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Rettl & friends 2 | Frühjahr/Sommer 2012

Rettl 1868 Kilts & Fashion Kundenmagazin Ausgabe 2 Frühjahr/Sommer 2012

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Interview<br />

„Bad as me“<br />

Seinen letzten Drink nahm Tom Waits vor Jahrzehnten und<br />

seine Musik wird einfach nur verrückter und besser. Gerade<br />

veröffentlichte er sein 17. Album. Er geht in sein Stammlokal<br />

und redet mit uns über das Schreiben<br />

von Songs und das harte Leben.<br />

Info:<br />

www.badasme.com<br />

Wort: Tim Adams / The Observer / The Interview People<br />

Bild: picture-alliance / SCHROEWIG/CS / The Interview People<br />

Früher dachte ich, dass alle guten Aufnahmen<br />

um drei Uhr morgens gemacht werden“,<br />

erzählt mir Tom Waits mit seiner verschwörerischen,<br />

verzehrten und kratzenden Stimme,<br />

die für diese frühen Stunden immer noch wie<br />

geschaffen scheint. „Als ich anfing, wollte ich<br />

daher ins Studio, wenn die Bars dicht machten.<br />

Ich dachte einfach, das sei die Zeit, zu der alles<br />

Entscheidende passiert. Und ich schätze, dass es<br />

für mich eine ganze Weile auch funktioniert hat.<br />

Aber heute glaube ich nicht mehr so recht daran.<br />

Heute weiß ich, dass es mehr als nur eine Art<br />

gibt, sich an eine Herde Vieh heranzuschleichen<br />

….“<br />

Waits sitzt im Hinterzimmer einer Kneipe in der<br />

Nähe seiner Heimatstadt Santa Rosa, wo die industrialisierte<br />

Agrarlandschaft im Norden San<br />

Franziskos in Weinanbaugebiet übergeht. Wie er<br />

ist das Washoe House eine altehrwürdige und etwas<br />

verwitterte Institution. Seit Ulysses S Grant<br />

hier zu Gast war – und Berichten zufolge unbekleidet<br />

vom Balkon aus eine Rede hielt, nachdem<br />

er auf dem Weg nach oben eine amouröse<br />

Begegnung hatte – hat fast jeder Gast einen Dollarschein<br />

an die Decke gepinnt und es war noch<br />

nie jemand verzweifelt genug, um wieder einen<br />

herunterzuholen. Die Jukebox spielt Country.<br />

Wie ein Hund, der vor einem Feuer liegt, hat der<br />

stets wachsame Waits ein Ohr auf sie gerichtet.<br />

Immer mal wieder unterbricht er sich und grunzt<br />

einen Fetzen der ein oder anderen Cowboy-Melodie<br />

mit.<br />

Wir reden über sein neues Album „Bad As Me“,<br />

sein 17., und seine neue Angewohnheit, im Alter<br />

von 61 Jahren auf einmal früh morgens ins Studio<br />

zu gehen. „Heute will ich anfangen, bevor<br />

irgendjemand einen musikalischen Gedanken<br />

hatte”, sagt er. „Wenn du eine Platte aufnimmst,<br />

bist du derjenige, der sagt, wann es losgeht und<br />

wann gestoppt wird. Man muss aufpassen, dass<br />

die interessantesten Sachen nicht passieren,<br />

während das Band gerade nicht läuft. Ich versuche<br />

aufzupassen, was die Leute machen, wenn<br />

sie zur Tür reinkommen. Wenn sie nur herumblödeln,<br />

bevor wir anfangen, ist der erste Take<br />

möglicherweise der beste des ganzen Tages. Ich<br />

muss geduldig sein.“<br />

Da auf Bad As Me Legenden wie Keith<br />

Richards, der Bassist Flea (von den Red Hot<br />

Chili Peppers) und der hochbegabte Marc Ribot<br />

mitwirken, liegt es auf der Hand, warum Waits<br />

sich immer auf Trab hält. Bei einem Titel auf<br />

dem Album singt er mit Richards im Duett. „I‘m<br />

the last leaf on the tree“ krächzen sie sagenhaft<br />

im Einklang und man ist fast davon überzeugt,<br />

dass die Endzeit kurz bevorsteht.<br />

Fortsetzung auf Seite 104<br />

<strong>Rettl</strong> & <strong>friends</strong><br />

103

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