FINE Ein Magazin für Wein und Genuss 2|2015
FINE Ein Magazin für Wein und Genuss 2|2015 - Sonderbeilage in der Süddeutschen Zeitung
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Tenuta Luce della Vite<br />
Die dunkle Sonne von Montalcino<br />
Zwanzig Jahrgänge Luce:<br />
Das am Anfang nicht<br />
unumstrittene kalifornischtoskanische<br />
<strong>Wein</strong> projekt<br />
hat ganz eigene Wurzeln<br />
geschlagen <strong>und</strong> ist in der<br />
Liga der grossen <strong>Wein</strong>e<br />
Italiens angekommen<br />
Von Till Ehrlich<br />
Fotos Thilo Weimar<br />
Alles ist r<strong>und</strong>. An einem kalten Donnerstagabend<br />
im März steht Marchese Lamberto Frescobaldi in<br />
der ehemaligen Kirche San Carpoforo im historischen<br />
Zentrum von Mailand vor einem r<strong>und</strong>en<br />
Tisch. Im Kreis sind zwanzig Magnumflaschen aufgestellt: zwanzig<br />
Jahrgänge des toskanischen Spitzenweins Luce aus Montalcino.<br />
Gefeiert wird das r<strong>und</strong>e Jubiläum des <strong>Wein</strong>s. Vor zwanzig Jahren,<br />
1995, wurde der erste Jahrgang, der 1993er Luce, präsentiert. Der<br />
Tisch steht dort, wo sich früher der Altar des Gotteshauses befand.<br />
Lamberto Frescobaldi spricht mit ruhiger Stimme über die <strong>Wein</strong>e.<br />
Er redet vor einem exklusiven, weit angereisten Publikum von<br />
<strong>Wein</strong> liebhabern <strong>und</strong> inter nationalen <strong>Wein</strong>experten. Unter ihnen<br />
sind auch der kali fornische <strong>Wein</strong>unternehmer Michael Mondavi<br />
<strong>und</strong> seine Frau Isabel, die mit ihrer Anwesenheit ihrer Ver b<strong>und</strong>enheit<br />
mit diesem <strong>Wein</strong> <strong>und</strong> der Familie Frescobaldi Ausdruck verleihen<br />
möchten. Lamberto Frescobaldi findet den angemessenen<br />
Ton, Erinnerungen an zwanzig sehr unterschiedliche Jahre ziehen<br />
herauf. Er berichtet von Regen, Sonne, Trocken heit <strong>und</strong> Kälte im<br />
<strong>Wein</strong>berg, die den Inhalt jeder der zwanzig Flaschen unterschiedlich<br />
geprägt haben. Lamberto Frescobaldi spricht über die <strong>Wein</strong>e,<br />
wie man über Menschen spricht, die einem sehr nahe sind <strong>und</strong> <strong>für</strong><br />
die man alles tut, damit aus ihnen etwas wird.<br />
Drei Monate später führt uns der Weg zum<br />
Luce in den lichtdurchfluteten Süden<br />
der Toskana, ins Herz des Nationalparks<br />
Val d’Orcia im Montalcino – diese Landschaft<br />
gehört heute zum UNESCO Kulturerbe. Hier,<br />
süd westlich der mittelalterlichen Stadt Montalcino,<br />
befindet sich die Tenuta Luce della Vite, die<br />
sich unmittelbar an die Tenuta di Castel giocondo<br />
der Familie Frescobaldi anschließt. Momentan<br />
nutzt die Tenuta Luce noch die Kelle rei von<br />
Castel giocondo. <strong>Ein</strong> eigener Keller ist lang fristig<br />
geplant. Die Frescobaldi nehmen ihre Investitionen<br />
sorgfältig vor. Die <strong>Wein</strong>berge der Tenuta Luce<br />
umfassen sieben<strong>und</strong>siebzig Hektar, in denen<br />
Merlot <strong>und</strong> Sangiovese wachsen. Zwischen 1997<br />
<strong>und</strong> 2007 wurde immens in die <strong>Wein</strong>berge investiert,<br />
die mit hochwertigen Rebstöcken erneuert<br />
wurden. Die Lagen der Tenuta sind ein gebettet<br />
in die wilde Schönheit der Macchia, des mediterranen<br />
Gebüschs zwischen den <strong>Wein</strong>bergen.<br />
Vom Horizont hebt sich dunkel die Silhou ette<br />
des Monte Amiata ab: ein erloschener Vulkan<br />
der mit seinen mehr als eintausendsiebenh<strong>und</strong>ert<br />
Metern die Luce <strong>Wein</strong>berge vor starken Unwettern<br />
schützt. Das Thyrrenische Meer ist knapp vierzig<br />
Kilo meter entfernt, man kann es riechen, wenn<br />
der Wind günstig ist; dann streicheln die salzigen<br />
Meeres brisen die Reben des Luce. Der besteht in<br />
der Regel etwa zu gleichen Teilen aus Merlot <strong>und</strong><br />
Sangiovese <strong>und</strong> reift zwei Jahre in Barriques.<br />
Zwei <strong>Wein</strong>kulturen<br />
Luce war das erste Projekt Italiens, bei dem ein<br />
toskanisches <strong>und</strong> ein kalifornisches <strong>Wein</strong>bauunternehmen<br />
zusammenkamen. Es war<br />
von der Freude getragen, zwei unterschiedliche<br />
<strong>Wein</strong>kulturen miteinander in Austausch zu bringen.<br />
Das F<strong>und</strong>ament dieser Zusammenarbeit beruhte<br />
auf der persönlichen Fre<strong>und</strong>schaft zwischen<br />
Vittorio Frescobaldi (geboren 1928), dem damaligen<br />
Präsidenten des Florentiner Hauses Marchesi<br />
de’ Frescobaldi, <strong>und</strong> der amerikanischen <strong>Wein</strong>bau-Ikone<br />
Robert Mondavi (1913 bis 2008), die<br />
von Respekt <strong>und</strong> Wertschätzung getragen war. Aus<br />
ihr entwickelte sich zu Beginn der 1990er Jahre das<br />
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