Weilroder Heft 17
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<strong>Weilroder</strong> <strong>Heft</strong> <strong>17</strong><br />
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Bald war auch die Finanzierungsfrage geklärt. Aufgrund der Höhenlage und der Klimaverhältnisse<br />
wurde die Gemarkung Mauloff als „Landwirtschaftliches Notstandsgebiet“<br />
deklariert. Dadurch wurde das ganze Projekt relativ hoch vom Staat –wohl um<br />
90%- bezuschusst. Die verbleibenden Beträge, die sich aus den Betriebsgrößen ergaben,<br />
waren für fast alle trotzdem eine harte Nuss. Ratenzahlungen wurden eingeräumt und<br />
die Beträge genau per Vertrag und mit einem Eintrag ins Grundbuch gesichert. So<br />
lastete bis zum Abtrag der Restschuld auf jedem landwirtschaftlichen Betrieb eine Hypothek.<br />
Das war unangenehm, aber unvermeidlich. Ich kenne kein Haus in Mauloff, das<br />
die entstandenen Kosten in einem Rutsch bezahlen konnte. Aufpassen musste man höllisch,<br />
dass man die fixen Zahlungstermine nicht übersah. Einige Tage später stand dann<br />
der Gerichtsvollzieher vor der Tür. Der soll in Mauloff hin und wieder einmal gesehen<br />
worden sein.<br />
Nachdem das Land neu vermessen war, ging die Aufteilung los – und oh Wunder, in<br />
Mauloff hatten alle Bauern vorher ausnahmslos nur ganz gute oder die besten Grundstücke.<br />
Die ganz nassen Stücke, das Unland, die Heckenstücke hatten plötzlich keinem<br />
gehört. Ich war bei der Landverteilung dabei. Einen solchen Tumult hatte es in Mauloff<br />
lange nicht gegeben. Wer mehr erfahren möchte, sollte meinen Bruder befragen. Er hat<br />
das noch weit besser in Erinnerung als ich. Fast alle waren beschissen worden. Am<br />
besten erinnere ich mich dabei an Erich Ott (Sohn von Albert Ott). Der Arme war nach<br />
seiner Aussage von allen am meisten beschissen worden. Diese angebliche Tatsache hat<br />
er jahrelang herumgetragen. Ob er jemals ganz damit fertig wurde, weiß ich nicht.<br />
Wer wollte, konnte Ackerland im Zuge der Maßnahme gegen Bauland eintauschen. So<br />
entstand das Neubaugebiet unterhalb des Friedhofes. Bevorzugt wurden zunächst alle,<br />
die in diesem Bereich Ackerland hatten. Andere konnten, wenn sie wollten, ebenfalls<br />
tauschen –Äcker egal wo – gegen Bauplatz. In diesem Zusammenhang wurde auch der<br />
eine und andere kleine Bauernhof aufgelöst. Anstatt sich auf dem verbleibenden Land<br />
mühsam herumzuquälen, tauschte man komplett ein und nahm dafür so viel Bauland,<br />
wie sich aus diesem Tausch ergab. In keinem Fall wurde 1:1 umgerechnet. Das Ergebnis<br />
wurde aus den Wertverhältnissen ermittelt. So richtig draufgelegt hat bei dieser Aktion<br />
wohl keiner. Irgendwann hatten sich fast alle im Dorf wieder beruhigt.<br />
Die Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Nutzflächen wurde wesentlich einfacher.<br />
Durch die jetzt für Mauloff relativ großen Parzellen fiel ein ganzer Teil der Wegeparzellen<br />
weg – und mancher Streit fand nicht mehr statt, denn die Grenzsteine waren überall<br />
für jeden sichtbar angebracht und durch die breiten Wirtschaftswege brauchte keiner<br />
mehr über das Nachbargrundstück fahren. Im Dorf war mehr oder weniger Ruhe.<br />
Im Zusammenhang mit dem Kapitel Strukturierungen und den an anderer Stelle genannten<br />
Bürgermeister von Mauloff will ich – vordergründig zu meiner eigenen Freude<br />
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