WaldWelt Fotos: Mathias Rittgerott/Rettet den Regenwald Luftbilder von Rodungen, die die Firmengruppe des United Cacao-Eigners Dennis Melka nahe der peruanischen Stadt Pucallpa, durchführt. Diese Aufnahmen zeigen strenggenommen die Rodung für Palmölplantagen. Das „spielt für den Regenwald freilich keine Rolle …“, schreibt uns Mathias Rittgerott,der uns die Bilder schickte. Er arbeitet für Rettet den Regenwald e.V. und unterstützt die Bauern in Peru im Kampf um ihr Land und ihren Wald. www.regenwald.org. 18 FF www.forestTnance.de
WaldWelt Kakao & Kahlschlag Kakao und Schokolade schmecken den meisten Menschen und immer mehr können sie sich dank steigendem Wohlstand auf der Welt leisten. Die großen Süßwarenkonzerne expandieren und längst übersteigt die Nachfrage nach Kakao das Angebot. Doch die Natur zahlt dafür einen hohen Preis. Denn immer mehr Regenwald muss für die begehrten Bohnen weichen. Der Hamburger Journalist Oliver Ristau hat die Hintergründe und Konsequenzen des Kakao-Raubbaus recherchiert. Er braucht Sonne und hohe Temperaturen, Schatten und regelmäßige Niederschläge. Sonst fühlt er sich nicht wohl. Der tropische Regenwald bietet all das, und das macht ihn zur natürlichen Heimat des Kakaos. Hier, in den Wäldern Mittel- und Südamerikas bekam er seine Namen Kakawa und Xocolatl, von Olmeken, Maya und Azteken, von denen nach der Zerstörung ihrer Kultur durch die spanischen Eroberer nur noch Legenden und alte Bauwerke zeugen. Längst hat ihr einstiges Gottesgeschenk den Siegeszug rund um den Globus angetreten. Heute wird Kakao überall in den Tropen der Erde angepflanzt – in Afrika, Asien und Südamerika zwischen Äquator und dem zwanzigsten Breitengrad auf der Nord- und Südhalbkugel. Allerdings wächst der Kakao für den Weltmarkt längst nicht mehr wild zwischen anderen tropischen Pflanzen, sondern auf Planta - gen, für die der übrige Wald weichen musste. Regenwaldzerstörung en gros Nirgendwo hat er so viel ursprüngliche Natur zerstört wie in Westafrika. Dort werden heute rund 70 Prozent des weltweit geernteten Kakaos angebaut, allen voran in der Elfenbeinküste (40 Prozent) und Ghana (17 Prozent). Daneben sind Kamerun und Nigeria bedeutende Produzentenländer. Der Anteil Südamerikas (vor allem Brasilien und Ecuador) an der globalen Kakaoernte liegt bei 18 Prozent, der Asiens (vor allem Indonesien und Papua- Neuguinea) bei elf Prozent. Nach einem Bericht der Fachzeitschrift Tropical Conservation Science aus dem März <strong>2015</strong> stieg das für den Kakaoanbau in Westafrika beanspruchte Land zwischen 1961 und 2000 von drei auf fünf Millionen Hektar. Das entspricht einem Areal größer als die Landesfläche der Schweiz. „Ein Großteil der landwirtschaftlichen Expansion hat auf Kosten des Waldes stattgefunden“, schreiben die aus der Elfenbeinküste und den USA stammenden Autoren. „Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bedeckte Wald mit geschlossenem Kronendach in der Elfenbeinküste noch rund 16 Millionen Hektar.“ Heute stehe nur noch ein Viertel davon – Tendenz weiter fallend angesichts einer Abholzungsrate von jährlich einem Prozent. Verbrannte Erde Das durch den Kakaoanbau zerstörte Regenwaldareal ist erheblich größer als die Fläche, die aktuell in Bewirtschaftung ist. Denn die gerodeten Flächen sind nur für kurze Zeit produktiv. 90 Prozent des weltweiten Kakaos liefern Kleinbauern, deren Plantagen nicht größer als ein bis fünf Hektar sind. Da der Regenwaldboden nach wenigen Jahren ausgelaugt ist, keine Nährstoffe zugeführt werden, lassen die Bauern die degradierten Flächen zurück und begeben sich auf die Suche nach neuem Land. Dabei dringen sie immer tiefer in unberührte Gebiete vor. Entscheiden sie sich für ein Stück Wald, kommen zwei Methoden zum Einsatz, um den Boden „urbar“ zu machen, wie die Nichtregierungsorganisation (NGO) Rainforest Partnership beschreibt. Die naturverträglichste Variante ist, nur einzelne Bäume zu fällen, zwischen die die Kleinbauern ihre Setzlinge pflanzen. „Die meisten Farmen werden aber durch die slash-and-burn-Methode angelegt“, so die NGO. Dabei wird das Areal komplett abgeholzt, die restliche Vegetation abgefackelt und alles umgegraben. Dass die Regenwaldzerstörung durch den Kakao in der Elfen - bein küste anhält, haben die Wissenschaftler belegen können. Die Forscher untersuchten 23 von der Regierung ausgewiesene Schutzzonen und Naturreservate im ganzen Land. Das Ergebnis: flächendeckend wurde der Wald abgeholzt und stattdessen Kakao angepflanzt. „Wir fanden in 20 von 23 Schutzgebieten Kakaofarmen“, schreiben sie in dem Magazinbeitrag. Statt 4400 Quadratkilometer unberührten Waldes entdeckten sie auf 3200 Quadratkilometer Kakaopflanzungen. Die Abholzungen zerstören nicht nur die Bäume. Mit dem Kahlschlag schwindet auch die Artenvielfalt. Das betrifft vor allem die Affen. „Es gibt einen starken Zusammenhang zwischen der Umwandlung in Kakaoplantagen und dem Verschwinden von Primaten in den Schutzzonen“, so die Biologen und Anthropologen. Zerstörerische Zukunft Der Druck auf die Regenwälder nimmt nicht nur in der Elfenbeinküste zu. Überall im tropischen Afrika sprießen Kakaofarmen aus dem Boden, verdrängen urwüchsige Vegetation. So auch in www.forestTnance.de FF 19