Weilroder Heft 17
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<strong>Weilroder</strong> <strong>Heft</strong> <strong>17</strong><br />
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Ich entsinne mich in diesem Zusammenhang speziell an 2 Suppen: die immer etwas<br />
schleimige Graupensuppe und die oft etwas angebrannte Milchsuppe. Beide Gerichte<br />
habe ich mit Sicherheit die letzten 60 Jahre nicht mehr angerührt. Auch um kalte Rote<br />
Rüben (= Rote Beete) und Gehitschel (Kartoffelbrei mit Sauerkraut gemischt) mache<br />
ich, wenn möglich, einen großen Bogen!<br />
Wie schon zuvor erwähnt, gab es Roggen- und Weizenmehl. Je nach Bedarf wurde an<br />
4 - 5 Tagen die Woche in unserem Backhaus, das sich in dem Erdgeschoss unseres<br />
Rathauses befand, gebacken.<br />
Um 11:00 wurde von Hand die Glocke im Rathaus geläutet. Diese Aufgabe hatte zu<br />
jener Zeit Philipp Müller inne. Danach kam er die steile Rathaustreppe herunter. Je nach<br />
Anzahl der am Backen des nächsten Tages Interessierten tat er die entsprechende Anzahl<br />
handgeschnitzter Nummerntäfelchen in seine blaue Schürze. Der Reihe nach zogen<br />
dann die Anwesenden ihre Nummer. Keiner wollte so richtig gerne der Erste sein. Der<br />
musste ja dann morgens den kalten Ofen anheizen, was eine größere Menge Backwellen<br />
bedeutet hat. Meines Wissens konnte pro Tag so 2 – 3 x gebacken werden.<br />
Ein weiterer wichtiger Punkt war, dass bis zur Währungsreform am Sonntag, 20. Juni<br />
1948, das Geld – es war die Reichsmark – quasi nichts mehr wert war. Für dieses Geld<br />
gab es eigentlich nichts zu kaufen. Trotzdem war eine minimale Grundversorgung der<br />
Familien mittels so genannter Lebensmittelkarten sichergestellt.<br />
Als es dann aber an dem besagten 20. Juni 1948 für jeden Bürger 40. - DM gab, war<br />
das wie eine Zeitenwende. Die Schaufenster waren wieder über Nacht gefüllt und es<br />
gab nahezu alles zu kaufen. Nur mit den 40.- DM konnte man keine großen Sprünge<br />
machen. Man musste also sehen, dass man Geld verdiente. Finsternthaler sind fleißig!<br />
Wenn man jetzt z. B. einmal auf die Jahre 1948 – 1970 zurückblickt, ergab sich folgende<br />
Situation: Fast jedes Haus hatte Vieh in Form von Kühen, Schweinen, Schafen, Ziegen,<br />
Gänsen, Enten, Truthähnen und Hühner. Das sicherte schon einmal die Grundbedürfnisse<br />
des täglichen Lebens. Des Weiteren gab es diverse Finsternthaler, die zu ihrer<br />
Landwirtschaft auch ihr eigenes Geschäft hatten bzw. betrieben:<br />
- - Es gab 2 Schmiede (Rühls Alfred und Konrads Otto = Otto Wick)<br />
- - Es gab 3 Gaststätten („Haus Pfitzer am Bach“, den „Deutschen Hof“ und die<br />
Gaststätte „Zum Taunus“ von Otto Klingelhöfer)<br />
- Otto Klingelhöfer hatte außerdem auch einen gut sortierten Lebensmittelladen,<br />
den man eigentlich jeden Tag besuchen konnte.<br />
- Schneiders Thedor (Theodor Rühl) war Wagner und fertigte in seiner Werkstatt<br />
alles aus Holz, was man in der Landwirtschaft so brauchte.<br />
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