KulturFenster Nr. 03|2015 - Juni 2015
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Blasmusik International<br />
Blasmusik<br />
„Was ich sage und was ich zeige,<br />
muss identisch sein“<br />
ÖBV-Meisterkurs für Dirigenten mit Hauptdozent Andreas Spörri aus der Schweiz<br />
Vom 29. März bis 2. April fand in der Carinthischen<br />
Musikakademie in Ossiach der<br />
jährliche Dirigentenmeisterkurs des Österreichischen<br />
Blasmusikverbandes ÖBV statt.<br />
Thomas Ludescher, dem österreichischen<br />
Bundeskapellmeister-Stellvertreter, ist es als<br />
unermüdlichem und stets innovativem Organisator<br />
gelungen, den hervorragenden<br />
Schweizer Orchesterdirigenten Andreas<br />
Spörri als Hauptdozenten zu gewinnen. Den<br />
Meisterkurs mit den Schwerpunkten „Das<br />
Tonmaterial als musikalisches Erlebnis“ –<br />
„Dirigieren, der menschliche Körper als Instrument“<br />
und „Orchesterführung“ haben<br />
Markus Müller (Bürgerkapelle Untermais)<br />
sowie Georg Horrer (Bürgerkapelle Schlanders)<br />
als aktive Südtiroler Teilnehmer besucht.<br />
Sie konnten wiederum enorm wertvolle<br />
Impulse mit nach Hause nehmen, sei<br />
es auf musikalischer als auch auf menschlicher<br />
Ebene.<br />
Andreas Spörri hat sich als exzellenter<br />
Experte und Pädagoge erwiesen. Mit seinem<br />
umfassenden Wissen, mit Charisma,<br />
mit viel Ruhe sowie mit seiner wertschätzenden<br />
und hilfsbereiten Art hat er uns Dirigenten<br />
begleitet, gefordert und motiviert.<br />
Am Ende des Meisterkurses fand am<br />
Donnerstagnachmittag ein öffentliches Abschlusskonzert<br />
mit der Kärntner Militärmusik<br />
und dem Praktikumsorchester statt, wobei<br />
nochmals alle teilnehmenden Dirigenten<br />
ein Stück dirigieren durften.<br />
Auf diesem Wege bedanken wir uns bei<br />
Herrn Andreas Spörri für den höchst lehrreichen<br />
Meisterkurs, bei Thomas Ludescher<br />
für die vorbildliche Organisation und bei der<br />
Kärntner Militärmusik sowie dem Praktikumsorchester<br />
für ihre Bereitschaft, Unterstützung<br />
und Geduld während der ganzen Woche.<br />
Georg Horrer<br />
Eine Woche lang wurden die teilnehmenden Dirigenten – darunter auch die Südtiroler<br />
Georg Horrer (im kleinen Bild links) und Markus Müller (am Dirigentenpult) - vom<br />
Schweizer Dozenten Andreas Spörri fachlich und menschlich in „Höchstform“ gebracht.<br />
Hier einige kurze interessante Aussagen von Andreas Spörri zum Reflektieren:<br />
• Wer den Choral und den Marsch nicht ehrt, ist die Sinfonie nicht wert.<br />
• Interpretation heißt Auslegung nach dem eigenen Verständnis.<br />
• Musik entsteht immer neu, weil es eine Zeitkunst ist (fängt an, geht vorbei, kommt<br />
nicht mehr)<br />
• Selbstreflektion: Kontakt zu sich selbst aufbauen - wissen was man kann – was<br />
man nicht kann – sich beobachten – wahrnehmen – ehrlich und selbstkritisch<br />
sein – sich ständig verbessern wollen.<br />
• Sei als Dirigent authentisch – entwickle deinen eigenen Stil!<br />
• Ein Dirigent muss zuerst in sich klingen, ansonsten wird er sein Orchester nicht<br />
zum Klingen bringen.<br />
• Der Dirigent kann ein Orchester erst führen, wenn es in sich eine Einheit ist, d.h.<br />
es muss zuerst „in sich“ klar kommen und einen gemeinsamen Fluss erlernen.<br />
• Der Dirigent ist der Sender – das Orchester der Empfänger.<br />
• In der Ruhe liegt die Kraft!<br />
• Im Orchester muss man wie bei einer Orgel alle Register bedienen.<br />
• Wer mitsingt, hört nicht zu!<br />
• Erst ein gutes Unisono lässt eine gute Mehrstimmigkeit zu.<br />
• Ein Dirigent soll Musik dreidimensional (Höhe, Breite, Tiefe) dirigieren, nicht immer<br />
nur Taktschlagen (Metronom im Frack/Tracht).<br />
• Die Musik bestimmt die Gestik und die Dirigier-Bewegungen!<br />
• Was ich sage und was ich zeige, muss identisch sein!<br />
• Der Dirigent muss für alle Musiker ein konsequenter, verlässlicher Ansprechpartner<br />
in Sachen Musik sein und ihnen stets mit Wertschätzung begegnen.<br />
• Ein Dirigent muss für sein Orchester unberechenbar bleiben – z.B. nicht immer<br />
gleich dirigieren, nicht immer die Probe gleich beginnen usw.<br />
• Pünktlichkeit ist der Respekt vor der Energie des Mitmenschen!<br />
• Ein Proberaum ist ein intimer Ort, wo musikalische Vereinbarungen und Regeln<br />
getroffen und eingehalten werden.<br />
<strong>Nr</strong>. 03 | <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong> 39