Laufmagazin 2016
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Hier kam es zu Unstimmigkeiten in der Zeitmessung: Vermutlich<br />
hat Gabis S. die Schleife in die Friedrichsau ausgelassen<br />
und ist gleich auf die Stadmauer abgebogen.<br />
Der Schreck kommt beim<br />
Abendessen: Kurz nach Abschluss<br />
des Einstein-Marathons<br />
2015 wächst bei den Organisatoren<br />
der Verdacht, mit den Zeiten<br />
der Siegerin könne etwas<br />
nicht stimmen.<br />
Wolfgang Beck, Markus Ebner und Bernd Hummel beginnen<br />
zu ermitteln – und staunen am Ende nicht schlecht.<br />
„Dass bei solchen Läufen mal eine Zwischenzeit fehlt, ist<br />
nicht ungewöhnlich“, sagt Markus Ebner. 2015 organisierte<br />
er den Ulmer Einstein-Marathon mit seinen Kollegen immerhin<br />
schon zum elften Mal. Doch dass bei einer Läuferin<br />
gleich drei von insgesamt sechs Zeiten fehlen, ist schon ungewöhnlich.<br />
„Doch auch dafür kann es Erklärungen geben.<br />
Die Technik ist eben nicht unfehlbar“, ergänzt Bernd Hummel,<br />
der für die Strecke verantwortlich ist.<br />
Als Gabi S. (Name geändert) am 27. September 2015 mit<br />
einer Zeit von 3:10:41 Stunden ins Ziel einläuft, empfängt<br />
sie der Jubel der vielen Zuschauer auf dem Münsterplatz.<br />
Nach 30 Männern kommt sie als erste Frau durch den Zielkorridor.<br />
Doch schon bald tauchen Fragezeichen hinter ihrer<br />
Leistung auf. Die Mitarbeiter von „Abavent“, dem für die<br />
Zeitmessung zuständigen Unternehmen, bemerken, dass<br />
bei der 25-Jährigen Zwischenzeiten fehlen. Damit konfrontiert,<br />
versichert die Sportlerin, die ganze Strecke gelaufen<br />
zu sein. Dafür gibt es auch einen – scheinbaren – Beweis:<br />
Schließlich war der Begleitradler für die schnellste Frau an<br />
ihrer Seite durchs Ziel gekommen. Und dessen Aufgabe war<br />
es nun mal, stets bei der Führenden zu sein.<br />
„Es blieb das Misstrauen, doch gab es nichts Greifbares“,<br />
fasst Beck zusammen. Also wurde Gabi S. zur Siegerin erklärt<br />
– mit Pokal und Urkunde. „Der Begleitradler war inzwischen<br />
weg und für weitere Recherchen blieb in der Hektik<br />
des Marathons gar keine Zeit.“ Als die drei Organisatoren<br />
die Geschichte dann beim Abendessen nochmal Revue passieren<br />
lassen, kommt sie ihnen zunehmend komisch vor.<br />
Der Entschluss steht: „Morgen gehen wir der Sache auf den<br />
Grund. Und zwar zu allererst in einem Gespräch mit dem<br />
Radler.“ Denn, so die Gretchenfrage, auf die es an diesem<br />
Abend noch keine Antwort gibt: Konnte es sein, dass Gabi<br />
S. getrickst hatte, ohne dass es der Begleitradler merkte?<br />
Da sie mit einem Vorsprung von rund 13 Minuten vor der<br />
zweitplatzierten Frau und 18 Minuten vor der Dritten ins<br />
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