Von den Alltagsvorstellungen zum globalen Handeln - Plädoyer für
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„PISA 2000“. Es bleibt zu diskutieren, ob Rollenerwartungen immer zu entsprechen sind oder<br />
ob Konflikte nicht bewusst in Kauf zu nehmen sind, um Rollen neu zu definieren: Gelingt es<br />
der chemiedidaktischen Ausbildung, ein paidotropes (Kinder zugewandt I.K.) Lehrerbild so<br />
stark zu verinnerlichen, dass es dem Druck von anderen Erwartungen standhält und sich<br />
zunächst und vornehmlich an Schülerinteressen und – wünschen orientiert? (…) Allgemein<br />
spiegelt die Arbeit der Studieren<strong>den</strong> <strong>für</strong> mich als betreuen<strong>den</strong> Chemiedidaktiker, wie<br />
hochschuldidaktisch konsensfähige Theorieelemente der Chemiedidaktik zu vermitteln sind,<br />
eben an Standards wie Komplexität, Authentizität, Selbsterfahrung, Selbständigkeit,<br />
Reflexionsbereitschaft u. a. orientiert und an Notwendigkeiten <strong>für</strong> schulische Lehr- und<br />
Lernfragen ausgerichtet. „Fachorientierung“ als Verhaltensziel <strong>für</strong> sich allein ist<br />
unzureichend. Dazu bedurfte es nicht (mehr) aus PISA (und TIMSS) abgeleitete<br />
Konsequenzen. „Schülerorientierung“ als Standard könnte dann tatsächlich „gelernt“ und<br />
„verstan<strong>den</strong>“ wer<strong>den</strong>“.<br />
Vernetztes Studium - Chemie: Im Internet findet man unter www.vernetztes-studium.de ein<br />
auf fünf Jahre angelegtes Projekt <strong>für</strong> ein reformiertes Chemiestudium, das von der GDCh<br />
(Gesellschaft Deutscher Chemiker) als Würzburger Modell entwickelt wurde. In der<br />
Kurzfassung der Vorhabensbeschreibung steht:<br />
„Zum Ende des 20. Jahrhunderts sind die Naturwissenschaften von einer explosionsartigen<br />
Zunahme der Information geprägt. Deren Nutzung ist <strong>zum</strong> entschei<strong>den</strong><strong>den</strong> Leistungsfaktor<br />
des Bildungsniveaus jeder modernen Industrienation gewor<strong>den</strong>. Wettbewerbsvorteile haben<br />
diejenigen Nationen, die bei der Gewinnung und Verteilung des Rohstoffs Information sowie<br />
seiner effizienten Umwandlung in Wissen und insbesondere seiner breitenwirksamen<br />
Nutzung Erfolge verzeichnen. Die Informations- und Wissensgesellschaft des 21.<br />
Jahrhunderts wird neue Lehr- und Lernformen erfordern. Dabei wer<strong>den</strong> neue Bildungsinhalte<br />
und Kompetenz in <strong>den</strong> neuen Medien notwendig. Die vorhan<strong>den</strong>e Fülle an Information soll<br />
nicht belasten, sondern stattdessen das eigenständige Denken und Urteilen weiter fördern. Um<br />
dies zu erreichen, muss an <strong>den</strong> Universitäten das klassische „Lernen auf Vorrat“ zugunsten<br />
eines Problem bezogenen und entdecken<strong>den</strong> Lernens aufgegeben wer<strong>den</strong>. Solche neuen<br />
Ausbildungsformen sollen im Rahmen dieses Projektes <strong>für</strong> das naturwissenschaftliche<br />
Universitätsstudium am Beispiel der Chemie entwickelt und erprobt wer<strong>den</strong>.“<br />
Das Würzburger Modell, das 1995 als Memorandum der chemischen Gesellschaften, der<br />
Verbände und der Industriegewerkschaft Chemie- Papier- Keramik veröffentlicht wurde, zeigt<br />
erstmals neue Wege <strong>für</strong> das Chemiestudium auf zur „Stärkung der universitären Ausbildung<br />
vor dem Hintergrund des Strukturwandels in der Wirtschaft.“ Nach einem gemeinsamen 6-<br />
semestrigen Basisstudium mit Vordiplom nach 4 Semestern wer<strong>den</strong> drei verschie<strong>den</strong>e<br />
Richtungen vorgeschlagen mit jeweils 4 Semestern: ein Forschung orientiertes Studium mit<br />
Diplom- und anschließender Doktorarbeit, ein 4-semestriges Anwendung orientiertes Studium<br />
mit Diplomarbeit und ein 4-semestriges nichtchemisches Zusatzstudium z. B. mit Betriebswirtschaft<br />
mit dem Abschluss als Diplomwirtschaftschemiker.<br />
Lernen auf Vorrat wollen die Chemiker mit dem „Würzburger Modell“ abschaffen und ein<br />
Modell <strong>für</strong> die Dynamisierung der Studieninhalte erarbeiten. Schade, dass sie nur an Haupt-<br />
und Nebenfachstu<strong>den</strong>ten <strong>den</strong>ken, sowie an Postgraduierte der Chemie und benachbarter<br />
Fächer, aber auch an Fachfremde, die Chemiewissen im Rahmen ihrer beruflichen und<br />
privaten Weiterbildung nutzen wollen. In der Schlussbemerkung des „Würzburger Modells“<br />
heißt es unter der oben genannten Internetadresse: „Das Chemiestudium ist ohne Zweifel nach<br />
wie vor der Studienwunsch vieler Abiturienten, aber erst wenn wieder mehr Absolventen<br />
einen ihrer Ausbildung entsprechen<strong>den</strong> Beruf fin<strong>den</strong>, wer<strong>den</strong> wohl auch wieder mehr gute,<br />
engagierte und Leistung bewusste Abiturienten <strong>den</strong> Weg <strong>zum</strong> Chemiestudium fin<strong>den</strong>.“<br />
Bemerkenswert, dass in dieser breiten Palette von Ansprechpartnern des neu gestalteten<br />
Chemiestudiums Lehramtsstudierende nicht vorkommen, könnten sie doch als Lehrer und<br />
Lehrerinnen <strong>den</strong> Keim legen <strong>für</strong> ein neues Lernen nicht erst an der Universität, sondern schon<br />
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