ForestFinest 2/2015
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KlimaWandeln<br />
Klima-Kino: Hollywood und die Wissenschaft<br />
Eine neue Eiszeit, die Welt versinkt in Fluten, Australien brennt:<br />
Endzeitdramen erfreuen sich im Kino großer Beliebtheit.<br />
Darin steckt vielleicht mehr als nur ein Fünkchen Wahrheit.<br />
NABU-Klimaexperte Sebastian Scholz erklärt, wo die Wissenschaft<br />
aufhört und die Fiktion anfängt.<br />
Zwei Hollywood-Blockbuster mit dem Körnchen<br />
Wahrheit und eine engagierte britische Produktion –<br />
alle drei greifen Szenarien auf, die der Klimawandel in<br />
greifbare Nähe rückt, und treiben sie auf die Spitze.<br />
Der wohl bekannteste Klimakatastrophen-Blockbuster<br />
ist „The Day after Tomorrow“. Darin führt<br />
die globale Erwärmung zum Schmelzen der Polkappen<br />
und damit zu einer Aussüßung des Nordatlantiks,<br />
was den Golfstrom versiegen lässt und<br />
zur Folge hat, dass die nördliche Welt „einfriert“.<br />
Nur eine Fiktion?<br />
Hollywood setzt auf Dramatik und Action<br />
um die Kinosäle und -kassen zu füllen. Das<br />
ist verständlich, das muss man aber auch<br />
bedenken, wenn man Filme wie „The Day<br />
after Tomorrow“ hinsichtlich ihres wissenschaftlichen<br />
Hintergrunds und Realitätsgehalts<br />
bewertet. Denn auch wenn es<br />
nicht sehr wahrscheinlich ist, dass sich<br />
eine derartige Klimakatastrophe in der im<br />
Film dargestellten Geschwindigkeit und<br />
Dramatik vollzieht, sind einige Aspekte des<br />
Films durchaus in wissenschaftlichen<br />
Szenarien zu finden.<br />
Besonders die Idee der so genannten<br />
„Tipping Points“ wird im Spielfilm aufgegriffen<br />
und zugegeben etwas sehr weit<br />
gesponnen. In der Theorie sind Tipping<br />
Points Wendepunkte. Wenn diese überschritten<br />
werden, vollzieht ein System<br />
einen radikalen und unumkehrbaren<br />
Wandel. Wie eine Kugel, die man stetig<br />
den Berg hinaufschiebt und die ein vermeintlich<br />
stabiles System darstellt, bis<br />
man die Bergkuppe erreicht hat. Hier<br />
würde sich der Wandel des Systems vollziehen<br />
indem sich die Kugel selbstbeschleu<br />
nigt und sich Richtung Tal bewegt.<br />
Im Film „The Day after Tomorrow“ stellt das<br />
Versiegen des Golfstroms einen solchen<br />
Tipping Point dar, der zur Klimakatastrophe<br />
führt. Auch wenn die weiteren Folgen<br />
des Versiegens des Golfstroms in hollywoodgerechter<br />
Dramatik zugespitzt und<br />
übertrieben sind, sind solche Tipping Points<br />
durchaus real und ernst zu nehmen.<br />
Genau deshalb sind so abstrakte Ziele,<br />
wie etwa den globalen Temperaturanstieg<br />
auf zwei Grad Celsius oder sogar auf<br />
1,5 Grad Celsius zu beschränken enorm<br />
wichtig, um unser derzeit noch stabiles<br />
Klimasystem nicht aus dem Gleichgewicht<br />
zu bringen. In der Konsequenz heißt<br />
dieses Ziel die Treibhausgasemissionen –<br />
also im Wesentlichen CO 2 – so schnell wie<br />
möglich drastisch zu begrenzen.<br />
Auch in dem älteren Kinofilm „Waterworld“<br />
schmelzen die Polkappen, hier allerdings versinken<br />
ganze Kontinente im Wasser …<br />
Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Meeresspiegel<br />
weiterhin ansteigen wird.<br />
Schätzungen ergeben, dass im zwanzigsten<br />
Jahrhundert im Mittel der Meeresspiegel<br />
um 1,7 Millimeter pro Jahr angestiegen<br />
ist – allerdings mit einer deutlichen<br />
Beschleunigung zum Ende des<br />
Jahrhunderts: In den 1990er Jahren ist der<br />
Meeresspiegel bereits um etwa drei Millimeter<br />
pro Jahr angestiegen. Nach den<br />
gängigen wissenschaftlichen Klimaprognosen<br />
des Weltklimarats IPCC wird<br />
der Meeresspiegel auch im aktuellen<br />
Jahrhundert weiter leicht beschleunigt<br />
ansteigen und im Durchschnitt bei etwa<br />
vier Millimeter pro Jahr liegen. Je nach Sze-<br />
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