23.11.2015 Aufrufe

Bahnsport 12/2015

Liebe BSA Leser, es ist soweit, das Jahr ist um und Weihnachten steht vor der Tür. Die Rennen sind gefahren, alle Titel vergeben und diverse Ehrungen und Sit- zungen sind gehalten. Was jetzt noch kommt nach der Pflicht ist die Kür, Saisonabschluss- und Weihnachtsfeiern. Einen Gang zurück- schalten eben oder auch nicht ... Ein Jahr voller Höhen und Tiefen neigt sich dem Ende zu, ein Jahr, welches uns ein aufs andere Mal bitter ge- zeigt hat, wie schnell der Wind sich drehen kann. Da war es gut, zusammenzustehen. Weil, wenn man etwas gemeinsam trägt, man- ches dann wohl doch etwas leichter geht.

Liebe BSA Leser,
es ist soweit, das Jahr ist um und Weihnachten
steht vor der Tür. Die Rennen sind gefahren, alle
Titel vergeben und diverse Ehrungen und Sit-
zungen sind gehalten. Was jetzt noch kommt
nach der Pflicht ist die Kür, Saisonabschluss-
und Weihnachtsfeiern. Einen Gang zurück-
schalten eben oder auch nicht ... Ein Jahr voller
Höhen und Tiefen neigt sich dem Ende zu, ein
Jahr, welches uns ein aufs andere Mal bitter ge-
zeigt hat, wie schnell der Wind sich drehen
kann. Da war es gut, zusammenzustehen.
Weil, wenn man etwas gemeinsam trägt, man-
ches dann wohl doch etwas leichter geht.

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SPEEDWAY-WM<br />

Top-3 in Melbourne (v.l.): Niels-Kristian Iversen, Sieger Greg Hancock und Maciej Janowski • Foto: Daniel Sievers<br />

Nach 13-jähriger Pause fand wieder ein GP-Rennen<br />

in Australien statt. 2002 fuhren die besten<br />

Speedwayfahrer der Welt in Sydney und damals<br />

triumphierte Greg Hancock. Diesmal wurde ein<br />

GP-Event im Etihad-Stadion in Melbourne ausgetragen.<br />

Vor der abschließenden GP-Runde gab es nur<br />

ganz wenige Entscheidungen, die nicht schon<br />

vorher gefallen waren. Vor allem war noch nicht<br />

geklärt, wer den Vize-WM-Titel holen würde.<br />

Greg Hancock und Nicki Pedersen trennten in<br />

der Gesamtwertung nur 2 Punkte. Da jedoch<br />

beide Piloten jeweils dreifache Weltmeister<br />

sind, war für sie der Ausgang des Kampfes sicherlich<br />

nicht von größter Bedeutung. Darüber<br />

hinaus konnten sich rein theoretisch noch Peter<br />

Kildemand, Michael Jepsen Jensen und sogar<br />

Andreas Jonsson für die nächstjährige GP-Runde<br />

qualifizieren, aber man ging davon aus,<br />

dass Maciej Janowski und Chris Holder ihre<br />

Leistungen bringen und keinen Totalreinfall erleiden<br />

würden. Und doch hätte Kildemand es<br />

fast geschafft ...<br />

Das Duell um die Silbermedaille wurde in Heat<br />

19 entschieden. Der bis dahin ungeschlagene<br />

Greg Hancock kreuzte erneut als Sieger die Ziellinie,<br />

während Nicki Pedersen nur Dritter wurde<br />

und schon nach der Qualifikation ausgeschieden<br />

war. Hancock zeigte sich vor genau 26.685<br />

Zuschauern in hervorragender Form. Der<br />

45-jährige Kalifornier holte im Semifinale noch<br />

einen weiteren Sieg und wählte vor dem Endlauf<br />

die Innenbahn. Das Finale musste wiederholt<br />

werden. Eingangs der Startkurve verhakten<br />

sich die Motorräder von Hancock und Jason<br />

Doyle. Beide Fahrer stürzten und Maciej Janowski,<br />

der dem Australier nicht mehr ausweichen<br />

konnte, ging ebenfalls zu Boden. Für den<br />

neuen Vizeweltmeister ging die Kollision<br />

glimpflich aus und Hancock konnte am Re-run<br />

teilnehmen. Auch der Pole, der von Doyles Bike<br />

am Kopf getroffen worden war, durfte wieder<br />

ans Startband, während der bewusstlose Australier<br />

ins Krankenhaus gebracht wurde. Beim<br />

Transport erlangte der 30-Jährige zum Glück<br />

das Bewusstsein wieder. Er zog sich beim Horrorcrash<br />

keine Knochenbrüche zu. Die Mediziner<br />

diagnostizierten starke Prellungen des<br />

Brustkorbes und des Halses. Jason Doyle belegte<br />

in seinem Heimatland Tagesplatz 4. In seinem<br />

GP-Debütjahr zeigte der Fahrer eine respektable<br />

Leistung. Er stand einmal auf dem GP-<br />

Podium und wurde Gesamtfünfter.<br />

In der Wiederholung landete Hancock einen<br />

Start-Ziel-Sieg und erzielte in Melbourne ein fabelhaftes<br />

Punktemaximum. „Den Sturz im Finale<br />

konnte ich nur aus den Augenwinkeln sehen.<br />

Es sah tatsächlich sehr schlecht aus. Ich hoffe,<br />

dass Jason schnell wieder auf die Beine kommt.<br />

Ich freue mich über den 2. Gesamtrang und meinen<br />

heutigen Sieg. Ich wollte den Titel gewinnen,<br />

aber diese Saison war echt schwierig und<br />

die Gegner sehr motiviert. Nach meinem schwachen<br />

Saisonstart und einem Reinfall in Torun<br />

war es nicht mehr möglich, nach Gold zu greifen“,<br />

sagte Hancock gleich nach dem Rennen,<br />

als noch keine Informationen über Doyles Gesundheitszustand<br />

im Stadion bekannt waren.<br />

Niels-Kristian Iversen wurde auf der 346 Meter<br />

langen Bahn Zweiter. Der Däne verzeichnete in<br />

Australien drei Siege und hatte einen Sturz zu<br />

beklagen. In Rennen 9 hatte „Puk“ beim Start<br />

einen totalen Aufsteiger und stürzte hart auf<br />

den Rücken. Iversen wurde Gesamtvierter und<br />

hatte am Ende 11 Zähler weniger als Pedersen,<br />

der die Bronzemedaille holte. Janowski lag im<br />

Finale drei Runden lang an 2. Stelle, konnte jedoch<br />

diese Position nicht halten und meldete<br />

sich als Dritter im Ziel. Der junge Pole ging im<br />

Etihad-Stadion zweimal zu Boden, denn Chris<br />

Harris holte ihn in Lauf 15 vom Motorrad. „Magic“<br />

war eine große Überraschung der Serie,<br />

holte einen GP-Sieg und belegte in der WM-Gesamtwertung<br />

Rang 6.<br />

Vor dem Rennen lag Peter Kildemand im Klassement<br />

an 9. Position und hatte 14 Zähler weniger<br />

als der achtplatzierte Chris Holder. Der Däne<br />

hatte eigentlich keine Chance mehr, den Exweltmeister<br />

zu überholen, aber er war sehr nah<br />

dran sie doch auszunutzen. Nach drei Durchgängen<br />

war „Spider“ noch ungeschlagen und<br />

schloss die Qualifikation mit <strong>12</strong> Zählern ab. Da<br />

Holder in Melbourne eine sehr schwache Leistung<br />

brachte und in den Vorläufen lediglich<br />

2 Punkte erkämpfte, war plötzlich alles offen.<br />

Im zweiten Semifinallauf lag Kildemand in Führung,<br />

bis Tai Woffinden in der zweiten Runde<br />

stürzte und der Heat abgebrochen wurde. Im<br />

Re-run kam der 26-Jährige nicht mehr so gut<br />

aus den Bändern, saß zwar Janowski im Nacken,<br />

fand jedoch kein Durchkommen und<br />

schied als Dritter aus. Hätte Kildemand den<br />

Lauf gewonnen, hätte er Holder den 8. Gesamtplatz<br />

noch streitig machen können. Der Däne<br />

wurde dann doch WM-Neunter, fuhr aber drei<br />

Rennen weniger als der Australier.<br />

Tai Woffinden sicherte sich ja bereits in Torun<br />

die Goldmedaille, aber der Engländer zeigte in<br />

der letzten GP-Runde eine starke Performance.<br />

Der 25-Jährige kam in den Vorläufen auf zwei<br />

Siege und schloss diese Rennphase mit<br />

<strong>12</strong> Punkten ab. In Heat 22 kam er in der Kurve zu<br />

weit nach außen, touchierte den Airfence und<br />

stürzte. Er wurde disqualifiziert und Tagessechster.<br />

„Woffy“ hatte in der vergangenen Saison<br />

insgesamt zwei GP-Siege auf dem Konto,<br />

erreichte aber nicht weniger als achtmal das Finale<br />

und hatte am Ende 16 Punkte Vorsprung<br />

auf Hancock. „Vor dem Rennen spürte ich keinen<br />

Druck. Ich wollte nur eine gute Leistung abrufen.<br />

Ich testete schon ein paar Sachen. Mein<br />

Ziel im kommenden Jahr wird ganz klar die erfolgreiche<br />

Verteidigung des WM-Titels sein. Ich<br />

wurde schon in Torun Weltmeister, aber es ist<br />

ein unbeschreibliches Gefühl in Australien,<br />

dem Land meiner Kindheit, den Pokal abholen<br />

zu dürfen“, sagte der sichtlich gerührte Pilot.<br />

Andreas Jonsson erzielte in der Quali 11 Punkte,<br />

zog ins Semifinale ein, kam aber in Rennen 21<br />

nicht über den 3. Platz hinaus und schied aus.<br />

Der Schwede landete in der WM-Wertung auf<br />

Platz 10 und muss jetzt nur noch hoffen, dass er<br />

von den Organisatoren eine permanente Wildcard<br />

bekommt. Eine Fast-Sensation war das Erreichen<br />

des Semifinals von Krzysztof Kasprzak.<br />

Der Pole kam zweimal als Erster ins Ziel und<br />

schrieb 9 Punkte. In Rennen 21 wurde er Letzter<br />

und belegte Tagesrang 8. Im WM-Klassement<br />

wurde „KK“ Fünfzehnter. Matej Zagar und Michael<br />

Jepsen Jensen erkämpften jeweils 7 Zähler<br />

und belegten Platz 9 bzw. 10. Der Slowene<br />

wurde Gesamtsechster und wird nächstes Jahr<br />

wieder dabei sein, während der junge Däne als<br />

WM-Elfter auf eine Wildcard hoffen muss. Nicki<br />

Pedersen war in Australien mit den beiden Piloten<br />

punktgleich und wurde Elfter, konnte sich<br />

jedoch danach über die Bronzemedaille freuen.<br />

Der Skandinavier hatte am Ende 16 Punkte weniger<br />

als Hancock.<br />

Nach Lauf 8 kam es auf der Bahn und dann im<br />

Fahrerlager zu unschönen Szenen. Die „Hauptrollen“<br />

spielten Nicki Pedersen und Sam Masters,<br />

der in Melbourne mit der Wildcard fuhr.<br />

Der Australier zeigte schon im ersten Durchgang<br />

Kämpferherz und fightete auch in Rennen<br />

8 verbissen. Ende der zweiten Runde ließ Pedersen<br />

ihm keinen Platz an der Planke und Masters<br />

musste Gas zumachen. Es war keine schöne<br />

Aktion des Dänen, aber er tut das so oft, dass<br />

sich keiner mehr deswegen aufregt. Für den<br />

24-jährigen Australier, der dadurch Letzter wurde,<br />

schien das jedoch ein Novum zu sein. Nach<br />

dem Zieleinlauf wies er Pedersen darauf hin,<br />

worauf der 38-Jährige ihm einige beleidigende<br />

Worte ins Ohr flüsterte. Da platzte Masters der<br />

Kragen. Er trat gegen das Motorrad von Pedersen<br />

und wollte sich den Gegner am Fahrerlagertor<br />

vornehmen. Da ging Race-Direktor Phil Morris<br />

dazwischen und konnte eine Schlägerei abwenden.<br />

Doch im Fahrerlager griff Marek Hucko,<br />

ein Mechaniker von Pedersen, den Wildcardfahrer<br />

verbal an und war ziemlich aggressiv<br />

dabei. Ohne zu überlegen, machte Masters<br />

dem Image eines „schlagenden Kängurus“ alle<br />

Ehre und streckte Hucko mit einem rechten Haken<br />

zu Boden. Der Pilot ging nicht straffrei aus.<br />

Für sein Benehmen wurde Masters mit einem<br />

Bußgeld in Höhe von <strong>12</strong>00 Dollar belegt. „Ich<br />

bereue diesen Schlag, das Gezerre, alles, was<br />

passiert ist. Aber es ist leider geschehen. Ich<br />

rastete aus, als ich hörte, was Nicki zu mir gesagt<br />

hatte. Ich hätte es nicht so weit kommen<br />

lassen dürfen“, sagte der 24-Jährige später.<br />

Masters erzielte im Etihad-Stadion 5 Punkte<br />

und belegte Rang <strong>12</strong>.<br />

Tomas H. Jonasson wurde mit 4 Zählern Dreizehnter.<br />

Der Schwede konnte in der ganzen GP-<br />

Saison nicht so richtig überzeugen und man<br />

weiß eigentlich nicht, aus welchem Grund er<br />

überhaupt die Wildcard bekommen hatte. Sehr<br />

schwache Leistungen erbrachten Troy Batchelor<br />

und Chris Holder. Vor eigenem Publikum erzielten<br />

beide Fahrer jeweils nur 2 Punkte. Noch<br />

schlechter als sie war nur Chris Harris. Der Engländer<br />

konnte in Melbourne keinen einzigen<br />

Punkt schreiben. Doch der 32-Jährige wurde im<br />

GP-Challenge Dritter und er wird im kommenden<br />

Jahr wieder in der GP-Serie starten dürfen.<br />

Womit haben die Fans das verdient?<br />

• Texte: Georg Dobes; Fotos Seite 6/7: Daniel Sievers<br />

8 BAHNSPORT AKTUELL Dezember '15

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