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Weilroder Heft 17

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<strong>Weilroder</strong> <strong>Heft</strong> <strong>17</strong><br />

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Taunuszeitung, 04.04.2013<br />

Die Kleine Mühle – ein Spiegel der Zeit<br />

Von Corina Appel<br />

Des einen Freud war des anderen Frust. Denn als der Müller die „Klaa Mill“ erweitert<br />

hatte, blieb dem Ölmüller das Wasser weg . . . Von solchen historischen<br />

Anekdoten aus Rod an der Weil kann Karl-Otto Kilb viele erzählen. ?<br />

Das Mitfahren im Arbeiterbus war zeitweise recht "erfrischend", da Fenster und Türen<br />

fehlten, was für reichlich Zugluft sorgte. In humorvoller Art schilderte Karl-Otto Kilb<br />

vom Geschichtsverein Weilrod, dass 1948 mangels Ersatzteilen der Bus nach einem<br />

Unfall nicht richtig repariert werden konnte, sondern notdürftig hergestellt weiter genutzt<br />

wurde. Mit diesem Bus sei er auch eine ganze Zeitlang zur Arbeit gefahren, erinnert<br />

sich Kilb, der jüngst einen Vortrag zur "Roder Gasespitz", eine Bezeichnung für<br />

das Gebiet am Ortseingang Rod an der Weil, hielt. Als Busgarage diente damals das<br />

heutige Feuerwehrhaus. Der Stadtbus, der den Arbeiterbus später ablöste, war zu groß<br />

für die Garage und musste auf dem Hof von Kilbs stehen, was der Schiffsmotor des<br />

Gefährtes bei kalten Temperaturen übel nahm. Tatsächlich entfachte Fahrer Kurt<br />

Schröder im Winter ein Feuer unter dem Motor, damit er warm wurde und fuhr. Was<br />

der Referent erzählte, war einigen Anwesenden im voll besetzten Saal der Gaststätte<br />

"Aphrodite" noch lebhaft in Erinnerung.<br />

Ein Foto zeigte die Klein-Mühle aus dem Jahr 1934. Davor wehte die Hakenkreuzflagge,<br />

was die politischen Ansichten der Dorfbewohner widerspiegelte und damals völlig<br />

normal gewesen sei. Die Geschichte der Klein-Mühle reicht bis ins 15. Jahrhundert<br />

zurück. Über vier Jahrhunderte lang drehten sich die Räder der "Klaa Mill" an der Weil.<br />

<strong>17</strong>64 bauten Johann Jost Will und seine Frau Maria die Mühle neu auf. Nach dieser<br />

Erweiterung hatte nun der Ölmüller Johannes kein Wasser mehr, weshalb es eine Anordnung<br />

von offizieller Stelle gab, dass ihm jede Nacht und an zwei Tagen der Woche<br />

das Wasser der Weil komplett zur Verfügung stehen musste.<br />

Alle männlichen Wills waren von Beruf Müller, erklärte der Referent. Erst der Tod von<br />

Johannes Will 1845 unterbrach diese Linie, da der Sohn erst elf Jahre alt war und die<br />

Witwe das Anwesen verkaufen musste. Der neue Besitzer hieß Philipp Veit. 1875 ging<br />

die Mühle durch die Heirat von Dorothea Katharina Veit mit Christian Will wieder in<br />

den Will'schen Besitz über. "So eine Mühle ging durchs ganze Haus", berichtete Karl-<br />

Otto Kilb, "alles hat geschaukelt, und es war laut. Die Leute hatten also Tag und Nacht<br />

keine Ruhe." Das Wasserrad sei 1932 von Georg Will, der lange Obermeister der Müller-Innung<br />

war, gegen eine Turbine ausgetauscht worden. 1945 erlitt die Müller-Familie<br />

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