Weilroder Heft 17
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<strong>Weilroder</strong> <strong>Heft</strong> <strong>17</strong><br />
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Kalb schwarz zu schlachten, war nur unter Lebensgefahr möglich. Das fand, wenn überhaupt,<br />
nachts statt, denn Schweine quiekten und Kälber brüllten. Die Blutspuren mussten<br />
rückstandslos beseitigt werden. Wenn das eine oder andere Hoftor einmal drei Tage<br />
nicht aufgemacht wurde oder man drei Tage keinen Besuch wollte, war man sofort verdächtigt.<br />
Da wird bestimmt geschlachtet, hieß es im ganzen Dorf. Es konnte auch passieren,<br />
dass der Anfangsverdacht von irgendjemand, der einem nicht ganz grün war,<br />
angezeigt wurde. Dann kam der Übeltäter ganz schnell und sehr heftig in Erklärungsnot.<br />
Verboten war auch sehr schnell, Butter herzustellen. Alle Milchzentrifugen-Trommeln<br />
(die Milch musste bis auf den Eigenbedarf abgeliefert werden) wurden eingezogen. Da<br />
konnte man sich besonders im Winter einigermaßen helfen, indem man den Rahm von<br />
der Milch abschöpfte, ihn sammelte und begann „Butter zu stoßen“. Die Butterfässer<br />
waren wohl überall noch vorhanden und manche Hausfrau war abends oder sonntags<br />
über einen langen Zeitraum unsichtbar. Erwischen lassen durfte man sich beim Butterstoßen<br />
auch nicht, das machte auch Geräusche, da ist wohl so manches Sofakissen<br />
zweckentfremdet worden.<br />
Die Bauern bekamen für ihre abzuliefernden Naturalien Geld, für 1 Ei z.B. 9 Pfennige<br />
(das weiß ich genau). Wieviel es für die anderen Produkte gab, weiß ich nicht. Man<br />
konnte aber für das Geld so gut wie nichts mehr kaufen. Der freie Markt war total lahm<br />
gelegt und es gab für alles Bezugsscheine, z.B. Schuhe, Kleider oder Schürzen, sogar<br />
für Seife. Das alles nutzte aber nichts, es war keine Ware vorhanden. Das Wenige was<br />
noch produziert werden konnte, wurde für die Wehrmacht gebraucht.<br />
1945 war der Krieg zu Ende, die Währungsreform 1948 überstanden und die Lebensmittelkarten<br />
und Bezugsscheine waren abgeschafft. Ein relativ normales Leben begann.<br />
Wir hatten am Tag der Währungsreform die erste Deutsche Mark (DM), das sogenannte<br />
Kopfgeld und das waren pro Person 40 DM.<br />
Erstaunlich war, am nächsten Tag waren die Läden wieder voll mit Waren. Ich erinnere<br />
mich genau an einen Eisenwarenhändler aus einem etwas entfernten Nachbardorf bei<br />
dem man bis dahin nur mit großer Mühe ein paar Notringe oder eine Handvoll Nägel<br />
bekommen konnte. Das Schaufenster und der Laden waren voll. Öfen, Rohre, Viehketten,<br />
Pflugscharen – alles war zu haben. Der Mann hatte, als der Krieg zu Ende war, gut<br />
vorgesorgt.<br />
Aber nun wieder speziell zurück nach Mauloff. Zu jedem Haus gehörte seit eh und je<br />
ein Garten und ein Bohnenland. Im Garten wurde das angebaut, was man für das tägliche<br />
Essen brauchte, auf dem Bohnenland z.B. Bohnen, Erbsen und alle Dinge, die wenig<br />
Pflege und Wasser brauchten. Das Bohnenland war eine kleine Parzelle (oft nicht größer<br />
als die Küche oder das Wohnzimmer), die man den umliegenden Wiesen abgewonnen<br />
hatte. Es wurde notwendig gebraucht. In der Küche verarbeitet wurden (speziell im<br />
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