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Die dritte Ausgabe des interessanten Regionalmagazins "tassilo" rund um Weilheim und die Seen.

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schaftstransport mit neun Metern<br />

pro Sekunde etwas schneller als<br />

heute der Lift im Münchner Fernsehturm,<br />

die Bergleute brauchten<br />

stabile Mägen. Körbe mit Kohle<br />

und Material fuhren fast doppelt<br />

so schnell.<br />

Schmidhammer berichtet, dass<br />

das Gebiet um den Hohen Peißenberg<br />

durchlöchert ist wie ein Emmentaler.<br />

Insgesamt erstrecken<br />

sich die Stollen über eine Länge<br />

von 100 Kilometern. Sie reichten<br />

im Westen bis nach Schongau und<br />

im Osten fast bis zum Ammersee.<br />

„Nicht ganz“, sagt der Führer<br />

schmunzelnd. Niemand wollte<br />

riskieren, dem See „den Stöpsel<br />

zu ziehen“.<br />

Die Schachtanlage und viele Details<br />

sind im Museum mit Modellen<br />

und Fotos veranschaulicht.<br />

Von der Arbeit der Bergleute künden<br />

Werkzeuge wie Schlägel und<br />

Meißel, Bohrer für die Sprenglöcher,<br />

Vermessungsinstrumente,<br />

Grubenlampen, die Ausrüstung<br />

der Grubenrettung und anderes<br />

mehr. Bilder von Bergleuten bei<br />

der Arbeit lassen nur erahnen,<br />

wie hart, staubig und laut ihr Beruf<br />

war: Die Lufttemperatur am<br />

Arbeitsplatz lag bei 40 Grad Celsius,<br />

als zuletzt in 1200 Metern<br />

gegraben wurde. In nicht ganz so<br />

tiefen Bereichen war es kühler.<br />

Dort waren die Flöze allerdings<br />

nicht so mächtig, abgebaut wurde<br />

ab 30 Zentimetern. Ein Bergmann<br />

durfte hier keine Platzangst haben,<br />

er konnte sich nicht umdrehen,<br />

sondern musste nach unten<br />

aus dem Abbaubereich rutschen<br />

und „gewendet“ wieder zurück<br />

robben.<br />

Die Mechanisierung<br />

steigert die Fördermenge<br />

Ab 1954 trugen maschinelle Riesenhobel<br />

die Kohle ab, die ein<br />

Spezialförderband, der „Panzerförderer“,<br />

abtransportierte. Hydraulische<br />

Stützen sicherten den<br />

Abbaubereich, sie wurden mit<br />

Besucher des Bergwerks in Peißenberg können seit vergangenem Jahr<br />

mit der Bockerlbahn tatsächlich in den Schaustollen „einfahren“.<br />

dem Fortschreiten des Schachts<br />

versetzt. Nur im abgestützten Bereich<br />

konnte ein Bergmann sich<br />

gebückt oder auf Knien bewegen.<br />

Das Gestein der Decke, „das<br />

Hangende“, bricht ohne Stützen<br />

ein. Mit der Mechanisierung stieg<br />

die Förderung erheblich: 1965 erreichte<br />

das Bergwerk mit 925 000<br />

Tonnen verwertbarer Kohle die<br />

höchste Jahresförderung und 1970<br />

mit 4 908 Kilogramm pro Mann<br />

die höchste Schichtleistung.<br />

Laut, staubig und ungesund war<br />

die Arbeit nach wie vor. Die Bergmannskrankheit<br />

„Silikose“ wird<br />

laut Schmidhammer nicht durch<br />

den Kohlestaub verursacht, der<br />

gröber ist und den ein Bergmann<br />

„abhusten“ kann. Gefährlich ist<br />

der viel feinere Gesteinsstaub. In<br />

Verbindung mit den Sekreten der<br />

Atemwege betoniert er die Lunge<br />

nach und nach zu. Schutz hätten<br />

Atemschutzmasken mit Filtern geboten,<br />

doch oft trugen die Bergleute<br />

sie nicht, weil das Arbeiten<br />

mit ihnen beschwerlicher war.<br />

Die meisten Lehrlinge begannen<br />

im Alter von 14 Jahren im Bergwerk.<br />

Die ersten zwei Jahre erhielten<br />

sie eine handwerkliche Ausbildung<br />

in den Werkstätten über<br />

Tage, in Zimmerei oder Schlosserei.<br />

Dann lernten sie zwei Jahre<br />

unter Tage, bis ihre Ausbildung<br />

zum Hauer abgeschlossen war. So<br />

anstrengend und gefährlich deren<br />

Arbeit war — Schmidhammer betont,<br />

dass er und die meisten seiner<br />

Kollegen gerne als Bergleute<br />

arbeiteten. Der Verdienst war sehr<br />

gut und es gab Vergünstigungen<br />

wie preiswerte Baugrundstücke<br />

samt Plan. Dazu kam die Gemeinschaft<br />

unter den Bergleuten.<br />

Kohlestück für Kinder<br />

als Erinnerung<br />

Im Ausstellungsraum der Tiefstollenhalle<br />

zeigt ein Film die Arbeit<br />

des Bergmanns und die Technik,<br />

die eingesetzt wurde. Dann führt<br />

Schmidhammer die Besucher zu<br />

den großen Exponaten wie Grubenlok<br />

und Hunte, Waggons zum<br />

Kohletransport, einem großen<br />

Lüfter und einem Kohlehobel<br />

samt hydraulischer Abstützung.<br />

Die Kinder steigen in den Führerstand<br />

der Lok und bekommen<br />

ein kleines Kohlestück zur Erinnerung.<br />

Natürlich beantwortet er<br />

6 | tassilo

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