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ForestFinest 2/2015

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Mensch & Soziales<br />

Menschenskinder<br />

1.000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

Immer mehr Menschen<br />

kaufen Fairtrade-Produkte.<br />

Eine Studie fand nun heraus,<br />

dass vor allem Menschen,<br />

die sich als Teil der<br />

Weltgemeinschaft wahrnehmen,<br />

zu fair gehandelten<br />

Produkten greifen.<br />

Grafik: ForestFinance<br />

Quelle: Jahresbericht<br />

Fairtrade Deutschland<br />

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014<br />

Fair ist menschlich<br />

Umsatz 2014:<br />

827 Mio. EUR<br />

Zusammengehörigkeit – das macht uns Menschen<br />

aus. Und – wie es sich nun herausstellt – mehr und<br />

in größerem Maßstab, als wir denken. Wir alle<br />

orientieren uns an Menschen, die uns ähnlich<br />

sind, mit denen wir Einstellungen und Vorlieben<br />

teilen – sei es für die Familie, die Lieblingsfußballmannschaft<br />

oder die Zugehörigkeit zu einer Region.<br />

„Diese Gruppenzugehörigkeit bestimmt<br />

nicht nur unsere soziale Identität, sondern beeinflusst<br />

maßgeblich auch unser Handeln“, erläutert<br />

der Sozialpsychologe Dr. Gerhard Reese von der Universität<br />

Jena. „Wenn mein favorisiertes Team gewinnt,<br />

feiere ich mit; verliert es, bin ich traurig und<br />

suche Trost.“ Er konnte beweisen, dass dieses<br />

Prinzip auch in Groß funktioniert: Soziale Identität,<br />

das Zugehörigkeitsgefühl, beeinflusst unser Verhal<br />

ten sogar dann, wenn wir uns zu der größtmög -<br />

lichen Gruppe zugehörig fühlen, der gesamten<br />

Menschheit. Das fand er mithilfe von Fragebögen<br />

und Schokolade heraus: Die Studienteilnehmer sollten<br />

beispielsweise angeben, wie stark sie sich mit<br />

der Weltgemeinschaft identifizieren, wie sie Un gerechtigkeit<br />

in der Welt wahrnehmen und wie sie<br />

selbst damit umgehen. Anschließend erhielten sie<br />

als Dankeschön für die Teilnahme an der Befragung<br />

eine Tafel Schokolade, die sie sich selbst aussuchen<br />

konnten. Zur Wahl standen konventionell und<br />

fair gehandelte Schokolade, wobei die Fair trade-<br />

Produkte deutlich kleiner waren. „Wer sich für Fairtrade-Schokolade<br />

entschied, tat dies folglich bewusst<br />

und nahm dafür den Nachteil in Kauf, weniger<br />

Schokolade zu bekommen“, so Reese. Menschen, die<br />

sich als Teil der Weltgemeinschaft sahen, griffen<br />

zielsicher zu der kleinen, aber feinen, weil fairen Portion.<br />

Interessant wäre es jetzt herauszufinden, „welche<br />

Mechanismen Menschen darin unterstützen<br />

oder hindern, sich als Teil der Weltgemeinschaft<br />

wahrzunehmen“, meint Reese und will weiter<br />

forschen. Auf www.forestfinest.de/go/fairness finden Sie<br />

seine Studie.<br />

Sechs von den 15 Ahu Tongariki<br />

Moais auf der Osterinsel.<br />

Die Skulpturen sind weltberühmt<br />

– vor allem als<br />

mahnendes Sinnbild für den<br />

leichtfertigen Umgang der<br />

Menschheit mit der Natur,<br />

inklusive katastrophaler<br />

Folgen. Foto: wikipedia/Rivi<br />

Ökozid + Genozid = Aus(sterben)<br />

Mythen mögen faszinierend sein, der genaue<br />

Blick auf ihre Entstehung und Wirkung aber auch.<br />

„Die Geschichte der Osterinsel wird oft als düstere<br />

Warnung vor unserer Zukunft angesehen, als<br />

Parabel für die Rücksichtslosigkeit des Menschen<br />

gegenüber seiner fragilen Umwelt“, sagt Gunnar<br />

Brandt,Wissenschaftler des Leibniz-Zentrums für<br />

Marine Tropenökologie (ZMT). Zu diesem Bild tragen<br />

vor allem das Fehlen schriftlicher Quellen<br />

und eine karge Datenlage bei, die Raum für Speku -<br />

la tionen schaffen. Eine davon ist die „Ökozid“-<br />

These: Die Rapa Nui zerstörten den Wald, um<br />

Brenn- und Baumaterial zu gewinnen. Mit dem<br />

Wald verschwand die wichtigste Ressource der<br />

Insel und läutete das Ende ein. Die Theorie des<br />

„Genozids“ hingegen legt den Schwerpunkt auf den<br />

Kontakt mit den europäischen Entdeckern, die<br />

Infek tionskrankheiten und Sklavenjäger einschlepp -<br />

ten. Die Wissenschaftler des ZMT zeigen nun, dass<br />

sich der Niedergang der Rapa Nui wahrscheinlich<br />

viel länger hinzog als angenommen. Zwar ging die<br />

Zahl der Ureinwohner schon vor dem Eintreffen der<br />

Europäer zurück. Doch scheinen sie über lange Zeit<br />

in der Lage gewesen zu sein, sich an die Veränderungen<br />

ihrer Umwelt anzupassen und ihre knappen<br />

Ressourcen so zu bewirtschaften, dass ein<br />

abrupter Kollaps ausblieb. Die Ankunft der Europäer<br />

bedeutete aber eine zusätzliche Störung, der die angeschlagene<br />

Inselbevölkerung nicht mehr trotzen<br />

konnte. Die Studie des ZMT finden Sie hier:<br />

www.forestfinest.de/go/osterinsel<br />

36 FF www.forestfnance.de

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