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Von den Alltagsvorstellungen zum globalen Handeln - Plädoyer für

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1.2.1.3. Soll der Naturwissenschaftsunterricht fachspezifisch oder integriert ablaufen?<br />

PING (Praxis integrierter naturwissenschaftlicher Grundbildung) ist ein Projekt, das 1989 mit<br />

der Gründung neuer Gesamtschulen in Schleswig- Holstein entstand und pädagogische<br />

Forschung des IPN (Institut <strong>für</strong> die Pädagogik der Naturwissenschaften) und schulische<br />

Praxis zusammenführt. Inzwischen wur<strong>den</strong> diese Ideen auch in anderen Bundesländern und<br />

Schularten aufgegriffen wurde. Es beginnt mit Zehnjährigen in Klasse fünf. Im Dezemberheft<br />

2002 der GGG (Gemeinnützige Gesellschaft der Gesamtschulen) wird PING als das Konzept<br />

<strong>für</strong> Gesamtschulen dargestellt. <strong>Von</strong> 1993 – 1997 erfolgte eine Förderung des Projektes durch<br />

einen BLK- Modellversuch. Der Unterricht orientiert sich an Klafkis Bildungsanspruch der<br />

Schlüsselqualifikationen:<br />

Gemeinsames Lernen <strong>für</strong> gemeinsame Lebensaufgaben in einem gemeinsamen Kernunter-<br />

richt - Neigungsorientierung <strong>für</strong> Förderung individueller Fähigkeiten und Interessen – Be-<br />

arbeitung aktueller, lebensrelevanter Themen und Probleme, die gemeinsame Anstrengungen<br />

erfordern.<br />

Der Unterricht soll zu selbstständigen Aktivitäten im naturwissenschaftlichen Unterricht<br />

anregen. Schülerinnen und Schülern soll es ermöglicht wer<strong>den</strong>, ihre Lebensverhältnisse und<br />

die ihrer Mitmenschen menschengerecht und umweltverträglich mitzugestalten. Ein<br />

besonderes Anliegen (...) ist die Berücksichtigung der Lebenszusammenhänge und Interessen<br />

von Mädchen. ( Literaturspiegel des IPN, April 1992). In Klasse 5 und 6 steht das Thema „Ich<br />

erlebe und erfahre Natur und beschreibe sie“ im Mittelpunkt mit <strong>den</strong> Unterrichtseinheiten<br />

„Ich und das Wasser”, „Ich und die Luft”, „Ich und die Sonne”, „Ich und die Tiere”, „Ich und<br />

die Pflanzen”, „Ich und die Maschinen”. In Klasse 7 und 8 heißt es „Wir begegnen und<br />

bearbeiten Natur und interpretieren sie“ und in Klasse 9 und 10 „Natur entwickelt sich und<br />

wird von uns Menschen erklärt und mitgestaltet.“<br />

Ich kenne aus diesem Konzept aus Klasse 5/6 die Themen „Ich und der Bo<strong>den</strong>“ und „Ich und<br />

das Wasser“ und schätze <strong>den</strong> Ansatz. Allerdings kann man nicht alles in der angegebenen<br />

Ausführlichkeit behandeln. Im Rahmen der Naturphänomene erarbeitete ich <strong>zum</strong> Thema<br />

„Bo<strong>den</strong>“ ausgewählte Aspekte aus circa 50 Arbeitsblättern in vier Doppelstun<strong>den</strong> mit hoch<br />

motivierten Schülern und Schülerinnen: 1. Lerngang <strong>zum</strong> Bo<strong>den</strong>probensammeln. 2. Wasserhaltefähigkeit<br />

der Bo<strong>den</strong>proben messen. 3. Organischen Gehalt durch veraschen bestimmen.<br />

4. Bo<strong>den</strong>art und Pflanzenbewuchs untersuchen.<br />

Bei <strong>den</strong> Themen „Wir richten uns ein“ und „Geschlechtserziehung“ verlassen die Autoren das<br />

Raster „Ich und ...“. Dabei hätten sie doch dabei bleiben und sagen können: „Ich und mein<br />

Körper“ und „Ich und meine neue Klasse“ oder „Wir in unserer neuen Klasse.“<br />

„Zur Begründung des Physikunterrichts als Fachunterricht“ unterstreicht Muckenfuß<br />

(1995, S.221) in „Physik im sinnstiftendem Kontext“ zunächst das Allgemeinbildungskonzept<br />

Klafkis und skizziert wie oben schon abkürzend gesagt fünf epochaltypische Schlüsselprobleme:<br />

Frie<strong>den</strong>sfrage – Umweltfrage – Ungleichheit - Informations- und Kommunikationstechnologie<br />

- Beziehungsfähigkeit und Selbstbestimmung. Muckenfuß zählt<br />

anschließend Vorbehalte und Be<strong>für</strong>chtungen der naturwissenschaftlichen Fachlehrerschaft auf<br />

und bittet darum, sie Ernst zu nehmen, damit nicht zwei sich bekämpfende Lager jede<br />

Innovation erschweren. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Zeitmangel, eine Verarmung<br />

an physikalischen Inhalten, Oberflächlichkeit angesichts der Komplexität der Probleme,<br />

ermü<strong>den</strong>de Wiederholungen <strong>für</strong> die Schülerschaft und die Be<strong>für</strong>chtung der Indoktrination im<br />

Vordergrund der Ablehnung stehen.<br />

Für Muckenfuß ist bei Klafki das Verhältnis von Fachunterricht und Problem-, bzw. Projektunterricht<br />

nicht hinreichend geklärt. Klafkis Forderung nach „Konzentration auf epochale<br />

Schlüsselprobleme“ zeigt, dass sich eine umfassend fachliche Fundierung nicht erübrigt,<br />

sondern sie im Gegenteil erfordert.<br />

So kommt er zu dem Schluss, dass es gute Gründe <strong>für</strong> die Beibehaltung der Fächergliederung<br />

gibt. Er führt weiter aus, dass das Wahlpflichtfach „Natur und Technik“ in der Realschule zu<br />

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