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Von den Alltagsvorstellungen zum globalen Handeln - Plädoyer für

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Perspektive in unseren Schulen im allgemeinen zu kurz kommt. Dies gilt insbesondere <strong>für</strong> <strong>den</strong><br />

mathematisch- naturwissenschaftlichen Unterricht.“<br />

Weiterentwicklung des mathematisch- naturwissenschaftlichen Unterrichts in BW 1999.<br />

Jürgen Baumert stellt aus dem Modellversuchsprogramm „Steigerung der Effizienz des<br />

mathematisch naturwissenschaftlichen Unterrichts“ der BLK Konsequenzen vor:<br />

1. Weiterentwicklung der Aufgabenkultur zu Aufgaben mit mehreren Vorgehensweisen<br />

und Lösungsmöglichkeiten, statt im fragend entwickeln<strong>den</strong> Verfahren relativ in kurzen<br />

Schritten auf eine Lösung hin zu arbeiten.<br />

2. Aus Fehlern lernen durch <strong>den</strong> Prozess des Fehler Machens und der Fehlerkorrektur, was<br />

nur möglich ist, wenn Fehler ohne Bewertung und Beschämung möglich sind.<br />

3. Fächergrenzen erfahrbar machen: fachübergreifendes und Fächer verbin<strong>den</strong>des Arbeiten.<br />

4. Verantwortung <strong>für</strong> das eigene Lernen stärken, was einhergehen muss mit einer kollegial<br />

verantworteten Qualitätssicherung. Dazu müssen Tabus abgebaut wer<strong>den</strong>, was als wichtigste<br />

Aufgabe der Lehrerfortbildung angesehen wird.<br />

In „Perspektiven <strong>für</strong> die Unterrichtspraxis“ des IPN (1998, S.43) wird zwischen<br />

„ungefächert“ und „gefächert“ unterschie<strong>den</strong>, an Projekttagen geht es „Fächer aussetzend“ zu,<br />

es gibt <strong>den</strong> „Fach überschreiten<strong>den</strong>“ und <strong>den</strong> „Fächer verknüpfen<strong>den</strong>“ Unterricht, „Fächer<br />

koordinierend“ und „Fächer ergänzend“ sind weitere Varianten, um schließlich bei<br />

„integriert“ anzukommen.<br />

An anderer Stelle der obigen Veröffentlichung wird auf die beeindruckend große Anzahl<br />

amerikanischer Studien zur Unterrichtsforschung hingewiesen. In <strong>den</strong> letzten drei Jahrzehnten<br />

sind (S.147) laut Fraser u. a. von 1987 an rückwärts gerechnet in seiner Forschungsübersicht<br />

zitiert: „77 Studien <strong>zum</strong> Einfluss der Klassengröße auf die Lernleistung, 153 Studien zur<br />

Wirkung des offenen Unterrichts, 130 Studien <strong>zum</strong> Einfluss der neuen (amerikanischen)<br />

Naturwissenschaftscurricula, 160 Studien <strong>zum</strong> Einfluss der Lehrstrategie, 115 Studien <strong>zum</strong><br />

Einfluss der Individualisierung von Unterricht, 169 Studien <strong>zum</strong> Einfluss der Intelligenz der<br />

Lernen<strong>den</strong>.“ Walberg u. a. konzentrieren 1987 in einem Aufsatz 226 Metaanalysen zu einer<br />

„Synthese von Metaanalysen“ und entwickeln das Walbergsche Neun- Faktoren- Modell:<br />

a. Faktoren, die dem lernen<strong>den</strong> Individuum zuzuschreiben sind: 1. Fähigkeiten. 2.<br />

Entwicklungsstadium. 3. Lernhaltung.<br />

b. Faktoren, die sich auf <strong>den</strong> erteilten Unterricht beziehen: 4. Quantität des Unterricht. 5.<br />

Qualität des Unterrichts.<br />

c. Faktoren, die <strong>den</strong> Einfluss verschie<strong>den</strong>er Umfelder berücksichtigen: 6. Einfluss des<br />

Elternhauses. 7. Einfluss der Klasse. 8. Einfluss der Gleichaltrigen. 9. Einfluss der<br />

Massenmedien.<br />

Die IPN- Autoren sagen dazu: „So tritt beispielsweise der Faktor Lehrerpersönlichkeit, der<br />

sich in über 100 Studien als nicht mit dem Unterrichtserfolg zusammenhängend erwiesen hat,<br />

erst gar nicht auf (S.149). Der Einfluss der Lehrkraft ist natürlich über <strong>den</strong> Faktor „Qualität<br />

des Unterrichts“ ganz zentral in dem Modell enthalten, aber eben nicht über die<br />

„Persönlichkeit“, sondern über das Geschick, Unterricht in geeigneter Weise zu inszenieren.“<br />

Der Neurobiologe Spitzer (2002, S.411) findet dagegen „dass der Lehrer (die Lehrerin) der<br />

mit weitem Abstand wichtigste Faktor beim Lernen in der Schule darstellt.“<br />

1968 schreibt Hannah Arendt, in <strong>den</strong> USA lebend, in einem Aufsatz mit dem Titel „Die Krise<br />

in der Erziehung“ dazu (1994, S. 104) „Wer die Verantwortung <strong>für</strong> die Welt nicht<br />

übernehmen will, sollte keine Kinder zeugen und darf nicht mithelfen, Kinder zu erziehen. In<br />

der Erziehung äußert sich diese Verantwortung <strong>für</strong> die Welt in der Autorität. Die Autorität des<br />

Erziehers und die Qualifikation des Lehrers sind nicht dasselbe. Wiewohl ein gewisses<br />

Ausmaß von Qualifikation <strong>für</strong> Autorität unerlässlich ist, kann auch die höchst gesteigerte<br />

Qualifikation von sich aus niemals Autorität erzeugen. Die Qualifikation des Lehrers besteht<br />

darin, dass er die Welt kennt und über sie belehren kann, aber seine Autorität beruht darauf,<br />

dass er <strong>für</strong> diese Welt die Verantwortung übernimmt. Gegenüber dem Kinde nimmt er<br />

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