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KulturFenster Nr. 03|2015 - Juni 2015

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Nachruf<br />

Blasmusik<br />

Gedenken an Prof. Wolfgang Suppan<br />

Der steirische Musiker von internationalem Renommee verstarb am 4. Mai <strong>2015</strong>.<br />

Der kürzlich verstorbene Prof. Wolfgang<br />

Suppan hat sich mit seiner Weitsicht und Tatkraft<br />

um die österreichische und internationale<br />

Blasmusik große Verdienste erworben.<br />

Mit tiefer Betroffenheit mussten die<br />

Musiker des europäischen Raumes und<br />

darüber hinaus vom Ableben des hochgeachteten<br />

Ehrenpräsidenten des Steirischen<br />

Blasmusikverbandes Univ.-Prof. em.<br />

Wolfgang Suppan zur Kenntnis nehmen.<br />

Die Lücke, die er hinterlässt, wird wohl<br />

kaum geschlossen werden können. Zu umfangreich<br />

und nachhaltig ist sein Schaffen<br />

und Lebenswerk im Bemühen um die<br />

Blasmusik, insbesondere um die Hebung<br />

deren Ansehens in der Gesellschaft. In<br />

mannigfaltiger Weise hinterlässt er tiefe,<br />

bleibende Spuren vor allem in der Lehre<br />

und praktischen Umsetzung, in der in der<br />

Aus- und Fortbildung der Musiker und Dirigenten.<br />

An seinem Institut für Musikethnologie<br />

an der Hochschule für Musik<br />

und darstellende Kunst in Graz initiierte<br />

er z. B. erstmals eine akademische Kapellmeisterausbildung.<br />

Sein Blasmusiklexikon<br />

gilt als Standardwerk dieses Genres<br />

schlechthin. Unvergessen ist sein Engagement<br />

als Präsident der WASBE mit der<br />

erfolgreichen Durchführung des Weltkongresses<br />

1997 in Schladming. Seit diesem<br />

musikalischen Großereignis gibt es<br />

in Österreich die viel beachtete Mid Europe.<br />

Seine stets vorausblickende Tätigkeit<br />

als Gründer und Präsident der Internationalen<br />

Gesellschaft zur Erforschung<br />

und Förderung der Blasmusik IGEB verbindet<br />

ihn u.a. mit der seinerzeit vom 9.-<br />

15. Juli 1990 in Toblach abgehaltenen 9.<br />

IGEB Konferenz, bei der insbesondere an<br />

Gustav Mahler erinnert wurde.<br />

Wolfgang Suppan wurde am 5. August<br />

1933 in Irdning im steirischen Ennstal als<br />

Sohn des Militärmusikers, Kapellmeisters<br />

und Finanzbeamten Emil Suppan geboren.<br />

Nach der Musikausbildung am Steiermärkischen<br />

Landeskonservatorium begann er<br />

das Studium der Musik und Musikwissenschaft<br />

an der Karl-Franzens-Universität in<br />

Graz, das er 1959 beendete. An der Johannes-Gutenberg-Universität<br />

in Mainz<br />

habilitierte er sich 1971 im Fach Musikwissenschaft.<br />

Als hervorragender Wissenschaftler<br />

wirkte er an mehreren Institutionen,<br />

so z.B. in Freiburg im Breisgau<br />

am Institut für ostdeutsche Volkskunde<br />

(1961) und am Deutschen Volksliedarchiv<br />

in Breisach-Niederrimsingen (1963). 1974<br />

erfolgte die Ernennung zum Ordinarius am<br />

Institut für Musikethnologie an der Hochschule<br />

für Musik und darstellende Kunst in<br />

Graz, wo er 2001 emeritierte. Gastprofessuren<br />

und Lehrstuhlvertretungen führten<br />

ihn an mehrere Universitäten des In- und<br />

Auslandes, nach Amerika, Israel, Australien<br />

und Süd-Korea.<br />

Die Verbindung zur Blasmusik hielt<br />

der bereits 1942 als aktiver Blasmusiker<br />

in der Jugendkapelle, später Stadtkapelle<br />

Leibnitz, als Dirigent u. a. der Trachtenkapelle<br />

Niederrimsingen bei Freiburg im<br />

Breisgau (1963-1974) und in verschiedenen<br />

Musikkapellen der Steiermark aufrecht.<br />

Von 1996 bis 2006 führte er als<br />

Landesobmann mit großem Erfolg und<br />

zahlreichen Innovationen den Steirischen<br />

Blasmusikverband.<br />

Seine auf der „Pürgg“ begonnene, nunmehr<br />

unschätzbar wertvolle Blasmusik-<br />

Sammlung mit ca. 15.000 Partituren,<br />

Büchern, Zeitschriften und Abbildungen<br />

schenkte er dem Land Steiermark; sie steht<br />

im Neubau des Grazer Johann-Joseph-<br />

Fux-Konservatoriums zur Verfügung.<br />

Selbstverständlich wurden Suppans Verdienste<br />

als überragender Wissenschaftler,<br />

geschätzter Funktionsträger, Autor,<br />

Dirigent und Musiker mit höchsten Auszeichnungen<br />

und Ehrungen bedacht. So<br />

erhielt er den Forschungspreis des Landes<br />

Steiermark; das Bundesverdienstkreuz 1.<br />

Klasse zum Verdienstorden der Bundesrepublik<br />

Deutschland, das Große Silberne<br />

Verdienstzeichen der Republik Österreich,<br />

das Große Goldene Verdienstzeichen des<br />

Landes Steiermark; den Ehrenring der<br />

Heimatgemeinde Pürgg-Trautenfels, der<br />

Stadt Schladming sowie der steirischen<br />

Gemeinden Pürgg-Trautenfels und St. Veit<br />

am Vogau. Die Gemeinde Pürgg-Trautenfels<br />

verlieh ihm darüber hinaus die Ehrenbürgerschaft.<br />

Durch eine Vielzahl von Initiativen,<br />

zahlreiche richtungsweisende Veröffentlichungen,<br />

durch die international bekannte<br />

Mid Europe-Schladming, die Birkfelder Intermusika<br />

und die ungezählten persönlichen<br />

Begegnungen und Erinnerungen,<br />

wird der große österreichische Musiker und<br />

treue Kamerad weiterhin lebendig bleiben.<br />

Friedrich Weyermüller,<br />

Ehrenpräsident des Österreichischen<br />

Blasmusikverbandes ÖBV<br />

<strong>Nr</strong>. 03 | <strong>Juni</strong> <strong>2015</strong> 45

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