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Von den Alltagsvorstellungen zum globalen Handeln - Plädoyer für

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erwerben oder eher ein anschlusswirksames bekommen sollen oder ob das Wissen<br />

zukunftsfest sein soll. Alle, die sich mit der Frage des Beginns der naturwissenschaftlichen<br />

Bildung beschäftigen, kommen zu dem Schluss „Je früher der Beginn, desto besser“. Zum<br />

Thema „integriert oder fachspezifisch“ gibt es unterschiedliche Modelle, die friedlich<br />

nebeneinander existieren könnten. Bei der Steigerung der Akzeptanz sind die Schülerbelange<br />

endlich in <strong>den</strong> Blickpunkt geraten, der sinnstiftende Kontext wird gefordert und <strong>den</strong><br />

Mädcheninteressen wird man Rechnung tragen müssen. Schwierige Dinge wie die<br />

Quantenphysik sollen nicht ausgeklammert wer<strong>den</strong>, da sie faszinierend sind und zur größeren<br />

Akzeptanz beitragen. Der Effizienz will man sich verpflichten mit vielen Einzelmaßnahmen,<br />

mit nachhaltigem Lernen, einer neuen Aufgabenkultur, zeitweiliger Trennung der<br />

Geschlechter. Die Lehrerpersönlichkeit bleibt weitgehend unberücksichtigt. Hier reicht die<br />

Palette vom Fehlen jedes Problembewusstseins (Melle) bei <strong>den</strong> Lehrkräften bis zu<br />

zahlreichen Reparaturversuchen im bestehen<strong>den</strong> System (IPN). Eine Neuordnung des<br />

Studiengangs Chemie (Schallies) und Verquickung aller Ausbildungsstadien der<br />

Lehramtsstudieren<strong>den</strong> und Lehramtsauszubil<strong>den</strong><strong>den</strong> (Oelkers) wird gefordert. Ein<br />

einheitliches Chemiestudium <strong>für</strong> alle, Lehramtsstudierende eingeschlossen, ist ins Gespräch<br />

gebracht und scheint die Lösung der Zukunft zu sein.<br />

1.2.2. Stand der Diskussion bei „Außenseitern“<br />

1.2.2.1. Wer sind die Außenseiter?<br />

Die meisten Menschen, die in der Schule am Chemieunterricht teilgenommen haben, wer<strong>den</strong><br />

später zu „Außenseitern“, weil sie beruflich nichts mehr mit Chemie zu tun haben. Dennoch<br />

sind sie lebenslang Betroffene, da die Folgen der Chemischen Großindustrie wie auch anderer<br />

naturwissenschaftlicher und technischer Industriezweige ein globales Problem gewor<strong>den</strong> sind,<br />

dem sich niemand mehr entziehen kann und dem jeder ausgesetzt ist. Auch die Naturwissenschaftsfächer<br />

Physik und Biologie sorgen <strong>für</strong> „lebenslang“ Betroffene, wenn man an<br />

die Folgen dieser Techniken, wie z. B. Strahlen und Gen veränderte Organismen, <strong>den</strong>kt.<br />

„Wenn es um Fragen der Zumutbarkeit oder um Wünschenswertes geht“, formulierte Prof.<br />

Josef Bugl auf dem Kongress „Bildung stärkt Menschen“ Ende April 2002 in Ulm, dann sind<br />

alle Laien Experten. Daraus schließe ich, dass wir alle Experten sind und jeder sich in die<br />

Diskussion um die Reform des naturwissenschaftlichen Unterrichts einmischen darf. Die<br />

Situation ist besonders brisant, weil sich an einer kritischen Betrachtung der technischen<br />

Entwicklung und ihrer Aufarbeitung tatsächlich nur wenige nicht beteiligen; aber das sind<br />

gerade diejenigen, die maßgeblich zu <strong>den</strong> Problemen beigetragen haben - die Wissenschaftler<br />

aus Naturwissenschaft und Technik. Die Didaktiker der naturwissenschaftlichen Fächer und<br />

die Lehrkräfte an <strong>den</strong> Gymnasien zeigen ebenfalls wenig Neigung, die eigene Wissenschaft<br />

kritisch zu hinterfragen und diese Fragestellungen in <strong>den</strong> Unterricht zu tragen. Schüler und<br />

Schülerinnen vermissen eine Stellungnahme ihrer Lehrer und Lehrerinnen. Erste Ansätze<br />

zeigen die neuen „Leitgedanken <strong>zum</strong> Kompetenzerwerb Naturwissenschaften“, die vom<br />

Kultusministerium in Ba<strong>den</strong>-Württemberg seit Mai 2003 ins Internet gestellt wor<strong>den</strong> sind.<br />

„Eine kritische Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Technologien ist an zu streben.“ An<br />

Stelle der Naturwissenschaftler setzen sich mehr und mehr Geisteswissenschaftler,<br />

Wirtschaftsexperten, Philosophinnen und Technikkritikerinnen mit <strong>den</strong> <strong>globalen</strong> Folgen der<br />

technisch-industriellen Entwicklung und <strong>den</strong> neuen Gefahren der Globalisierung in der<br />

Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft auseinander. Den größten Einfluss haben sich<br />

allerdings die OECD- Staaten gesichert, die 30 reichsten Staaten der Erde in der Organisation<br />

<strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Sie haben durch die von ihnen<br />

initiierten Studien TIMSS und PISA die Diskussion richtig in Gang gebracht. In der Studie<br />

„Zukunft der Bildung – Schule der Zukunft“ der Bildungskommission NRW von 1995 hatten<br />

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