Ferienmagazin Deutschland 2016
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Ein Mann mit<br />
vielen Gesichtern<br />
Er polarisiert, wie kein anderer Herrscher<br />
seiner Zeit: Nero. Die Trierer<br />
Museen widmen dem schillernden<br />
Star unter den römischen Kaisern<br />
<strong>2016</strong> eine einzigartige Ausstellung<br />
Neros Tod, Bomann-Museum Celle<br />
An diesem Mann scheiden sich die Geister.<br />
Der römische Historiker Plinius der Ältere will<br />
schon bei der Geburt des Lucius Domitius<br />
Ahenobarbus die Ansätze für dessen verdammenswertes<br />
Dasein erkannt haben.<br />
Stürzte der spätere Kaiser Nero im Jahr 37 n.<br />
Chr. doch mit den Füßen voran ins Leben.<br />
Plinius begegnete ihm mit Verachtung, wob<br />
erste schwarze Fäden an der düsteren Legende<br />
um den antiken Potentaten. Die Historiker<br />
Sueton (70 - ca. 130 n. Chr., eine Art<br />
antiker Klatschreporter) und Tacitus (58 - ca.<br />
120 n. Chr., aus dem Nero feindlich gesonnenen<br />
Senatorenadel stammend) sponnen<br />
die Schauergeschichten genussvoll weiter.<br />
Fortan hing dem Kaiser der Ruf eines<br />
menschlichen Ungeheuers an: Mörder von<br />
Mutter, Gattin und Freunden, Brandstifter<br />
Roms, Christenverfolger, sexuell Gestörter.<br />
Doch die moderne Geschichtsforschung förderte<br />
neben den unbestritten dunkeln Seiten<br />
des römischen Kaisers auch viele helle Facetten<br />
zutage. Mit heutigen Maßstäben gemessen,<br />
brillierte der antike Kaiser als Showmann,<br />
er war eine Künstlerseele mit Talent<br />
zum Singen, Dichten und Schauspielern.<br />
Drei Trierer Museen geben dieses Jahr einen<br />
einmaligen Einblick in das Leben und<br />
die Zeit des Herrschers, unter dessen 14-jähriger<br />
Regierung das Römische Reich eine<br />
beispiellose Periode des Friedens, des Wohlstands<br />
und der kulturellen Blüte erlebte. An<br />
verschiedenen Standorten können Besucher<br />
den unterschiedlichen Facetten des berühmten<br />
Imperators nachspüren. Jüngere, oft<br />
überraschende Forschungsergebnisse zeigen<br />
Nero, der vielen als Synonym für Verschwendungssucht<br />
und Größenwahn galt, als Herrscher,<br />
der sich vor allem bei den einfachen<br />
Menschen großer Beliebtheit erfreute. Er begeisterte<br />
die Massen durch „Brot und Spiele“<br />
wie kein anderer Kaiser vor ihm. Erst mit<br />
zunehmender Regierungsdauer ging ihm der<br />
Bezug zur Realität mehr und mehr verloren.<br />
Das Rheinische Landesmuseum Trier zeigt<br />
in der Ausstellung „Nero – Kaiser, Künstler<br />
und Tyrann“ anschaulich die Entwicklung Neros<br />
vom jungen, hoffnungsvollen Thronanwärter<br />
zum verhassten Tyrannen, der seinem<br />
Leben in auswegloser Lage selbst ein Ende<br />
setzte. Insgesamt wurden dazu mehr als 700<br />
Ausstellungsstücke zusammengetragen , allein<br />
rund 400 im Landesmuseum. Kunstfreunde<br />
kommen hier in den Genuss hochkarätiger<br />
Exponate, die aus den renommiertesten<br />
Museen in ganz Europa nach Trier geschafft<br />
wurden. Zum Beispiel aus den Vatikanischen<br />
Museen in Rom, aus dem Archäologischen<br />
Nationalmuseum in Neapel, dem Pariser<br />
Louvre und der Eremitage in St. Petersburg.<br />
Ein Höhepunkt ist ein gut erhaltenes Porträt<br />
von Neros Mutter Agrippina. Die Büste steht<br />
sonst in der Ny Carlsberg Glyptotek in Kopenhagen.<br />
Neben antiken Darstellungen des<br />
Kaisers sollen im Landesmuseum während<br />
der Nero-Schau auch Kostbarkeiten aus Gold<br />
und Bernstein sowie Mosaike ausgestellt<br />
werden, die das luxuriöse Leben am Kaiserhof<br />
dokumentieren.<br />
„Nero und die Christen“ ist die Ausstellung<br />
im Museum am Dom überschrieben. Hier<br />
wird anhand antiker Opferdarstellungen unter<br />
anderem die römische Opferpraxis gezeigt<br />
und untersucht, wie es zum Konflikt mit dem<br />
Christentum kam. Das Stadtmuseum Simeonsstift<br />
widmet sich dem Thema „Lust und<br />
Verbrechen. Der Mythos Nero in der Kunst“.<br />
Die Bandbreite der Exponate reicht hier von<br />
mittelalterlichen Buchmalereien über Barockgemälde<br />
bis zu Grafiken und zeitgenössischen<br />
Fotografien, die aus dem Museum der<br />
Mailänder Scala und der Galerie der Modernen<br />
Kunst in Florenz stammen.<br />
Nach einem Rundgang durch die Museen<br />
gehört ein Bummel durch Trier, das auf eine<br />
römische Gründung zurückgeht, zum Pflichtprogramm.<br />
Die älteste Stadt <strong>Deutschland</strong>s<br />
(siehe S. xx) und spätantike Kaiserresidenz<br />
lädt ein zu einer Reise in die Antike. Sie gibt<br />
mit ihren Römerbauten und archäologischen<br />
Funden einen umfassenden Einblick in römische<br />
Stadt- und Alltagskultur. Höhepunkte des<br />
Rundgangs sind die antiken Welterbestätten<br />
wie die Porta Nigra, das Amphitheater, die<br />
Barbarathermen und die Kaiserthermen.<br />
NERO – Kaiser,<br />
Künstler und Tyrann<br />
Die Ausstellung findet in den genannten<br />
Museen in der Zeit vom 14. Mai bis zum<br />
16. Oktober <strong>2016</strong> statt. Ein Kombiticket<br />
verbindet die drei Ausstellungsorte, die zu<br />
Fuß erreichbar sind. Mit der Nero Antikencard<br />
können die römischen Unesco-Welterbestätten<br />
und die Ausstellung kostengünstig<br />
erkundet werden. Infos zu Gruppenführungen,<br />
Tickets etc. unter:<br />
www.nero-ausstellung.de<br />
www.trier-info.de<br />
Nero in Trier<br />
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