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Von den Alltagsvorstellungen zum globalen Handeln - Plädoyer für

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führt erfahrungsgemäß zu emotionalen Hornhautbildungen und zur Abstumpfung gegenüber<br />

der Wucht der aufgetürmten Bedrohungspotentiale.“ Zum Schluss sagt Seitz zu der „Bildung<br />

in der Weltgesellschaft“ (S.462): „Die vielen Fragen, die insbesondere im Blick auf die Praxis<br />

Globalen Lernens offen geblieben sind, zeigen zugleich die Grenzen des Erkenntnisgewinns,<br />

<strong>den</strong> die soziologische Aufklärung <strong>für</strong> Pädagogik und Didaktik zu erbringen vermag.“<br />

Das ist eine Herausforderung <strong>für</strong> naturwissenschaftlich ausgebildet Menschen wie mich, hier<br />

praxisnahe Vorschläge zu präsentieren, die die Probleme nicht verkleinern, bzw. ignorieren,<br />

wie es in <strong>den</strong> naturwissenschaftlichen Fächern üblich ist – und das ohne Katastrophenfixierung,<br />

sondern im Gegenteil mit Mut machen<strong>den</strong> Aspekten! Das will ich im Hauptteil 2<br />

versuchen.<br />

Die „ifu“, die Internationale Frauenuniversität, hat während der Expo 2000 in Hannover<br />

unter dem Titel „Technik und Kultur“ 750 Stu<strong>den</strong>tinnen aus 106 Ländern und 300<br />

Dozentinnen aus allen Kontinenten <strong>für</strong> 100 Tage zusammengeführt, um in sechs weltweit<br />

Problem belasteten Projektbereichen interkulturell, interdisziplinär und „gender“ fokussiert zu<br />

forschen und dabei <strong>den</strong> Dialog mit <strong>den</strong> Künsten zu suchen.( 2000). Als Geburtsstunde der<br />

„ifu“ gilt die Einberufung einer Frauenforschungskommission in Niedersachsen unter der<br />

Leitung von Prof. Dr.- Ing. Ayla Neusel Anfang der 90er Jahre. Im Auftrag des Ministeriums<br />

<strong>für</strong> Wissenschaft und Forschung wurde der Bericht „Frauenförderung ist Hochschulreform –<br />

Frauenforschung ist Wissenschaftskritik“ erstellt und war das Startsignal <strong>für</strong> einen<br />

Paradigmenwechsel in der Frauenförderung. Statt danach zu fragen, wie sich<br />

Wissenschaftlerinnen in die bestehen<strong>den</strong> Einrichtungen integrieren können, lautete jetzt der<br />

Focus: Wie muss die Institution beschaffen sein, in der sich Wissenschaftlerinnen frei<br />

entfalten können? Unter der Präsi<strong>den</strong>tschaft von Ayla Neusel entstand auf der ifu bei <strong>den</strong><br />

Themen „Arbeit – Information – Körper – Migration – Stadt – Wasser“ ein Wissen, das sich<br />

zur gesellschaftlichen Verantwortung bekannte und offen <strong>für</strong> gesellschaftliche Anforderungen<br />

war. Die ifu (internationale frauen universität) war monogeschlechtlich und gleichzeitig<br />

extrem polykulturell, die Anforderungen an die Stu<strong>den</strong>tinnen hoch (anerkannter<br />

Studienabschluss mit sehr gutem Ergebnis, sehr gute Englischkenntnisse), das Risiko zu<br />

scheitern nicht zu überschauen. Das Infragestellen westlicher Wissenssysteme, die Gestaltung<br />

von interkulturellen Dialogen und die Gewinnung von neuen Erkenntnissen ist kein<br />

konfliktfreier Prozess. Lehrende und Lernende haben diese große Herausforderung als<br />

Begeisterung, Kompetenz, Intelligenz, aber auch Scheitern und Enttäuschung erlebt.<br />

Innovationen schließen auch immer Irrwege ein.<br />

Projektbereich Wasser: „Die ungleiche Verteilung von Wasser wird eines der zentralen<br />

Probleme des 21. Jahrhunderts sein. Kontrolle über Wasser bedeutet implizit Einfluss auf<br />

wichtige Entscheidungen zur Entwicklung von Regionen. Die Verschmutzung von Wasser<br />

und die gesundheitlichen Folgen nehmen vielerorts beängstigende Ausmaße an. Moderne,<br />

meist extrem teure Technologien der Wasseraufbereitung sind häufig in der Wirkung<br />

begrenzt. Traditionelles Wissen von Frauen um Techniken zur Reinigung von Wasser, das<br />

überraschend gute Erfolge zeitigt, droht jedoch im Zuge von Modernisierungsprozessen<br />

verloren zu gehen. Ziel war es, moderne Hochtechnologien der Wasseraufbereitung durch<br />

Einbeziehung traditionellen und rituellen Wissens zur Wassernutzung zu über<strong>den</strong>ken, um<br />

neue, lokal angepasste Problemlösungen zu entwickeln. Zudem wurde der Frage<br />

nachgegangen, welche politischen Maßnahmen entsprechende Lösungen unterstützen oder<br />

eher verhindern.“<br />

Immaculata Raphael, Ingenieurin aus Tansania und Leiterin eines Umweltamtes, nutzte die<br />

„ifu“ als Chance zur Weiterbildung. Sie entwickelte während ihrer Teilnahme am<br />

Studiengang Wasser einen verblüffend einfachen und lokalen Lösungsansatz <strong>für</strong> ein globales<br />

Problem. (…) Heimgekehrt nach Tansania konstruierte und installierte die Ingenieurin Tanks,<br />

mit deren Hilfe das Wasser gereinigt und <strong>für</strong> drei Schulen verwendet wer<strong>den</strong> konnte. Die<br />

meisten Bewohner in diesem Distrikt der Kilimandscharo-Region sind in ihrem täglichen<br />

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