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Weilroder Heft 17

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<strong>Weilroder</strong> <strong>Heft</strong> <strong>17</strong><br />

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Nachzutragen zu dem Thema „Bürgermeister in Mauloff“ wäre noch die Beschreibung<br />

der Bürgermeister-Kerwe, die ich miterlebt habe. Für Otto Eist und Willi Seel wurde<br />

im Wald eine möglichst sehr schöne Fichte geschlagen. Die wurde ins Dorf gebracht,<br />

geschmückt und vor dem Bürgermeisterhaus aufgestellt. Von da gehörte dieser Baum<br />

dem Bürgermeister. Am selben Tag begann dann die Bürgermeisterkerb, das Fest zur<br />

Amtseinführung des Bürgermeisters. Die ganz großen Feste waren zu dieser Zeit sehr<br />

selten, alle Getränke (Essen wohl weniger?) waren frei und es ging richtig zur Sache.<br />

Wer an diesem Tag nicht dreiviertel oder total besoffen nach Hause kam, war entweder<br />

krank, blöd oder nicht dabei gewesen. Nach diesem Spektakel durfte der neue Bürgermeister<br />

die Fichte verkaufen, um das Fest zu bezahlen. Ob der Erlös reichte, entzieht<br />

sich meiner Kenntnis.<br />

Von der Bürgermeisterkerb für Willi Seel erzählt man heute noch, dass der „alte Mehl“,<br />

also Willis Großvater Wilhelm Mehl – sich vor lauter Freude und Begeisterung so zugesoffen<br />

habe, dass man ihn auf einem Schubkarren nach Hause fahren musste.<br />

Die anderen Ehrenämter in Mauloff sind relativ schnell beschrieben:<br />

Georg Bausch war Schöffe, d.h. Schiedsmann in Mauloff. Er galt als klug und vor allem<br />

sehr besonnen. Kleinere Streitereien, die es in Mauloff in der Zeit wohl öfter gab, hatte<br />

er zu schlichten. Die streitenden Parteien wurden „einbestellt“ und hatten zu erscheinen.<br />

Oft klappten diese Verfahren nicht in der ersten Runde und man musste wieder zu „Bausche<br />

Schorsch“. Dann war zwischen den Parteien in aller Regel einmal (wenigstens eine<br />

Zeitlang) „Ruhe im Kasten“. Natürlich sprachen sich diese Vorladungen recht schnell<br />

im Dorf herum. Sie sorgten für reichlich Gesprächsstoff und die Betroffenen haben<br />

nicht immer an Ehre und Ansehen gewonnen. Eine richtige Drohung war schon die<br />

Warnung gegenüber dem Gegner, die Worte: „Pass off – sonst muss Bausche Schorsch<br />

werre mal Feuer in de Stubb mache“. Übersetzt: Pass auf, sonst muss Georg Bausch<br />

mal wieder den Ofen im Wohnzimmer anmachen. Das Wohnzimmer war selbstverständlich<br />

auch das Amtszimmer. Ob für die Tätigkeit als Schiedsmann ein kleines Entgelt<br />

bezahlt wurde, weiß ich nicht. Georg Bausch hat das Amt trotz allem „Trappel“<br />

wohl bis zum Schluss als Ehre angesehen.<br />

Gustav Ott I (Liese Gustav) war Gemeinderechner. Sein Amtszimmer befand sich in<br />

der Wohnstube und bestand aus einem Schreibschrank mit Sicherheitsschloss und einem<br />

schwarzen Tresor (ein ziemliches Ungetüm). Was an Geschäften (Einzahlungen<br />

und Auszahlungen) abzuwickeln war, erfolgte auf dem Wohnzimmertisch. Der gesamte<br />

Publikumsverkehr fand fast ausschließlich sonntags vormittags statt. In der Woche war<br />

dafür keine Zeit. Ich weiß es nicht, aber ich denke, für diese Tätigkeit wurde ein kleines<br />

Entgelt gezahlt.<br />

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