Vereine - Blasmusik-Kreisverband Ludwigsburg

Prominente im Rampenlicht
sein.
Wenn man z.B. nur eine Epoche
nimmt, besteht die Gefahr, dass es
relativ langweilig oder einförmig
wird. Man braucht möglichst
übergeordnete Themen mit Werken,
die zueinander passen.
- Zur Tätigkeit als Dirigent:
sind spezielle Fähigkeiten,
Erfahrungen erforderlich?
Ein Dirigent sollte bestimmte
künstlerische Vorstellungen haben
und versuchen, sie ins Werk zu
setzen. Er sollte sich im Prinzip immer
als jemanden empfi nden, der einem
künstlerischen Werk zur Darstellung
verhilft. Wir wissen, dass dies in der
Blasmusik nicht immer geht, da es
sich bei Auftritten nicht immer um
eine künstlerische Veranstaltung
handelt.
Ein Dirigent muss über sehr viele
technische Fähigkeiten verfügen,
Fähigkeiten, die man entweder in
einem langen Studium oder auch in
der Praxis erwirbt.
Der Dirigent sollte selbstkritisch
sein und versuchen, seine
Aufgabe gewissermaßen auch als
Bildungsauftrag in einem bestimmten
Bereich zu verstehen.
Perfektion von einem nebenberufl ich
aktiven Blasorchester zu erwarten,
darf nicht die Frage sein.
Ob man mit einem Blasorchester
ein bestimmtes Ziel erreichen kann,
hängt von so vielen unabwägbaren
Punkten ab, die man oft nicht
beeinfl ussen kann. Mit bösartiger
Kritik, von welcher Seite auch immer,
ist nichts getan. Wichtig ist, dass
man berücksichtigt, mit Musikern zu
arbeiten, die ein Stück realisieren und
dabei auch Spaß haben wollen.
Die Musiker, mit denen man dabei
arbeitet, sind im Gegensatz zu
Musik-Studenten oder Profi musikern
Leute, die den Stellenwert ihrer
Tätigkeit in der Ausübung einer
Freizeit-Beschäftigung sehen und ihr
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Instrument manchmal auch nur zwei
Mal in der Woche auspacken. Der
Umgang als Dirigent mit Musikern
richtet sich demnach nach deren
Voraussetzungen.
- Noch ein Blick über unsere
Landesgrenzen hinaus: Wie
sehen Sie den Stellenwert der
Blasmusik und die Entwicklung
derselben im Ausland?
Ich kenne die Verhältnisse nur in
wenigen europäischen Ländern
etwas genauer. Sicher ist, dass die
Musik immer sehr mit Traditionen
zusammenhängt. Wenn man
beispielsweise die Schweiz und
Österreich miteinander vergleicht,
müssten die sich eigentlich sehr
ähnlich sein, das ist aber nicht so.
Beide Musikgenres streben in andere
Richtungen.
In der Schweiz hat die Musik mit der
dort weit verbreiteten reformierten
Einstellung zu tun, die zunächst alle
Kunst abgelehnt hat und wo es auch
keine Kirchenmusik gab.
Im katholischen Österreich wurde
die Messe mit Instrumenten gespielt,
so dass dies einen entsprechenden
musikalischen Hintergrund hat.
Erstaunlich ist, wie man in diesen
Ländern schwierige Werke mit einer
unglaublichen Perfektion spielt und
sich fast professionell mit täglichen
Proben auf Aufführungen vorbereitet.
- Sie haben auch als
Wertungsrichter gearbeitet.
Ist es möglich, immer fair und
gerecht zu beurteilen?
Wertungsrichter zu sein ist insgesamt
betrachtet keine erfreuliche Tätigkeit,
da man immer mit Situationen
konfrontiert wird, die von vielen
Dingen beeinfl usst sind, die man
jeweils berücksichtigen müsste.
Objektivität ist so eine Sache für sich.
Es wird nach Kategorien gewertet,
wobei man sich auf Kriterien
Ausgabe 8/2002
verständigt hat und einzelne Punkte
zu einer Gesamtpunktzahl zusammen
zählt. Und das soll dann objektiv
sein?
Kategorien, die nebeneinander
stehen, können niemals gleichwertig
sein. Was soll man am Ende sagen,
wenn ein Orchester intonationsmäßig
falsch und rhythmisch richtig
spielt. Die einen blasen von der
Klangqualität her betrachtet
wunderbar, aber unsauber, oder
die Dynamik ist sehr gut, bei vielen
falschen Noten, usw..
In der Frage, inwieweit der Notentext
realisiert ist, ließe sich noch am
ehesten eine objektive Beurteilung
ausdrücken.
Ein weiteres Problem ist die Form,
in der Wertungsspiele heute noch
stattfi nden. Es wäre vielleicht zu
überlegen, solche in einer Art
Konzert zu spielen, wobei dann
ein allgemeines Bewertungsurteil
gefunden werden kann.
- Haben sich Ihr Beruf und
Ihr Wirken in der Blasmusik
ergänzt?
Ich habe mich ja nicht besonders
bemüht, in die Breite zu wirken und
bin eben nur dann tätig geworden,
wenn man mich darum gebeten
hat. Man hat die Möglichkeit, ältere
Kompositionen, die einen Wert für
Blasmusik haben, adäquat für ein
Blasorchester so zu bearbeiten, dass
es klingt. Es ist eine relativ mühsame
Angelegenheit und doch eine
Möglichkeit, der Musik ein Gewand
anzupassen, das ihr angemessen
ist. Außerdem ist der Umgang mit
einem Blasorchester und dessen
Möglichkeiten für einen Musiker auf
jeden Fall sehr lehrreich.
- Herr Prof. Dr. Deppert, vielen
Dank für das Gespräch
Das Gespräch führte Roland Greiner