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Von den Alltagsvorstellungen zum globalen Handeln - Plädoyer für

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Ba<strong>den</strong>-Württemberg“(S.8): „Er koordiniert zwei große bundesweite Bildungsreformprojekte<br />

der Bund-Länder-Kommission <strong>für</strong> Bildungsplanung und Bildungsforschung (BLK): „Bildung<br />

<strong>für</strong> eine nachhaltige Entwicklung“ sowie „Demokratie lernen und leben“.<br />

Klafkis Überlegungen zu <strong>den</strong> international bedeutsamen, epochal typischen Schlüsselproblemen<br />

stammen aus einer Zeit, als das Wort „Globalisierung“ noch nicht erfun<strong>den</strong> war.<br />

Ernst Ulrich von Weizsäcker hat die „Karriere“ dieses Wortes in der FAZ (Frankfurter<br />

Allgemeine Zeitung) verfolgt. 1993 wird es 34 Mal erwähnt, 2001 sind es 1136 Mal. Auf dem<br />

Kongress <strong>zum</strong> „Globalen Lernen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg“ 2003 begann er seinen Vortrag<br />

„Eine andere Welt ist möglich. <strong>Von</strong> der Bildungswende zur Entwicklungswende“ (2004,<br />

S.12): „Ich sehe <strong>für</strong> die nächsten Jahre zwei große Herausforderungen. Die eine nenne ich<br />

Wiedererfindung der Demokratie und die andere die Neuausrichtung des technischen Fortschritts.“<br />

Seine Schlussworte lauteten (S.16): „Wenn Deutschland im geistigen Wettbewerb,<br />

aber auch im technologischen Wettbewerb mithalten möchte und dem Leitbild einer weltweit<br />

gerechten und zukunftsfähigen Entwicklung folgen will, kommt es nicht umhin, Globales<br />

Lernen <strong>für</strong> Nachhaltige Entwicklung zu etablieren und zu einer sehr hohen schulischen<br />

Priorität zu machen.“ Ich bin sicher, dass es bei<strong>den</strong> um dieselben Fähigkeiten geht, die Kinder<br />

und Jugendliche im Unterricht erwerben sollen.<br />

Zum Mathematikunterricht hat Hans Werner Heymann als Ausgangsthese in<br />

„Allgemeinbildung und Mathematik“ (1996, S. 276) genannt: „Der übliche Mathematikunterricht<br />

an allgemein bil<strong>den</strong><strong>den</strong> Schulen wird weder <strong>den</strong> <strong>für</strong> die Zukunft wichtigen<br />

gesellschaftlichen Anforderungen noch <strong>den</strong> individuellen Bedürfnissen und Qualifikationsinteressen<br />

einer Mehrzahl der Schülerinnen und Schüler gerecht.“ Er schlägt einen<br />

allgemein bil<strong>den</strong><strong>den</strong> Mathematikunterricht <strong>für</strong> alle Schüler und Schülerinnen vor, die später<br />

nicht beruflich mit Mathematik zu tun haben wer<strong>den</strong> und entwickelt in seiner<br />

Habilitationsschrift einen Kanon von zentralen Ideen, <strong>den</strong>en er dienen soll (S.51):<br />

„Lebensvorbereitung – Stiftung kultureller Kohärenz – Weltorientierung – Anleitung <strong>zum</strong><br />

kritischen Vernunftgebrauch – Entfaltung von Verantwortungsbereitschaft - Einübung von<br />

Verständigung und Kooperation – Stärkung des Schüler- Ichs. (…) Die Notwendigkeit eines<br />

<strong>für</strong> alle verbindlichen Mathematikunterrichts wird in diesem Buch nicht prinzipiell in Frage<br />

gestellt. (S.277) Aber sie lässt sich nicht allein durch <strong>den</strong> Wert und die Bedeutung der<br />

Mathematik als solcher rechtfertigen; insbesondere kann die Mathematik als Wissenschaft<br />

keine Antwort auf die Frage geben, welche Mathematik auf welche Weise von allen<br />

Heranwachsen<strong>den</strong> gelernt wer<strong>den</strong> soll. Für die Auseinandersetzung mit dem angerissenen<br />

Fragenkomplex bedarf es eines entschie<strong>den</strong>en pädagogischen Standpunktes, eines<br />

Standpunktes außerhalb des Faches Mathematik.“ In die Diskussion sollen also, schließe ich<br />

daraus, nicht nur „eingeweihte Spezialisten“ einbezogen wer<strong>den</strong>, was ich in meiner Arbeit<br />

beim „Stand der Diskussion bei Außenseitern“ aufgreifen will.<br />

Die Auswahl der Stimmen, die ich hier zitiert habe, ist bestimmt subjektiv. Um <strong>den</strong> Begriff<br />

der „Scientific Literacy“ und seiner Umsetzung in <strong>den</strong> Schulen in Deutschland wird noch<br />

gerungen. Ich hoffe, dass ich mit dieser Arbeit zur Klärung beitragen kann.<br />

1.2.1.2. In welchem Alter soll mit dem Unterricht der Naturwissenschaft begonnen<br />

wer<strong>den</strong>?<br />

Kognitionsforschung: Manfred Spitzer (2002, S.10) sagt: „Dass wir Menschen wirklich <strong>zum</strong><br />

Lernen geboren sind, beweisen alle Babys. Sie können es am besten, sie sind da<strong>für</strong> gemacht;<br />

und wir hatten noch keine Chance, es ihnen abzugewöhnen.“ In der Kognitionsforschung hat<br />

es laut Reiner Klingholz einen Wandel gegeben (1999, S.51), wie er in GEO beschreibt. Es<br />

wird Abstand von Piagets Vorstellung genommen, nach der Kinder mit nicht viel mehr als<br />

Reflexen auf die Welt kommen. „Doch Tausende empirischer Untersuchungen der letzten<br />

Jahre zeigen deutliche Mängel an Jean Piagets eingängiger Theorie vom ahnungslosen<br />

Neugeborenen, das da langsam <strong>zum</strong> Wissenschaftler heranwachse. (...) Offenbar kommen<br />

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