Weilroder Heft 17
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<strong>Weilroder</strong> <strong>Heft</strong> <strong>17</strong><br />
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eine erwachsene Person musste immer bei dem Ofen bleiben, und ab und zu kam auch<br />
schon mal jemand vorbei auf ein Schwätzchen – denn wenn der Ofen rauchte, war auch<br />
jemand da. Wir Kinder hielten uns gerne dort auf. Im Nebenraum, in dem eine Ablagefläche<br />
für Brot und Kuchen vorhanden war, konnte man auf den Backofen krabbeln und<br />
sich bäuchlings hinlegen, dort war es herrlich warm. Zwischen der Oberkante Backofen<br />
und der Decke war so viel Hohlraum, dass schon mal 2-3 Kinder dort Platz hatten. Ich<br />
selbst habe das auch schon mal ausgenutzt.<br />
Etwa 1950 oder 1951 wurde das Backhaus grundsaniert, das war sehr nötig, von da an<br />
konnte das Backen wieder reibungslos ablaufen. Gleichzeitig bekam das Backhaus einen<br />
Wasseranschluss von der Straße quer über den Schulhof (heutiges Anwesen Manier),<br />
das war echter Komfort. Vorher musste das erforderliche Wasser von daheim mitgebracht<br />
werden.<br />
Etwa ab 1960 nahm das Backen ab, zwei Bäcker kamen ins Dorf, um Brot zu liefern<br />
(Hermann Enders aus Steinfischbach und Wilhelm Heberling aus Riedelbach, dessen<br />
Name hatte mit dem Spitznamen des Sauerteigs herzlich wenig zu tun).<br />
Man begann Mehl zu tauschen gegen Brot, d.h. der Bäcker bekam eine entsprechende<br />
Menge Roggenmehl (vielleicht 50 kg oder ähnlich), dafür bekam man Brotmarken und<br />
in eine kleine Kladde (Notizbuch) wurde die jeweils noch verfügbare Menge eingetragen.<br />
Die Anzahl der Brote wurde am Freitag oder Samstag nach Bedarf eingesetzt und<br />
ein Backlohn wurde drauf bezahlt. Man konnte, wenn man Geld hatte, auch schon mal<br />
Brötchen oder ein Weißbrot kaufen. War die gegebene Menge Mehl verbraucht, fing<br />
das Ganze von vorne an. So hatte man immer frisches Brot zur Verfügung und der ganze<br />
Trappel um das Brotbacken, angefangen beim Holzmachen über die anstrengenden und<br />
zeitaufwendigen Backtage, gehörten der Vergangenheit an – eine Erleichterung, die in<br />
der Zeit ungeheuer war.<br />
Irgendwann kamen auch die Bäcker nicht mehr ins Dorf, die Bäckereien Enders und<br />
Heberling wurden aufgegeben und heute sind (fast) alle in Mauloff so mobil, dass sie<br />
sich ihr Brot von außerhalb mitbringen können.<br />
Zuletzt selbst gebacken haben nur noch ganz Wenige, der Letzte war „Frankenbachs<br />
Erwin“ (Erwin Lotz vom Gasthaus Zur Rose) und wohl nur, weil die „Frankfurter“, die<br />
samstags und sonntags in der Rose zu Gast waren, auf das selbstgebackene Brot scharf<br />
waren. Irgendwann hat Erwin Lotz (wohl 1965) auch aufgegeben, weil er im Winter<br />
den Ofen nicht mehr heiß genug bekam.<br />
Damit war die Ära des Brotbackens im Mauloffer Backhaus beendet.<br />
Der Backofen ist noch vorhanden, im heutigen Zustand aber auf keinen Fall mehr<br />
brauchbar. Wollte man ihn heute wieder anheizen, müsste er sicher grundsaniert werden<br />
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