkeit dienen 180 km/h. Der Verbrauch<br />
hält sich dabei in Grenzen, und außerdem beginnt<br />
die Österreicherin bei höheren Geschwindigkeiten deutlich<br />
zu pendeln. Dazu könnten Wind- und Lärmschutz für eine<br />
Reiseenduro besser ausfallen. Doch sonst ist das Bike ein<br />
herrlicher Kilometerfresser mit allem Pipapo. Allerdings<br />
springt die etwas launenhafte Restreichweiten-Anzeige kurz<br />
vor dem Ziel von sechzig Kilometern plötzlich auf null. Mit<br />
der Tankfüllung hat die Fuhre schon über 400 Kilometer<br />
auf dem Buckel. Jetzt bitte nicht schlappmachen! Zwölf Kilometer<br />
Bangen, dann endlich die erlösende Tanke in Flensburg.<br />
26,27 Liter passen ins Spritfass. Zeit: 13.10 Uhr. Nicht<br />
schlecht. Doch das Zittern geht weiter. Wo stecken die<br />
anderen? Reicht das für den Sieg?<br />
Suzuki Hayabusa – Speedfalke trifft Radarfalle?<br />
Heinz Rühmanns Lehrer Bömmel in der „Feuerzangenbowle“<br />
hätte gefragt: „Watt iss ene Schnappesidee?“ Und ergänzt:<br />
„Do stelle mer ons mal janns domm!“ Nun, eine Schnapsidee<br />
wird üblicherweise zu vorgerückter Stunde, gerne auch<br />
nach ausgiebigem Genuss mehr oder weniger gehaltvoller<br />
Getränke geboren. Auch Rauchwaren oder Filmchen dienen<br />
manches Mal als Inspiration für etwas, das man nach Erledigung<br />
dieser Eingebungen meist sofort bereut. In unserem<br />
Fall könnte eine B-Movie-DVD mit einem Titel vom Schlage<br />
„Canonball“ oder „Hart am Limit“ der Auslöser gewesen sein.<br />
Zum Wesen einer Schnapsidee gehört auch, dass, je stärker<br />
die Gefahr der Verwirklichung droht, der mitunter spärliche<br />
sittliche Nährwert kritisch hinterfragt wird. Wie auch immer,<br />
jedenfalls war einer der ursprünglich vorgesehenen Kollegen<br />
kurzfristig „verhindert“, und ich wurde mit den Worten<br />
„Pack dir 'ne Zahnbürste und 'nen warmen Pullover ein und<br />
komm her“ in die Redaktion eingeladen.<br />
Dort erfuhr ich vom Plan. Und weil eine Schnapsidee<br />
nicht gleichbedeutend mit Anarchie ist, gibt’s auch ein strenges<br />
Reglement. Vor allem damit will man mich vom Sinn die-<br />
FAHRER: Tobi Wassermann<br />
TAKTIK: Vollgas, bis der Genussmensch<br />
in dir erwacht<br />
TANKUNGEN: 7<br />
FAHRZEIT: 9 Stunden 38 Minuten<br />
SUZUKI<br />
HAYABUSA<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong> 29
ser Nummer überzeugen, was nur mäßig gelingt, ich aber als<br />
umgänglicher Typ sicher nicht ohne Vorsatz angerufen wurde<br />
und schließlich schon deshalb einwillige, weil ich noch<br />
nie in meinem Leben in Flensburg war. Also – ich bin dabei!<br />
Das Losglück bringt mich auf die Hayabusa. Obwohl mittlerweile<br />
schon seit 16 Jahren auf dem Markt und technisch<br />
nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit, ist sie nach wie vor<br />
ein formidables Langstrecken- und Autobahnbike, das seinen<br />
Piloten zwar im Old School-Style über den Tank spannt,<br />
aber dennoch durchaus komfortabel ist. Die 400 Kilometer<br />
Anreise bis zum Startort nutze ich zum Kennenlernen und<br />
Ausloten der realen Reichweite. Ein echtes Qualifying!<br />
Nach einer kurzen Nacht rolle ich um 4.35 Uhr zum Start.<br />
Da sind schon alle weg. Verdammt, die meinen es tatsächlich<br />
ernst. Meine Taktik ist einfach: volle Rotze, alles was geht.<br />
Leider ist dann spätestens nach rund 170 Kilometern Ebbe<br />
im Fass. Weil genau dort üblicherweise keine Tankstelle<br />
steht, muss ich bereits nach gut einer Stunde und 145 Kilometern<br />
das erste Mal stoppen. Schnitt 124 km/h. Gar nicht<br />
mal so schlecht, denn freies Fahren war längst nicht überall<br />
möglich.<br />
So ab 230 km/h neigt der mit einer Gepäckrolle beladene<br />
Falke in langen Kurven zum Pendeln. Rechtsrum komischerweise<br />
mehr als linksrum. Ab 240 fängt der Helm an zu vibrieren<br />
und darüber bis zu Tacho 299 verschwimmt deswegen<br />
der Blick. Apropos Schwimmen: Der einsetzende Regen<br />
ab Bayreuth zwingt zum Tempodrosseln. Dennoch läuft es<br />
ausgesprochen gut: Der nächste Stopp erfolgt nach 76 Minuten<br />
und 183 Kilometern im fränkischen Pegnitz. Macht einen<br />
Schnitt von 150 km/h. Besser wird es, wie sich später herausstellt,<br />
auf dieser Tour nicht mehr werden. Zwar konnte<br />
ich kurz vor dem zweiten Stopp Jacko überholen und einen<br />
formidablen Sonnenaufgang samt Regenbogen erleben,<br />
doch dann kam die Ursache des Bogens: Regen. Und mit<br />
ihm der Berufsverkehr. Also Taktikwechsel, ab jetzt wird<br />
aktiv mitgeschwommen.<br />
Aber nur äußerlich. Die Klamotten – winddichter Unteranzug,<br />
Fleecepulli, einteilige Lederkombi, Softshell-Weste und<br />
Regenkombi – sind warm und halten dicht. Da die Handschuhe<br />
bei langen Regenfahrten immer ein Schwachpunkt<br />
sind, hilft ein Trick: einfach Einweg-Dieselhandschuhe<br />
drunterziehen. Da werden die Fingerchen zwar trotzdem<br />
kalt, bleiben aber trocken.<br />
An der letzten Tanke ist<br />
aller Schmerz vergessen.<br />
Nur der Hunger ist enorm<br />
bei einem Snickers auf <strong>11</strong>38<br />
Kilometer<br />
FAHRER: Uwe Seitz<br />
TAKTIK: Losfahren, leiden, leiden, noch<br />
mehr leiden, ankommen, Flens trinken<br />
TANKUNGEN: 7<br />
FAHRZEIT: 10 Stunden 17 Minuten<br />
YAMAHA<br />
YZF-R3<br />
30 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong>
Oben: Um den Nacken zu entlasten, geht auch<br />
mal die Langweiler-Stütze. Unten: Wie Rossi<br />
einst verabschiede ich mich in Flensburg von der<br />
Yamaha – Wehmut war diesmal nicht im Spiel<br />
Und da ich schon beim dritten Tankstopp in Osterfeld<br />
nicht allzu lange brauche, um meinen Ehrgeiz davon zu<br />
überzeugen, dass ja nicht ich die Schnapsidee hatte und mir<br />
mein Wohl über alles geht, nehme ich mir die Zeit und stecke<br />
mir eine Pausenkippe an. Plötzlich taucht Uwe auf der R3<br />
auf. Ja gibt‘s denn das? Kippe weg und los: Von 42 <strong>PS</strong> lasse<br />
ich mich sicher nicht eindampfen, und ich ziehe wieder die<br />
Tristesse des nassen Autobahnballerns dem persönlichen<br />
Genuss vor. Beim nächsten Stopp taucht Uwe aber wieder<br />
auf. Diesmal bleibe ich stehen und zeige mich besonders<br />
freundlich. Dem tief gebückten und gebeutelten <strong>PS</strong>ler schenke<br />
ich einen Schokoriegel mit der Aufschrift „Speed“. Da er<br />
meine warme Geste missdeutet, lege ich halt wieder los.<br />
So ziehen die Kilometer dahin, Königslutter und Hamburg<br />
werden die nächsten Tankstopps heißen. Der Schnitt sinkt<br />
bis auf 86 km/h um die Hansestadt herum. Zwischendurch<br />
bleibt Zeit, sich Gedanken zu machen. Nicht immer sind sie<br />
druckreif. Weil: Der Arsch tut weh, der Nacken brennt, oder<br />
war es andersherum? Warum fahren alle links? Und vor<br />
allem, warum so langsam? Außerdem: eine leere, tempokast-<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong> 31
Einmal diagonal durch die Republik und noch<br />
immer im Besitz der Fahrerlaubnis. Im KBA war<br />
unser Punktekonto leer. Unsere Lappen wollte<br />
jedenfalls niemand haben<br />
rierte Autobahn auf der Hayabusa ist wie Pornos gucken mit<br />
auf dem Rücken zusammengebundenen Händen. Letztendlich<br />
eher unbefriedigend.<br />
Aber auch dieses Leiden hat ein Ende. Um 14.13 Uhr laufe<br />
ich als Vorletzter in Flensburg ein. Zur Belohnung und –<br />
Sie erinnern sich – der Idee wegen gibt es einen Schnaps.<br />
Und die Rückfahrt? Bloß nicht dran denken.<br />
Yamaha YZF-R3 – immer auf die Kleinen<br />
Um drei Uhr war meine Nacht schlagartig vorbei. Direkt vor<br />
meinem Hotelfenster veranstaltet jemand mit einer Panigale<br />
ein Höllenspektakel. Tobi legt los! Also auf – bloß nicht auch<br />
noch als Letzter vom Hof. Nach einem kurzen Sprung durch<br />
die sternenklare Nacht im Berchtesgadener Land und einem<br />
Kaffee an der Start-Tanke holt mich das reale Leben in Bad<br />
Reichenhall ganz schnell ein. Auch ich werde Zeuge der<br />
Grenzkontrollen. Der Gedanke an die abgefangenen Menschen<br />
und ihr ungewisses Schicksal dämpft meinen Frust<br />
über das R3-Los augenblicklich. Die Yamaha schnurrt derweil<br />
unter mir gen München und signalisiert unmissverständlich,<br />
dass bei 175 km/h auf dem Tacho Schluss ist. Bei<br />
Topspeed und knapp 10 000/min geht außerdem der große<br />
helle Schaltblitz an, den ich nicht eingestellt bekomme und<br />
der mich in der Dunkelheit nervt. So pendele ich mich auf<br />
knapp 170 km/h ein, wenn es die Verkehrsregeln zulassen.<br />
Köln<br />
Bremen<br />
Hannover<br />
Dortmund<br />
Hamburg<br />
Flensburg<br />
Kiel<br />
Neumünster<br />
A 7<br />
A 21<br />
Route 2<br />
Braunschweig<br />
E 30<br />
Leipzig<br />
Route 1<br />
Schwerin<br />
A 24<br />
Magdeburg<br />
A 14<br />
E 51<br />
BERLIN<br />
Karte: MAIRDUMONT/Claudia Werel<br />
Frankfurt<br />
Mannheim<br />
Stuttgart<br />
100 km<br />
Hof<br />
Bayreuth<br />
Nürnberg<br />
Ingolstadt<br />
A 9<br />
München<br />
Berchtesgaden<br />
Als ersten Preis<br />
darf der Jacko<br />
nun das Verliererbike<br />
nach<br />
Stuttgart zurück<br />
kutschieren<br />
32 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong>
HC 3 radial<br />
geberzylinder<br />
take tHe lead<br />
Der neue HC 3 Radial Geberzylinder von MAGURA<br />
verbessert die Brems- und Kupplungskontrolle<br />
beeindruckend. Mit der patentierten und innovativen<br />
Hard Core Technology überzeugt der HC 3 Rennsport-Profis<br />
sowie ambitionierte und anspruchsvolle Freizeitfahrer.<br />
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Der Stresslevel auf so einem Bike ist auf leerer Autobahn<br />
niedrig. Selbst engere Windungen gehen voll. Entsprechend<br />
wird es ganz schnell langweilig. Ich spiele Kennzeichenraten,<br />
summe mich quer durch mein Plattenregal und versuche<br />
dabei, so entspannt es geht hinter die niedrige Verkleidung<br />
zu schlüpfen. Ein quer über die Fahrbahn verlaufender<br />
Wulst reißt mich aus der Lethargie. Die weiche Yamaha-Gabel<br />
ist diesem plötzlichen Impuls nicht gewachsen und lässt<br />
den Lenker für einen Moment gewaltig zappeln.<br />
Kurz vor Ingolstadt die erste Tankung. Wenig mehr als 10<br />
Liter gehen nach etwa 210 Kilometern rein, 14 Liter fasst der<br />
Tank. Kein übler Schnitt bei fast immer Vollgas. Ich beschließe,<br />
diesen Rhythmus beizubehalten, waghalsige Spättank-<br />
Aktionen zu lassen und merke an meiner Schultermuskulatur,<br />
dass so eine Pause nach knapp 90 Minuten geduckter<br />
Fahrt ganz schön erlösend sein kann.<br />
Kalt ist es noch dazu, auch die zaghaften ersten Sonnenstrahlen<br />
vorbei an Nürnberg bringen noch keine Wärme. Der<br />
Verkehr ist verhalten, und nur selten muss ich mit dem moderaten<br />
Reihentwin einem schnelleren Auto Platz machen.<br />
Das ist gut so, denn die Sicht nach hinten in den Spiegeln ist<br />
relativ bescheiden. Wenn ich mich nicht zur Seite beuge, sehe<br />
ich nur meinen Arm. Jetzt fängt auch mein Hintern richtig<br />
an zu brennen. Das Sitzbrötchen der R3 ist verdammt weich<br />
und schnell durchgesessen. Noch locker 700 Kilometer!<br />
Wenigstens tröstet mich das Schauspiel der Dämmerung<br />
am Himmel über die Schmerzen im Sitzfleisch hinweg.<br />
Dann setzt Dauerregen ein. An der nächsten Tanke steht<br />
dann Tobis Hayabusa auf dem Parkplatz. Kurzer Plausch, jeder<br />
pfeift sich einen Schokoriegel rein und weiter. Kaum fünf<br />
Minuten später schießt die Suzuki an mir vorbei. Bye-bye<br />
mein Freund, schießt es mir durch den Kopf, und mit einem<br />
Gefühl von Chancenlosigkeit bollere ich einsam Richtung<br />
Hof. Tiefes Twin-Brummen reißt mich dort aus meinen Gedanken.<br />
Jacko schwingt sich mit der KTM Super Adventure<br />
fies grinsend direkt neben mich und fordert mich hämisch<br />
auf, einfach an seinem Heck zu bleiben. Das größte Manko<br />
der R3 ist das Fehlen jeglicher Waffensysteme. Eine Boden-<br />
Boden-Rakete hätte es nicht mal sein müssen, eine Salve<br />
Dartpfeile hätte mir schon gereicht. Noch bevor meine letzten<br />
Flüche mein Visier vollends vernebeln, ist die KTM über<br />
alle Berge. Apropos Berge: Mit der R3 sollte man, um eben<br />
jene gekonnt zu überqueren, vorausschauend fahren und<br />
genug Schwung mitnehmen, denn sonst wird es mit 140<br />
km/h maximalem Speed gewaltig zäh.<br />
Leider ist es jetzt schon heller Tag, und das bundesweite<br />
Treffen des „Vereins talentfreier Autofahrer“ hat bereits auf<br />
der Mittelspur begonnen. Warum man trotz kilometerlanger<br />
Lkw-Abstinenz im Schneckentempo immer mittendrin fahren<br />
muss, geht mir nie in den Kopf. Diese Unart verursacht bei<br />
42 <strong>PS</strong> jetzt echten Stress, denn nach hinten heißt es Ausschau<br />
halten nach den Speed-Jungs, während vorn der<br />
Mittelspur-Besetzer parkt. Da muss die Yam irgendwie durch.<br />
Der Regen macht die Sache auch nicht einfacher.<br />
Richtig gut für seine Verhältnisse macht der Yamaha-<br />
Twin seine Sache zwischen 9000 und <strong>11</strong>000/min. Während<br />
drunter fast Roller-Feeling herrscht, legt das Bike in diesen<br />
Drehzahlen richtig los. Das ist Supersport-Feeling für Einhc3.magura.com
DATEN<br />
DUCATI<br />
<strong>11</strong>99 PANIGALE<br />
ANTRIEB<br />
Zweizylinder-90-Grad-V-Motor, vier Ventile/Zylinder,<br />
143 kW (195 <strong>PS</strong>) bei 10750/<br />
min*, 132 Nm bei 9000/min*, <strong>11</strong>98 cm³,<br />
Bohrung/Hub: <strong>11</strong>2,0/60,8 mm, Verdichtungsverhältnis:<br />
12,5:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />
67,5-mm-Drosselklappen, hydraulisch<br />
betätigte Mehrscheiben-Ölbad-Anti-<br />
Hopping-Kupplung, Sechsganggetriebe,<br />
G-Kat, Kette, Traktionskontrolle<br />
CHASSIS & BREMSEN<br />
Tragender Motor mit Leichtmetall-Hilfsrahmen,<br />
Lenkkopfwinkel: 65,5 Grad, Nachlauf:<br />
100 mm, Radstand: 1437 mm, Upside-down-Gabel,<br />
Ø Gabelinnenrohr: 50<br />
mm, einstellbar in Federbasis, Zug- und<br />
Druckstufe. Seitlich angelenktes Federbein<br />
mit Umlenkung, einstellbar in Federbasis,<br />
Zug- und Druckstufe. Federweg<br />
vorn/hinten: 120/130 mm, Leichtmetall-<br />
Gussräder, 3.50 x 17/6.00 x 17, Reifen vorn:<br />
120/70 ZR 17, hinten: 200/55 ZR 17, Bereifung:<br />
Dunlop Sportsmart², 330-mm-Doppelscheibenbremse<br />
mit radial angeschlagenen<br />
Vierkolben-Festsätteln vorn,<br />
245-mm-Einzelscheibe mit Zweikolben-<br />
Schwimmsattel hinten, ABS<br />
PERFORMANCE<br />
MAX. HINTERRADLEISTUNG**<br />
125 kW (170 <strong>PS</strong>) bei 282 km/h<br />
BESCHLEUNIGUNG**<br />
0 –100 km/h: 3,2 s; 0 –150 km/h: 5,0 s;<br />
0 –200 km/h: 7,7 s<br />
DURCHZUG**<br />
50 –100 km/h: 4,9 s; 100 –150 km/h: 4,9 s<br />
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT*<br />
296 km/h<br />
MAßE UND GEWICHT<br />
Länge/Breite/Höhe: 2060/810/<strong>11</strong>10 mm,<br />
Sitz-/Lenkerhöhe: 830/875 mm, Lenkerbreite:<br />
710 mm, 196,5 kg vollgetankt, v./h.:<br />
52,1/47,9 %<br />
VERBRAUCH<br />
Kraftstoffart: Super bleifrei.<br />
Durchschnitts testverbrauch: 7,9 Liter/100<br />
km, Tankinhalt 17 Liter, Reichweite: 215 km<br />
SETUP<br />
SETUP GABEL<br />
stat.neg. Federweg: 30 mm,<br />
Druckstufe: 10 K offen, Zugstufe: 2 K offen,<br />
Niveau: Standard<br />
SETUP FEDERBEIN<br />
stat.neg. Federweg: 5 mm, Druckstufe low:<br />
komplett offen, Zugstufe: 3 K offen,<br />
Niveau: Standard<br />
GRUNDPREIS<br />
19490 Euro (zzgl. Neben kosten)<br />
KTM 1290<br />
SUPER ADVENTURE<br />
ANTRIEB<br />
Zweizylinder-75-Grad-V-Motor, vier Ventile/Zylinder,<br />
<strong>11</strong>8 kW (160 <strong>PS</strong>) bei 8750/<br />
min*, 140 Nm bei 6750/min*, 1301 cm³,<br />
Bohrung/Hub: 108,0/71,0 mm, Verdichtungsverhältnis:<br />
13,1:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />
52-mm-Drosselklappen, hydraulisch<br />
betätigte Mehrscheiben-Ölbad-Anti-<br />
Hopping-Kupplung, Sechsganggetriebe,<br />
G-Kat, Kette, Traktionskontrolle<br />
CHASSIS & BREMSEN<br />
Stahl-Gitterrohrrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
64,0 Grad, Nachlauf: 120 mm, Radstand:<br />
1560 mm, Upside-down-Gabel, Ø Gabelinnenrohr:<br />
48 mm, selbsttätige Dämpfungsverstellung.<br />
Direkt angelenktes Zentralfederbein,<br />
selbsttätige Dämpfungsverstellung.<br />
Federweg vorn/hinten: 200/200 mm,<br />
Leichtmetall-Speichenräder, 3.50 x<br />
19/5.00 x 17, Reifen vorn: 120/70 ZR 19,<br />
hinten: 170/60 ZR 17, Erstbereifung: Continental<br />
Road Attack 2 „K“, 320-mm-Doppelscheibenbremse<br />
mit radial angeschlagenen<br />
Vierkolben-Festsätteln vorn,<br />
267-mm-Einzelscheibe mit Zweikolben-<br />
Festsattel hinten, ABS<br />
PERFORMANCE<br />
MAX. HINTERRADLEISTUNG**<br />
108 kW (147 <strong>PS</strong>) bei 236 km/h<br />
BESCHLEUNIGUNG**<br />
0 –100 km/h: 3,4 s; 0 –150 km/h: 5,9 s;<br />
0 –200 km/h: 10,3 s<br />
DURCHZUG**<br />
50 –100 km/h: 4,4 s; 100 –150 km/h: 4,5 s<br />
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT*<br />
250 km/h<br />
MAßE UND GEWICHT<br />
Länge/Breite/Höhe: 2250/910/1500 mm,<br />
Sitz-/Lenkerhöhe: 860/<strong>11</strong>60 mm, Lenkerbreite:<br />
830 mm, 256 kg vollgetankt, v./h.:<br />
50,6/49,4 %<br />
VERBRAUCH<br />
Kraftstoffart: Super bleifrei.<br />
Durchschnitts testverbrauch: 7,6 Liter/100<br />
km, Tankinhalt 30 Liter, Reichweite: 394 km<br />
SETUP<br />
SETUP GABEL<br />
stat.neg. Federweg: Einstellung „Solo“<br />
im Display, Dämpfung: Modus „Street“,<br />
Niveau: Standard<br />
SETUP FEDERBEIN<br />
stat.neg. Federweg: Einstellung „Solo“<br />
im Display, Dämpfung: Modus „Street“,<br />
Niveau: Standard<br />
GRUNDPREIS<br />
17 895 Euro, Test maschine: 18 214 Euro<br />
(jeweils zzgl. Neben kosten)<br />
SUZUKI<br />
HAYABUSA 1300 ABS<br />
ANTRIEB<br />
Vierzylinder-Reihenmotor, vier Ventile/Zylinder,<br />
145 kW (197 <strong>PS</strong>) bei 9500/min*, 155<br />
Nm bei 7200/min*, 1340 cm³, Bohrung/<br />
Hub: 81,0/65,0 mm, Verdichtungsverhältnis:<br />
12,5:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />
44-mm-Drosselklappen, hydraulisch betätigte<br />
Mehrscheiben-Ölbadkupplung,<br />
Sechsganggetriebe, G-Kat, Kette<br />
CHASSIS & BREMSEN<br />
Leichtmetall-Brückenrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
66,6 Grad, Nachlauf: 93 mm, Radstand:<br />
1480 mm, Upside-down-Gabel,<br />
Ø Gabelinnenrohr: 43 mm, einstellbar in<br />
Federbasis, Zug- und Druckstufe. Zentralfederbein<br />
mit Umlenkung, einstellbar in<br />
Federbasis, Zug- und Druckstufe. Federweg<br />
vorn/hinten: 120/140 mm, Leichtmetall-Gussräder,<br />
3.50 x 17/6.00 x 17, Reifen<br />
vorn: 120/70 ZR 17, hinten: 190/50 ZR 17,<br />
Erstbereifung: Bridgestone BT 015 „M“,<br />
310-mm-Doppelscheibenbremse mit radial<br />
angeschlagenen Vierkolben-Festsätteln<br />
vorn, 260-mm-Einzelscheibe mit Einkolben-Schwimmsattel<br />
hinten, ABS<br />
PERFORMANCE<br />
MAX. HINTERRADLEISTUNG**<br />
135 kW (184 <strong>PS</strong>) bei 271 km/h<br />
BESCHLEUNIGUNG**<br />
0 –100 km/h: 3,0 s; 0 –150 km/h: 4,8 s;<br />
0 –200 km/h: 7,5 s<br />
DURCHZUG**<br />
50 –100 km/h: 5,0 s; 100 –150 km/h: 4,1 s<br />
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT*<br />
295 km/h<br />
MAßE UND GEWICHT<br />
Länge/Breite/Höhe: 2170/840/1200 mm,<br />
Sitz-/Lenkerhöhe: 795/900 mm, Lenkerbreite:<br />
640 mm, 264 kg vollgetankt, v./h.:<br />
49,6/50,4 %<br />
VERBRAUCH<br />
Kraftstoffart: Super bleifrei.<br />
Durchschnitts testverbrauch: 7,1 Liter/100<br />
km, Tankinhalt 21 Liter, Reichweite: 295 km<br />
SETUP<br />
SETUP GABEL<br />
stat.neg. Federweg: Werkseinstellung,<br />
Druckstufe: Werkseinstellung, Zugstufe:<br />
Werkseinstellung, Niveau: Standard<br />
SETUP FEDERBEIN<br />
stat.neg. Federweg: Werkseinstellung,<br />
Druckstufe: Werkseinstellung, Zugstufe:<br />
Werkseinstellung, Niveau: Standard<br />
GRUNDPREIS<br />
14490 Euro (zzgl. Neben kosten)<br />
34 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong><br />
alle Dämpfungseinstellungen von komplett geschlossen gezählt; statischer negativer Federweg senkrecht stehend ohne Fahrer; U=Umdrehungen; K=Klicks<br />
* Herstellerangabe ** <strong>PS</strong>-Messung
YAMAHA<br />
YZF-R3<br />
ANTRIEB<br />
Zweizylinder-Reihenmotor, vier Ventile/<br />
Zylinder, 31 kW (42 <strong>PS</strong>) bei 10750/min*, 30<br />
Nm bei 9000/min*, 321 cm³, Bohrung/Hub:<br />
68,0/44,1 mm, Verdichtungsverhältnis:<br />
<strong>11</strong>,2:1, Zünd-/Einspritzanlage, 32-mm-<br />
Drosselklappen, mechanisch betätigte<br />
Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe,<br />
G-Kat, Kette<br />
CHASSIS & BREMSEN<br />
Stahl-Brückenrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
65 Grad, Nachlauf: 95 mm, Radstand: 1380<br />
mm, Teleskopgabel, Ø Gabelinnenrohr: 41<br />
mm, nicht einstellbar. Zentralfederbein,<br />
einstellbar in der Federbasis. Federweg<br />
vorn/hinten: 130/125 mm, Leichtmetall-<br />
Gussräder, 2.75 x 17/4.00 x 17, Reifen vorn:<br />
<strong>11</strong>0/70-17, hinten: 140/70-17, Erstbereifung:<br />
Michelin Pilot Street, 298-mm-Einzelscheibenbremse<br />
mit Zweikolben-<br />
Schwimsattel vorn, 220-mm-Einzelscheibe<br />
mit Einkolben-Schwimmsattel hinten,<br />
ABS<br />
PERFORMANCE<br />
MAX. HINTERRADLEISTUNG**<br />
27,9 kW (37,9 <strong>PS</strong>) bei 164 km/h<br />
BESCHLEUNIGUNG**<br />
0 –100 km/h: 5,9 s; 0 –150 km/h: 15,2 s;<br />
0 –200 km/h: k.A.<br />
DURCHZUG**<br />
50 –100 km/h: 10,1 s; 100 –150 km/h: 14,4 s<br />
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT*<br />
177 km/h<br />
MAßE UND GEWICHT<br />
Länge/Breite/Höhe: 2090/720/<strong>11</strong>35 mm,<br />
Sitz-/Lenkerhöhe: 780/k.A., Lenkerbreite:<br />
k.A., 171 kg vollgetankt, v./h.: 49,7/50,3 %<br />
VERBRAUCH<br />
Kraftstoffart: Super bleifrei.<br />
Durchschnitts testverbrauch: 3,6 Liter/100<br />
km, Tankinhalt 14 Liter, Reichweite: 389 km<br />
SETUP<br />
SETUP GABEL<br />
stat.neg. Federweg: k.A.,<br />
Druckstufe: nicht einstellbar, Zugstufe:<br />
nicht einstellbar, Niveau: Standard<br />
SETUP FEDERBEIN<br />
stat.neg. Federweg: k.A., Druckstufe: nicht<br />
einstellbar, Zugstufe: nicht einstellbar,<br />
Niveau: Standard<br />
GRUNDPREIS<br />
5395 Euro (zzgl. Neben kosten)<br />
steiger. Wer die R3 so bei den Hörnern<br />
nimmt, weiß später, wie man eine R6 über<br />
die Piste peitscht.<br />
Der Rest ist Geduld, regelmäßiges Tanken<br />
und Lockerungsübungen gegen die<br />
Schmerzen in Hintern und Oberkörper. Und<br />
so erreiche auch ich schließlich Flensburg.<br />
Ohne die längere Pause bei Hannover, weil<br />
ich meinen Kopf kaum noch drehen konnte,<br />
wären sicher 20 Minuten weniger drin gewesen.<br />
Aber 62,01 Liter auf <strong>11</strong>38 Kilometer<br />
ist ein beachtlicher Wert.<br />
Fischbrötchen und 'ne Pulle<br />
Flens – beides gibt es lecker<br />
im historischen Hafen<br />
FAZIT<br />
TOBI MÜNCHINGER<br />
Sie knechtet dich wie eine Domina und nimmt auch noch gewaltig<br />
viel Geld dafür. Damit ist die Panigale fester Bestandteil<br />
des echten Lebens, in dem man leider auch Niederlagen<br />
hinnehmen muss. Hätte ich mich nicht verfahren, hätten sich<br />
die Schmerzen voll ausgezahlt und ich hätte gewonnen lieber<br />
Jacko, du Klapphelm-Gurke!<br />
VOLKMAR JACOB<br />
Hätte, hätte, Ducati-Kette! Der Tobi 1 mag sich noch so gute<br />
Ausreden einfallen lassen, es kann nur einen Sieger geben<br />
und der bin nun mal ich. Außerdem, wie entspannt ich erst in<br />
Flensburg von der KTM gestiegen bin! Mir haben die anderen<br />
drei richtig leidgetan, wie sie steif wie Quasimodo noch Stunden<br />
später über ihrer Pizza hingen, har har har!<br />
TOBI WASSERMANN<br />
Ein japanisches Sprichwort sagt – wahrscheinlich: „Ein Falke<br />
fliegt nur schnell, wenn seine Flügel nicht nass sind.“ Im<br />
Autobahnirrsinn unter Dauerregen kannst du die Power der<br />
Hayabusa nicht ohne echte Lebensverachtung einsetzen.<br />
Jacko hatte nicht nur Los-, sondern auch noch Wetterglück.<br />
Das Wasser soll ihm nächstes Mal in den Klapphelm rinnen!<br />
UWE SEITZ<br />
Ich bin 1986 mit der MTX 80 vom Schwarzwald nach Schottland<br />
gefahren. Damals muss ich leidensfähiger gewesen sein.<br />
Trotzdem hat mich die R3 verlässlich durch Deutschland gebeamt<br />
und dabei den Geldbeutel geschont. Aber mal ehrlich:<br />
Noch mal auf Losglück verlasse ich mich nicht mehr. „Ich<br />
Chef, du nix“ ist mein neues Motto, lieber Jacko<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong> 35
PREMIERE<br />
DUCATI MONSTER 1200 R<br />
Die neueste Monster 1200 R ist mit dem überarbeiteten<br />
Testastretta das stärkste Naked Bike „ever“ aus Bologna.<br />
Um dies zu unterstreichen, wischte <strong>PS</strong> damit über die Piste.<br />
R-WISCHT<br />
Text: Uwe Seitz; Fotos: Ducati<br />
Es ist grundsätzlich kein Fehler,<br />
uns Testern <strong>PS</strong>-starke, sportliche<br />
Motorräder auf einer<br />
Rennstrecke in die Hand zu geben.<br />
Zum einen macht es natürlich dort<br />
ganz großen Spaß, ohne Gegenverkehr<br />
und irritierendes Stückgut in unmittelbar<br />
angrenzender Landschaft dahinzuballern.<br />
Zum anderen offenbart der Ritt<br />
auf Messers Schneide viel tiefere Einblicke<br />
in das Wesen der Testmaschine.<br />
Insofern hat Ducati mit der Präsenta tion<br />
des stärksten Naked Bikes der Firmenhistorie<br />
im exklusiven südspanischen<br />
Ascari Race Ressort schon mal<br />
ganz viel richtig gemacht.<br />
Allerdings birgt so etwas<br />
auch Risiken, denn das Limit<br />
kommt bei Nicht-Supersportlern<br />
erstens oft viel<br />
schneller und zweitens<br />
als einem lieb ist. Aus<br />
diesem Grund hat Ducati<br />
für die Monster 1200 R<br />
in die Geometrie des<br />
Motorrads, das es ja bereits<br />
als Standard-1200er<br />
und S-Version gibt, eingegriffen<br />
und diese für mehr<br />
Schräglagenfreiheit per<br />
neuen Öhlins-Dämpfern<br />
gleich mal um 15 Millimeter angehoben.<br />
Ein Lenkungsdämpfer von<br />
Öhlins beruhigt die sportliche Lenkstange,<br />
und die serienmäßigen, supersportlichen<br />
Pirelli Diablo Supercorsa<br />
SP (hinten als 200er-Walze) liefern den<br />
36 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong>
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE
satten Grip für feiste Attacken. Guten<br />
Grip bieten auch die nur an der R<br />
verbauten Racing-Fußrasten, und das<br />
neu gestaltete R-Heck mit strafferem<br />
und nicht höhenverstellbarem Sitzbrötchen<br />
sieht nicht nur schnittiger<br />
aus, sondern fühlt sich auch sportlicher<br />
an als bei den bis herigen<br />
1200er-Varianten.<br />
Noch mehr Argumente für den<br />
Rennstreckeneinsatz mit dieser Monster?<br />
Marchesini-Schmiederäder ähnlich<br />
wie in der Panigale und viele Karbonteile,<br />
die ihren Beitrag zum Kampfgewicht<br />
von 180 Kilo trocken leisten<br />
(indgesamt zur „S“ -2kg).<br />
Und dann natürlich der Motor. Dem<br />
Testastretta mit elf Grad Ventilüberschneidung,<br />
wie er bereits in den anderen<br />
beiden Monster-Varianten steckt,<br />
haben die Techniker ganz schön Beine<br />
gemacht. In der R soll er 160 <strong>PS</strong> bei<br />
9250/min leisten. 131 Nm bei 7750/min<br />
liegen ebenfalls deutlich über der<br />
nominell 145 <strong>PS</strong> starken und von uns<br />
mit 124 Nm gemessenen S-Variante.<br />
Das Plus an Drehmoment und Leistung<br />
kommt vom neuen Drosselklappen-Body<br />
mit elliptischen, 56-mm-Drosselklappen,<br />
einer Auspuffanlage mit fettem<br />
58-mm-Krümmerdurchmesser<br />
(S-Version mit 50 mm) und einer auf<br />
13,0:1 gestiegenen Verdichtung. Das<br />
alles sorgt fein abgestimmt für einen an<br />
Laufkultur kaum zu überbietenden Twin,<br />
der sauber von unten heraus dreht und<br />
ganz geschmeidig bis zum Drehzahl-<br />
Limiter bei 10 200/min schnurrt.<br />
Allerdings geht etwas über 9500/<br />
min nicht mehr viel vorwärts, weshalb<br />
sich der laufruhige Twin geradezu<br />
brav anfühlt. Besonders auf der Rennstrecke,<br />
wo man oben herum gern<br />
den Extra-Punch nutzen möchte. Dass<br />
die Monster aber kein Langweiler ist,<br />
offenbart die Elektronik, bei der sich<br />
beispielsweise die Traktionskontrolle<br />
achtfach verstellen lässt. Deren Funktion<br />
ließ sich auf den herrlich lang<br />
ge zogenen Linkskurven in Ascari wunderbar<br />
antesten. Besonders taugte uns<br />
Stufe 2, die mächtig Wheelspin<br />
zulässt, was sich über das satte<br />
Dreh moment per schön dosierbarerem<br />
Gasgriff prima fürs<br />
Striche ziehen eignete.<br />
Das ABS ist dagegen auch<br />
in der zurückhaltendsten<br />
der drei Stufen kaum rennstreckentauglich<br />
und regelt<br />
selbst in Level 1 ohne Hinterraderkennung<br />
relativ früh. Mit<br />
Die Monster 1200 R macht den Ausflug<br />
auf die Rennstrecke willig mit, überzeugt<br />
durch sehr schönes Handling<br />
und einen kultivierten<br />
Motor. Ihre wahre<br />
Bestimmung liegt aber<br />
vor allem auf<br />
der Landstraße<br />
38 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong>
01<br />
02<br />
03<br />
01 Allumfassendes TFT-Farbdisplay,<br />
das leider bei Sonneneinstrahlung<br />
kaum ablesbar ist<br />
02 Der Lenkungsdämpfer stemmt<br />
sich erfolgreich gegen die Drehmomentwelle<br />
03 Die elliptischen Drosselklappen<br />
entsprechen einem 58-mm-Durchmesser<br />
und sind der R vorbehalten<br />
ausgeschaltetem ABS zeigt die Bremse<br />
aus der Panigale dann, was in ihr steckt.<br />
Fein dosierbar packt sie absolut supersportlich<br />
zu. Was allerdings das Fahrwerk<br />
in Bedrängnis bringen kann. Erst<br />
nach einer ordentlichen Portion Druckstufe<br />
vor allem in der Gabel ließ sich<br />
die Monster in den harten Anbremszonen<br />
einigermaßen beruhigen.<br />
Deutet dies schon an, dass die R-<br />
Monster auf der Rennstrecke schnell<br />
an ihr Limit gerät, zeugen ein abgefahrener<br />
Schalthebel und ein angeschliffener<br />
Krümmer davon, dass der Slogan<br />
„Race-ready Chassis“ in den Bereich<br />
der Marketing-Methoden gehört.<br />
Schnell müssen sich die Ducati-Leute<br />
dann auch die Frage gefallen<br />
lassen, warum ausgerechnet eine<br />
für die Landstraße perfekte Monster<br />
zum stärksten Naked Bike der Marke<br />
aufgemotzt werden musste und es den<br />
aggressiveren Streetfighter künftig<br />
nicht mehr geben wird. Fehlende Kapazitäten<br />
und die Notwendigkeit, in diesem<br />
Fall ein völlig neues Motorrad konstruieren<br />
zu müssen, sollten uns milder<br />
stimmen. Schließlich gibt es an der<br />
Agilität der Monster 1200 R nichts auszusetzen,<br />
oder? Nicht wirklich, sie fegt<br />
ganz hervorragend ums Eck, zeigt sich<br />
in Wechselkurven sogar von einer<br />
ganz handlichen Art, wie man es bei<br />
einer Monster bisher nicht erlebt hat.<br />
Aber auch die DNA der R ist eindeutig<br />
Landstraßen-orientiert. Dieser Motor,<br />
vielleicht noch etwas giftiger ausgelegt,<br />
und ein steiferes und Vorderradorientierteres<br />
Chassis wären für den<br />
hohen Preis nun wirklich ein feisteres<br />
Rennstrecken-Naked aus Bologna.<br />
DATEN<br />
DUCATI<br />
MONSTER 1200 R<br />
ANTRIEB<br />
Zweizylinder-V-Motor, 4 Ventile/<br />
Zylinder, <strong>11</strong>8 kW (160 <strong>PS</strong>) bei 9250/min*,<br />
131 Nm bei 7750/min*, <strong>11</strong>98 cm 3 , Bohrung/Hub:<br />
106,0/67,9 mm, Verdichtung:<br />
13:1, Zünd-/Einspritzanlage, 56-mm-<br />
Drosselklappen, hydraulisch betätigte<br />
Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe,<br />
Kette<br />
FAHRWERK<br />
Stahl-Gitterrohrrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
65,7 Grad, Nachlauf: 89 mm, Radstand:<br />
1509 mm, Ø Gabel innenrohr: 48 mm,<br />
Federweg v./h.: 130/159 mm<br />
RÄDER UND BREMSEN<br />
Leichtmetall-Schmiederäder, 3.50 x<br />
17/6.00 x 17, Reifen vorn: 120/70 ZR 17,<br />
hinten: 200/55 ZR 17, 330-mm-Doppelscheibenbremse<br />
mit Vierkolben-<br />
Schwimmsätteln vorn, 245-mm-Einzelscheibe<br />
mit Zweikolben-Schwimmsattel<br />
hinten, ABS<br />
GEWICHT<br />
(vollgetankt) 207 kg*,<br />
Tankinhalt: 17,5 Liter Super<br />
GRUNDPREIS<br />
18395 Euro (zzgl. NK)*<br />
* Herstellerangabe<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong> 39
ZONKOS ATTACKE<br />
MV AGUSTA F3 800 AGO<br />
In Misano traf ich kurz<br />
den edlen Giacomo<br />
Agostini. Das musste ich<br />
Tante Rosi erzählen. Mit<br />
einem würdigen Gerät:<br />
F3 800 Ago. Bildschön!<br />
Aber die Tante hat mich<br />
jahrzehntelang belogen!<br />
Text: Zonko; Fotos: andreasriedmann.at<br />
AGO<br />
TANT<br />
40 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong>
GRÜSST<br />
E ROSI<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong> 41
Sicher, liebe Leute, ist mein<br />
Outfit jetzt nicht das amtliche<br />
Sportler-Ornat, aber<br />
Tante Rosi ist „Style“ nun<br />
mal wichtig – wie Tamburini<br />
damals, dessen MV-Design<br />
bis heute an den Bikes aus<br />
Varese sichtbar ist<br />
Ich war im Ausnahmezustand, winkte<br />
hektisch mit den Armen und<br />
brüllte: „Nicht drüberfahren! Nicht<br />
drüberfahren! Fahr auf keinen Fall<br />
drüber!“ Der riesige, grüne, zehn Tonnen<br />
schwere Eisenhaufen mit dem 390<br />
<strong>PS</strong> starken 7,7-Liter-Sechszylinder-Dieselmotor<br />
unter der Haube rollte mit einem<br />
geschätzten 60er direkt auf den<br />
Blumenstrauß zu, den es mir aus den<br />
Zähnen gerissen hatte. Der GAU drohte!<br />
Die speedrobusten Gerbera, die ich<br />
für Tante Rosi sauteuer erstanden hatte<br />
(„Haben Sie Blumen, die nicht gleich<br />
in Panik die Blütenblätter abwerfen,<br />
wenn ich mit 200 Sachen unterwegs<br />
bin?“) waren ohnehin schon vom harschen<br />
Fahrtwind und dem mittlerweile<br />
zweiten Abflug etwas in Mitleidenschaft<br />
gezogen, aber wenn der Fendt-<br />
Traktor jetzt drüberrodelte, war alles<br />
vorbei. Florales „Game over“, wie man<br />
so sagt. Robust hin oder her.<br />
Ago war freundlich wie immer<br />
Ich hatte Giacomo Agostini kurz in<br />
Misano getroffen – und er war freundlich<br />
wie immer gewesen. Ein echter Sir.<br />
15-facher Weltmeister, 10-facher Isle<br />
of Man-TT-Sieger, MV-Superhero.<br />
Den irren Sound seiner 500er-Dreizylinder-MV<br />
werde ich nie vergessen.<br />
Die bis in die frühen 70er-Jahre konkurrenzlose<br />
Rennmaschine leistete<br />
85 <strong>PS</strong> bei 12000/min und war für 280<br />
km/h (!) gut. Der Sieger hieß mehr oder<br />
weniger immer: Giacomo Agostini. Für<br />
meine Tante Rosi, die damals mörder<br />
Sex-Appeal hatte und keine Kostverächterin<br />
war, war er sowieso immer<br />
der Größte gewesen. Giacomo! Wenn<br />
sie mir von ihm erzählte, hatten ihre<br />
Augen diesen besonderen Glanz und<br />
ihre Stimme eine geheimnisvolle Färbung,<br />
die ich mir als Bub damals nicht<br />
wirklich erklären konnte.<br />
Ich nahm mir jetzt am „Circuito di<br />
San Marco“ ein Herz und sprach die<br />
inzwischen weißhaarige Eminenz an:<br />
„Mister Agostini, I’m a journalist from<br />
Austria, riding at the moment a F3 800<br />
Ago. Does it make you proud, that some<br />
MVs in limited edition still have your<br />
name?“ Er antwortete freundlich mit<br />
42 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong>
Lieber ein Mal mehr absteigen<br />
als auf der Supersportlerin<br />
das Tempo<br />
rauszunehmen, es heißt<br />
ja „sportlich schnell motorradfahren“!<br />
dem Akzent eines Verführers: „Of<br />
course. I had a really great time with<br />
MV Agusta. And I still love these bikes.<br />
MV will always be something very<br />
special.“ Ich nickte, überwand meinen<br />
inneren Widerstand und legte nach:<br />
„Sorry, Mister Agostini, my aunt Rosi<br />
is such an enthusiastic fan of you.<br />
You met her in the early seventies in<br />
Monza. Do you remember her?“<br />
Eine heikle Frage. Ich hätte es ihm<br />
wirklich nicht übel genommen, wenn<br />
er mich jetzt zum Teufel geschickt hätte.<br />
Schließlich ist Ago nach wie vor ein<br />
Weltstar, dem dauernd irgendwelche<br />
Mikros unter die Nase gehalten werden,<br />
aber er hob die Brauen, überlegte<br />
kurz, lächelte charmant und sagte:<br />
„Rosi! The craziest chick from Austria!<br />
I hope, she is doing fine. Please<br />
send her best regards.“ Dann musste er<br />
plötzlich weiter.<br />
Der Schaltautomat war sehr<br />
hilfreich<br />
Und so war ich jetzt im feinen Zwirn<br />
mit der F3 800 Ago samt Blumenstrauß<br />
unterwegs zu Tante Rosi. War nicht<br />
ganz einfach. Zwar passte der Windschutz<br />
der extrem feschen Verkleidung<br />
– MVs sind einfach wunderschön! – so<br />
gut, dass ich trotz Jethelms ernst zu<br />
nehmende Geschwindigkeiten fahren<br />
konnte, aber das Halten der Blumen<br />
war kompliziert.<br />
Da ich nicht annehme, dass es viele<br />
Menschen gibt, die gerne alles über<br />
den perfekten Transport eines Straußes<br />
auf einem Supersportler wissen<br />
wollen, drei Erkenntnisse in aller Kürze:<br />
1.) Unter den Arm klemmen ist keine<br />
gute Idee, weil sich der Strauß sofort<br />
verabschiedet, sobald man die Highspeed-Haltung<br />
verlässt – zum Beispiel<br />
beim Anbremsen einer Kurve oder<br />
einfach, wenn man den Kopf aus der<br />
Verkleidung reckt, um mehr Überblick<br />
zu haben. Ist mir passiert.<br />
2.) Mit den Zähnen in die Blumenstiele<br />
beißen funktioniert vorübergehend<br />
sehr gut, führt aber zu einem<br />
fürchterlich schalen Geschmack auf<br />
der Zunge und am Gaumen. Je nachdem,<br />
was für Stengel man sich zwischen<br />
die Kauleisten steckt, droht sogar<br />
Vergiftungsgefahr! Außerdem brechen<br />
bald die Stiele, und dann muss<br />
man wieder stehen bleiben und den<br />
Strauß von der Straße aufheben. Sollte<br />
dann ein Fendt im Anrollen sein,<br />
braucht man entweder unwahrscheinlich<br />
viel Glück oder die innere Ruhe<br />
eines satten Elefanten.<br />
3.) Man greift den Strauß mit der<br />
Kupplungshand. Auf der F3 800 Ago<br />
war das zunächst großartig wegen des<br />
Schaltautomaten. So konnte ich forsch<br />
und komfortabel die Gänge durchreißen.<br />
Allerdings war das Runterschalten<br />
mühsam, weil die Blipper-Funktion<br />
fehlt und der Strauß beim Kuppeln eine<br />
Behinderung darstellt. Trotzdem war<br />
das die beste Lösung. Kein Abwurf.<br />
So gesehen habe ich einen bedeutenden<br />
Fahrtechnik-Tipp erarbeitet:<br />
„Sollten Sie mit Blumen fahren, nehmen<br />
Sie den Strauß in die Kupplungshand.<br />
Sollten Sie sich für frische Gerbera<br />
entschieden haben, können Sie beruhigt<br />
200 plus fahren. Zumindest bis<br />
220 bleiben die Blütenblätter dran.“<br />
Mit der F3 war ich schneller als<br />
mit der F4<br />
Nun, der Bauer im Fendt hatte ein Einsehen<br />
und überrollte die Blumen nicht.<br />
Danke! So konnte ich sie aufheben und<br />
meine Sonntagsfahrt fortsetzen. Natürlich<br />
hat sich die F3 800 Ago dabei<br />
fürchterlich gelangweilt.<br />
Selbst beim entfesselten Abfeuern<br />
am Pannoniaring am Tag davor ist sie<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong> 43
Seit Giacomos Zeiten hat<br />
sich eine Menge getan, was<br />
man gleich im Cockpit erkennen<br />
kann – analog ist<br />
da nur noch der Zündschlüssel.<br />
Auch in puncto<br />
Fahrwerk geht die MV Ago<br />
eigene Wege, wer Schwedengold<br />
beim Sondermodell<br />
erwartet, wird vom<br />
harten Sportfahrwerk von<br />
Sachs überrascht<br />
ja ziemlich cool geblieben. Wobei ich<br />
sagen darf, dass die Grenzen der F3<br />
nicht weit von meinen Grenzen entfernt<br />
sind. Ich kann den nominell 148 <strong>PS</strong><br />
starken Dreizylinder ohne Panikattacken<br />
ausfahren. Bei der 195 <strong>PS</strong> starken<br />
F4, die mir ebenfalls in Pannonien zur<br />
Verfügung stand, war das nicht so.<br />
Zur Hölle, der Vierzylinder des Superbikes<br />
riss so fürchterlich an, dass<br />
ich größte Mühe hatte, hin und wieder<br />
wenigstens einen Blick auf den Drehzahlmesser<br />
zu werfen. Über 9000/min<br />
herrschte ein Inferno. Einfach mörder.<br />
Was für eine Gewalt! Ich muss gestehen,<br />
dass mich die irre Motorkeule des<br />
1000er-Reihenvierers fest in Bedrängnis<br />
brachte. Zwar hat es MV mittlerweile<br />
geschafft, die Gasannahme im Scheitel<br />
viel sanfter zu machen als vor wenigen<br />
Jahren (da war der plötzliche<br />
Schwall ein mittleres Drama), aber<br />
wenn der Motor jetzt ins richtige Band<br />
kam, wurde ich tendenziell zum Passagier,<br />
der sich festhalten musste.<br />
Die F4 fuhr mit mir, nicht ich mit ihr.<br />
Das war im Sinne des Horrors natürlich<br />
Weltklasse und großartig, weil die<br />
überforderten Synapsen japsten, aber<br />
mit einer entspannten und kontrolliert<br />
schnellen Fahrt hatte das wenig zu tun.<br />
Es fällt mir – weil mir halt die F4 auf<br />
emotionaler Ebene so irre taugt – nicht<br />
leicht zuzugeben, dass ich mit der F3<br />
nicht nur viel lockerer, sondern auch<br />
schneller unterwegs war. Der Dreizylinder,<br />
der über das gesamte Drehzahlband<br />
sehr würdig funktioniert und weit<br />
über 13 000/min orgelt, schoss mich<br />
fest durch die Welt, aber er hatte nichts<br />
Entsetzliches an sich, das mich blockierte.<br />
Ich konnte die F3 nach Belie-<br />
44 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong>
en abfeuern und musste mich nicht<br />
vor Vollgas fürchten. Von 0 auf 100<br />
km/h in 3,6 Sekunden, von 0 auf 200<br />
km/h in 9,1 Sekunden und 269 km/h<br />
Topspeed sind beeindruckende Werte,<br />
aber sie machen halt doch klar, dass –<br />
entgegen der Meinung, die mitunter an<br />
Stammtischen geäußert wird – die<br />
800er weit von einer 1000er entfernt<br />
ist. Das ist eine andere Liga. Ich würde<br />
sagen, die F3 800 Ago ist ein mörderischer<br />
Supersportler, aber bei den Superbikes<br />
darf sie nicht mitspielen. Eine<br />
zornige F4 ist ein ganz anderes Kaliber.<br />
Dass man mit der F4 aber auch<br />
vollkommen spielerisch umgehen<br />
kann, bewies mir der extrem talentierte<br />
Jungracer Julian Mayer in Pannonien.<br />
Ja Himmel, der 19-Jährige feuerte die<br />
F4 dermaßen befreit ab, dass ich mir<br />
daneben vorkam wie der größte Eierbär<br />
auf diesem Planeten. Wahnsinn,<br />
wie die junge Wildsau, die es aber nur<br />
ganz selten vom Bock reißt („Kostet<br />
DATEN<br />
ANTRIEB<br />
Dreizylinder-Reihenmotor, vier Ventile/Zylinder,<br />
109 kW (148 <strong>PS</strong>) bei 13 000/min*, 88 Nm<br />
bei 10 600/min*, 798 cm³, Bohrung/Hub:<br />
79,0/54,3 mm, Verdichtungsverhältnis: 13,3:1,<br />
Zünd-/Einspritzanlage, 50-mm-Drosselklappen,<br />
mechanisch betätigte Mehrscheiben-<br />
Ölbad-Anti-Hopping-Kupplung, Sechsganggetriebe,<br />
G-Kat, Kette, TC<br />
FAHRWERK<br />
Stahl-Gitterrohrrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
66,0 Grad, Nachlauf: 99 mm, Radstand: 1380<br />
mm, Upside-down-Gabel, Ø Gabelinnenrohr:<br />
43 mm, einstellbar in Federbasis, Zug- und<br />
Druckstufe. Zentralfederbein mit Umlenkung,<br />
einstellbar in Federbasis, Zug- und Druckstufe.<br />
Federweg vorn/hinten: 125/130 mm,<br />
Leichtmetall-Schmiederäder, 3.50 x 17/5.50 x<br />
17, Reifen vorn: 120/70 ZR 17, hinten: 180/55<br />
ZR 17, Testbereifung: Pirelli Supercorsa SP,<br />
320-mm-Doppelscheibenbremse mit<br />
radial angeschlagenen Vierkolben-Festsätteln<br />
vorn, 220-mm-Einzelscheibe mit<br />
Zweikolben-Festsattel hinten, ABS<br />
MAX. HINTERRADLEISTUNG**<br />
95 kW (129 <strong>PS</strong>) bei 244 km/h<br />
BESCHLEUNIGUNG**<br />
0 –100 km/h: 3,6 s; 0 –150 km/h: 5,9 s;<br />
0 –200 km/h: 9,1 s<br />
DURCHZUG**<br />
50 –100 km/h: 4,6 s; 100 –150 km/h: 4,6 s<br />
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT*<br />
269 km/h<br />
GEWICHT<br />
193 kg vollgetankt, v./h.: 51,7/48,3 %,<br />
Tankinhalt: 16,0 Liter<br />
SETUP GABEL<br />
stat.neg. Federweg: 25 mm, Druckstufe: 2,5<br />
U offen, Zugstufe: 3 U offen, Niveau: Standard<br />
SETUP FEDERBEIN<br />
stat.neg. Federweg: 10 mm, Druckstufe: 1,5 U<br />
offen, Zugstufe: 2 U offen, Niveau: Standard<br />
GRUNDPREIS<br />
24 265 Euro zzgl. NK<br />
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MESSWERTE<br />
Motorleistung<br />
120<br />
160<br />
150<br />
100 140 MV Agusta F3 800<br />
130 104,3 kW (142 <strong>PS</strong>)<br />
120 bei 13500/min<br />
80 <strong>11</strong>0 83 Nm bei 10400/min<br />
100<br />
90<br />
60 80<br />
90<br />
70<br />
80<br />
60<br />
40<br />
50<br />
70<br />
40<br />
60<br />
20 30<br />
50<br />
20<br />
10<br />
kW <strong>PS</strong><br />
0 2 4 6 8 10 12 14 16<br />
Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />
Von versprochenen 148 <strong>PS</strong> bleiben 142 auf<br />
dem Prüfstand übrig. Mit dem schönen Drehmoment<br />
kann man das verschmerzen.<br />
alle Dämpfungseinstellungen von komplett geschlossen gezählt;<br />
statischer negativer Federweg senkrecht stehend ohne Fahrer;<br />
U=Umdrehungen; K=Klicks * Herstellerangabe ** <strong>PS</strong>-Messung<br />
Drehmoment in Nm<br />
Leistung an der Kurbelwelle, Messungen auf<br />
Dynojet-Rollenprüfstand 250
alles viel Geld. Da krieg ich ein paar<br />
Watschen!“), es krachen ließ! Seine<br />
Antwort auf meine Frage, was denn<br />
seine größte Stärke wäre, mag auf den<br />
ersten Blick wenig aussagekräftig sein,<br />
aber eigentlich ist es die allumfassende<br />
Erklärung der schnellen Welt:<br />
„Keine Ahnung. Es taugt mir einfach.<br />
Verkrampfen ist immer schlecht, man<br />
muss locker bleiben.“ Ein Traum!<br />
Locker bleiben auf der Ago<br />
Das Lockerbleiben auf einer Granate<br />
wie der F4 werde ich noch üben, auf<br />
der F3 800 Ago gelang es mir – abgesehen<br />
von einem zu späten Ankerwurf<br />
– problemlos. Die Sitzposition ist zwar<br />
supersportlich, aber der Kniewinkel ist<br />
relativ kommod und die Haltung generell<br />
nicht so extrem Vorderrad-orientiert<br />
wie auf der F4.<br />
Der Dreizylinder, der laut <strong>PS</strong>-Prüfstand<br />
129 <strong>PS</strong> am Hinterrad leistet, ist<br />
drehfreudig und stark, aber selbst über<br />
10 000/min, wenn er seine volle Kraft<br />
entfaltet, überforderte er mich nicht.<br />
Großartig war das weiche und volle<br />
Ansprechverhalten im Scheitel. Wenn<br />
man in tiefer Schräglage ans Gas geht,<br />
braucht man keinen abrupten Schwall,<br />
sondern einen ruckfreien, perfekt zu<br />
dosierenden Leistungseinsatz. Bravo,<br />
MV Agusta!<br />
Peinliche Momente bescherte mir<br />
allerdings das Getriebe beziehungsweise<br />
der Schaltautomat. Beim Wechsel<br />
vom Einser in den Zweier hatte ich<br />
mitunter den Leerlauf drin, was dazu<br />
führte, dass der Motor in den Begrenzer<br />
heulte und der Vortrieb ausblieb.<br />
Liegt wohl an den etwas langen Schaltwegen<br />
des Sechsganggetriebes gerade<br />
über den Leerlauf hinweg.<br />
War natürlich voll unwürdig. In<br />
späterer Folge passierte mir das aber<br />
nicht mehr, weil ich beim Gangwechsel<br />
darauf achtete, genügend lang am<br />
Schalthebel zu ziehen. Das erforderte<br />
anfangs etwas Aufmerksamkeit, weil es<br />
ungewöhnlich war, automatisierte sich<br />
aber rasch.<br />
Radikal war die F3 trotz des knappen<br />
Radstands von 1380 mm und dem<br />
geringen Nachlauf von 99 mm nicht.<br />
Wendig und präzise, aber nicht nervös.<br />
Die Marzocchi-Gabel und das Sachs-<br />
Federbein gaben niemals Anlass zur<br />
Beschwerde, sondern werkelten auf<br />
hohem Niveau mit genügend Transparenz.<br />
So entstand viel Vertrauen. Wie<br />
gut ich mit der F3 zurechtkam, konnte<br />
ich auch daran sehen, dass die Elektronik<br />
fast nie eingreifen musste. Gerade<br />
die gab und gibt uns <strong>PS</strong>-Testern ja<br />
auch immer gern die brenzlige Frage<br />
auf, ob sie im Zweifelsfall auch wirklich<br />
den Rettungsreif herüberwirft. In der<br />
Vergangenheit tat die Sicherheitselektronik<br />
das jedenfalls mehr als launisch.<br />
Heiße Ohren und ein in den Begrenzer<br />
hämmerndes Herz gab es nur einmal,<br />
als ich den Anker mit den Brembo-<br />
Monoblocks, der sowohl in puncto Biss<br />
als auch Dosierbarkeit sehr gut funktionierte,<br />
zu spät und zu abrupt warf.<br />
Mit aktivierter Race-ABS-Funktion hob<br />
die kurze F3 forsch das Heck und<br />
schlingerte fest. Auch in der Gabel war<br />
Unruhe, da die Elektronik den Bremsdruck<br />
modulierte. Und weil ein Kurvenscheitel<br />
halt leider kein mitfühlendes<br />
Wesen ist, blieb er stur an seiner angestammten<br />
Stelle, während ich voll fokussiert<br />
gegen den totalen Kontrollverlust<br />
kämpfte.<br />
In mir brannte ein klarer Gedanke<br />
lichterloh: „Nicht die edle Ago schrotten!“<br />
Ein Wegschmeißer ist ja nie super,<br />
aber eine auf 300 Stück limitierte MV<br />
mit Karbonkotflügeln, geschmiedeten<br />
Felgen (minus zwei Kilo im Vergleich<br />
zur herkömmlichen F3 800) und Ago-<br />
Lackierung in den Kies zu betten oder<br />
46 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong>
Na, da wird die<br />
Tante aber schauen!<br />
Auf jeden Fall<br />
macht die scharf<br />
geschnittene und<br />
sportlich tief<br />
geduckte MV schon<br />
etwas her – da<br />
können die Blumen<br />
auch etwas leiden<br />
142 <strong>PS</strong> an der Kurbelwelle über. Verstehe<br />
mich nicht falsch, das ist eh ein<br />
stolzer Wert und der Dreizylinder ist<br />
großartig, aber wäre ich MV, würde<br />
ich da nicht flunkern.“<br />
Tante Rosi nickte, machte eine<br />
kurze Pause, legte eine Hand auf meine<br />
und sagte: „Ich muss dir jetzt einfach<br />
sagen, auch wenn es mir schwerfällt,<br />
dass ich damals alles nur erfunden<br />
habe. Persönlich habe ich meinen Ago<br />
nie kennengelernt. Aber wenn ich dir<br />
von ihm erzählte, haben deine Augen<br />
so gestrahlt.“<br />
Unfassbar – eine kleine Welt zerbrach.<br />
Na, somit wollte auch ich mit<br />
der Wahrheit nicht mehr hinter dem<br />
Berg halten: „Ago schaut immer noch<br />
sehr gut aus und ist sehr freundlich<br />
und charmant im Gespräch. Aber die<br />
Frage, ob er sich an dich erinnert, habe<br />
ich einfach nicht übers Herz gebracht.<br />
Das war reinste Dichtung.“ Die Tante<br />
lächelte und sagte: „War aber glaubwürdig.<br />
Bin sicher, dass er mindestens<br />
eine Rosi gehabt hat. Er war ja wirklich<br />
unglaublich fesch und schnell.“<br />
in den Asphalt zu reiben, wäre ein Akt<br />
brutaler Barbarei.<br />
Also löste ich die Bremse – und legte<br />
einfach voll um. Ist ja fast immer eine<br />
sinnvolle Maßnahme, wenn es in der<br />
Kurve eng wird. Und so war es auch<br />
diesmal. Ich blieb im Sattel.<br />
Rosi flunkert, MV flunkert – und<br />
ich auch<br />
Tante Rosi hatte eine Freude mit der<br />
MV, den Gerbera und mir. Und während<br />
wir einen vorzüglichen Apfelstrudel<br />
einwarfen, erzählte ich ihr selbstverständlich<br />
von meinem Treffen mit ihrem<br />
Ago, von der F3 800 und MV im<br />
Allgemeinen.<br />
Es gab auch etwas, das mich störte:<br />
„Sie geben halt noch immer das Trockengewicht<br />
an. Also das Gewicht der<br />
Maschine ohne Flüssigkeiten. Das ist<br />
doch daneben, das kann niemand<br />
überprüfen. Die F3 800 geben sie mit<br />
173 Kilo trocken an, auf der <strong>PS</strong>-Waage<br />
stehen dann 193 mit vollem Tank. Und<br />
bei der Leistung dürften sie auch geflunkert<br />
haben. 148 <strong>PS</strong> geben sie an,<br />
am <strong>PS</strong>-Prüfstand wurden aber nur<br />
129,3 <strong>PS</strong> am Hinterrad gemessen.<br />
Rechnet man die Verlustleistung ein,<br />
bleiben höchstens so um die 140 bis<br />
FAZIT<br />
„WENN ICH SO ÜBER DIE MV F3 800 AGO<br />
NACHDENKE …“<br />
… finde ich es großartig, dass MV Agusta streng limitierte Sonderserien produziert,<br />
die ein festes Geld kosten. Wer Exklusivität und etwas ganz Besonderes will, bekommt<br />
es. Optisch sind MVs sowieso wahnsinnig toll, und das Charisma der Marke trifft mich<br />
im Innersten. Nicht nur wegen Giacomo Agostini, sondern auch wegen Massimo Tamburini,<br />
der nach der 916er-Ducati für MV Agusta mit der F4 Oro eine weitere Ikone des<br />
Designs schuf. Die F3 800 Ago ist – sofern man den Schalthebel sauber zieht – ein fantastischer<br />
Supersportler, der sowohl auf der Rennstrecke als auch auf der Landstraße<br />
wunderbar funktioniert, aber wenn die Kohle keine Rolle spielte, würde ich dennoch<br />
zur F4 greifen. Weil mich die gewaltige Motorkeule des Vierzylinders vollkommen erledigt.<br />
Es freut mich jedenfalls, dass diese Traditionsmarke wieder so präsent ist und<br />
auch noch richtig viele verschiedene<br />
Motorräder anbietet. Die förderlichen<br />
Kreuzer aus dem Schwäbischen<br />
dürften künftig dazu<br />
sicher noch mehr beitragen.<br />
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TEST<br />
CROSSOVER-VERGLEICH<br />
& JUMP<br />
Vergesst Spielkonsolen! Die wahre Action findet auf den vielfältigen Landstraßen<br />
Crossover-Test stellen sich vier Kandidaten einer besonderen Herausforderung.<br />
48 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong>
HONDA CB 1000 R KTM 690 DUKE R SUZUKI GSX-R 750 YAMAHA MT-09<br />
RUN<br />
der Republik statt. Bei diesem<br />
Text: Volkmar Jacob; Fotos: fact<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong> 49
Seit jeher zofft sich das kraftradelnde<br />
Volk bei der Frage,<br />
ob sportliche Einzylinder in<br />
engem Geläuf Kreise um<br />
schwerere und stärkere Gegner ziehen.<br />
Auf Kartstrecken trifft das zweifelsohne<br />
zu. Aber sticht solch ein Konzept auch<br />
außerhalb dieser speziellen Kurse?<br />
Und wie schlagen sich völlig unterschiedliche<br />
Gattungen im richtigen Leben?<br />
Um diese Fragen zu beantworten,<br />
prügeln wir vier verschiedene Bikes<br />
auf Zeit über eine abwechslungsreiche,<br />
einsame und geheime Bergstrecke. Mit<br />
an Bord: unbestechliches Data-Recording.<br />
Das System offenbart schonungslos<br />
Stärken und Schwächen der Kandidaten.<br />
Zum Infight treten an: Honda CB<br />
1000 R, beliebte und bewährte Nackte<br />
in der Einliter-Hubraum-Liga,<br />
hier als limitierte und edle „Rizoma-Edition“;<br />
KTM 690 Duke R, die scharfe Variante<br />
des quirligen Einzylinder-Klassikers;<br />
Suzuki GSX-R 750, pfeilschnelle<br />
Vertreterin der Supersport-Kategorie,<br />
und, last but not least, Yamahas MT-09,<br />
der Verkaufsschlager aus Iwata mit<br />
aufregendem Dreizylinder.<br />
Artig nach Anzahl der Zylinder<br />
sortiert, macht die Duke den Anfang.<br />
01<br />
02<br />
01 So sah die Zukunft 2008 aus:<br />
Cockpit-Styling à la Honda. Für<br />
heutige Verhältnisse bietet es<br />
eine eher spärliche Ausstattung<br />
02 Die Lenkergriffe bieten wenig<br />
Grip und sind Teil der Rizoma-<br />
Edition. Weitere Features: Spiegel,<br />
Blinker, Kennzeichenhalter, Bremsund<br />
Kupplungshebel sowie deren<br />
Flüssigkeitsbehälter etc.<br />
HONDA<br />
CB 1000 R<br />
50 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong>
03 04<br />
03 Spartanische Infozentrale ohne<br />
Benzinstands-, aber mit Ganganzeige.<br />
Zwittercockpit mit analogem<br />
Drehzahlmesser und Mäusekino<br />
04 Die Einscheibenbremse packt<br />
gewaltig zu und ist klasse dosierbar.<br />
Eine zweite Scheibe ist überflüssig.<br />
Das abschaltbare ABS<br />
könnte im Attacke-Modus indes<br />
etwas später regeln<br />
KTM<br />
690 DUKE R<br />
KTM 690 Duke R: angriffslustiger<br />
Single aus Österreich<br />
Besonders in engen Kehren und<br />
schnellen Wechselkurven verspricht<br />
sie sich einen uneinholbaren Vorsprung,<br />
wodurch sie der Konkurrenz<br />
auch auf den Geraden keck ihr Rücklicht<br />
zeigen möchte. Stehender Start,<br />
die Flagge hebt sich, los geht’s! Die<br />
Kupplung verlangt nur minimale Handkraft<br />
und besticht mit einem superben<br />
Schleifpunkt. Herrlich! Spurts aus dem<br />
Stand geraten so zum Kinderspiel.<br />
Den ersten lang gezogenen Bogen<br />
nimmt die Österreicherin voll, die Auf-<br />
zeichnungen attestieren ihr dort echte<br />
143 km/h. An der zweiten, etwas engeren<br />
Biegung kurz vom Gas, dann heftiges<br />
Ankern vor einer 180-Grad-Links.<br />
Wow, die Einscheiben-Anlage beißt<br />
gnadenlos zu und lässt sich erstklassig<br />
dosieren. Eine zweite Scheibe samt<br />
Sattel braucht die Duke nicht. Zumal<br />
sie als R-Version nur den Solobetrieb<br />
zulässt. Einzig das (abschaltbare) ABS<br />
könnte auf der letzten Rille einen Tick<br />
später eingreifen.<br />
Mit sagenhafter Präzision sticht die<br />
straff abgestimmte KTM in die Kehre.<br />
Zielgenauigkeit und Feedback sind absoluter<br />
Wahnsinn. Im weiteren Kurvenverlauf<br />
wirkt sie allerdings etwas nervös<br />
und verlangt permanent leichte<br />
Lenkkorrekturen. Eine Eigenschaft, die<br />
sie auf der ganzen Strecke bei unterschiedlich<br />
schnellen Ecken aufweist.<br />
Reifensache? Unwahrscheinlich. Zwar<br />
benötigen die Metzeler M7 RR auf der<br />
Duke eine gewisse Aufwärmzeit, weil<br />
das Leichtgewicht nur wenig Druck auf<br />
die Gummis ausübt. Doch wie in unserem<br />
Fall ordentlich warm gefahren, bestechen<br />
sie mit tadellosem Fahrverhalten.<br />
Möglicherweise entsteht die geringe<br />
Nervosität wegen des hohen<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong> 51
SUZUKI<br />
GSX-R<br />
750<br />
01 Typisch Supersportler: Der rote<br />
Bereich beginnt erst jenseits von<br />
gut und Böse. Die tatsächliche Maximaldrehzahl<br />
liegt bei 14 500/min<br />
02 Das in High- und Lowspeed-<br />
Druckstufe separat einstellbare<br />
Federbein ist straff abgestimmt<br />
und spricht generell etwas unsensibel<br />
an<br />
01 02<br />
Schwerpunkts in Verbindung mit dem<br />
breiten Lenker und den langen Federwegen<br />
– alles mutmaßliche Unruhestifter.<br />
Ihr daraus jedoch einen Strick zu<br />
drehen, wäre nicht fair. Denn erstens<br />
halten sich die Korrekturen in engen<br />
Grenzen. Und zweitens entschädigt die<br />
Duke mit einem Handling vom anderen<br />
Stern. Ein leichter Impuls genügt, zack,<br />
schon räubert sie wie Marvels Comicfiguren<br />
auf Speed durchs Geläuf.<br />
Ebenso quirlig geht ihr Motor zu<br />
Werke. Ab 3000 Touren legt der mit 690<br />
Kubik riesige Single tapfer los und liefert<br />
verwertbare Leistung. Doch im<br />
Jagdmodus verlangt er Drehzahlen zwischen<br />
5500 und 7000/min. Nur dort generiert<br />
der Eintopf maximalen Vortrieb.<br />
Begleitend stampft der fette 102er-Kolben<br />
auf und ab und liefert einzigartigen<br />
Einzylinder-Beat – Ausdruck reinsten<br />
Tatendrangs! Bei gemäßigterem Einsatz,<br />
wie beispielsweise im Stadtverkehr,<br />
nervt der Einzylinder unter 3000/<br />
min allerdings mit üblem Hacken und<br />
Ruckeln. Diese Drehzahlen unbedingt<br />
meiden! Und weil wir gerade beim<br />
Mosern sind: Wer nicht sauber schaltet,<br />
gerät zwischen viertem und fünftem<br />
Gang öfter einmal in einen fiesen Zwischenleerlauf.<br />
Gasannahme und Lastwechsel<br />
sind dagegen vom Feinsten.<br />
Unterm Strich ist der Single mit 72<br />
gemessenen <strong>PS</strong> ein äußerst charakterstarker<br />
Vertreter seiner selten gewordenen<br />
Zunft. Lediglich auf den längeren<br />
Geradeaus-Passagen geht ihm<br />
ein wenig die Puste aus. Die knapp<br />
3,9 Kilometer lange Strecke absolviert<br />
die 690er in 2.23,5 Minuten. Kann die<br />
zwar starke, aber unterdämpfte MT-09<br />
diese Zeit eindampfen?<br />
52 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong>
Yamaha MT-09: feuriger<br />
Drilling meets Softfahrwerk<br />
Mit spürbar mehr Punch schiebt die<br />
Yam an. Sie verdankt das ihrem wesentlich<br />
höheren Drehmoment, das sie<br />
aus stolzen 847 Kubik Hubraum<br />
schöpft. Außerdem erreicht sie mit<br />
echten <strong>11</strong>9 <strong>PS</strong> bei 192 Kilogramm ein<br />
Leistungsgewicht von 0,62 <strong>PS</strong>/Kilo.<br />
Zum Vergleich: Die KTM schafft je Kilo<br />
nur 0,44 <strong>PS</strong>. Das macht sich besonders<br />
auf den schnelleren Streckenabschnitten<br />
deutlich bemerkbar, wo der äußerst<br />
spritzige und angenehm kultivierte<br />
Drilling voll zuschlägt. Was für<br />
ein Prachtstück! Zu kritisieren gibt’s<br />
einzig die harte Gasannahme in den<br />
Fahrmodi „A“ und „Std“. Seit das Werk<br />
ab Ende des letzten Jahres ein geändertes<br />
Mapping anbietet, testeten wir<br />
schon die eine oder andere<br />
MT-09 mit sanfteren Lastwechseln. Hallo<br />
Yamaha: Habt ihr vergessen, das<br />
Mapping auf dieses Bike aufzuspielen?<br />
Durch den ersten Bogen pflügt die<br />
Japanerin mit 155 Sachen und damit<br />
12 km/h fixer als die KTM. An der<br />
schnellsten Stelle der Spezialstrecke<br />
steht‘s gar 170 zu 150 km/h. Das bringt<br />
Meter. Beim ersten Bremspunkt dann<br />
jedoch eine Schrecksekunde. Das nicht<br />
abschaltbare ABS der Yamaha regelt<br />
03<br />
04<br />
03 Das Yamaha-Cockpit ist klein,<br />
aber fein und liefert alle wichtigen<br />
Infos inklusive Benzinstands- und<br />
Ganganzeige. Sogar die Außentemperatur<br />
kennt es 04 Das Sahnestück<br />
der MT-09 ist ihr herrlicher<br />
Dreizylinder. Bereits knapp über<br />
Leerlaufdrehzahl generiert er tollen<br />
Punch und ist sehr drehfreudig<br />
MT-09<br />
YAMAHA<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong> 53
DATEN<br />
HONDA<br />
CB 1000 R<br />
ANTRIEB<br />
Vierzylinder-Reihenmotor, vier Ventile/Zylinder,<br />
92 kW (125 <strong>PS</strong>) bei 10000/min*, 99<br />
Nm bei 7750/min*, 998 cm³, Bohrung/Hub:<br />
75,0/56,5 mm, Verdichtungsverhältnis:<br />
<strong>11</strong>,1:1, Zünd-/Einspritzanlage, 36-mm-<br />
Drosselklappen, hydraulisch betätigte<br />
Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe,<br />
G-Kat, Kette<br />
CHASSIS & BREMSEN<br />
Leichtmetall-Brückenrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
65,0 Grad, Nachlauf: 99 mm, Radstand:<br />
1445 mm, Upside-down-Gabel,<br />
Ø Gabelinnenrohr: 43 mm, einstellbar in<br />
Federbasis, Zug- und Druckstufe. Zentralfederbein<br />
mit Umlenkung, einstellbar in<br />
Federbasis und Zugstufe. Federweg vorn/<br />
hinten: 120/128 mm, Leichtmetall-Gussräder,<br />
3.50 x 17/5.50 x 17, Reifen vorn: 120/70<br />
ZR 17, hinten: 180/55 ZR 17, Erstbereifung:<br />
Bridgestone BT 15 „L“, 310-mm-Doppelscheibenbremse<br />
mit konventionell angeschlagenen<br />
Sechskolben-Festsätteln vorn,<br />
256-mm-Einzelscheibe mit Zweikolben-<br />
Schwimmsattel hinten, C-ABS<br />
PERFORMANCE<br />
MAX. HINTERRADLEISTUNG**<br />
86,0 kW (<strong>11</strong>7 <strong>PS</strong>) bei 212 km/h<br />
BESCHLEUNIGUNG**<br />
0 –100 km/h: 3,3 s; 0 –150 km/h: 6,0 s;<br />
0 –200 km/h: <strong>11</strong>,8 s<br />
DURCHZUG**<br />
50 –100 km/h: 4,5 s; 100 –150 km/h: 5,4 s<br />
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT*<br />
230 km/h<br />
MAßE UND GEWICHT<br />
Länge/Breite/Höhe: 2090/775/1090 mm,<br />
Sitz-/Lenkerhöhe: 830/1030 mm, Lenkerbreite:<br />
725 mm, 220 kg vollgetankt, v./h.:<br />
49,2/50,8 %<br />
VERBRAUCH<br />
Kraftstoffart: Super bleifrei.<br />
Durchschnitts testverbrauch: 7,4 Liter/100<br />
km, Tankinhalt 17 Liter, Reichweite: 229 km<br />
SETUP<br />
SETUP GABEL<br />
stat.neg. Federweg: 33 mm,<br />
Druckstufe: 1,0 U offen, Zugstufe: 1,5 U<br />
offen, Niveau: Standard<br />
SETUP FEDERBEIN<br />
stat.neg. Federweg: 10 mm (fünfhöchste<br />
Stufe), Druckstufe: nicht einstellbar, Zugstufe:<br />
0,25 U offen, Niveau: Standard<br />
GRUNDPREIS<br />
<strong>11</strong>490 Euro (zzgl. Neben kosten), Testmaschine<br />
(„Rizoma-Edition“): ab 10750 Euro<br />
KTM<br />
690 DUKE R<br />
ANTRIEB<br />
Einzylindermotor, vier Ventile/Zylinder,<br />
51,5 kW (70 <strong>PS</strong>) bei 7500/min*, 70 Nm bei<br />
5500/min*, 690 cm³, Bohrung/Hub:<br />
102,0/84,5 mm, Verdichtungsverhältnis:<br />
12,5:1, Zünd-/Einspritzanlage, 46-mm-<br />
Drosselklappe, hydraulisch betätigte<br />
Mehrscheiben-Ölbad-Anti-Hopping-Kupplung,<br />
Sechsganggetriebe, G-Kat, Kette,<br />
CHASSIS & BREMSEN<br />
Stahl-Gitterrohrrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
63,5 Grad, Nachlauf: <strong>11</strong>5 mm, Radstand:<br />
1466 mm, Upside-down-Gabel, Ø Gabelinnenrohr:<br />
43 mm, einstellbar in Zug- und<br />
Druckstufe. Zentralfederbein mit Umlenkung,<br />
einstellbar in Federbasis, Zug- und<br />
Druckstufe (high/low). Federweg vorn/hinten:<br />
150/150 mm, Leichtmetall-Gussräder,<br />
3.50 x 17/5.00 x 17, Reifen vorn: 120/70 ZR<br />
17, hinten: 160/60 ZR 17, Erstbereifung:<br />
Metzeler Sportec M7 RR, vorn „M“,<br />
320-mm-Einscheibenbremse mit radial<br />
angeschlagenem Vierkolben-Festsattel<br />
vorn, 240-mm-Einzelscheibe mit Einkolben-Schwimmsattel<br />
hinten, ABS<br />
PERFORMANCE<br />
MAX. HINTERRADLEISTUNG**<br />
49,0 kW (67 <strong>PS</strong>) bei 174 km/h<br />
BESCHLEUNIGUNG**<br />
0 –100 km/h: 3,8 s; 0 –150 km/h: 8,1 s;<br />
0 –200 km/h: –<br />
DURCHZUG**<br />
50 –100 km/h: 5,8 s, 100 –150 km/h: 6,1 s<br />
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT*<br />
188 km/h<br />
MAßE UND GEWICHT<br />
Länge/Breite/Höhe: 2180/920/1300 mm,<br />
Sitz-/Lenkerhöhe: 860/1090 mm, Lenkerbreite:<br />
805 mm, 164 kg vollgetankt, v./h.:<br />
50,2/49,8 %<br />
VERBRAUCH<br />
Kraftstoffart: Super bleifrei.<br />
Durchschnitts testverbrauch: 6,5 Liter/100<br />
km, Tankinhalt 14 Liter, Reichweite: 215 km<br />
SETUP<br />
SETUP GABEL<br />
stat.neg. Federweg: nicht einstellbar,<br />
Druckstufe: <strong>11</strong> K offen, Zugstufe: <strong>11</strong> K<br />
offen, Niveau: Standard<br />
SETUP FEDERBEIN<br />
stat.neg. Federweg: 20 mm, Druckstufe<br />
low/high: 7 K/komplett offen, Zugstufe: 15<br />
K offen, Niveau: Standard<br />
GRUNDPREIS<br />
9995 Euro (zzgl. Neben kosten)<br />
SUZUKI<br />
GSX-R 750<br />
ANTRIEB<br />
Vierzylinder-Reihenmotor, vier Ventile/Zylinder,<br />
<strong>11</strong>0,3 kW (150 <strong>PS</strong>) bei 13 200/min*,<br />
86 Nm bei <strong>11</strong> 200/min*, 750 cm³, Bohrung/<br />
Hub: 70,0/48,7 mm, Verdichtungsverhältnis:<br />
12,5:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />
42-mm-Drosselklappen, mechanisch<br />
betätigte Mehrscheiben-Ölbad-Anti-Hopping-Kupplung,<br />
Sechsganggetriebe, G-<br />
Kat, Kette<br />
CHASSIS & BREMSEN<br />
Leichtmetall-Brückenrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
66,4 Grad, Nachlauf: 97 mm,<br />
Radstand: 1390 mm, Upside-down-Gabel,<br />
Ø Gabelinnenrohr: 41 mm, einstellbar in<br />
Federbasis, Zug- und Druckstufe. Zentralfederbein<br />
mit Umlenkung, einstellbar in<br />
Federbasis, Zug- und Druckstufe (high/<br />
low). Federweg vorn/hinten: 120/130 mm,<br />
Leichtmetall-Gussräder, 3.50 x 17/5.50 x<br />
17, Reifen vorn: 120/70 ZR 17, hinten:<br />
180/55 ZR 17, Erstbereifung: Bridgestone<br />
S 20 Evo, 310-mm-Doppelscheibenbremse<br />
mit radial angeschlagenen Vierkolben-<br />
Festsätteln vorn, 220-mm-Einzelscheibe<br />
mit Einkolben-Schwimmsattel hinten<br />
PERFORMANCE<br />
MAX. HINTERRADLEISTUNG**<br />
94,1 kW (128 <strong>PS</strong>) bei 252 km/h<br />
BESCHLEUNIGUNG**<br />
0 –100 km/h: 3,2 s; 0 –150 km/h: 5,2 s;<br />
0 –200 km/h: 8,6 s<br />
DURCHZUG**<br />
50 –100 km/h: 5,3 s; 100 –150 km/h: 4,9 s<br />
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT*<br />
280 km/h<br />
MAßE UND GEWICHT<br />
Länge/Breite/Höhe: 2065/800/1250 mm,<br />
Sitz-/Lenkerhöhe: 805/835 mm, Lenkerbreite:<br />
640 mm, 195 kg vollgetankt, v./h.:<br />
52,8/47,2 %<br />
VERBRAUCH<br />
Kraftstoffart: Super bleifrei.<br />
Durchschnitts testverbrauch: 6,4 Liter/100<br />
km, Tankinhalt 17 Liter, Reichweite: 265 km<br />
SETUP<br />
SETUP GABEL<br />
stat.neg. Federweg: 28 mm,<br />
Druckstufe: 6 U offen, Zugstufe: 4 U offen,<br />
Niveau: Front 5 mm abgesenkt<br />
SETUP FEDERBEIN<br />
stat.neg. Federweg: 5 mm, Druckstufe<br />
low/high: 3 U/komplett offen, Zugstufe:<br />
1,5 U offen, Niveau: Standard<br />
GRUNDPREIS<br />
12990 Euro (zzgl. Neben kosten)<br />
54 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong><br />
alle Dämpfungseinstellungen von komplett geschlossen gezählt; statischer negativer Federweg senkrecht stehend ohne Fahrer; U=Umdrehungen; K=Klicks<br />
* Herstellerangabe ** <strong>PS</strong>-Messung
YAMAHA<br />
MT-09<br />
ANTRIEB<br />
Dreizylinder-Reihenmotor, vier Ventile/Zylinder,<br />
84,6 kW (<strong>11</strong>5 <strong>PS</strong>) bei 10 000/min*,<br />
88 Nm bei 8500/min*, 847 cm³, Bohrung/<br />
Hub: 78,0/59,1 mm, Verdichtungsverhältnis:<br />
<strong>11</strong>,5:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />
41-mm-Drosselklappen, mechanisch betätigte<br />
Mehrscheiben-Ölbadkupplung,<br />
Sechsganggetriebe, G-Kat, Kette<br />
CHASSIS & BREMSEN<br />
Leichtmetall-Brückenrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
65,0 Grad, Nachlauf: 103 mm,<br />
Radstand: 1440 mm, Upside-down-Gabel,<br />
Ø Gabelinnenrohr: 41 mm, einstellbar in<br />
Federbasis und Zugstufe. Zentralfederbein<br />
mit Umlenkung, einstellbar in Federbasis<br />
und Zugstufe. Federweg vorn/hinten:<br />
137/130 mm, Leichtmetall-Gussräder,<br />
3.50 x 17/5.50 x 17, Reifen vorn: 120/70 ZR<br />
17, hinten: 180/55 ZR 17, Erstbereifung:<br />
Bridgestone S 20 „M“, 298-mm-Doppelscheibenbremse<br />
mit radial angeschlagenen<br />
Vierkolben-Festsätteln vorn, 245-mm-<br />
Einzelscheibe mit Einkolben-Schwimmsattel<br />
hinten, ABS<br />
PERFORMANCE<br />
MAX. HINTERRADLEISTUNG**<br />
82,3 kW (<strong>11</strong>2 <strong>PS</strong>) bei 193 km/h<br />
BESCHLEUNIGUNG**<br />
0 –100 km/h: 3,3 s; 0 –150 km/h: 6,0 s;<br />
0 –200 km/h: <strong>11</strong>,5 s<br />
DURCHZUG**<br />
50 –100 km/h: 4,2 s; 100 –150 km/h: 5,0 s<br />
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT*<br />
210 km/h<br />
MAßE UND GEWICHT<br />
Länge/Breite/Höhe: 2100/900/1270 mm,<br />
Sitz-/Lenkerhöhe: 815/1080 mm, Lenkerbreite:<br />
760 mm, 192 kg vollgetankt, v./h.:<br />
50,8/49,2 %<br />
VERBRAUCH<br />
Kraftstoffart: Super bleifrei.<br />
Durchschnitts testverbrauch: 7,2 Liter/100<br />
km, Tankinhalt 14 Liter, Reichweite: 194 km<br />
SETUP<br />
SETUP GABEL<br />
stat.neg. Federweg: 30 mm,<br />
Druckstufe: nicht einstellbar, Zugstufe:<br />
0,25 U offen, Niveau: Standard<br />
SETUP FEDERBEIN<br />
stat.neg. Federweg: 5 mm (dritthöchste<br />
Stufe), Druckstufe: nicht einstellbar,<br />
Zugstufe: 0,25 U offen, Niveau: Standard<br />
GRUNDPREIS<br />
8295 Euro (zzgl. Neben kosten)<br />
HONDA<br />
CB 1000 R<br />
KTM<br />
690 DUKE R<br />
SUZUKI<br />
GSX-R 750<br />
YAMAHA<br />
MT-09<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong> 55
noch früher als das System der Österreicherin<br />
und überrascht mit groben<br />
Intervallen. Mit weit aufgerissenen Augen<br />
und stotternden Bremsen schießt<br />
der Pilot auf die Kehre zu. Jetzt gilt: weiter<br />
voll in die Eisen greifen und die ursprüngliche<br />
Linie halten! Außerdem<br />
nur vorn bremsen. Denn die Erfahrung<br />
lehrt, dass das Hinterrad-ABS beim Ankern<br />
auf der letzten Rille bei den meisten<br />
Bikes auch das Regelverhalten der<br />
vorderen Stopper beeinträchtigt. Die<br />
hintere Bremse zu meiden, hat sehr<br />
wahrscheinlich auch in diesem Fall<br />
den Ausflug ins Off verhindert. Für die<br />
weiteren Kurven steht allerdings früheres<br />
Ankerwerfen auf dem Programm.<br />
Beim Abwinkeln zeigt sich das gewohnte<br />
Bild. Mit leicht indifferentem<br />
Einlenkverhalten und diffusem Feedback<br />
tastet sich der Pilot auf der sehr<br />
komfortabel abgestimmten Yam an die<br />
Ideallinie. Außerdem sitzt er wegen des<br />
hohen und nahen Lenkers und den<br />
vergleichsweise weit vorn montierten<br />
Fußrasten ziemlich inaktiv. Zwar folgt<br />
die MT brav den Lenkbefehlen ihres<br />
Piloten, doch zielgenau und stabil ist<br />
anders. Das Setting bringt selbst auf<br />
übelstem Untergrund kaum Vorteile, da<br />
die Fuhre wegen der unterdämpften<br />
Zugstufe öfter einmal abhebt. Und trotz<br />
der soften Auslegung neigt die MT-09<br />
im Testfeld am deutlichsten zu Kickback.<br />
Unser Wunsch an Yamaha: Bitte<br />
spendiert dem Bike endlich ein besseres<br />
Fahrwerk! Trotz ihrer Unzulänglichkeiten<br />
schenkt die MT der KTM mit einer<br />
Zeit von 2.21,4 Minuten exakt 2,1<br />
Sekunden ein. Die Bestmarke?<br />
Suzuki GSX-R 750:<br />
einsame Rächerin ihrer Art<br />
Als Nächste steht die GSX-R 750 in den<br />
Startlöchern. Gemessene 138 <strong>PS</strong>, 195<br />
Kilo Kampfgewicht, straffes Fahrwerk:<br />
Der Supersportler ist ein klarer Sieganwärter.<br />
Mit aggressivem Ansaugröcheln<br />
und heiserem Auspuffsound unterstreicht<br />
die wilde Suzi ihre Ambitionen.<br />
Aufsitzen. Die Gixxe platziert ihren Piloten<br />
tiefer und damit näher am Geschehen<br />
als die Konkurrenz – ein wunderbar<br />
direktes Gefühl.<br />
Feuer frei, festhalten! Die Suzuki<br />
sprintet energisch los. Bis 100 km/h<br />
vergehen gerade einmal 3,2 Sekunden,<br />
bis 150 Sachen sind‘s deren 5,2. Diese<br />
Fahrdynamik erzeugt diebisches Grinsen<br />
unterm Helm und sichert der GSX-<br />
R vor den Bremszonen einsame Geschwindigkeitsrekorde.<br />
An der<br />
schnellsten Stelle bescheinigt ihr das<br />
Data-Recording atemberaubende 184<br />
km/h. Zur Erinnerung: Die Yamaha<br />
schafft dort 170, die KTM 150 km/h.<br />
Auch die Honda, so viel vorweg, kommt<br />
dort „nur“ auf 172 Sachen. Für diese<br />
Performance will die 750er allerdings<br />
ordentlich gedreht werden, am besten<br />
fünfstellig. Was Freunde höchster Drehzahlen<br />
feinsten Hörgenuss beschert,<br />
geht anderen gehörig auf den Zeiger.<br />
Die Lösung: in dicht besiedelten Gebieten<br />
etwas ruhiger angehen lassen.<br />
Genug der mahnenden Worte, genießen<br />
wir lieber das großartige Fahrwerk<br />
des Supersportlers. Zwar spricht<br />
das Federbein auf holprigem Untergrund<br />
trotz komplett geöffneter Highspeed-Druckstufe<br />
unsensibel an. Die<br />
großartige Big-Piston-Gabel macht das<br />
wesentlich besser. Doch auf unserem<br />
topfebenen Kurs spielt das straffe Heck<br />
keine Rolle, im Gegenteil. Die Suzi trifft<br />
die Einlenkpunkte millimetergenau,<br />
zirkelt exakt auf der vorgegebenen<br />
Linie und liefert ein großartiges Feedback.<br />
So lieben wir das!<br />
Weniger erfreulich: Nach wie vor<br />
bietet Suzuki für die letztmals 20<strong>11</strong> modellgepflegte<br />
750er kein ABS an. Das<br />
ist nicht mehr zeitgemäß. Für diese<br />
spezielle Sause vermissen wir das System<br />
jedoch nicht. Wer immer hoch konzentriert<br />
und bei idealen Bedingungen<br />
angreift, kommt auch ohne ABS gut zurecht.<br />
Zumal die Stopper bei festem<br />
Biss wohl dosierbar zu Werke gehen.<br />
Grundsätzlich beruhigt ABS jedoch<br />
selbst erfahrene Piloten und verhindert<br />
bei Schreckbremsungen Schlimmeres.<br />
Welche Zeit brannte die Gixxe in<br />
den Asphalt? In traumhaften 2.16,0<br />
Minuten distanziert sie die kleine Duke<br />
um sage und schreibe 7,5 Sekunden,<br />
56 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong>
MESSWERTE<br />
Messwerte<br />
0 10 20 30 40 50 60<br />
Wegstrecke in m<br />
Beschleunigung in m/s 2<br />
Suzuki GSX R 750<br />
Honda CB 1000 R<br />
KTM 690 Duke R<br />
Yamaha MT-09<br />
<strong>11</strong><br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
Beschleunigung im 2. Gang<br />
Distanz: 43 m<br />
Geschwindigkeit: 77 km/h<br />
Distanz: 46 m<br />
Geschwindigkeit: 84 km/h<br />
Distanz: 49 m<br />
Geschwindigkeit: 89 km/h<br />
Distanz: 51 m<br />
Geschwindigkeit: 100 km/h<br />
2<br />
Honda CB 1000 R KTM 690 Duke R Suzuki GSX-R 750 Yamaha MT-09<br />
1<br />
1 2 3 4 5 6 7 8<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100 120 140 160 180<br />
Geschwindigkeit in km/h<br />
BESCHLEUNIGUNG<br />
Die Balkengrafik links zeigt eine spezielle<br />
Übung. An einer geraden Bergaufpassage<br />
beschleunigten wir die Bikes im<br />
zweiten Gang bei 30 km/h 3,5 Sekunden<br />
lang. Diese Einlage veranschaulicht die<br />
in der Praxis empfundene Dynamik, mit<br />
der die Bikes bei niedrigen Drehzahlen<br />
– beispielsweise aus engen Ecken – losfeuern.<br />
Die Spitzenreiterin Yamaha MT-<br />
09 nimmt der supersportlichen GSX-R<br />
750 in dieser kurzen Zeitspanne acht<br />
Yamaha<br />
Meter ab und ist mit 100 km/h satte 23<br />
km/h schneller. Auch Honda und KTM<br />
Suzuki<br />
distanzieren die lang übersetzte und auf<br />
hohe Drehzahlen ausgelegte Suzuki.<br />
KTM<br />
Das Beschleunigungsdiagramm links<br />
(theoretische Werte) Honda berücksichtigt außer<br />
der Leistung auch die Gesamtübersetzung<br />
und das Gewicht der Maschinen.<br />
Bei der reinen Motorleistung weit abgeschlagen,<br />
hält die KTM aufgrund ihres<br />
niedrigen Gewichts bei der Beschleunigung<br />
zumindest in den unteren Gängen<br />
tapfer den Anschluss zur Spitze.<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
DATA-RECORDING<br />
Die Aufzeichnungen vergleichen die<br />
schnellste Maschine (Suzuki GSX-R 750)<br />
mit der langsamsten (KTM 690 Duke R).<br />
Die Punkte eins bis drei markieren die<br />
Höchstgeschwindigkeiten an den<br />
schnellsten Stellen des Kurses vor den<br />
Bremspunkten. Die Punkte entsprechen<br />
jenen auf der Streckenskizze (unten).<br />
Auffällig: Die Duke hält bis maximal 120<br />
km/h tapfer mit, muss dann aber abreißen<br />
lassen. Die Kurven vonYamaha MT-<br />
09 und Honda CB 1000 R verlaufen ähnlich<br />
wie jene der Suzuki, weisen aber<br />
geringere Maximalwerte auf.<br />
Motorleistung<br />
<strong>11</strong>0<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
140<br />
130<br />
120<br />
<strong>11</strong>0<br />
100<br />
90<br />
Suzuki GSX-R 750<br />
101,5 kW (138 <strong>PS</strong>) bei 13200/min<br />
80 Nm bei <strong>11</strong>000/min<br />
Honda CB 1000 R<br />
93,6 kW (127 <strong>PS</strong>)<br />
bei 9500/min<br />
103 Nm bei<br />
7200/min<br />
Yamaha MT-09<br />
87,5 kW (<strong>11</strong>9 <strong>PS</strong>)<br />
bei 9800/min<br />
Geschwindigkeit in km/h<br />
200<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
60 80 91 Nm bei<br />
8300/min<br />
KTM 690 Duke R<br />
50<br />
70<br />
53,0 kW (72 <strong>PS</strong>)<br />
bei 7600/min<br />
60<br />
72 Nm bei 5400/min<br />
40<br />
<strong>11</strong>0<br />
50<br />
100<br />
30 40<br />
90<br />
80<br />
30<br />
20<br />
70<br />
20<br />
60<br />
10<br />
50<br />
10<br />
40<br />
kW <strong>PS</strong><br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 <strong>11</strong> 12 13 14 15 16<br />
Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />
Leistung an der Kurbelwelle, Messungen auf Dynojet-Rollenprüfstand 250<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
1<br />
KTM 690 Duke R Suzuki GSX-R 750<br />
2<br />
0<br />
0 3850<br />
Wegstrecke in m<br />
Drehmoment in Nm<br />
1<br />
STRECKE<br />
Die knapp 3,9 Kilometer<br />
lange, abwechslungsreiche<br />
Messstrecke führt<br />
2<br />
3<br />
bergauf und bietet Spitzkehren, lange<br />
Bögen und Wechselkurven. Sie steht<br />
stellvertretend für jene Landstraßen,<br />
die wir Motorradfahrer so lieben. Der Start<br />
erfolgt stehend, Ende der Messung nach der Beschleunigungsphase<br />
aus einer Spitzkehre.<br />
LEISTUNGSDIAGRAMM<br />
Das gewohnte Diagramm zeigt die (rechnerische) Leistung an der Kurbelwelle.<br />
Die Hubraumgrößten – Honda CB 1000 R und Yamaha MT-09 – entfalten ihre<br />
Leistung bereits bei vergleichsweise niedrigen Drehzahlen, was man auch<br />
beim Fahren deutlich spürt. Dass sogar die Duke bis zu ihrem Leistungszenit<br />
immer kräftiger puncht als die Suzuki, ist auf die Charakteristik des japanischen<br />
Vierzylinders zurückzuführen, der auf hohe Drehzahlen und maximale<br />
Spitzenleistung ausgelegt ist.<br />
3<br />
HONDA CB 1000 R: 2.18,1 min (+ 2,1 s)<br />
KTM 690 DUKE R: 2.23,5 min (+ 7,5 s)<br />
SUZUKI GSX-R 750: 2.16,0 min (Bestzeit)<br />
YAMAHA MT-09: 2.21,4 min (+ 5,4 s)<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong> 57
BEWERTUNG<br />
max.<br />
Punkte<br />
HONDA<br />
CB 1000 R<br />
KTM<br />
690 DUKE R<br />
SUZUKI<br />
GSX-R 750<br />
YAMAHA<br />
MT-09<br />
ANTRIEB<br />
Beschleunigung 10 6 4 8 6<br />
Durchzug 10 6 4 6 7<br />
Leistungsentfaltung 10 9 6 6 10<br />
Ansprechverhalten 10 8 7 8 9<br />
Lastwechselreaktion 10 7 9 8 8<br />
Laufkultur 10 7 5 7 10<br />
Getriebebetätigung 10 9 5 8 8<br />
Getriebeabstufung 10 10 9 8 8<br />
Kupplungsfunktion 10 6 10 9 5<br />
Traktionskontrolle 10 – – – –<br />
Zwischensumme 100 68 59 68 71<br />
FAHRWERK<br />
Fahrstabilität 10 8 7 9 5<br />
Handlichkeit 10 7 10 8 8<br />
Kurvenstabilität 10 8 7 9 5<br />
Rückmeldung 10 7 9 8 5<br />
Fahrwerksabstimmung vorne 10 8 8 9 5<br />
Fahrwerksabstimmung hinten 10 8 7 7 5<br />
Bremswirkung 10 8 9 9 8<br />
Bremsdosierung 10 9 9 8 8<br />
Aufstellmoment beim Bremsen 10 7 9 8 8<br />
ABS-Funktion 10 9 7 – 6<br />
Zwischensumme 100 79 82 75 63<br />
ALLTAG UND FAHRSPASS<br />
Sitzposition 10 8 9 8 5<br />
Windschutz 10 1 1 8 1<br />
Ausstattung 10 6 7 5 6<br />
Verbrauch 10 5 6 7 5<br />
Fahrspaß 10 8 9 9 8<br />
Zwischensumme 50 28 32 37 25<br />
GESAMTSUMME 250 175 173 180 159<br />
PLATZIERUNG 2. 3. 1. 4.<br />
und brennt der Yamaha 5,4 Sekunden<br />
auf. Wie kommen diese riesigen Unterschiede<br />
zustande? Der Kasten auf Seite<br />
57 klärt auf.<br />
Honda CB 1000 R:<br />
Big Block mit Star-Qualitäten<br />
Eingeschüchtert von der Suzuki-Vorlage<br />
rollt die CB 1000 R an den Start.<br />
Ihr Vorteil: Mit 103 Nm aus dem vollen<br />
Liter Hubraum stellt sie das höchste<br />
Drehmoment des Testfelds. Aus den<br />
Ecken heraus sollte ihr das Vorteile<br />
verschaffen. Außerdem steht der<br />
Reihen-Vierzylinder mit 127 <strong>PS</strong> gut im<br />
Futter. Auch die knackig-kurze Gesamtübersetzung<br />
und das astrein zu schaltende<br />
Getriebe spielen der Honda in<br />
die Karten.<br />
Doch so sehr sie sich müht, die Aufzeichnungen<br />
zeigen ein klares Bild:<br />
Langsam zieht die Suzuki von dannen.<br />
Zu schwer wiegen die 220 Kilo des<br />
Naked Bikes, zu groß fällt der Leistungsunterschied<br />
aus. Dass die CB am<br />
Ende mit 2.18, 1 Minuten die zweitschnellste<br />
Zeit ins Geschlängel hämmert<br />
und lediglich etwas mehr als zwei<br />
Sekunden auf die GSX-R einbüßt, beweist<br />
ihr großes Potenzial. Souverän<br />
und stabil zieht sie ihre Bahn, zeigt sich<br />
selbst von kniffligen Passagen unbeeindruckt<br />
und weist keinerlei Eigenheiten<br />
auf. „Gähnend langweilig!“, lästern<br />
ihre Gegner. „Ausgewogen und ausgereift“,<br />
frohlocken die Befürworter. Zu<br />
ihrer überzeugenden Vorstellung passt<br />
die entspannte, aber dennoch aktive<br />
Sitzposition. Die CB 1000 R ist in bestem<br />
Sinne eine echte Honda.<br />
Ihre Masse kann sie allerdings nicht<br />
kaschieren. Die CB möchte mit etwas<br />
Nachdruck in die Ecken gebeten<br />
werden. Außerdem stellt sie sich beim<br />
Bremsen in Schräglage am deutlichsten<br />
auf. Eine Folge der betagten<br />
Bridgestone BT 15. Auf der Habenseite<br />
steht das göttlich spät regelnde ABS.<br />
58 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong>
Bremspunkte jenseits von Gut und Böse<br />
meistert die Honda, ohne den Puls<br />
ihres Piloten wesentlich in die Höhe zu<br />
treiben – perfekt! Dazu brilliert sie mit<br />
tadellos abgestimmten und fein ansprechenden<br />
Federelementen. Selbst über<br />
miesesten Untergrund schwebt die<br />
Nackte seelenruhig hinweg: Asphaltrunzeln<br />
– was ist das?<br />
Das Finale<br />
Was lernen wir aus diesem Vergleich?<br />
1. Bei flotter Gangart ist Leistung<br />
immer ein Thema. 2. Bei ähnlicher Leistung<br />
macht das Fahrwerk den Unterschied.<br />
3. Leichte und quirlige Bikes<br />
haben nur unter strikter Einhaltung<br />
des Speedlimits oder auf engstem Terrain<br />
eine Chance. Und dieses Terrain<br />
existiert in freier Wildbahn kaum. Am<br />
meisten kommt es aber auf den Piloten<br />
an. Schnelle Fahrer auf unterlegenen<br />
Maschinen bügeln durchschnittlich<br />
Begabte auf ihren <strong>PS</strong>-starken Raketen<br />
mühelos. Im Einzelfall trifft die Behauptung<br />
sicherlich zu, Eintöpfe würden<br />
Kreise um muskelbepackte Kaliber<br />
fahren. Grundsätzlich stimmen tut sie<br />
aber nicht. No way!<br />
FAZIT<br />
SUZUKI GSX-R 750 Die supersportliche<br />
Suzuki macht das<br />
1.<br />
Rennen. Mit ihrem überlegenen<br />
Punch und dem zielgenauen und<br />
straffen Fahrwerk besorgt sie es der<br />
Konkurrenz ordentlich. Auf Schlechtwegstrecken<br />
nervt allerdings das<br />
stuckrige Federbein. Ein echtes<br />
Manko ist jedoch das fehlende ABS.<br />
Heutzutage ein Verweigerungsgrund.<br />
Wer auf dieses Feature verzichten<br />
kann, findet in der Suzi aber eine<br />
potente Spielgefährtin.<br />
HONDA CB 1000 R Auf Platz zwei<br />
2. landet die Honda. Typisch für die<br />
Marke ist das ausgereifte und durchdachte<br />
Konzept. Grobe Schnitzer leistet<br />
sich die unaufgeregte CB keine.<br />
Was beweist: Trotz ihres hohen Alters<br />
– in ihrer Grundform besteht sie<br />
immerhin seit 2008 – ist die Nackte<br />
immer noch voll bei der Musik. Trotz<br />
ihrer Pfunde bleibt sie erstaunlich<br />
gut an der schnellen Suzuki dran.<br />
KTM 690 DUKE R Rang drei für<br />
3. die KTM. Überirdisches Handling,<br />
top Bremsen, bestes Feedback:<br />
Das Highlight des sportlichen Leichtgewichts<br />
bildet ganz klar das Fahrwerk.<br />
In diesem Kapitel heimst sie<br />
folgerichtig den Punktsieg ein. Im<br />
Motorenkapitel schwächelt das Spaßmobil<br />
aber logischerweise im direkten<br />
Vergleich mit der Konkurrenz<br />
etwas. Dazu ist die Duke R mit rund<br />
10 000 Euro recht teuer. Ganz klar ein<br />
Bike für Liebhaber.<br />
YAMAHA MT-09 Für die Yamaha<br />
4. bleibt nur die rote Laterne.<br />
Motorseitig zieht sich die MT-09 auch<br />
bei diesem Test wieder fabelhaft aus<br />
der Affäre, was ihr in diesem Kapitel<br />
die meisten Punkte einbringt. Leider<br />
machen die soft abgestimmten<br />
Federelemente, das maue ABS und<br />
die inaktive Sitzposition aus dem Vorsprung<br />
am Ende einen Rückstand.<br />
Bitte modellpflegen!<br />
Wo Qualm ist, ist auch Feuer.<br />
Die vier Bikes bieten viele Gründe<br />
für ausgelassenes Toben<br />
<strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong> 59
SERVICE<br />
<strong>PS</strong>-TUNE UP<br />
Die Street Triple war vom ersten Modell an ein<br />
ganz eigenständiger Feger, ein fulminanter<br />
Landstraßen-Irrwisch mit allen Voraussetzungen,<br />
diesem Bike einen ganz eigenen Stempel aufzudrücken<br />
– perfekt für eine weitere Ausgabe<br />
unseres <strong>PS</strong>-TuneUp. Text: Jens Hebisch; Fotos: Ines Männl<br />
I<br />
n diesem <strong>PS</strong>-TuneUp widmen wir<br />
uns nicht nur den Performance<br />
Parts, sondern werfen auch einen<br />
Blick auf die feinen Teile rund ums<br />
Styling der unverkleideten 675. Free<br />
your mind!<br />
SLIP-ON-DÄMPFER<br />
Die Streety kommt als Dreizylinder von<br />
Haus aus mit einem charismatischen<br />
Klangbild daher. Mit einem passenden<br />
Zubehördämpfer lässt sich dies akustisch<br />
nochmals deutlich nachzeichnen.<br />
Die vier von uns getesteten Slip-ons<br />
kommen alle mit EG-Betriebserlaubnis.<br />
Zunächst zum feinen Arrow. Hier sieht<br />
man, dass die Italiener zur Hausmarke<br />
der Britin gehören und direkt im Zuge<br />
der Fahrzeugentwicklung Maß nehmen<br />
konnten. Der Slip-on schmiegt sich<br />
elegant um Raste und Schwinge wie<br />
Eva Green um Daniel Craig in „Casino<br />
Royale“. Der Sound hat dabei etwas<br />
Betörendes, wie die gehauchte Terminabsprache<br />
von Miss Moneypenny. Aber<br />
so viel Sex-Appeal hat seinen Preis.<br />
Der Bodis Duobolico ist da – mit<br />
Ausnahme des Preises – von einem<br />
ganz anderen Schlag. Optisch könnte<br />
das Stück direkt aus dem aktuellen<br />
Mad Max-Streifen stammen, und beim<br />
Betrachten des sauber verarbeiteten<br />
Dämpfers wartet man darauf, dass dem<br />
Doppelläufer meterhohe Stichflammen<br />
entweichen. Tut es zwar nicht, aber dafür<br />
ist der Sound des Bodis-Dämpfers<br />
Rock’n’Roll. Folge: Man ertappt sich<br />
60 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong>
Prinzipiell entstehen mit den entsprechend<br />
kombinierten <strong>PS</strong>-TuneUp-Teilen<br />
drei unterschiedliche Versionen der<br />
Street Triple: Street Surfer (Bild),<br />
Fighter und Café Racer<br />
ständig dabei, permanent und unnötigerweise<br />
mit Zwischengas runterzuschalten<br />
und den Drilling an jeder Ampel<br />
mit Gasstößen bei Laune zu halten.<br />
Der Warlord-Auftritt ist nicht billig, geht<br />
für das Gebotene aber in Ordnung.<br />
Der martialisch und gleichzeitig<br />
sehr edel gefertigte Zard zelebriert<br />
sein optisches Dasein ebenfalls in einer<br />
ganz eigenen Welt. Das Teil hat was<br />
von Vintage und gibt der Streety einen<br />
völlig eigenen Charakter. Und der<br />
Sound? Klingt wie Lemmy bei der Darbietung<br />
von „Ace of Spades“ nach der<br />
x-ten Bourbon-Rachenspülung – rotzig,<br />
arrogant und auf Krawall gebürstet.<br />
Das Gerät sorgt nicht nur für Gänsehaut,<br />
sondern für eine permanent<br />
headbangende Körperbehaarung.<br />
Kommen wir zur schon fast dezent<br />
wirkenden Scorpion. Sauber und ordentlich<br />
gefertigt, mit einer wertigen<br />
Karbonhülle und einer Optik, die sich<br />
aus einem Guss in das Streety-Gesamtbild<br />
fügt. Der Sound ist sonor, aber ohne<br />
das pöbelnde Crescendo von Bodis<br />
und Zard. Wer seinem Drilling also einfach<br />
nur zu mehr Tiefe und Gewicht in<br />
der Stimme verhelfen will und sich bei<br />
der Optik dezent geben möchte, der<br />
liegt hier richtig. Der Preis dafür ist top.<br />
Leistungstechnisch liegen Arrow<br />
und Scorpion dicht am Serientrimm.<br />
Der Bodis packt als Einziger leicht etwas<br />
drauf. Der bildschöne Zard opfert<br />
drei bis vier <strong>PS</strong> zugunsten des Styles.<br />
LENKER<br />
Wer es gerne etwas aufrechter mag,<br />
sollte sich den Klemmbocksatz „Vario“<br />
von ABM anschauen. Der Lenker<br />
kommt höher und lässt sich mittels Gelenk<br />
im Abstand zum Körper variieren.<br />
Fertigungsqualität und optischer Auftritt<br />
stehen über den Dingen, nur sollte<br />
man bei der Wahl des Lenkers mit Bedacht<br />
vorgehen – da bei der Streety<br />
die Klemmböcke von Haus aus relativ<br />
weit auseinanderliegen und die ABM-<br />
Teile selbst auch noch sehr massiv<br />
bauen, kann es bei Zubehörlenkern zu<br />
Problemen mit der Klemmung kommen.<br />
Dann zur Rizoma-Variante, die in<br />
unserem Fall aus den hauseigenen<br />
Für deutlich<br />
weniger Druck<br />
am Oberkörper<br />
testeten wir die<br />
Puig-Sportscheibe.<br />
Das Teil<br />
empfiehlt sich für<br />
alle Streety-<br />
Fahrer, die beim<br />
Landstraßenballern<br />
gern mal<br />
aero dynamisch<br />
ab tauchen wollen<br />
Puig-Sportscheibe<br />
Klemmböcken inklusive dem fast geraden<br />
Drag Bar-Lenker besteht. Montiert<br />
ergibt das eine Optik, als wolle man<br />
gleich Richtung Apokalypse durchstarten.<br />
Wer jetzt allerdings denkt, diese<br />
Kombi tauge maximal für den diabolischen<br />
Auftritt, den dürfen wir breit<br />
grinsend enttäuschen. Nein, denn damit<br />
lässt es sich schön zornig über<br />
Land brennen. Lediglich in langsamen<br />
Kurven, in Spitzkehren oder beim Abbiegen<br />
neigt die Rizoma-Paarung etwas<br />
zum Einknicken. Die ersten Male aufgemerkt<br />
und abgespeichert, dann läuft<br />
das aber auch.<br />
Dritter Vorschlag: die Speed Match-<br />
Lenkerschellen inklusive Stummeln<br />
von LSL. Die sportlichste Variante einer<br />
Streety ist überraschend cool zu steuern<br />
und harmoniert richtig gut mit der<br />
übrigen Geometrie. Hier merkt man,<br />
dass Street Triple und der hauseigene<br />
Supersportler, die Daytona 675, doch<br />
deutlich mehr gemein haben als nur<br />
das Volumen des Hubraums. Wer Lust<br />
auf Café Racer-Style hat und die gebückte<br />
Attacke auf der Hausstrecke<br />
nicht als Folter, sondern als spaß bringende<br />
Sporteinlage sieht, der kann<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong> 61
hier zuschlagen und tief geduckt in<br />
jedem Geläuf daherbrennen.<br />
Alle drei Varianten kommen mit<br />
Materialgutachten, die eine Eintragung<br />
beim TÜV erfordern – bei fachgerechtem<br />
Anbau aber kein Problem.<br />
SCHEINWERFER<br />
Ein Umbau ist beim Doppelscheinwerfer<br />
der Street Triple immer interessant,<br />
da dieser über die Jahre vom usprünglichen<br />
runden Doppelglupschauge zu<br />
modernen Kantenleuchten mutiert ist<br />
und die Geschmäcker teilt. Zunächst<br />
verbauen wir den Urban-Scheinwerferkit<br />
von LSL inklusive Halteblech für die<br />
Instrumente. Die Mono-Leuchte passt<br />
super zum Gesamtbild und ist hochwertig<br />
gearbeitet. Der Scheinwerfer<br />
kommt mit E-Prüfzeichen und mit ordentlicher<br />
Lichtausbeute.<br />
Jetzt etwas für Mutige: Wer seinen<br />
Kumpels erklärt, dass er sich einen<br />
klassischen Rundscheinwerfer à la<br />
Café Racer an seine Street Triple gebaut<br />
hat, muss im schlimmsten Fall mit<br />
der sofortigen Verbannung aus der<br />
Stammtischrunde rechnen. Macht aber<br />
nichts, denn neue Freunde kommen<br />
schnell, ist man erst mal mit dem High-<br />
End-LED-Teil unterwegs. Der Scheinwerfer<br />
der Firma Highsider hat einen<br />
total eigenständigen Chic und dürfte<br />
Leute mit Mainstream-Abneigung magisch<br />
anziehen. Der „Reno“ getaufte<br />
Scheinwerfer kommt mit E-Prüfzeichen<br />
und einer Lichtausbeute, als würde<br />
man mit einem Stadionflutlicht zur<br />
Nachtwanderung antreten. Den passenden<br />
Befestigungskit und die Dashboard-Halteplatte<br />
gibt es von LSL.<br />
Zu beiden Scheinwerfervarianten<br />
sei aber noch gesagt, dass es sich<br />
nicht um Plug-and-play handelt, sondern<br />
Kabel neu angeschlossen und die<br />
ein oder andere Distanzbuchse angefertigt<br />
werden muss. Außerdem ist die<br />
Die Jungs von Triplespeed<br />
Headquarters: Meister „Obi“<br />
(links) und Jens bestellen,<br />
schrauben und testen im<br />
Dienste von <strong>PS</strong> – praxisnäher<br />
geht nicht!<br />
LSL-Halteplatte<br />
LSL „Urban“<br />
Highsider „Reno“<br />
Doppelscheinwerfer sind für die<br />
neueren Triumph-Naked Bikes mittlerweile<br />
charak teristisch. Nicht jedem<br />
gefällt das allerdings. Wir testeten<br />
deshalb Mono-Alternativen<br />
62 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong>
ABM-Klemmböcke „Vario“<br />
Rizoma „Drag Bar“<br />
LSL „Speed Match“<br />
Nicht ganz unproblematisch ist der<br />
Wechsel des Streety-Lenkers. Bei<br />
Zubehör-Risern und Lenkerkombinationen<br />
kann es zu Passschwierigkeiten<br />
kommen – also aufgepasst beim<br />
Einkauf. Wer mit den LSL-Stummeln<br />
den aufrechten Charakter aufgibt,<br />
bekommt viel Sportfeeling dazu<br />
Verwendung des Triumph-Flight<br />
Screens nicht mehr möglich und die<br />
originale Dashboard-Abdeckung wird<br />
benötigt.<br />
SPIEGEL<br />
Ist ja nicht so, dass die Originalteile<br />
Brechreiz verursachen, aber schöner<br />
geht immer. Schön sind zum Beispiel<br />
die Teile von Rizoma. Anhand ihres<br />
neuen „4D“ zeigen die Italiener, dass sie<br />
nicht nur Ahnung von Design haben,<br />
sondern auch innovativ sind. Der 4D<br />
bietet nämlich einen Toten-Winkel-Bereich<br />
am Ende des Spiegelglases, wie<br />
man es von Autospiegeln schon lange<br />
kennt. Absolut sinnvoll! Fette Haptik<br />
und gute Ideen haben aber auch einen<br />
anspruchsvollen Preis.<br />
Wer es hübsch mag, sich aber<br />
schwer tut, den ästhetischen Anspruch<br />
über das Budget zu stellen, der findet<br />
eine günstige und dennoch gute Alternative<br />
im Sortiment von Fechter Drive.<br />
Deren „Magazi“-Universalspiegel passt<br />
vom Style her ebenfalls super zur<br />
Streety und bietet vernünftigen Rückblick<br />
auf das, was man mit dem Drilling<br />
so alles hinter sich lässt.<br />
Derzeit schwer angesagt sind natürlich<br />
Lenkerendspiegel – siehe selbst<br />
die Honda-MotoGP-Replika. Doch egal,<br />
welchen Hersteller man wählt, der<br />
Blick in den Rückspiegel bleibt gewöhnungsbedürftig.<br />
Die von Louis vertriebenen<br />
Highsider-Lenkerendspiegel machen<br />
da keine Ausnahme, passen aber<br />
perfekt zum Fighterstyle und angesichts<br />
des Preis-Leistungs-Verhältnisses<br />
dürfte sich ein breites Grinsen im<br />
Spiegelglas abzeichnen. Aber Vorsicht:<br />
Die von uns getestete Variante passt<br />
nicht an den Originallenker, sondern<br />
nur auf Zubehörmodelle mit hohlen<br />
Lenkerenden! Alle drei Spiegel kommen<br />
natürlich mit E-Prüfzeichen, was<br />
Diskussionen um die Legalität erübrigt.<br />
RAHMEN-<br />
PROTEKTOREN<br />
„Frame Sliders“ sind eine oft sinnvolle<br />
Investition und am Rahmen der nackten<br />
675 auch noch äußerst stilvoll unterzubringen.<br />
Für Ästheten bietet sich<br />
wieder Rizoma an – sauber gearbeitet<br />
in einer Kombination aus CNC-gefrästem<br />
Alu und schwarzem Kunststoff<br />
wirken die Protektoren wie Schmuckstücke,<br />
was man auch am Preis merkt.<br />
Wer eher auf Understatement steht,<br />
der sollte direkt beim Triumph-Händler<br />
zuschlagen – auch dessen Protektoren<br />
mit top Passform, fairem Preis und na-<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong> 63
Zubehörspiegel verändern gerade bei<br />
Naked Bikes sehr schnell die Optik.<br />
Aber Achtung: Je individueller der<br />
Style, desto mehr Opfer fordert die<br />
Rückwärtsorientierung<br />
Rizoma „4D“<br />
Fechter Drive „Magazi“<br />
Highsider „Victory Evo“<br />
Micro 1000<br />
Micro Rhombus<br />
Sollen Original-Blinker getauscht werden, geht es darum, die Alternativen<br />
möglichst klein zu halten. Kellermann ist darin Marktführer<br />
Alle Bauteile werden<br />
im <strong>PS</strong>-TuneUp in der<br />
Praxis getestet. Da die<br />
Triumph Street Triple<br />
in erster Linie eine<br />
hervor ragende Landstraßenfeile<br />
ist, ging<br />
es im Alltags-Check<br />
mit ihr über Land.<br />
Meister „Obi“<br />
schraubte dafür<br />
im Akkord<br />
hezu unsichtbar am Bike montiert verhindern<br />
meist das Schlimmste, wenn<br />
einem etwas „Saublödes“ passiert.<br />
KENNZEICHEN-<br />
HALTER<br />
Der feine Lightech-Kennzeichenhalter<br />
überzeugt uns auf der ganzen Linie:<br />
sauber verarbeitet, vielfach einstellbar,<br />
mit E-geprüftem Rückstrahler und<br />
ebenfalls mit E-Zeichen versehener<br />
Kennzeichenbeleuchtung, die noch mit<br />
einem besonderen Clou aufwartet –<br />
eine zusätzliche rote Leuchtdiode<br />
scheint nach hinten raus und kann<br />
64 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong>
Eine grundsätzliche Styling-Frage an<br />
der Triumph Street Triple: Duo- oder<br />
Mono-Lampe?<br />
wahlweise als zusätzliches Rück- oder<br />
Bremslicht angeklemmt werden. Dazu<br />
ein fairer Preis – in Summe unser Liebling<br />
zur Befestigung der Nummerntafel.<br />
In gewohnt solider Qualität geht der<br />
Halter von LSL an den Start. Ebenfalls<br />
mit Kennzeichenbeleuchtung und Rückstrahler<br />
ausgestattet (beides E-geprüft),<br />
bietet er im Vergleich zum Lightech<br />
allerdings keine Verstellmöglichkeiten<br />
in der Neigung des Kennzeichens.<br />
Auch das Teil von R&G kann nicht<br />
mit diesem Luxus aufwarten. Zudem<br />
wird ein Rückstrahler mitgeliefert, der<br />
aufgrund seiner Größe und dem fehlenden<br />
E-Prüfzeichen nicht erwähnenswert<br />
ist. Vielleicht eine Alternative für<br />
denjenigen, der auf den kantigen Style<br />
des Auslegers steht, denn der passt<br />
super zur Streety.<br />
Zu guter Letzt noch die Highsider-<br />
Befestigung aus der Zubehörkette.<br />
Keine Kennzeichenbeleuchtung, kein<br />
Rückstrahler, und wer sich denkt, dann<br />
nehme ich dazu eben die Originalteile,<br />
den müssen wir enttäuschen. Diese<br />
passen nicht! Aufgrund des günstigen<br />
Preises geht das Teil aber durchaus als<br />
„Basisplatte zur Selbstverwirklichung“<br />
durch. Wer es Plug-and-play mag, greift<br />
aber lieber zu Lightech oder LSL.<br />
SCHALTAUTOMATEN<br />
Wer kein R-Model besitzt und dennoch<br />
ohne Unterbrechung raufschalten<br />
möchte, der findet neben dem Original-<br />
Triumph-Nachrüstschaltautomaten<br />
weitere Alternativen.<br />
Dynojet zum Beispiel bietet für<br />
den Drilling einen Kit bestehend aus<br />
Schaltautomat und Zündmodul an. In<br />
der Summe nicht ganz billig, verrichtet<br />
dieses Duo seinen Job, wie es sich<br />
gehört, aber auch ohne nennenswert<br />
spürbare Vorteile zum Triumph-Teil.<br />
Eine Alternative zum Originalzu behör<br />
kann es demjenigen bieten, der vielleicht<br />
auch noch über einen Power<br />
Commander von Dynojet nachdenkt.<br />
Anders das Schaltmodul inklusive<br />
dazugehörigem Kabelbaum von Starlane,<br />
denn das ist großes Kino. Wieso?<br />
Weil sich zum einen das Ansprechverhalten<br />
mittels kleinem Stellrädchen am<br />
Modul, welches man vorzugsweise unter<br />
der Sitzbank verpacken sollte, ganz<br />
R&G<br />
Lightech<br />
schnell einstellen und somit perfekt<br />
und butterweich abstimmen lässt. Und<br />
weil das Teil zum anderen auch noch<br />
blitzsauber in beide Richtungen unterbricht.<br />
Was das soll? Gut, ganz kurz<br />
der Erklärungsversuch zu diesem extrem<br />
spaßigen Feature: Runterschalten,<br />
zum Beispiel beim Rollen Richtung<br />
roter Ampel, läuft wie immer, also mit<br />
Kupplung. Aber wenn man sich etwa<br />
sonntags über Land hinter einer Wackeldackel-dekorierten<br />
Hutablage herquält<br />
und endlich freie Sicht aufs Verkehrsgeschehen<br />
bekommt, steppt man<br />
einfach – bei noch leicht anliegendem<br />
Gas – ein, zweimal aufs Pedal, findet<br />
sich einige hundert Umdrehungen<br />
höher wieder und lädt herzerfrischend<br />
durch. Das Ganze gleicht ein wenig<br />
dem „Kick Down“ bei einem Automatikgetriebe<br />
und macht Laune ohne Ende.<br />
Der Anbau sollte normalerweise<br />
dank dazugehörigem Kabelbaum Plugand-play<br />
laufen, macht aber an unserem<br />
<strong>2015</strong>er-Modell etwas Zicken. Da<br />
Starlane24 sofort per Telefonsupport<br />
zur Seite stand und die problemlösenden<br />
Infos sofort parat hielt, hat’s<br />
schnell geklappt. So muss das sein,<br />
und damit überzeugt nicht nur die<br />
LSL<br />
Highsider<br />
Bei den „Kuchenblech“-Haltern gibt es Komplettlösungen inklusive Beleuchtung<br />
und gesetzlich vorgeschriebenem Rückstrahler oder die Bastellösung<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong> 65
Arrow<br />
145<br />
200<br />
195<br />
140<br />
190<br />
190<br />
135<br />
185<br />
180<br />
180<br />
130<br />
175<br />
125<br />
170<br />
170<br />
120<br />
165<br />
160<br />
160<br />
<strong>11</strong>5<br />
155<br />
Bodis <strong>11</strong>0<br />
150 Zard150<br />
145<br />
105<br />
140<br />
140<br />
100<br />
135<br />
95<br />
130<br />
130<br />
125<br />
90<br />
120<br />
120<br />
85<br />
<strong>11</strong>5<br />
80<br />
<strong>11</strong>0 <strong>11</strong>0<br />
105<br />
75<br />
100<br />
100<br />
70<br />
95<br />
65<br />
90<br />
90<br />
85<br />
60<br />
80<br />
80<br />
55<br />
75<br />
70<br />
70<br />
50<br />
65<br />
45<br />
60<br />
60<br />
40<br />
55<br />
50<br />
50<br />
35<br />
45<br />
30<br />
40<br />
40<br />
25<br />
35<br />
30<br />
30<br />
20<br />
25<br />
15<br />
20<br />
20<br />
10<br />
15<br />
10<br />
10<br />
5<br />
5<br />
0 0<br />
0 0<br />
90<br />
120<br />
<strong>11</strong>0<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
Scorpion<br />
10<br />
Motorleistung<br />
90<br />
120<br />
80 <strong>11</strong>0<br />
100<br />
70<br />
90<br />
60 80<br />
50 70<br />
Bodis<br />
75,7 kW (103 <strong>PS</strong>) bei <strong>11</strong>900/min<br />
65,2 Nm bei 8500/min<br />
Serie<br />
74,2 kW (101 <strong>PS</strong>) bei 12000/min<br />
64,2 Nm bei 8500/min<br />
Arrow<br />
73,7 kW (100 <strong>PS</strong>)<br />
bei 12 000/min<br />
64,6 Nm bei 8200/min<br />
Scorpion<br />
73,3 kW (100 <strong>PS</strong>)<br />
bei 12 000/min<br />
64,5 Nm<br />
bei 8400/min<br />
Drehmoment in Nm<br />
60<br />
Zard<br />
70,6 kW (96 <strong>PS</strong>)<br />
40<br />
bei <strong>11</strong>700/min<br />
50<br />
62,5 Nm<br />
bei 8300/min<br />
30 40<br />
70<br />
30<br />
20<br />
60<br />
20<br />
50<br />
10<br />
40<br />
10<br />
30<br />
kW <strong>PS</strong><br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 <strong>11</strong> 12 13 14<br />
Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />
Zubehör-Slip-ons bringen leistungsmäßig<br />
meist gar nichts, sondern kosten<br />
für optisch gekonnte Auftritte meist<br />
Power. Unsere Testkandidaten liegen<br />
sehr eng beisammen, bringen oder<br />
kosten maximal zwei bis drei <strong>PS</strong><br />
Hardware, sondern auch gleich der<br />
Service dazu. Bezüglich der Auswirkungen<br />
auf das Getriebe können wir<br />
ohne Langzeittest leider keine Aussage<br />
treffen. Möglicherweise fordert der<br />
Spaß eben gewisse Opfer.<br />
Kurz zur Rechtslage: Schaltautomaten<br />
verändern das Abgasverhalten des<br />
Fahrzeugs, womit die Betriebserlaubnis<br />
erlischt. Dies gilt übrigens auch für das<br />
Triumph-Nachrüstteil. Fahrzeuge wie<br />
die Street Triple R, die exakt dieses<br />
Goodie schon in Serie verbaut und<br />
damit ihre Betriebserlaubnis erhalten<br />
haben, gehen natürlich legal durch.<br />
Welcome to Germany!<br />
NICE TO HAVE<br />
Ganz oben auf der Liste steht das großartige<br />
Federbein von Hyperpro. Das<br />
Serienteil der „normalen“ Streety bietet<br />
kaum Einstellmöglichkeiten (außer<br />
Federvorspannung) und nimmt damit<br />
der wieselflinken Britin die Chance, ihr<br />
wirkliches Landstraßen-Killerpotenzial<br />
auszuspielen. Die R-Version kommt<br />
zwar mit Zug- und Druckstufenverstellung<br />
daher, ist uns aber etwas zu straff<br />
grundabgestimmt. Das Hyperpro zeigt,<br />
wie man es nahezu perfekt macht – super<br />
Rückmeldung und mechanischen<br />
Grip und dennoch genug Feingefühl<br />
und Dämpfungsreserven für drittklassigen<br />
Fahrbahnbelag. Das gute Stück<br />
wird zudem kundenindividuell zusammengebaut<br />
und wer sich am Hyperpro-<br />
Lila der Feder stört, entspanne sich!<br />
Diese ist auch in Schwarz zu haben.<br />
Hinsichtlich der Rastenanlage haben<br />
wir diesmal nicht das große Testfeld<br />
abgesteckt, sondern uns einfach<br />
für ein feines Teil aus Bella Italia entschieden.<br />
Die voll einstellbare, bildschöne<br />
und qualitativ extrem hochwertige<br />
Anlage von Lightech macht an.<br />
Sie passt perfekt zum Style der Streety,<br />
besitzt 0 100020003000400050006000700080009000<br />
eine ABE und wer sich 10000 <strong>11</strong>000 etwas 12000 13000 14000<br />
Besonderes gönnen will, der zieht sich<br />
direkt das R-Model. Diese Luxusvariante<br />
besticht mit Karbon-Fersenschützern,<br />
Titanschrauben, Gelenkschaltspitze<br />
und klappbaren, extrem griffigen<br />
Rasten – echt großes Kino.<br />
Perfekt zum flotten Landstraßensurfen<br />
mit dem nackten Brenner passt<br />
Rahmenschoner, Fußraste, Hebel,<br />
voll einstellbares Federbein (sehr zu<br />
empfehlen!), Verkleidungsteile oder<br />
einen Mono-Scheinwerfer? Es darf,<br />
was schick und schnell macht<br />
66 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong>
das schnittige Windschild von Puig. Es<br />
nimmt deutlich Druck vom Oberkörper,<br />
ohne die Grundoptik zu zerstören.<br />
Für wortwörtlich „untendrunter“<br />
gibt es von Bodystyle einen hübschen<br />
Bugspoiler. Weniger kantig als das<br />
Triumph-Teil aus dem Originalzubehörprogramm<br />
und definitiv eine Alternative.<br />
ABE, top Passform, fairer Preis,<br />
alles inklusive – nur um den Lack muss<br />
man sich selbst kümmern.<br />
Die originalen „Urinprobenbecher“<br />
für die Bremsflüssigkeit haben wir mal<br />
gegen stilvolle Behältnisse von Rizoma<br />
(Modell „Wave“) beziehungsweise LSL<br />
(Modell „Brakebox“) ersetzt. Beide<br />
haben eine feine Haptik und werden<br />
ebenfalls mit ABE geliefert.<br />
Die originalen Blinker tauschen wir<br />
gegen Material von Platzhirsch Kellermann.<br />
Ob das Modell „Rhombus Micro<br />
1000“ oder die neuen Lenkerendblinker<br />
„BL 2000“ – letztlich ist das reine Geschmackssache,<br />
denn qualitativ stehen<br />
sie allesamt über den Dingen (natürlich<br />
E-geprüft). Beim Umbau aber bitte<br />
bedenken, dass auch das Blinkerrelais<br />
fällig ist, um zukünftig LED-beleuchtet<br />
ums Eck zu stechen.<br />
Noch was Hübsches zum Abschluss?<br />
Wie wäre es da mit dem<br />
Ritzelcover von LSL – braucht kein<br />
Mensch, sieht aber super aus.<br />
Damit sind wir schon wieder durch.<br />
Wir hoffen, mit diesem TuneUp die<br />
ein oder andere Inspiration für den<br />
Umbauwinter geliefert zu haben und<br />
wünschen viel Spaß in der heimischen<br />
Garage oder der Fachwerkstatt eures<br />
Vertrauens. In diesem Sinne: Gentlemen,<br />
please start your customizing!<br />
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Brakebox<br />
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LESERPOST<br />
KEINE RUNDENZEITEN<br />
Nordschleifen-Crossover, <strong>PS</strong> 10/<strong>2015</strong><br />
Als Nordschleifenfan habe ich selten<br />
eine Ausgabe mit solcher Spannung<br />
erwartet wie die Oktoberausgabe. Was<br />
ich bei all eurem Aufwand vermisst<br />
habe, sind Rundenzeiten oder BtG<br />
(Bridge to Gantry, Brücke Antoniusbuche<br />
bis kurz vor der Ausfahrt Döttinger<br />
Höhe, Anm. d. Red.). Habt Ihr darauf<br />
bewusst verzichtet?<br />
Der Aussage, dass man viel Leistung<br />
auf der Nordschleife braucht,<br />
muss ich widersprechen. Viel wichtiger<br />
ist Streckenkenntnis, die richtige Linie<br />
und, wie immer, Big Balls.<br />
Andreas Magosch per E-Mail<br />
Wir hatten die Nordschleife nicht<br />
exklusiv gemietet, sondern uns bei<br />
einem Training des MOTORRAD<br />
action teams eingeklinkt. Deshalb<br />
und aufgrund der partiellen Tempolimits<br />
kamen absolute Rundenzeiten<br />
oder BtG nicht in Frage.<br />
<br />
Die Red.<br />
Zwei Fragen: Hat die Ducati ein Stabilitätsproblem?<br />
Im Abschnitt Schwedenkreuz<br />
war sie ungewöhnlich langsam.<br />
Auch Freddy Papunen vermutete auf<br />
dem Lausitzring Probleme mit der Steifigkeit<br />
des Chassis. Zur RSV4: Passen<br />
auf die Aprilia nur Schrumpfgermanen<br />
drauf oder gehen kräftige 185 Zentimeter<br />
auch noch? Welche Maße hat Euer<br />
Spaßvogel Tim, das (symphatische)<br />
Tier? Macht weiter so, für mich wird es<br />
abseits aller Punkte interessant, wenn<br />
das Gefühl beim Mopedfahren herübergebracht<br />
wird und ein Bild dazu im<br />
Kopf entsteht.<br />
Udo Dicker-Höltje per E-Mail<br />
Unserer Nordschleifen- und Rundstreckenerfahrung<br />
nach hat die<br />
1299 Panigale S kein Stabilitätsproblem.<br />
Auch Tim wusste davon<br />
nichts zu berichten. Tim misst übrigens<br />
über 185 Zentimeter und<br />
kommt mit der Aprilia RSV4 RR<br />
zurecht.<br />
Die Red.<br />
HEFT VERSCHLUNGEN<br />
Tune-Up und Nordschleife, <strong>PS</strong> 10/<strong>2015</strong><br />
Heft 10 habe ich geradezu verschlungen,<br />
ein großes Kompliment an die<br />
Redaktion! Eure Öffnung für alle Segmente<br />
des sportlichen Motorradfahrens<br />
nahm ich als Abrutschen in die<br />
Beliebigkeit wahr. Ein Magazin für die<br />
Zielgruppe Sportfahrer sollte eckiger<br />
sein, mit weniger Political Correctness<br />
und mehr Spaß! Da freut mich das Wiederbeleben<br />
der Rubrik „Tune-Up“ extrem,<br />
und das Nordschleifen-Shootout<br />
finde ich auch genial. Nicht wegen der<br />
ausufernden Datensammlung, sondern<br />
der Charakterisierung der einzelnen<br />
Motorräder.<br />
Andreas Trottenberg per E-Mail<br />
VOLL GEDÄMPFT<br />
Fireblade Tune-Up, <strong>PS</strong> 10/<strong>2015</strong><br />
Mit Begeisterung habe ich das Tune-Up<br />
ge lesen und möchte wissen, ob zwischen<br />
dem originalen Öhlins-Federbein<br />
der Fireblade SP und dem von Euch<br />
ge testeten Öhlins TTX-GP Unterschiede<br />
im Fahrbetrieb bestehen?<br />
Joseph Hirtreiter per E-Mail<br />
Die wesentlichen Unterschiede<br />
liegen in den Verstellern und den<br />
Shimpaketen. Beim OEM-Öhlins-<br />
Federbein werden diese bzw. die<br />
Charakteristik des Federbeins von<br />
Honda vorgegeben. Beim TTX-GP<br />
entscheidet Öhlins selbst über die<br />
Abstimmung. Die Unterschiede<br />
sind minimal, das TTX-GP schien<br />
aber etwas sanfter und homogener<br />
zu dämpfen. <br />
Die Red.<br />
Euer Tune-Up bestätigt mich darin,<br />
die nächsten Jahre wieder keine <strong>PS</strong> zu<br />
kaufen. Es wurden keine Reifen, Verkleidungen,<br />
Felgen, Spiegel, Karbonteile<br />
etc. getestet. Bei der Gilles-Fußrastenanlage<br />
haben Sie nicht mal erwähnt,<br />
dass es eine der wenigen auf dem<br />
Markt ist, bei der keine zusätzliche<br />
Bremsleitung verbaut werden muss.<br />
Carsten Kluge per E-Mail<br />
GIXXER VS. THE REST<br />
Beileger 30 Jahre GSX-R, <strong>PS</strong> 10/<strong>2015</strong><br />
Im sehr gelungenen und informativen<br />
Beileger zum 30-Jährigen der GSX-R<br />
wird die Baureihe K5/K6 mal wieder<br />
als „vielleicht beste aller Zeiten“ bezeichnet.<br />
Ein Vergleichstest zwischen<br />
der K6 und aktuellen Superbikes wie<br />
S 1000 RR, 1299 Panigale S oder R1M<br />
wäre bestimmt interessant, um zu erfahren,<br />
wie sich der Fortschritt seitdem<br />
bemerkbar gemacht hat.<br />
Martin Filla per E-Mail<br />
SCHARFE FZ1<br />
Zonkos Attacke, <strong>PS</strong> 10/<strong>2015</strong><br />
Foto: markus-jahn.com<br />
Der Nordschleifen-Crossover<br />
in Heft 10 sorgte für<br />
viel Gesprächsstoff<br />
Mit großer Freude las ich den Bericht<br />
über die FZ1, die Kleine wird mit ein<br />
paar Änderungen nämlich richtig<br />
sportlich. Meine hat 143 <strong>PS</strong> am Rad<br />
und trägt garantiert keine Koffer!<br />
Alf Meßer per E-Mail<br />
LESERBRIEFE AN DIE REDAKTION: Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, Redaktion <strong>PS</strong>, 70162 Stuttgart,<br />
E-Mail: ps@motorpresse.de Leserbriefe bitte mit vollständigem Namen und Wohnort unterzeichnen<br />
Facebook: <strong>PS</strong> Das Sport-Motorrad Magazin
REALITÄT<br />
78 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong><br />
REPORT<br />
YAMAHA R6-CUP
Als Schreiber bei <strong>PS</strong> lautet dein erster<br />
Job, ein Heft zu machen. Natürlich ist<br />
es kein Fehler, selbst zu erfühlen, was<br />
im Rennsport so abgeht. Tobi hielt im<br />
R6-Cup die linke Wange hin und bekam<br />
prompt auch die rechte gewatscht.<br />
Text: Tobias Münchinger<br />
Fotos: Jörg Wiessmann, Tobias Münchinger, Uwe Seitz<br />
SCHECK<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong> 79
01 02<br />
01 Sven und Christian geben letzte<br />
Ratschläge 02 Um eine härtere Feder<br />
einbauen zu können, musste das Federbein<br />
erst einmal ausgebaut werden<br />
03 Fritz „Doktor Gnadenlos“ Heuser<br />
führt das Folterwerkzeug „Herta“<br />
meisterlich. Es hilft gegen Krämpfe<br />
04 In der Startaufstellung gibt es noch<br />
einen Schluck Wasser und ein Schirmchen<br />
über den Kopf<br />
03 04<br />
Ich sitze auf einer R6 und lasse es<br />
in Hockenheim von rechts außen<br />
voll in die Sachskurve reinlaufen.<br />
Plötzlich ballert jemand links an<br />
mir quer vorbei und es schlüpfen<br />
sogar noch zwei andere hindurch.<br />
Schnell hinterher! Das Motorrad<br />
kreischt bei 15 300/min schrill in die<br />
Welt hinaus, und ich werde am nächsten<br />
Kurvenausgang schier aus dem<br />
Sattel gehoben. Mit allem, was der<br />
drehzahlgeile Bock hergibt, geht es<br />
dann die Parabolika zur Queranbindung<br />
hin unter. Stehen lassen, lass bloß<br />
das Gas stehen! Ich will punktgenau<br />
bremsen, aber mein rechter Arm verkrampft<br />
so stark, dass ich kaum mehr<br />
genügend Kraft habe, den Hebel zu ziehen.<br />
Oh, oh. Das wird knapp.<br />
Wochen zuvor war vielleicht meine<br />
geringe Hemmschwelle bei Risikoaktivitäten<br />
der Auslöser dafür, dass <strong>PS</strong>-Kapo<br />
Uwe Seitz zu mir sagte: „R6-Cup! Du<br />
solltest mal R6-Cup fahren!“ Meine bisherige<br />
Rennfahrervita weist lediglich<br />
einen Gaststart beim Triumph Street<br />
Triple-Cup und zwei bei der Trofeo Italiano<br />
auf. Ist das ein Manöver, um mir<br />
Demut beizubringen? Egal. Man wächst<br />
mit seinen Aufgaben, und kneifen gilt<br />
in meinen Augen nicht. Ein Anruf bei<br />
R6-Cup-Chef Thomas Kohler machte<br />
die Sache perfekt. In Hockenheim sollte<br />
es Ende September so weit sein. Im<br />
Rahmen des IDM-Saisonfinales würde<br />
ich beim Abschlussrennen des R6-<br />
Cups mit der Pressemaschine ausrücken.<br />
Ich war begeistert, sah der Sache<br />
jedoch auch mit etwas mulmigen Gefühlen<br />
entgegen: „Die werden mich<br />
dort ganz brutal verprügeln.“ Dass ich<br />
am Ende recht behalten sollte,<br />
schmeckt selbst jetzt noch wirklich<br />
bitter. Aber der Reihe nach.<br />
Vor Ort lerne ich Christian kennen,<br />
neben Norbert der zweite Technik-<br />
Guru im Yamaha-Team und in Cup-<br />
Fragen äußerst sattelfest. „Wo ist denn<br />
dein Team?“, fragt er mich. Während<br />
ich mich wundere, wozu ich denn ein<br />
Team brauche, stellt Christian mir<br />
schon Sven und Laura vor.<br />
Kneifen gilt nicht<br />
Sven, aufgrund seiner norddeutschen<br />
Herkunft und langen Haare Seeräuber<br />
genannt, kann auf zehn Saisons R6-<br />
Cup zurückblicken und weiß, wie der<br />
Hase läuft. Laura kommt von 2D-Datarecording<br />
und kann mir anhand der<br />
80 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong>
„WAS HAST DU ERWARTET? DAS HIER IST<br />
DER R6-CUP, DA SIND SCHON GANZ ANDERE<br />
ANGESTANDEN“<br />
Norbert, Yamaha-Techniker<br />
Aufzeichnungen erklären, was dort<br />
draußen auf der Strecke passiert,<br />
das ich gar nicht mitbekomme.<br />
Wir beginnen mit der Anpassung<br />
meiner R6, stellen Hebeleien und Fußrasten<br />
für mich ein. Dann geht‘s vor<br />
zum Öhlins-Servicemann Laszlo, der<br />
sich um das Fahrwerks- Setup der<br />
Yamaha kümmert. Alles ist bis ins<br />
Detail organisiert und alle hier, außer<br />
vielleicht mir, haben einen echten<br />
Plan, wie Racing so richtig läuft.<br />
Zum IDM-Saisonfinale überzieht<br />
eine riesige Zeltstadt das Fahrerlager,<br />
und die Atmosphäre trichtert mir langsam<br />
ein, dass ich mich nicht auf einer<br />
harmlosen Hobby-Veranstaltung befinde.<br />
Spätestens jetzt steigt die Nervosität,<br />
und es wird Zeit für das erste Training.<br />
Ich rücke zur Kontaktaufnahme<br />
mit Motorrad, Reifen und Strecke aus.<br />
Beeindruckend, wie scharf die<br />
600er fährt. Obwohl nur das Fahrwerk<br />
und die Peripherie wie Hebel, Rasten<br />
und Verkleidung gemacht sind, benimmt<br />
sich die Maschine völlig anders<br />
als in Serie. Diese R6 ist hart, direkt<br />
und ehrlich. Mir kommen Svens Worte<br />
in den Sinn: „Die R6 will geritten werden,<br />
du musst sie richtig anpacken!“<br />
Und tatsächlich funktioniert ein hackiger<br />
Tausender-Fahrstil überhaupt<br />
nicht. Die Cuppis fliegen nur so an mir<br />
vorbei, prügeln die 600er präzise in die<br />
Sachskurve und überholen mich sogar<br />
in der Parabolika. „Wie kann das sein,<br />
ich fahre doch Vollgas!“, frage ich mich.<br />
Laura wirft dazu später mit mir einen<br />
Blick auf das Datarecording und verpasst<br />
mir eine so simple wie ernüchternde<br />
Antwort: „Du bremst zu früh und<br />
gehst zu spät ans Gas. Sieh zu, dass du<br />
die Abstände zwischen Bremsen und<br />
Gasgeben verkürzt, dann wirst du<br />
schneller.“ Christian schiebt noch hinterher:<br />
„Beim Schalten sind die Abstände<br />
zwischen Gas zu und wieder auf<br />
ebenfalls zu groß, siehst du das?“ Er<br />
deutet auf eine von weit gespreizten<br />
Zacken gespickte Linie auf dem Bildschirm.<br />
„Es ist ja schön, dass du unser<br />
Motorrad so schonst. Schnell macht<br />
dich das allerdings nicht.“<br />
Im zweiten Training läuft es besser<br />
und ich finde 1,5 Sekunden. Dafür<br />
habe ich das Heck beim Anbremsen<br />
dauernd in der Luft, und beim Rausbeschleunigen<br />
schmiert das Hinterrad<br />
teilweise stark weg.<br />
„Du bremst zu früh und gehst<br />
zu spät wieder ans Gas“<br />
Ständig fürchte ich Highsider. Laszlo<br />
bestückt das Öhlins-Federbein mit einer<br />
härteren Feder, und wir stecken die<br />
Gabel für das erste Qualifying etwas<br />
durch. Jetzt weiß ich, warum man ein<br />
Team braucht. Der Fahrer kann unmöglich<br />
alleine das Motorrad fit machen,<br />
den Zeitplan im Auge behalten und<br />
dann draußen auf der Piste noch Nägel<br />
einschlagen. Leute, ich bin euch ausgeliefert<br />
– und unendlich dankbar!<br />
Das erste Qualifying steht an, und<br />
das Motorrad funktioniert für mich<br />
wirklich gut. Ich gewöhne mich daran,<br />
die 600er permanent zu prügeln und<br />
sie in die Kurven hineinzudriften. Nur<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong> 81
„DER LETZTE PLATZ WÄRE DIE<br />
HÖCHSTSTRAFE. BITTE, LASS MICH<br />
NICHT LETZTER WERDEN!“<br />
niemals die Drehzahl absinken lassen,<br />
sonst hast du verloren! In der Parabolika<br />
überholt mich jetzt keiner mehr,<br />
was dafür spricht, dass ich aus der<br />
Einfahrt viel besser herauskomme. Als<br />
schnellste Zeit stehen 1.38,0 min auf<br />
der Uhr (wir fahren den IDM-Kurs),<br />
und ich komme an den Punkt, an dem<br />
ich nicht mehr weiß, wie ich jetzt noch<br />
schneller werden soll. Dazu kämpfe<br />
ich mit verkrampften Unterarmen und<br />
kann die Bremse nicht mehr so stark<br />
ziehen, wie ich gerne möchte. „Alles<br />
Kopfsache“, sagt Norbert. „Du musst<br />
dich entspannen und atmen.“ Er hat sicher<br />
recht, aber im zweiten Qualifying<br />
geht nichts mehr.<br />
Mit noch zwei Verfolgern im Nacken<br />
stehe ich also in der Startaufstellung<br />
zum Rennen, das komplette Feld befindet<br />
sich vor mir. Das habe ich mir<br />
schon anders vorgestellt. Seltsamerweise<br />
bin ich ziemlich ruhig und ich<br />
glaube, dass mich genau das langsam<br />
macht. Schnell bist du doch nur mit ein<br />
bisschen Schaum vor dem Mund und<br />
gesunder Risikobereitschaft. Am Start<br />
komme ich gut weg und überhole zwei,<br />
wenn nicht sogar drei Fahrer. Leider<br />
schnupfen sie mich innerhalb der<br />
nächsten zwei Runden wieder auf. Die<br />
Cuppis fahren einfach schneller in die<br />
Kurve rein und wieder raus. Das summiert<br />
sich über die Renndistanz ganz<br />
schön, und das Feld zieht immer weiter<br />
aus meinem Blickfeld. Mit konstanten<br />
1.37er-Zeiten spule ich die Runden ab<br />
und bin fahrerisch an meinem persönlichen<br />
Limit. Der eine oder andere Beinahe-Highsider<br />
geht gut, aber wenn<br />
ich noch mehr pushe, werfe ich die R6<br />
ganz sicher weg. Gegen Ende lässt<br />
dann noch die Konzentration nach 13<br />
Runden extrem nach, und ich gehe in<br />
der Nordkurve weit über den Grünstreifen<br />
raus. Verdammt, mein letzter<br />
echter Verfolger schlüpft tatsächlich<br />
auch noch durch. Die Zielflagge senkt<br />
sich wie ein erlösendes Henkersbeil,<br />
völlig platt lasse ich die R6 in die Auslaufrunde<br />
rollen. Vorletzter. Herrgott<br />
noch mal, das darf nicht wahr sein!<br />
Später fragt mich jemand, was nun<br />
schwieriger gewesen sei: Backflip<br />
springen (siehe <strong>PS</strong> 10/<strong>2015</strong>) oder R6-<br />
Cup fahren. Um ehrlich zu sein, sagt<br />
der Realitätscheck, dass ich wohl beim<br />
Backflippen bleiben sollte. Ein sauberes<br />
Ergebnis beim Yamaha-Cup zu<br />
erzielen, stellt mich jedenfalls vor die<br />
deutlich größere Herausforderung. Mit<br />
mehr Training und Plan sollte was zu<br />
machen sein. Warten wir 2016 ab. Ein<br />
Mal ist kein Mal, dafür macht dieser<br />
Sport zu süchtig!<br />
01<br />
02<br />
03 04<br />
01 Die Ampel geht aus und 37 Fahrer zwängen sich<br />
durch die Nordkurve, allen voran Lucas Tulovic (#3)<br />
und Maurice Ullrich (#<strong>11</strong>2) 02 „Wenn du bitte dort<br />
drüben weiter rauchen würdest, mein Junge“, sagt der<br />
Streckenposten und deutet auf 2016 03 Das Datarecording<br />
behauptet, ich würde zu früh bremsen und zu<br />
spät ans Gas gehen. Und es hat auch noch recht 04<br />
Nach dem Rennen im Parc Fermé, gleichermaßen<br />
kaputt wie fassungslos<br />
82 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong>
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NEWS<br />
ENTSCHEIDUNG<br />
IN MOST<br />
Fotos: Björn Gramm, trackriders.eu<br />
Das Saisonfinale des T-Cups sah knallharte<br />
Positionskämpfe und feinste Rennaction, wobei<br />
der Titelanwärter den Sack gekonnt zumachte.<br />
MOST Im Mai begann die Rennsaison<br />
für alle T-Cupper mit der Auftaktveranstaltung<br />
auf dem Lausitzring. Das Jahr<br />
geht schneller rum, als man glaubt,<br />
und schon stehen wir im September<br />
zum Finale in der frisch renovierten<br />
Boxenanlage des Autodroms von Most.<br />
Oliver Martin, fast schon ein T-Cup-<br />
Urgestein, reiste als Tabellenführer mit<br />
komfortablem Punktevorsprung nach<br />
Tschechien. Nun musste der Titel her,<br />
was Martin schon im Qualifying mit<br />
einer Knallerzeit von 1.45,564 min<br />
klarstellte. Auf den Rängen zwei und<br />
drei starteten Triumph-Pressesprecher<br />
Uli Bonsels gefolgt von Alexander<br />
Fraßmann ins erste Rennen – jeweils<br />
mit über einer Sekunde Abstand auf<br />
den entfesselt fahrenden Oliver Martin.<br />
Im Rennen vollzog sich, was man unter<br />
Beachtung des Qualifyings bereits abschätzen<br />
konnte: Der Reifenexperte<br />
Martin fuhr einen ungefährdeten Start-<br />
Ziel-Sieg nach Hause und sicherte sich<br />
damit vorzeitig den Titel. Uli Bonsels<br />
konnte mithalten und überquerte die<br />
Ziellinie als Zweiter. Jörn Kaufmann,<br />
der von Position fünf ins Rennen gestartet<br />
war, fuhr auf den dritten Rang<br />
und konnte sich damit den Vizetitel im<br />
T-Cup sichern.<br />
So lag das Augenmerk im zweiten<br />
Rennen auf dem Kampf um den dritten<br />
Platz in der Meisterschaft. Denn vor<br />
Most trennten die Fahrer Bonsels,<br />
Reinke, Fraßmann und Ammermann<br />
lediglich wenige Punkte voneinander.<br />
Natürlich hätte Bonsels nach seinem<br />
zweiten Platz im ersten Rennen auf<br />
Sicherheit fahren können, aber diese<br />
Idee kam dem Racer nicht. Der frisch<br />
gebackene Meister Martin und Bonsels<br />
Fünf Jahre T-Cup zahlen sich aus, der<br />
Meistertitel <strong>2015</strong> geht an Oliver Martin<br />
lieferten sich Runde für Runde ein<br />
packendes Duell, in dem keiner zurückstecken<br />
wollte. Praktisch in letzter<br />
Sekunde profitierte Oliver Martin von<br />
einem Überrundungsmanöver und fuhr<br />
0,015 Sekunden vor Bonsels über die<br />
Ziellinie. Bonsels, der am Ende Cup-<br />
Dritter wurde, meinte später: „Das war<br />
das geilste Rennen meines Lebens!“<br />
84 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong>
T-CHALLENGE<br />
WIE AM SCHNÜRCHEN...<br />
...lief es in Most wieder einmal für Tim<br />
Holtz. Um den Titel beim Finale noch zu<br />
verlieren, hätte für den jungen Niedersachsen<br />
wirklich alles schieflaufen müssen.<br />
Der Tabellenzweite Gabriel Noderer,<br />
T-Cup-Gesamtsieger von 2014 und ebenfalls<br />
einer der ganz Jungen mit inniger<br />
Beziehung zum Gasgriff, setzte trotzdem<br />
alles daran, den Favoriten noch zu schlagen<br />
und stellte seine Daytona mit der<br />
Bestzeit von 1.42,292 min vor Holtz auf<br />
Pole. Die erste Startreihe komplettierte<br />
Ole Bartschat, der sich in der Gesamtwertung<br />
gleichfalls auf Podiumsmission<br />
befand. Holtz gewann den Start und bog<br />
als Erster in Kurve eins. Für den Gewinn<br />
der Meisterschaft hätte ihm in diesem<br />
Rennen sogar ein fünfter Platz gereicht.<br />
Darum ließ er Noderer vorbeiziehen, als<br />
dieser das Tempo deutlich anzog. Auf<br />
Rang zwei liegend fuhr Tim den Titel in<br />
der T-Challenge sicher nach Hause.<br />
Auf Position drei kam Jochen Schermuly<br />
ins Ziel, nachdem Ole Bartschat über die<br />
Distanz noch bis auf Rang acht zurückgefallen<br />
war.<br />
Für einen Schreckmoment sorgte<br />
Cup-Gründungsvater Thomas „Ketchup“<br />
Rothmund in der zweiten Runde. In einer<br />
schnellen Links kam er von der Strecke<br />
ab und konnte seine Triumph nicht mehr<br />
abfangen. Im Gegensatz zum Bike nahm<br />
Ketchup glücklicherweise keinerlei<br />
Schaden, doch das zweite Rennen war<br />
für ihn damit leider gelaufen.<br />
Tim Holtz gewann am Samstag<br />
nebenbei noch einen Lauf der IBPM und<br />
reiste nach diesem für ihn perfekten Tag<br />
frühzeitig wieder ab. Das zweite Rennen<br />
startete demzufolge ohne Beteiligung<br />
des Meisters, was den Weg für Noderer<br />
eigentlich barrierefrei gemacht hätte. In<br />
Führung liegend verlor der Pacemaker<br />
jedoch tragischerweise in Runde sieben<br />
das Vorderrad und musste zusehen, wie<br />
sein Bike bei dem Sturz nahezu vollständig<br />
zerstört wurde. Als Profiteur ging Jan<br />
Hein aus der Sache hervor und gewann<br />
vor Finn Zeller und Jochen Schermuly<br />
sein erstes Rennen in der T-Challenge.<br />
In der Gesamtwertung hinter Champion<br />
Holtz kamen Noderer, Bartschat, Hein<br />
und Schermuly auf die Plätze.<br />
Am Ende einer wunderbaren Saison<br />
können wir auf feinsten Hobby-Rennsport<br />
zurückblicken. Kinder, was seid ihr<br />
schnell geworden. 2016 wird geil!<br />
Feuer frei beim Finale der<br />
T-Challenge <strong>2015</strong> in Most<br />
Fotos: trackriders.eu<br />
Ein zweiter Platz hinter Gabriel Noderer reichte Tim Holtz im<br />
ersten Rennen locker für den Titelgewinn <strong>2015</strong><br />
Tim Holtz kann auf eine äußerst<br />
erfolgreiche Saison zurückblicken,<br />
die er in Most mit dem Gewinn<br />
des Meistertitels in der T-<br />
Challenge zur Krönung brachte.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong> 85
YAMAHA R6-DUNLOP-CUP<br />
POLNISCHES TRIPLE<br />
Die vorletzte Auszeichnung von <strong>PS</strong> und Yamaha für den Racer der<br />
Woche in dieser Saison geht diesmal gleich an drei „Cuppies“. Die<br />
polnischen R6-Piloten Adrian Pasek (#23), Przemyslaw Krajewski<br />
(#66) und Piotr Surowiec (#101) bestreiten <strong>2015</strong> ihre zweite Cup-<br />
Saison. Bei der Speedweek in Oschersleben nutzen sie den für<br />
sie trainingsfreien Samstag, an dem die Langstrecken-WM in der<br />
Börde an den Start ging, für einen kleinen Abstecher zurück in die<br />
Heimat. Dort starteten alle drei in der polnischen Meisterschaft,<br />
wofür sie am Freitagnachmittag gleich nach ihrem R6-Cup-Qualifying<br />
500 Kilometer nach Poznan fuhren. Dort absolvierten sie am<br />
Samstag sowohl das Meisterschaftstraining als auch das Superstock-Rennen<br />
und<br />
standen tatsächlich<br />
gemeinsam auf<br />
dem Podium. Am<br />
Sonntagmorgen<br />
waren sie zum<br />
Yamaha-Cup-Rennen<br />
in Oschersleben<br />
wieder pünktlich<br />
in der Startaufstellung.<br />
Respekt!<br />
Handlungsreisende in Sachen Racing: Die polnischen<br />
R6-Cuppies Adrian, Przemyslaw und Piotr<br />
schöpften ihr Wochenende voll aus<br />
Fotos: Felix Wiessmann<br />
Foto: Nation Cup<br />
Deutschland siegt<br />
BEIM VON <strong>PS</strong> GE-<br />
STIFTETEN NATION’S<br />
CUP DER DEUTSCHEN<br />
UND BELGISCHEN<br />
TWIN TROPHY GING<br />
DER POKAL NACH<br />
DREI RENNVERAN-<br />
STALTUNGEN AN TEAM<br />
DEUTSCHLAND. ZWAR<br />
KONNTEN DIE BELGIER<br />
BEIM FINALE IN FROHBURG NOCHMALS<br />
AUFHOLEN, ABER DIE SCHNELLEN<br />
JUNGS RENÉ RAUB, NICK WEIDEMANN<br />
UND FELIX KLINK STEMMTEN DEN<br />
VORSPRUNG AUF ÜBER 10 SEKUNDEN.<br />
S 1000 RR-CUP-FINALE<br />
DÄNE WIRD MEISTER<br />
Bereits zum dritten Mal heimste der Däne<br />
Kim Phillip den Meistertitel im BMW S 1000<br />
RR-Cup ein. Beim letzten von acht Läufen à<br />
zwei Rennen in Brünn gelang Phillip von der<br />
Pole ein dritter Platz im ersten Rennen –<br />
das reichte für den Gesamtsieg in der Pro-<br />
Wertung. Sieger bei den Hobby-Racern in<br />
der Advanced-Wertung wurde Andreas Triebel,<br />
dem ein achter Platz für den Gesamtsieg<br />
genügte. Auch 2016 wird es den BMW-<br />
Cup wieder geben. Infos: www.bmw-cup.de<br />
Foto: Bike Promotion<br />
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dem Sie die erste bestellte Aus gabe erhalten, nicht jedoch vor Erhalt einer Widerrufsbelehrung gemäß den Anfor derungen von Art. 246a § 1 Abs.<br />
2 Nr. 1 EGBGB. Zur Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses, die Bestellung zu widerrufen.<br />
Sie können hierzu das Widerrufs-Muster aus Anlage 2 zu Art. 246a EGBGB nutzen. Der Widerruf ist zu richten an: <strong>PS</strong> Aboservice, Postfach,<br />
70138 Stuttgart, Telefon: + 49 (0)7<strong>11</strong> 3206-8899, Telefax: +49 (0)7<strong>11</strong> 182-2550, E-Mail: ps@dpv.de<br />
Datum<br />
Unterschrift<br />
Ich bezahle per Rechnung<br />
Lieferung der Zugabe nach Zahlungseingang solange Vorrat reicht, Ersatzlieferung vorbehalten.<br />
GLEICH CLUBMITGLIED WERDEN: WWW.MOTORRAD-HELDEN.DE/<strong>PS</strong>ABO<br />
+49 (0)7<strong>11</strong> 3206-8899 +49 (0)7<strong>11</strong> 182-2550 ps@dpv.de <strong>PS</strong> Aboservice, 70138 Stuttgart Bitte Bestell-Nr. angeben
Die europaweit größte Vereinigung von ak<br />
TERMINE FREIES FAHREN<br />
Das ‚Hugo Emde Freie Fahren’ erfreut sich bei DSK-Mitgliedern<br />
einer immer wachsenden Beliebtheit. In diesem<br />
Jahr stehen 13 Termine im Kalender. Gefahren wird in<br />
Deutschland und dem benachbarten Ausland, denn nach<br />
dem großen Erfolg im letzten Jahr stehen <strong>2015</strong> auch wieder<br />
Spa-Francorchamps in Belgien und Zandvoort in den<br />
Niederlanden auf dem Plan.<br />
Nürburgring Nordschleife (nur Motorrad) .......17. Juli <strong>2015</strong><br />
Bilster Berg Drive Resort .................................27. Juli <strong>2015</strong><br />
Circuit Park Zandvoort ............................ 24. August <strong>2015</strong><br />
Assen .................................................<strong>11</strong>. September <strong>2015</strong><br />
etropolis Arena Oschersleben .................12. Oktober <strong>2015</strong><br />
Nürburgring Nordschleife .......................23. Oktober <strong>2015</strong><br />
Hockenheimring / GP-Kurs ..................14. November <strong>2015</strong><br />
Hinweis: Die Anmeldung erfolgt ab Januar online über www.dskev.de.<br />
HINWEIS FÜR STUDENTEN<br />
Die Geschäftsstelle bittet Mitglieder, die im kommenden<br />
Jahr als Student in den Genuss eines vergünstigten Beitrags<br />
kommen, jetzt die Studienbescheinigung einzureichen.<br />
Im Rückspiegel<br />
Ein wundervolles Rennwochenende<br />
bescherte uns Fans der<br />
goldene Oktober. Lucas Ludwig<br />
und Sebastian Asch gewinnen<br />
das spannende Finale des GT<br />
Masters des ADAC, Marvin<br />
Dienst ist Champion der ersten<br />
Formel 4-Saison. Wie schön<br />
kann doch ein preiswerter und<br />
attraktiver Event zelebriert werden.<br />
Ich frage mich nur, warum<br />
dies nicht einem größeren Publikum<br />
bewusst ist. Daran müssen<br />
DSK-Präsident<br />
Dr. Karl-Friedrich Ziegahn wir alle noch arbeiten. Hier gibt<br />
es noch Rennsport zum Anfassen,<br />
Fahrerlager, die nicht einem Hochsicherheitstrakt<br />
gleichen, familienverträgliche Eintrittspreise und spannende<br />
Fights auf der Piste. Dasselbe gilt auch für die<br />
Rennen der VLN, die Rallyes der kleinen und großen<br />
Meisterschaften und den faszinierenden Bergrennsport.<br />
Vermisst da jemand etwas? Brauchen wir die DTM mit<br />
ihren von Marketing-Experten ferngesteuerten Piloten?<br />
Brauchen wir die Formel 1 des greisen Mister B., der das<br />
Gefühl verloren hat, wie man die junge Generation anspricht?<br />
EDITORIAL<br />
Nicht der Motorsport ist in einer Krise, es sind einzelne Formate,<br />
die nicht mehr der Nachfrage entsprechen. Unser Hobby muss sich<br />
permanent weiterentwickeln. Und wir alle sind gefordert, weiter<br />
zu erzählen, wo die Musik spielt. Nächstes Jahr kommt beispielsweise<br />
auch die neue Tourenwagen-Serie TCR als ideales Betätigungsfeld<br />
für den ambitionierten Privatfahrer.<br />
Aber schauen wir nochmal kurz zurück. Es begann mit einem Paukenschlag.<br />
Ein Rennwagen fliegt an der Nordschleife von der Strecke<br />
und sofort schlittern wir in eine fulminante Krise. Tempolimit<br />
auf einer Rennstrecke? Hallo, wo leben wir? Trotzdem haben wir<br />
als DSK jedes Bemühen um eine Bewältigung der Krise unterstützt.<br />
Da müssen Gefühle auch mal unterdrückt werden, um eine akute<br />
Gefahr zu bannen. Eine Balance of Performance (BoP) soll den<br />
Rennsport spannend entwickeln, aber deckelt zugleich den erfolgreichen<br />
Fahrer und sein Team. Wollen wir das?<br />
Was bleibt beim Rückblick auf <strong>2015</strong>? Motorsport ist teuer, faszinierend<br />
und immer auch umstritten. Frage zehn Experten und es<br />
wird zwanzig Meinungen geben. Motorsportler sind Alpha-Tierchen,<br />
sie wollen auch in Meinungsfragen immer gewinnen.<br />
Aber wenn wir am Ende des Jahres zurückblicken, war es wieder<br />
eine Saison der Freude und Begeisterung. Und deswegen treffen<br />
wir uns bald in Essen, bei der größten Motorshow, die in Europa<br />
Maßstäbe setzt. Ich freue mich auf die Begegnung mit Euch.<br />
Herzlichst Euer<br />
ÜBER DEN DSK<br />
Mit fast 13 000 Mitgliedern ist der Deutsche Sportfahrer Kreis<br />
e.V. die europaweit größte Vereinigung von aktiven Fahrern<br />
und Motorsport-Fans – und das mit langer Tradition. 1958<br />
wurde der DSK mit dem Ziel gegründet, den Motorsport – und<br />
vor allem die Sicherheit in selbigem – zu fördern und zu verbessern<br />
und als Bindeglied zwischen Fahrern, Organisationen und<br />
Funktionären zu agieren. Zu den prominentesten Gründungsmitgliedern<br />
gehört Wolfgang Graf Berghe von Trips. Dabei<br />
setzt sich der DSK damals wie heute für die gleichen Ziele ein.<br />
Heute, mehr als fünf Jahrzehnte nach der Gründung, bestimmen<br />
auch die Themengebiete Sicherheit, Fairness und Zukunftsfähigkeit<br />
die Arbeit des DSK. Das elfköpfige Team rund<br />
um Präsident Dr. Karl-Friedrich Ziegahn hat zusammen einen<br />
Erfahrungsschatz aus mehr als 250 Jahren Motorsport – ob<br />
als Fahrer bei Rundstrecken- oder Bergrennen, im Rallye-Sport<br />
oder als Funktionär hinter den Kulissen; die Präsidiumsmitglieder<br />
kennen sich in der Szene aus.<br />
Die Mitglieder profitieren in vielerlei Hinsicht von den Stärken<br />
des DSK: Regelmäßig führt der DSK das beliebte „Freie Fahren“<br />
auf deutschen Rennstrecken durch, und auf viele Eintrittskarten<br />
und die Produkte der Partner erhalten Mitglieder<br />
satte Rabatte. Zudem ist im Mitgliedsbeitrag ein Jahres-Abo<br />
der Fachzeitschriften „sport auto“, „<strong>PS</strong>“ oder „MotorKlassik“<br />
enthalten.<br />
MITGLIED WERDEN<br />
Mitglied werden ist ganz einfach: Besuchen Sie uns im Internet<br />
unter www.dskev.de und klicken Sie im rechten Bereich<br />
der Webseite auf den entsprechenden<br />
Menüpunkt – oder scannen Sie mit<br />
Ihrem Mobiltelefon den rechts abgedruckten<br />
Code ein, der Sie automatisch<br />
auf die richtige Seite weiterleitet.<br />
PARTNER<br />
Ralf Waldmann siegt beim IDM-Finale<br />
Die SUPERBIKE*IDM <strong>2015</strong> ging mit einem fantastischen<br />
Wochenende auf dem Hockenheimring<br />
zu Ende. 14.000 Zuschauer kamen an die<br />
Traditions-Rennstrecke, um bei sonnigem Wetter<br />
den Kampf der Piloten um die letzten<br />
Punkte in der internationalen deutschen Meisterschaft<br />
mitzuerleben.<br />
In der Königsklasse ‚Superbike‘ hatte sich Markus<br />
Reiterberger bereits beim Rennen in Assen<br />
zum Meister gekrönt. Seinen Titel feierte er mit<br />
einem weiteren Laufsieg beim Finale in Hockenheim.<br />
Der zweite Sieg des Wochenendes<br />
ging an Reitenbergers Dauerrivalen, den Spanier<br />
Xavi Forés. In zwei Klassen fiel die Entscheidung<br />
erst am letzten Rennwochenende: Der<br />
®<br />
Franzose Mathieu Gines und der Local Hero Jan<br />
Bühn sicherten sich beim Finale die Titel in den<br />
Klassen Superstock 1000 respektive Supersport<br />
600.<br />
Aus DSK-Sicht stand Präsidiumsmitglied Ralf<br />
Waldmann (Foto) im Fokus. Im Rahmen der Supersport<br />
600 Rennen startete der Ennepetaler<br />
in der Supernaked-Klasse und feierte großartige<br />
Erfolge. Das Samstagsrennen beendete er<br />
auf Platz zwei, einen Tag später feierte er sogar<br />
einen Sieg. „Ich bin stolz auf dieses Ergebnis.<br />
Schließlich war ich dieses Jahr nie trainieren<br />
und bin direkt in die Rennen eingestiegen. Vielleicht<br />
wird es nächstes Jahr wieder was“, sagte<br />
Waldmann.
DSK NACHRICHTEN<br />
tiven Fahrern und Motorsport-Fans mit über 13.000 Mitgliedern<br />
Besessen von Essen<br />
„Alle Jahre wieder…“ – singt der größte Teil der Republik<br />
erst in der Adventszeit, also ab Ende November. Die<br />
Autoverrückten unter uns hingegen haben dieses Lied<br />
deutlich frührer auf den Lippen. Denn für uns ist bereits<br />
vom 28. November bis zum 06. Dezember Bescherung.<br />
Und zwar in Essen. Bei der Motorshow.<br />
Wie jedes Jahr bietet diese auch <strong>2015</strong> ein Programm,<br />
bei dem jeder Fan des Motorsports und sportlicher Automobile<br />
mit Dauer-Gänsehaut durch die heiligen Hallen<br />
eilen dürfte.<br />
Und wie gewohnt ist natürlich auch der DSK bei der 48.<br />
Ausgabe dieser außergewöhnlichen Vorweihnachtsparty<br />
als Partner der Veranstaltung wieder mittendrin im<br />
Getümmel. Mehr und mehr hat sich der DSK-Stand –<br />
den in diesem Jahr ein Rallyefahrzeug von DSK-Partner<br />
Skoda schmückt – in den vergangenen Jahren als fester<br />
Treffpunkt nicht nur für Mitglieder etabliert. Hier trifft<br />
man sich, um den Messerundgang für ein Päuschen zu<br />
unterbrechen, die müden Beine für einen Moment auszuruhen<br />
und bei einem Heißgetränk mit Gleichgesinnten<br />
ein Schwätzchen über die schönste Nebensache<br />
der Welt mit vier oder auch zwei Rädern zu führen.<br />
Darüber hinaus geben sich beim DSK eigentlich tagtäglich<br />
die deutschen Motorsport-Größen die Klinke in die<br />
Hand. So ergibt sich durchaus die Chance auf Gespräche<br />
zwischen Stars und Fans – die ja während der<br />
Saison in den meisten Serien praktisch unmöglich sind.<br />
Doch damit nicht genug: Der DSK-Stand ist im Jahr<br />
<strong>2015</strong> ganz seinen Partner-Serien gewidmet: Der GTCC,<br />
dem Histo Cup, dem ‚Kampf der Zwerge’ der VLN, der<br />
STT, dem Berg Cup und dem Renault Clio Cup. Am ersten<br />
Wochenende der Motorshow werden hier auch<br />
einige der Siegerehrungen sowie die DSK-Sportpokal-<br />
Ehrungen vorgenommen. Bei diesen dürfen auch einige<br />
Fahrer der Partnerserien mit Pokalen rechnen. Klar, allein<br />
das wäre schon eine ganze Handvoll Gründe, um<br />
nach Essen zu reisen und die Motorshow zu besuchen.<br />
Doch leider müssen wie ehrlich sein und zugeben, dass<br />
die Show noch haufenweise andere Attraktionen bietet:<br />
Mehr Emotionen rund ums Automobil als in Essen<br />
gibt’s nirgends auf der Welt. Die großartigsten Sportwagen,<br />
die schrägsten Fahrzeuge, die heißesten Tuning-Autos,<br />
Formel-1-Renner, klassische Rennfahrzeuge,<br />
wundervolle Exponate aus der<br />
Automobilgeschichte, heiße Bikes und spannende Veranstaltungen<br />
rund um den Sport und das sportliche<br />
Fahren.<br />
Besonders attraktiv sind natürlich wie jedes Jahr die<br />
Sonderschauen. Beispielsweise „100 Jahre BMW History<br />
und Motorsport“ mit zahlreichen Highlights aus der<br />
Geschichte der Bayern. Oder 65 Jahre Formel-1-WM<br />
mit diversen Fahrzeugen aus unterschiedlichen Epochen<br />
der Königsklasse. Oder die in Europa einzigartige<br />
Tuning-Experience mit rund 150 privat getunten Fahrzeugen<br />
aus allen Ecken des Kontinents. Oder – ganz<br />
neu dabei – die Sonderschau US-Cars. Und natürlich<br />
sind auch die immer beliebter werdenden Kuriositäten<br />
wieder dabei, dieses Jahr unter anderem mit einem Supersportwagen<br />
aus Holz.<br />
Nicht zu vergessen der Gymkhana Drift Cup, der in der<br />
Motorsportarena in Halle 7 erneut sein Finale bestreiten<br />
wird. Apropos Motorsportarena: Die ist Motor-Show-<br />
Projektleiter Ralf Sawatzki ein ganz besonderes Anliegen:<br />
„Wir möchten dem Zuschauer hier aufzeigen, wie<br />
man sich vom Kartsport weiter nach oben arbeiten<br />
kann. Darum wünschen wir uns, dass sich alle hier vertretenen<br />
Rennserien auch in der Motorsportarena präsentieren.<br />
Wie es beispielsweise die Youngtimer-Classic-Rennserien<br />
tun werden.“<br />
Na dann kann’s ja losgehen.<br />
Deutscher Rennsport<br />
neu strukturiert<br />
Der DMSB hat beschlossen, die Prädikate im Automobil-<br />
und Motorradsport neu zu strukturieren.<br />
Ab 2016 werden in allen Disziplinen einheitliche<br />
und übersichtliche Bezeichnungen in vier Stufen<br />
vergeben: Deutsche Meisterschaft (Level 1),<br />
DMSB-Meisterschaft (Level 2), DMSB-Cup (Level<br />
3) und DMSB-Pokal (Level 4). „In allen Rennsport-<br />
Bereichen gibt es aktuell einfach zu viele verschiedene<br />
Bezeichnungen“ erklärt DMSB-Sportdirektor<br />
Michael Günther. „Ein normaler Zuschauer ohne<br />
Insiderwissen kann zum Beispiel die sportliche<br />
Wertigkeit einer Deutschen Tourenwagen-Challenge<br />
oder eines Deutschen Enduro-Pokal-Championats<br />
nicht erkennen. Es war Zeit, eine einheitliche,<br />
nachvollziehbare Struktur zu schaffen.“<br />
Und so geht’s: Der DMSB hat für die Vergabe der<br />
Prädikate jeden Levels Merkmale und Richtlinien<br />
definiert. Veranstaltungen werden anhand der<br />
notwendigen Fahrerlizenz-Stufe, nach der Anzahl<br />
der Veranstaltungen und der Teilnehmerzahl bewertet.<br />
Hinzu kommt: Die Prädikate in Level 1 und<br />
Level 2 werden von einem permanenten Sportwarte-Team<br />
begleitet, das den Veranstalter in ausgewählten<br />
Schlüsselbereichen unterstützt.<br />
IMPRESSUM<br />
Geschäftsstelle: Karl-Wirth-Str. 16, 76694 Forst, Tel. 07251-<br />
30284-0, Telefax 07251-30284-19 Internet: http://www.<br />
dskev.de E-Mail: info@dskev.de Präsident: Dr. Karl-Friedrich<br />
Ziegahn Vizepräsidenten: Karl-Heinz Stümpert, Friedhelm Kissel<br />
Schatzmeister: Reinhard Michel Schriftführer: Hans-Walter<br />
Kling Präsidialmitglied zbV.: Armin Schwarz Beisitzer: Altfrid<br />
Heger, Johannes Scheid, Ralf Waldmann, Peter Bonk, Sabine<br />
Fischer Redaktion: Nicolaus C. Koretzky, Patrik Koziolek,<br />
Thorsten Schlottmann
SPORT<br />
MOTOGP-TITELKAMPF<br />
ES KANN NUR<br />
EINEN GEBEN<br />
Das MotoGP-Titelduell zwischen Jorge<br />
Lorenzo und Valentino Rossi könnte<br />
sich womöglich erst im allerletzten<br />
Rennen in Valencia entscheiden. Was<br />
dürfen wir von diesem Fight der beiden<br />
Yamaha-Piloten erwarten?<br />
Text: Mat Oxley, Uwe Seitz; Fotos: 2snap<br />
Das hatten wir schon einmal.<br />
Wenn Sie wirklich wissen<br />
wollen, wie der Titelkampf<br />
<strong>2015</strong> zwischen Rossi und Lorenzo<br />
ab jetzt laufen wird, müssen Sie<br />
nur etwas in Ihren Erinnerungen kramen.<br />
Oktober 2010. Damals fand der<br />
japanische Grand Prix in Motegi statt.<br />
Rossi und Lorenzo nähern sich dem<br />
Ende ihrer dritten gemeinsamen Saison<br />
bei Yamaha und können sich noch immer<br />
nicht ausstehen. Zumindest hasst<br />
Rossi den Spanier, weil der Youngster<br />
ihn erfolgreich aus dem Yamaha-Werksteam<br />
geboxt hat und deshalb für 20<strong>11</strong><br />
und 2012 der Wechsel zu Ducati nötig<br />
wird – eine Verurteilung des neunfachen<br />
Weltmeisters zu zwei äußerst<br />
erfolglosen Jahren. Lorenzo ist zu dem<br />
Zeitpunkt gerade dabei, seinen ersten<br />
MotoGP-Titel einzufahren und die Krone<br />
dem Teamkameraden zu entreißen,<br />
der sich mühsam von einem heftigen<br />
Beinbruch und einer lang wierigen<br />
Schulterverletzung erholt.<br />
Es geht in dem Rennen um den dritten<br />
Platz, was das Yamaha-Management<br />
nervös in der Box am Bildschirm<br />
verfolgt und hofft, dass der künftige<br />
Ducati-Pilot Rossi den künftigen neuen<br />
Yamaha-Weltmeister nicht noch um<br />
den Titel bringt. Sie machen sich zu<br />
Recht Sorgen, denn Lorenzo braucht<br />
90 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong>
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong> 91
01 Das legendäre Motegi-Duell 2010<br />
könnte die Vorlage sein für das Saisonfinale<br />
<strong>2015</strong>. Damals hatte Rossi die<br />
Nase vorn<br />
02 Die jugendliche Freude ist zurück<br />
bei Valentino Rossi – die Genugtuung<br />
steht im jedoch auch im Gesicht<br />
03 Nachdem Lorenzo den Saisonauftakt<br />
komplett vermasselt hat, zeigt er<br />
jetzt, dass er der schnellste Fahrer ist,<br />
und würde Teamkollege Rossi gern<br />
noch öfter die Zunge rausstrecken<br />
jeden Punkt für die Meisterschaft,<br />
während Rossi längst aus dem Kampf<br />
raus ist. Ein paar Punkte mehr oder<br />
weniger machen da keinen Unterschied.<br />
Doch nur im Geiste Yamahas!<br />
Rossi ist es bitter ernst. Der dritte<br />
Platz hat eine ganz andere Bedeutung<br />
hier als ein vierter, denn es ist auch<br />
der letzte Platz, für den man zur Podiumsparty<br />
eingeladen wird. Die einzige<br />
Veranstaltung, die einem echten Racer<br />
das harte Wochenende versüßen kann.<br />
Deshalb hat Yamaha allen Grund sich<br />
Sorgen zu machen. Mit noch zwei verbleibenden<br />
Runden erreicht dieser<br />
Fight seinen Höhepunkt. Die beiden<br />
gehen dabei zu Werke wie zwei Rennfahrer,<br />
die sich bis aufs Blut hassen.<br />
Und genauso ist es auch.<br />
Lorenzo attackiert Rossi und zieht<br />
vorbei, aber der kontert gleich und die<br />
beiden berühren sich, verhaken die<br />
Ellbogen und stürmen so in den Motegi-Tunnel.<br />
Ein paar Kurven weiter bekommt<br />
Lorenzo sein Rad noch einmal<br />
etwas weiter nach vorn. Doch schon<br />
schlägt Rossi zurück und knallt mit gewaltiger<br />
Kraft in seinen Teamkollegen.<br />
Nur noch eine halbe Runde: Lorenzo<br />
setzt ein grandioses und erfolgreich<br />
ausgeführtes Manöver in die schnelle<br />
Linkskurve. Zwei Kurven weiter pariert<br />
Rossi dies durch ein knallhartes Ausbremsmanöver<br />
in die enge Links und<br />
sichert sich so die Sektdusche auf dem<br />
Podest.<br />
Lorenzo kochte! Während sich<br />
Rossi am Sekt und der Genugtuung berauschte,<br />
beschwerte sich der Spanier<br />
bei den Yamaha-Verantwortlichen und<br />
erklärte denen, dass Rossi gerade an<br />
seinen Titelchancen zündele. Später<br />
sprach Lorenzo sogar von Revanche:<br />
„Vielleicht werden seine Gegner künftig<br />
durchdrehen und sich wie er benehmen.“<br />
Daraufhin bestellte Yamaha<br />
Valentino Rossi ins Rennbüro und<br />
ermahnte ihn für das Gezeigte – wie<br />
Lehrer, die einen Schüler abwatschen.<br />
Und Rossi reagierte wie ein Schulbub<br />
auf diese Schelte. „Yamaha bat mich,<br />
mit mehr Achtung zu fahren“, erzählte<br />
der Italiener den Reportern. „Also<br />
werde ich ihn wieder versuchen zu<br />
schlagen ... mit mehr Achtung.“<br />
Und genau da stehen wir heute<br />
wieder. Sieben Jahre, nachdem Yamaha<br />
Lorenzo ins Team holte, um die Moto-<br />
GP-Zukunft für die Nach-Rossi-Zeit zu<br />
sichern, ist das alte Schlachtross<br />
immer noch da. Genauso wie seine<br />
Abneigung gegen Lorenzo und der<br />
Wunsch nach Rache dafür, dass der<br />
junge Hahn den alten damals vom Hof<br />
gejagt hat. Lassen Sie sich von den<br />
aufgesetzten Grinse-Gesichtern nicht<br />
täuschen, die beiden pflegen noch<br />
immer eine gegenseitige tiefe innere<br />
Abneigung.<br />
Aber wer wird dieses Duell für sich<br />
entscheiden? Wohl das größte seit<br />
2001, als Rossi Max Biaggi die Krone<br />
wegschnappte oder 2006 Nicky<br />
Hayden ihm.<br />
Rossi hört sich heute nicht mehr<br />
so zuversichtlich an: „In den letzten<br />
Rennen hat Jorge noch einmal einen<br />
wichtigen Schritt gemacht. Nicht nur,<br />
was den Speed angeht. Er hat ein Level<br />
an Konzentration erreicht, das fast bei<br />
100 Prozent liegt. Es wird sehr hart, ihn<br />
noch mal zu schlagen. Aber ich arbeite<br />
immer an meinem Fahrstil, wie ich auf<br />
dem Motorrad sitze, wie ich bremse –<br />
alles. Das ist in einem permanenten<br />
Fluss im MotoGP. Marc und Jorge<br />
heben das Level ständig weiter an, da<br />
darf man nicht lockerlassen, sonst verliert<br />
man den Anschluss. In den letzten<br />
01<br />
92 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong>
„LORENZO IST SCHNELLER, ABER ROSSIS<br />
ERFAHRUNG KANN AM ENDE DEN ENT-<br />
SCHEIDENDEN UNTERSCHIED MACHEN“<br />
Weltmeister Marc Márquez über das Duell zum Saisonfinale<br />
Rennen musste ich sehr an meinem<br />
Speed und meinen Einstellungen arbeiten,<br />
um in den Trainings vorn dabei zu<br />
sein und einen guten Startplatz zu ergattern.<br />
Aber Jorges Tempo macht uns<br />
ganz sicher Sorgen.“<br />
Lorenzo hatte bis hierher eine<br />
wechselvolle Saison, musste zweimal<br />
einen deutlichen Punkterückstand<br />
aufholen und ständig dazulernen. „Ich<br />
musste ein paar Dinge erst verstehen,<br />
die ich in den letzten Jahren nicht verstanden<br />
habe im Bezug darauf, noch<br />
schneller zu werden.“ Und welche<br />
Dinge sind das, die er jetzt besser<br />
versteht? „Gute Frage, aber ich werde<br />
darauf keine Antwort geben“, sagt der<br />
Spanier zu <strong>PS</strong>. Lorenzo ist der schnellere<br />
Fahrer. Das hat er seit Jerez<br />
mehrfach bewiesen, wo er sich<br />
nach einem katastrophalen<br />
Saison beginn berappelte und<br />
vier Rennen in Folge durch<br />
Start-Ziel-Siege gewann. Zwei<br />
wei tere Start-Ziel-Siege packte<br />
er mit Brünn und Aragon<br />
noch oben drauf.<br />
Rossi dagegen ist<br />
der König der Umstände,<br />
der wie<br />
durch Zauberkraft<br />
aus Niederlagen Siege machen<br />
kann. Das zeigte er in Assen und Silverstone.<br />
Seine Hoffnung, endlich den<br />
zehnten Titel zu holen, liegt wohl darin,<br />
dass sich noch ein paar merkwürdige<br />
Dinge in den letzten Rennen ereignen<br />
werden und ihm helfen, seinen hauchdünnen<br />
Vorsprung über die Zeit zu<br />
retten. Das allerdings ist gut möglich.<br />
Regen etwa wie in Misano oder Silverstone<br />
oder vielleicht eine oder zwei<br />
Repsol-Hondas, die sich günstig für ihn<br />
dazwischendrücken oder Lorenzo<br />
einfach das Leben schwer machen.<br />
Was immer passieren kann. Marc<br />
Márquez sieht das auch so: „Lorenzo<br />
ist schneller, aber Rossi hat diese<br />
unglaubliche Erfahrung, die in solchen<br />
Situationen enorm wichtig sein kann.“<br />
Dazu muss Rossi nichts wirklich Neues<br />
erfinden: „Puh, ich weiß nicht“, grinst<br />
er. „Ich werde es wohl so angehen wie<br />
in den letzten 20 Jahren auch.“<br />
Rossis Team nutzt ein etwas anderes<br />
Fahrwerks-Setup, um das Beste<br />
aus seiner Fahrtechnik herauszuholen.<br />
Lorenzos Stil ist butterweich, sein Körper<br />
fast regungslos, während er durch<br />
die Kurven schießt. Darum fährt er ein<br />
weicheres Fahrwerk. Rossi geht physischer<br />
an die M1 ran, und sein Fahrwerk<br />
ist deutlich straffer. Beide können<br />
einander in die Data-Recording-Karten<br />
schauen – das hat Yamaha so beschlossen.<br />
Daher können sie genau ablesen,<br />
was der andere wohl vorhat, bis<br />
ins kleinste Detail: die genaue Position<br />
an jeder Stelle der Strecke in jeder<br />
Sekunde und in jeder Runde, der Kurvenspeed,<br />
bis auf das km/h genau,<br />
02 03<br />
<strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong> 93
Vordergründig herrscht bei Yamaha Friede,<br />
Freude, Eierkuchen – unterschwellig brodelt<br />
es zwischen den Fahrern, und Teammanager<br />
Lin Jarvis steht fast hilflos dazwischen<br />
mit welchem Speed irgendwo hineingebremst<br />
wird und mit welchem<br />
Bremsdruck, wo Gas gegeben wird und<br />
mit welcher Drosselklappenstellung,<br />
wie viel Gewicht hinten, wie viel vorn<br />
auf dem Reifen lastet. Egal, was sie in<br />
der Öffentlichkeit sagen, die beiden<br />
arbeiten unermüdlich mit ihren Technikern<br />
Tag und Nacht an den Datenaufzeichnungen<br />
des anderen, um möglichst<br />
einen neuen Trick zu finden, der<br />
noch eine Tausendstel bringen könnte.<br />
Lorenzo mag ja mehr Speed haben,<br />
aber Vollgas ist nicht immer alles.<br />
Der vierfache Weltmeister hat mehrfach<br />
bewiesen, wie schwierig es ist ihn<br />
einzufangen, wenn er vorneweg fährt –<br />
vom Überholen ganz abgesehen.<br />
Aber wenn einer dranbleiben und ihm<br />
bei seinem irren Kurvenspeed in die<br />
Parade fahren kann, ist alles möglich.<br />
Lorenzo mag sicher mit jedem der<br />
Top-Fahrer kämpfen können, aber<br />
zweifelsohne ist Rossi in engen Kämpfen<br />
auf der Bremse der Härtere. Wie er<br />
einmal nach einem wilden Duell noch<br />
zu 250er-Tagen sagte: „Du pfeifst auf<br />
die richtige Linie und kämpfst einfach,<br />
wie wenn man einen Chip aus deinem<br />
Hirn zieht und dafür einen anderen<br />
einsetzt.“ Rossis Psyche und sein Stopand-go-Fahrstil<br />
sind ideal für Streit. Er<br />
liebt es, sich mit anderen im engen<br />
Clinch zu matchen, während es Lorenzo<br />
vorzieht, in herrlicher Einsamkeit zu<br />
glänzen. Rossis „Ziel und Schuss“-Technik<br />
funktioniert in einem Zweikampf<br />
besser als Lorenzos schöne, fließende<br />
Linien.<br />
Natürlich lernen die beiden permanent<br />
und adaptieren ständig. Rossi ist<br />
aber ein Meister im Neuerfinden, der<br />
sich ständig auf neue Gegebenheiten<br />
wie neue Teile, Reifen und Gegner<br />
einstellt. Letzte Saison war eine Offenbarung,<br />
als er von einem Mitfahrer zu<br />
einem ernsthaften Mitfavoriten aufstieg.<br />
Dieses Jahr hat er das fortgesetzt, mehr<br />
wie ein 22-jähriger Bursche als ein 36<br />
Jahre alter, weiserer Mann.<br />
Was genau in den letzten Rennen<br />
<strong>2015</strong> passieren wird, lässt sich natürlich<br />
überhaupt nicht vorhersagen.<br />
Der Kampf ist zu eng, um den Sieger<br />
schon hochleben zu lassen, besonders,<br />
wenn Lorenzo und Rossi in den Motegi-<br />
2010-Modus schalten. Und es liegt ja<br />
nicht nur an den beiden Kontrahenten.<br />
Was sagen eigentlich die Yamaha-Bosse?<br />
Werden sie beide gleich behandeln<br />
oder wird einer bevorzugt? Ohne<br />
Zweifel würde ein Rossi-Titel Yamaha<br />
deutlich mehr internationale Aufmerksamkeit<br />
bescheren und vermutlich<br />
mehr Fahrzeugverkäufe dazu. Würde<br />
Yamaha den Profit über den Sportsgeist<br />
stellen und Rossis kleiner<br />
schwarzer Box das nötige Extra hinzufügen?<br />
Yamaha war schon einmal an<br />
dem Punkt. 1968 gaben sie Bill Ivy den<br />
Vorzug vor Phil Read im Kampf um die<br />
250er-Krone und Ivy bekam ein paar<br />
bessere Motorenteile – Read holte sich<br />
den Titel trotzdem. Wäre das heute so<br />
undenkbar?<br />
Und was ist mit Márquez? Der noch<br />
amtierende Weltmeister ist raus aus<br />
dem Titelrennen, aber das wird ihn<br />
noch verbissener um jeden Rennsieg<br />
kämpfen lassen – egal, wen er dafür<br />
anrempeln muss. Wenn Márquez in<br />
die Kämpfe eingreifen kann, könnte<br />
er für den Titel entscheidend werden.<br />
Bevorzugt der junge Spanier eventuell<br />
einen der beiden Yamaha-Werksfahrer?<br />
Bisher waren Márquez und<br />
Rossi extrem freundlich im Umgang<br />
miteinander. Aber sie sind beide zu<br />
sehr Rennfahrer, um echte Freunde zu<br />
werden. Am Ende verbindet sie vielleicht<br />
die gemeinsame Abneigung gegen<br />
Lorenzo. Doch die beiden gerieten<br />
auch schon aneinander, man denke nur<br />
an die Pressekonferenz nach dem Schikanen-Rempler<br />
von Márquez gegen<br />
Rossi in Assen dieses Jahr.<br />
Ein letzter Gedanke, der alle Rossi-<br />
Fans trösten dürfte (und das sind sicher<br />
noch die meisten), falls es mit Titel<br />
Nr. 10 nichts wird: Was er da tut, ist<br />
einzigartig in der Historie des Grand<br />
Prix, denn noch niemand hat jemals<br />
effektiv in seiner 20. GP-Saison um die<br />
höchste Krone im Motorradrennsport<br />
gekämpft. Titel oder nicht – Rossi hat<br />
schon jetzt Geschichte geschrieben.<br />
BISHERIGE PLATZIERUNGEN <strong>2015</strong><br />
ROSSI (263 P.) 1 3 1 3 2 3 2 1 3 3 3 1 5 3<br />
*<br />
Fotos: fotolia.com<br />
LORENZO (249 P.) 4 4 5 1 1 1 1 3 4 2 1 4 - 1<br />
*Motegi-GP fand nach Redaktionsschluss statt<br />
94 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong>
SPORT<br />
NEWS<br />
GRÜNES WOCHENENDE<br />
MAGNY-COURS Das vorletzte Rennwochenende<br />
der Superbike-WM geriet<br />
zum grünen Festival der Champions.<br />
Zwar konnte sich Jonathan Rea schon<br />
zwei Wochen zuvor in Jerez die Weltmeisterkrone<br />
der Superbiker sichern,<br />
aber in Magny-Cours legte der Brite<br />
nochmals zwei Rennsiege nach und jagt<br />
damit vor dem Saisonabschluss in Katar<br />
am 18.10. weiter den Punkterekord von<br />
Colin Edwards aus dem Jahr 2002. Der<br />
„Texas Tornado“ erreichte damals 552<br />
Punkte, Rea hat bei noch möglichen 50<br />
Punkten 528 Zähler auf seinem Konto.<br />
Große Freude herrschte bei den Grünen<br />
SUPERSTOCK 1000<br />
GINES TRIUMPHIERT<br />
Riesen Freude über<br />
den ersten Platz in der<br />
Superstock: Team<br />
Langenscheidt Racing<br />
by Fast Bike Service<br />
Fotos: IDM<br />
SUPERSTOCK 1000 FIM CUP<br />
TITEL FÜR APRILIA<br />
Mit vier Siegen und drei weiteren Podiumsplätzen<br />
stellten Lorenzo Savadori<br />
und die Aprilia RSV4 RF im Superstock<br />
1000 FIM Cup <strong>2015</strong> ihre Dominanz unter<br />
Beweis. Beim letzten Rennen der Saison<br />
in Magny-Cours gewann der Italiener<br />
den Meistertitel mit 164 Punkten vor<br />
seinen Landsmännern Roberto Tamburini<br />
(BMW, 142 Punkte) und Raffaele<br />
Da Rosa (Ducati, 121 Punkte).<br />
Bis zum Saisonfinale in Hockenheim<br />
musste das Team Langenscheidt<br />
Racing by Fast Bike Service noch etwas<br />
um den Titel bangen, aber mit zwei<br />
großartigen vierten Plätzen direkt<br />
hinter den Top-Werksteams der IDM<br />
Superbike und damit einem Doppelsieg<br />
in der eigenen Klasse sicherte sich der<br />
Franzose Mathieu Gines (Yamaha) den<br />
ersten Gesamtrang in der Superstock<br />
1000 vor dem Kawasaki- Piloten Roman<br />
Stamm (Schweiz). Leider stand zu dem<br />
Zeitpunkt schon fest, dass Teamchef<br />
Daniel Rauh wohl nicht mehr in der<br />
IDM auf diesem Niveau antreten wird.<br />
„Die Meisterschaft ist ein finanzielles<br />
Husarenstück, und am Ende wird der<br />
erste Platz nicht einmal mit einem<br />
offiziellen Meistertitel für die Stock-<br />
Klasse belohnt.“<br />
Foto: Oliana<br />
96 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong>
auch in der 600er-Kategorie. Kenan<br />
Sofuoglu krönte sich zum vierten Mal<br />
zum Supersport-Weltmeister – so oft<br />
wie noch keiner vor dem 31-jährigen<br />
Türken. Die ersten beiden Titel (2007<br />
und 2010) holte sich Sofuoglu auf<br />
Honda, jetzt war es nach 2012 der zweite<br />
Titel auf der Kawasaki Ninja ZX6R.<br />
Titelkonkurrent Jules Cluzel auf MV<br />
Agusta war nach einem schweren Sturz<br />
in Jerez bereits raus aus dem Titelrennen,<br />
und dem Honda-Piloten Patrick<br />
Jacobsen reichte der Magny-Cours-Sieg<br />
auch nicht mehr. Vor dem letzten Rennen<br />
führt Sofuoglu (zweiter Platz in<br />
Magny-Cours) uneinholbar mit 28 Punkten<br />
Vorsprung. Auch in der Superstock600-Meisterschaft<br />
ging der Titel<br />
an Kawasaki und die Türkei. Bereits in<br />
Misano sicherte sich Sofuoglus Schützling<br />
Toprak Razgat lioglu überlegen den<br />
als EM aus geschriebenen Titel.<br />
Erstes Jahr bei<br />
Kawasaki, erster<br />
Weltmeistertitel –<br />
Jonathan Rea jagt<br />
jetzt außerdem<br />
noch den Colin<br />
Edwards-Punkterekord<br />
in der<br />
SBK-WM<br />
Enger geht es fast nicht: Punktgleich<br />
holt Bühn auf Yamaha den<br />
Meistertitel vor Lauslehto<br />
IDM SUPERSPORT<br />
JAN BÜHN IST MEISTER<br />
Jan Bühn heißt der deutsche Supersport-Meister <strong>2015</strong>. Der<br />
Yamaha-Pilot vom Team Räth Romero machte die Sache im<br />
letzten Lauf der Saison in Hockenheim aber noch einmal richtig<br />
spannend. Während der ganzen Saison lauerte Bühn als<br />
Gesamt-Zweiter hinter dem Suzuki-Fahrer Tatu Lauslehto, um<br />
mit dem vierten Platz im Finale mit dem Finnen in der Punktewertung<br />
(beide 275 Punkte) gleichzuziehen. Auch bei den Siegen<br />
lagen beide Kontrahenten gleichauf, doch Bühn hatte mehr<br />
zweite Podestplätze auf dem Konto. Dominator in beiden Rennen<br />
in Hockenheim war WM-Pilot und Gaststarter Kevin Wahr.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE<br />
Fotos: 2snap<br />
Fotos: IDM<br />
Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, 70162 Stuttgart. Registergericht Stuttgart HRA 9302. Geschäftsführer: Dr. Volker Breid, Norbert Lehmann.<br />
Vertrieb: Belieferung, Betreuung und Inkasso erfolgen durch DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Nils Oberschelp (Vorsitz), Heino Dührkop,<br />
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+ Polierwatte<br />
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für nur 7,65 €<br />
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Max Mustermann<br />
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<strong>2015</strong><br />
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dass mich Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG und ihr zur Verlagsgruppe gehörendes Unternehmen, Rodale-Motor-Presse GmbH<br />
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Tag, an dem Sie die erste bestellte Aus gabe erhalten, nicht jedoch vor Erhalt einer Widerrufsbelehrung gemäß den Anfor derungen von Art.<br />
246a § 1 Abs. 2 Nr. 1 EGBGB. Zur Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses, die<br />
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durch die Anwendung möglich.<br />
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ALLES AUF<br />
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kann ich nach Erhalt der 2. Ausgabe beim <strong>PS</strong> Aboservice, 70138 Stuttgart kündigen. Die Clubmitgliedschaft endet<br />
dann automatisch. Ansonsten erhalte ich <strong>PS</strong> weiterhin frei Haus zum Jahrespreis von zzt. nur 46,80 € (A: 50,– €; CH:<br />
84,– SFr.; weitere Auslandspreise auf Anfrage) für 12 Ausgaben mit jeder zeitiger Kündigungsmöglichkeit.
VORSCHAU<br />
<strong>PS</strong> 12/<strong>2015</strong> ERSCHEINT AM MITTWOCH, <strong>11</strong>. NOVEMBER <strong>2015</strong><br />
VORHANG AUF!<br />
Zur großen Motorrad-Messe EICMA in Mailand erwarten wir<br />
besonders im Supersport-Bereich die nächsten Neuheiten-<br />
Highlights. In Ausgabe 12 liefern wir die ersten Infos und<br />
Ansichten zu den <strong>PS</strong>-starken Bikes 2016<br />
POWER-DUO<br />
<strong>PS</strong> fährt die BMW-Langstrecken-<br />
Waffe von Team Penz13 aus der<br />
Endurance-Weltmeisterschaft<br />
und Guy Martins Isle of Man-S<br />
1000 RR in Valencia<br />
WEITERE THEMEN<br />
KRIEG DER KNÖPFE:<br />
Honda CBR 300 R,<br />
Kawasaki Ninja 300,<br />
KTM RC 390 und<br />
Yamaha YZF-R3<br />
schlagen sich auf<br />
der Rennstrecke<br />
Foto: BMW<br />
SUZUKI-TEST:<br />
<strong>PS</strong> fährt die feinsten<br />
GSX-R-Exemplare aus<br />
der 30-jährigen Modellgeschichte<br />
des Superbikes<br />
im direkten<br />
Vergleichstest<br />
GIXXER GEPIMPT<br />
Die Suzuki GSX-R 1000 ist vielleicht nicht<br />
mehr ganz neu, aber mit dem richtigen<br />
TuneUp lässt sie sich zum angriffslustigen<br />
Superbike aufrüsten. Wir testen<br />
Traktionskontrollen und Co.<br />
TECHNIK FRAGEN:<br />
Alles zu Bremsbelägen,<br />
Reibpaarungen und Co.<br />
REPORTAGE:<br />
Road Racing – Saisonrückblick,<br />
Hintergründe<br />
3 x <strong>PS</strong> mit fast 35 % Ersparnis für nur 7,25 Euro frei Haus.<br />
Einfach 07 <strong>11</strong>/32 06 88 99 anrufen und die Abo-Kennzahl 91 38 05 nennen.<br />
Falls Sie nach dem Test keine weiteren Hefte wünschen, sagen Sie spätestens 14 Tage nach Erhalt der 2. Ausgabe ab.<br />
Ansonsten erhalten Sie <strong>PS</strong> weiterhin monatlich zu den im Impressum angegebenen Preisen mit jederzeitigem Kündigungsrecht.<br />
98 <strong>PS</strong> <strong>11</strong>/<strong>2015</strong><br />
Foto: Andreas Feulner Fotos: Schümann, Suzuki, Kawasaki<br />
IMPRESSUM<br />
MOTOR PRESSE STUTTGART GMBH & CO. KG<br />
Leuschnerstraße 1, 70174 Stuttgart<br />
Postfachanschrift: 70162 Stuttgart<br />
Telefon 07 <strong>11</strong>/182-13 74 (Redaktion)<br />
Telefax 07 <strong>11</strong>/182-17 81 (Redaktion)<br />
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HERAUSGEBER Paul Pietsch †<br />
REDAKTIONELLE GESAMTLEITUNG<br />
UND CHEFREDAKTEUR<br />
Dipl.-Ing. (FH) Michael Pfeiffer<br />
CHEF VOM DIENST Matthias Ackermann<br />
LEITENDER REDAKTEUR Uwe Seitz M. A.<br />
REDAKTION Volkmar Jacob, Tobias Münchinger<br />
SCHLUSSREDAKTION Lothar Kutschera<br />
FOTOSTUNTS Volkmar Jacob, Jo Bauer<br />
GRAFIK UND PRODUKTION<br />
Jörg Rettenmayr (Ltg.), Andrea Lehre,<br />
Thomas Waldhauer<br />
MEDIENPRODUKTION<br />
Stefan Widmann (Ltg.), Catherine Pröschild (i.V.),<br />
Iris Heer, Sabine Heilig-Schweikert,<br />
Yvonne Hertler (verantwortl. Bild redaktion),<br />
Ralph Söhner (Archiv/Dokumen tation)<br />
SEKRETARIAT Gaby Dussler<br />
FOTOS Jacek Bilski, fact, Rossen Gargolov,<br />
Markus Jahn, Friedemann Kirn, Jörg Künstle<br />
STÄNDIGE MITARBEITER Alan Cathcart, Friedemann<br />
Kirn, Mat Oxley, Jo Bauer, Pascal Eckhardt, Fritz<br />
„Zonko“ Triendl, Werner Koch<br />
LEITUNG GESCHÄFTSBEREICH MOTORRAD<br />
Peter-Paul Pietsch<br />
STELLVERTRETENDE VERLAGSLEITUNG<br />
Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Eva-Maria Gerst<br />
BRANDMANAGER Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Natalie Lehn<br />
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