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KulturFenster Nr. 03|2013 - Juni 2013

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Komponisten im Porträt<br />

Mit Blasmusik durch die EU<br />

Komponisten aus den EU-Ländern – 4. Teil<br />

Joachim Buch stellt in einer neuen Artikelserie die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union „blasmusikalisch“ vor;<br />

diesmal sind Dänemark und Estland an der Reihe.<br />

(7) Dänemark – Søren Hyldgaard<br />

Søren<br />

Hyldgaard<br />

Land<br />

Fläche<br />

Einwohner<br />

Hauptstadt<br />

Dänemark<br />

43.094 km² (Kernland)<br />

5.475.791 (Kernland)<br />

Kopenhagen<br />

Die Blasmusik-Karriere des 1962 geborenen<br />

Søren Hyldgaard verlief zwar nicht wie<br />

im Märchen, stand aber zunächst im Zeichen<br />

eines berühmten Märchenautors. Mit<br />

der sechssätzigen „Hans Christian Andersen-Suite“,<br />

die bei der WASBE-Konferenz<br />

1997 in Schladming erstmals vor einem internationalen<br />

Publikum gespielt wurde, gelang<br />

ihm auch im Ausland der Durchbruch.<br />

Hyldgaard ist in einem musikalischen<br />

Elternhaus aufgewachsen. „Mein Vater<br />

spielte Kontrabass in einer Jazzband und<br />

es waren auch immer verschiedene Gitarren<br />

verfügbar.“ Ihn selbst habe es jedoch<br />

mehr zu den Tasteninstrumenten hingezogen.<br />

„Ich war immer ein Melodiemensch.“<br />

Aber Søren wurde nicht nur von den<br />

musikalischen Vorlieben des Vaters beeinflusst.<br />

Für die privaten Filme, die er damals<br />

im Super-8-Format gedreht hat, suchte er<br />

schon früh passende Musik zur Vertonung<br />

aus. So wuchs nach und nach auch sein<br />

Interesse für Filmmusik.<br />

Der erste Soundtrack, der ihn restlos begeisterte,<br />

gehörte zu einem frühen amerikanischen<br />

Tonfilm. Schon mit zehn Jahren<br />

sah er „Frankensteins Braut“ aus dem Jahr<br />

1935, dessen Musik vom deutschen Immigranten<br />

Franz Waxmann stammte. „Die<br />

wurde damals noch live im Studio von einem<br />

Sinfonieorchester eingespielt.“ In seinen eigenen<br />

Filmmusiken blieb Hyldgaard dem<br />

damaligen Prinzip treu und setzte in einer<br />

Zeit, in der Filmmusik immer mehr von Synthesizer-Klängen<br />

dominiert wurde, weiterhin<br />

auf „echte“ Instrumente. Die meisten<br />

der aktuellen Filmmusiken spielte bis heute<br />

das Philharmonische Orchester Prag ein,<br />

mit dem Hyldgaard seit den frühen neunziger<br />

Jahren zusammenarbeitet.<br />

Als Komponist ist Hyldgaard weitgehend<br />

Autodidakt, sieht man vom Besuch einiger<br />

Theorieklassen bei renommierten Musikern<br />

ab. Jens-Bjørn Larsen, bis heute einer der<br />

besten dänischen Tubisten, erschloss ihm<br />

ein neues kompositorisches Arbeitsfeld, indem<br />

er ihn anregte, auch für Blasorchester<br />

zu komponieren. Seine Filmmusik würde<br />

Larsens Meinung nach auch in dieser Besetzung<br />

gut klingen. Ende der achtziger<br />

Jahre hatte Hyldgaard den ersten Kontakt<br />

mit Jørgen Misser Jensen, dem Dirigenten<br />

der Rødovre Concert Band, die bis heute<br />

das führende Blasorchester Dänemarks ist.<br />

Es entstand die eingangs erwähnte „Hans<br />

Christian Andersen Suite“ mit den Sätzen<br />

„Der edle Dichter“ – „Mit dem Zug durch Europa“<br />

– „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“<br />

– „Konstantinopel“ – „Ein Traumwalzer“<br />

– „Das Feuerzeug“. Der Kontakt<br />

zu seinem Freund und Verleger Johan de<br />

Meij entstand ebenfalls über die Rødovre<br />

Concert Band. De Meij war in den frühen<br />

neunziger Jahren dort zu Gast, um seine<br />

damals noch neue Sinfonie „Der Herr der<br />

Ringe“ zu dirigieren und hatte bis dahin<br />

noch nichts von Hyldgaard und seiner Musik<br />

gehört. „Er war fasziniert von der Andersen-Suite<br />

und bot mir an, meine Werke für<br />

Blasorchester in seinem Verlag Amstel Music<br />

herauszubringen“, erzählt Hyldgaard.<br />

Zu diesen weiteren Stücken gehörte auch<br />

„Maximum Overdrive“, das heute unter dem<br />

Titel „March Americana“ bekannt ist. Die Umbenennung<br />

sei auf Vorschlag von de Meij<br />

geschehen, so Hyldgaard, da es sich keinesfalls<br />

um ein „überdrehtes“ Stück, sondern<br />

um einen einzigartigen Marsch handeln<br />

würde.<br />

Die Rødovre Concert Band hat unter dem<br />

Titel „Borealis“ Hyldgaards Werke für Blasorchester<br />

als Verlagsproduktion von Amstel<br />

Music eingespielt. Neben den beiden<br />

erwähnten Stücken gehören dazu<br />

➛ „Rapsodia Borealis“ ein als „Nordische<br />

Rhapsodie“ bezeichnetes Solokonzert<br />

für den dänischen Posaunisten Jesper<br />

Juul Sørensen<br />

➛ „Surround Sound“, eine Übertragung der<br />

scheinbar von allen Seiten kommenden<br />

Musik im Kinosaal auf das Blasorchester;<br />

eine<br />

➛ „Bagatelle“ für Euphonium und Blasorchester;<br />

und die<br />

➛ „Tivoli Festival Overture“<br />

60<br />

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