ForestFinest 2/2015
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Mensch & Soziales<br />
Foto: shutterstock.com<br />
„Fleisch frisst Land“ des WWF (World Wide Fund For Nature)<br />
mussten allein zwischen 1988 und 2002 bis zu 100000 kleine<br />
landwirtschaftliche Betriebe, die die Region mit Lebensmitteln<br />
versorgten, aufgeben. Allein die EU beanspruchte im Durchschnitt<br />
der Jahre 2008 bis 2010 umgerechnet eine Fläche von<br />
etwa 15 Millionen Hektar für Sojaimporte, nahezu 13 Millionen<br />
davon liegen in Südamerika.<br />
Kollateralschaden<br />
Der Anbau von Plantagen in Monokulturen für die Futtermittelproduktion<br />
hat nicht nur für die betroffenen Regionen drastische<br />
Folgen, sondern globale Auswirkungen: Die industrielle<br />
Landwirtschaft ist verantwortlich für etwa 11 bis 14 Prozent der<br />
globalen Emissionen von Klimagasen. Wir verlieren mit der Abholzung<br />
des Regenwaldes den wichtigsten CO 2 -Speicher unseres<br />
Planeten; hinzu kommen das Gas Methan, das bei der Verdauung<br />
von Wiederkäuern entsteht, sowie Dickstoffoxid (N 20 )<br />
bei der Düngung, das 300-mal schädlicher auf das Klima wirkt<br />
als Kohlendioxid. Durch den Import von Futtermitteln entstehen<br />
nicht nur lange Transportwege, die wiederum Emissionen<br />
verursachen, auch wird die Futter- von der Fleischproduktion getrennt:<br />
Fleischproduzenten müssen ihre Gülle kostenpflichtig<br />
entsorgen lassen, während in den Anbauländern der Dünger<br />
fehlt und künstlicher Dünger und Pestizide zum Einsatz kommen.<br />
Veggie-Boom und Wunder<br />
Sowohl der BUND als auch WWF raten deshalb aus ökologischer<br />
Sicht zu weniger Fleisch und führen nahezu 70 Prozent der direkten<br />
Treibhausgasemissionen unserer Ernährung auf tierische<br />
Produkte zurück, auf pflanzliche Produkte dagegen nur knapp<br />
ein Drittel. Wer auf Fleisch verzichtet ist in Sachen Umwelt und<br />
Klima weiter vorne, so das Ergebnis.<br />
Aber wie sieht es eigentlich mit Schnitzel, Bratwurst oder<br />
Döner in der vegetarischen Variante aus? Den einen oder<br />
anderen Fleischesser wundert vielleicht, wieso so viele Pflanzenesser<br />
diese Produkte so lieben. Die Antwort hat eine ethische<br />
Komponente: Viele Vegetarier und Veganer verzichten auf<br />
Fleisch, um die Umwelt und vor allem Tiere zu schützen. Nicht<br />
weil es ihnen nicht schmeckt. Und da Menschen, die guten Gewissens<br />
essen wollen, immer mehr werden, wächst auch der<br />
Markt, der sie mit fleischlosen Frikadellen & Co bedient. Ziel<br />
ist eben eine Art „Fleisch ohne Fleisch“ – möglichst nah am<br />
gewohnten Original und dabei mit gutem Gewissen.<br />
Aber sind diese sogenannten Fleischalternativprodukte aus<br />
Seitan, Tempeh oder Soja (Tofu) tatsächlich das „bessere“, umweltverträglichere<br />
Essen? Wer sich diese Frage stellt und an die<br />
verheerenden Folgen des Soja-Anbaus denkt, der sei beruhigt:<br />
In einer Studie von Greenpeace und dem Sustainable Europe<br />
Research Institute (SERI) wurde die Ökobilanz von Fleischalternativprodukten<br />
und echtem Fleisch untersucht. Seitan, Tofu und<br />
Sojaschnitzel schneiden in allen getesteten Bereichen um Längen<br />
besser ab als Fleisch, ebenso in Sachen CO 2 -Bilanz, Flächenund<br />
Wasserverbrauch. So sind zur Herstellung der pflanzlichen<br />
Ersatzprodukte 98 Prozent weniger Fläche notwendig, was<br />
auch Auswirkungen auf die Klimabilanz hat: Die Herstellung eines<br />
Kilogramms „Sojafleisch“ verursacht etwa 350 Gramm<br />
CO 2 , die gleiche Menge Hackfleisch liegt dagegen etwa bei 7200<br />
Gramm. Zudem sind viele europäische Hersteller von Sojaprodukten<br />
für die Problematik des Soja-Anbaus sensibilisiert und<br />
große Firmen wie Alpro oder Taifun beziehen ihr Soja zu großen<br />
Teilen aus Europa und garantieren fairen und nachhaltigen Anbau.<br />
Wie bei allen Lebensmitteln gilt also: regional gewinnt. Aber<br />
eben auch: weniger Fleisch.<br />
Zum Weiterlesen:<br />
www.forestfinest.de/go/wwf-fleischkonsum<br />
Informationen des BUND finden Sie auf<br />
www.forestfinest.de/go/fleischatlas<br />
Janina Mai, Studentin der<br />
Medienkulturanalyse, unterstützt<br />
die ForestFinance-<br />
Online-Redaktion seit 2010.<br />
Foto: Louisa Lösing<br />
www.forestUnance.de FF 41