WaldWirtschaft Vielfalt mit Ertrag: Agroforstwirtschaft Vor lauter Bäumen … … gedeiht vieles besser. Kakao zum Beispiel, aber auch Bienen, Erbsen und die Bäume selbst. Hinzu kommen viele weitere Vorteile der Agroforstwirtschaft: Denn Land ist knapp ‒ nicht nur, wenn es um Holz oder Palmöl geht, sondern auch bei der Lebensmittelerzeugung. Warum also nicht beides kombinieren? Genau dieses Konzept setzt die Agroforstwirtschaft um ‒ mit positiven Effekten für Menschen und Wälder. Kristin Steffan stellt es Ihnen vor. Das Prinzip ist simpel: Auf ein und derselben Fläche werden gleichzeitig oder aufeinanderfolgend Bäume und Feldfrüchte angebaut, Tiere wie zum Beispiel Schweine gehalten oder Imkerei betrieben. Wenn sie richtig umgesetzt wird, ist sie eine nach haltige Form der Landnutzung, bei der Nutzpflanzen als Boden verbesserer dienen oder Bäume Agrarsysteme mit ihren posi tiven ökologischen Eigenschaften bereichern können. Gleichzeitig wird die Produktion diversifiziert und so das Risiko des Ausfalls einer der Komponenten abgepuffert. Ein Prinzip, das gut zu ForestFinance passt und daher von uns gleich in mehreren Projekten eingesetzt und erforscht wird. Feldforschung für Feldfrüchte In Sachen Forschung hat ForestFinance von 2009 bis 2014 mit dem Lehrstuhl für Waldbau der Technischen Universität München und Dr. Carola Paul kooperiert, um herauszufinden, wie sich Wälder durch Feldfrüchte mit kurzer Produktionszeit ergänzen lassen – ein Projekt, das vom Bayerischen Elitenetzwerk und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mitfinanziert wurde. „Durch die Beimischung landwirtschaftlicher Nutzpflanzen in junge Holzplantagen, einer so genannten agroforstlichen Nutzung, werden bereits vor der ersten Durchforstung Erlöse erwirt - schaftet“, beschreibt Dr. Paul die Idee hinter der Forschungs arbeit. „Der Einkommensverlust für den Bauern während der ersten Jahre nach der Baumpflanzung könnte durch die Weiterführung der bisherigen Nutzung zunächst ausgeglichen werden.“ Um die Theorie in der Praxis zu erproben, hat Dr. Paul gemein - sam mit ForestFinance in Tortí, im Osten Panamas, auf einer Gesamtfläche von drei Hektar sechs verschiedene Edelholz-Baumarten, darunter Teak, Zapatero und Amarillo, mit variablen Abständen gepflanzt. Dazwischen wachsen die vier Feldfrüchte Mais, Bohnen, Yuca und Ingwer. Mit Hilfe dieser Versuchsreihe hat Dr. Paul unter anderem sinnvolle Baum-Feldfrucht-Kombinationen sowie geeignete Pflanzabstände ermittelt. Eine ausgezeichnete Arbeit: Für ihre Dissertation „Agroforstliche Möglichkeiten zur Förderung der Wiederaufforstung in Panama – Eine waldbauliche und ökonomische Bewertung“ wurde ihr 2014 der Thurn und Taxis Förderpreis für die Forstwissenschaft überreicht, worüber wir in der Ausgabe <strong>ForestFinest</strong> 1-<strong>2015</strong> berichteten. Bananen und Bienen Auch unsere Forstarbeiter, die direkt auf den Fincas in Darién, Panama, wohnen, haben die Vorteile der Agroforstwirtschaft für sich entdeckt: Am Rande und in den Grenzzonen der Forste bauen sie für ihren Eigenbedarf Plátanos, also Kochbananen, und Obstbäume an. In den ForestFinance-Kakaowäldern in Panama und Peru ist die Agroforstwirtschaft bereits ein fester Teil der Pflanzphilosophie: Die Kakaobäume werden dort mit weiteren Nutzpflan - zen kombiniert, welche im Pflanzsystem zusätzlich die Rolle von sekundären und permanenten Schattenspendern sowie teilweise von Bodenverbesserern einnehmen. Dabei kommen, in Abhängigkeit von den Standortbedingungen, folgende Pflanzen zum Einsatz: Kochbanane (Musa paradisiaca), Maniok (Manihot esculenta), Straucherbse (Cajanus cajan), Guaba (Inga edulis), Capirona (Calycophyllum spruceanum) und Paliperro (Vitex pseudolea). Mit dem Verkauf der Bananen werden zusätzliche Erträge erwirtschaftet, von denen die Investoren profitieren. Bei einigen der ForestFinance-Forste in Kolumbien, Panama und Peru, kann man sogar von sogenannten agrosilvipastorilen Systemen sprechen. Was kompliziert klingt, ist eigentlich nur ein Agroforstsystem, in dem zusätzlich Tierhaltung oder, wie im Fall von ForestFinance, Imkerei betrieben wird. Rund eine Million Bienen schwirren bereits durch unsere Wälder, produzieren leckeren Honig und sorgen ganz nebenbei für Bestäubung. Egal ob Bienen oder Bananen: Wald kann eben mehr als nur Holz produzieren. Und bei ForestFinance darf er das auch. 78 FF www.forestfnance.de
WaldWirtschaft Agroforstprojekt auf der Finca Playa Chuzo, im Darién, Panama, im Jahr 2010: Dr. Carola Paul freut sich über einen zwischen den Straucherbsen hoch gewachsenen Caoba-Baum. Auch so kann Agroforstwirtschaft aussehen: Bienenkästen auf unserer Finca El Catival in Las Lajas, Chiriqui, Panama. Fotos: ForestFinance/Silke Berger, Marisol Najarro Die Kakao-Bäumchen auf der ForestFinance-Finca Rio Uyama in Bocas del Toro, Panama, gedeihen im Schatten von Bananenstauden. Die Bananen werden verkauft und bescheren so den Investoren mögliche zusätzliche Erträge. www.forestfnance.de FF 79