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Rettl & friends 2 | Frühjahr/Sommer 2012

Rettl 1868 Kilts & Fashion Kundenmagazin Ausgabe 2 Frühjahr/Sommer 2012

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Porträt<br />

Ein vollkommen<br />

transparentes Handwerk<br />

Über Alois Hechl-Kreuter könnte man viel erzählen. Muss man aber nicht, denn das<br />

Wichtigste verraten ohnehin seine Werke. Sie zeugen von der Leidenschaft eines<br />

Mannes für einen einzigartigen Werkstoff: GLAS.<br />

Info:<br />

Hechl Glas<br />

Ankershofengasse 4<br />

9500 Villach<br />

Tel: +43 (0)676 728 59 40<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mi und Fr: 10 - 12<br />

und 15 - 18 Uhr<br />

Sa: 10 - 12 Uhr<br />

22 <strong>Rettl</strong> & <strong>friends</strong><br />

Wort: Evelyn Rupperti, Bild: Georg Pflügl<br />

Wie gut, dass sich Alois Hechl schon in<br />

jungen Jahren für Glas erwärmte und sich<br />

an der Glasfachschule in Kramsach einschrieb,<br />

die er schließlich als „Glasbläser und Glasinstrumenteerzeuger“<br />

verließ. Noch besser, dass er<br />

den Weg von Innsbruck nach Villach fand, wo<br />

er zehn Jahre in Diensten von Kärntens größtem<br />

Mikrochiphersteller stand (und an einem Tag<br />

der Woche noch steht!) – denn auch in der Industrie<br />

werden Meister seines Fachs gebraucht.<br />

Wäre all dies nicht so gekommen, wäre Villachs<br />

Innenstadt um ein kleines, feines Geschäft<br />

ärmer – und viele Sammler und Ästheten um<br />

diese durchscheinenden Gefäße und Objekte,<br />

die stets den Anspruch des Kostbaren in sich<br />

tragen – und des Vergänglichen. Dabei sind die<br />

Gläser, Karaffen und Vasen durchaus beständig<br />

und keineswegs so zerbrechlich, wie sie erscheinen:<br />

Sie sind nämlich aus widerstandsfähigem<br />

Bor-Silikatglas und vertragen sogar einen flotten<br />

Waschgang in der Spülmaschine.<br />

Staboier:<br />

Tradition neu interpretiert<br />

Hechl-Kreuter pendelt zwischen Altstadt-Geschäft<br />

und Werkstätte in Seebach, wo er an den<br />

Aufträgen arbeitet. Die meisten seiner Kunden<br />

bestellen Glasserien, die im Laden edel präsentiert<br />

sind: Space heißen sie zum Beispiel und haben<br />

einen eleganten hohen Stiel, der auch mal als<br />

roter oder blauer Zickzack den wohlgeformten<br />

Weinkelch trägt. Oder die Gläser der Serie Charlie,<br />

die sich leicht beschwingt zur Seite neigen<br />

wie junge Weiden im Wind. Oder die Staboier,<br />

eine Serie mit dem historischen Hintergrund der<br />

Glashütte in Stockenboi. Dort wurde einst meisterliches<br />

Waldglas erzeugt, das an seinem ganz<br />

speziellen Faden-Dekor erkennbar war. Mit<br />

seinen modernen Staboiern knüpft der Meister<br />

im Design an Vergangenes an. Seine Technik<br />

aber ist eine neue, denn die Glasbläserei vor der<br />

Lampe ist eigentlich eine neue Berufssparte, die<br />

kaum älter als 40 Jahre ist. Hechl-Kreuter selbst<br />

war einer der ersten Meister dieses Fachs, das<br />

die 1.600 Grad Hitze der Feuerlampe nützt, um<br />

nur mit Händen und Lungenkraft Gestalt, Farbe<br />

und Dekor zu erschaffen – ganz ohne Formen.<br />

In einem speziellen Ofen wird das Glas dann<br />

spannungsfrei geglüht und so erst widerstandsfähig<br />

gemacht.<br />

Der Meister,<br />

der kein Künstler sein will<br />

Immer wieder arbeitet er mit Kugeln, der aus der<br />

natürlichen Urform des Tropfens entstandenen<br />

Lieblingsform des Meisters, und auch Duales<br />

hat es ihm angetan: Objekte z. B., die als Vase<br />

eine Blüte aufnehmen, aber auch einer Kerze<br />

formschönen Halt bieten. Oder ein Ensemble<br />

von gläsernen Kugeln, mit keinem geringeren<br />

Anspruch, als das Auge zu erfreuen – und das<br />

dann zur Lichtquelle mutiert. Oder, erst jüngst<br />

kreiert, das „Eier-Likör-Glas“, das sowohl als<br />

Eierbecher fungiert als auch als vollendetes<br />

Likör-Schleck-Glas.<br />

Sein Können gibt er bereitwillig weiter – seine<br />

Kurse sind gefragt und viele seiner Schüler<br />

kehren regelmäßig wieder. Denn das Glasblasen<br />

ist reine Übungssache, meint der Meister,<br />

keine Talentfrage. So weist er es auch weit<br />

von sich, ein Künstler zu sein. Auch wenn er<br />

schon etliche Ausstellungen gestaltet hat. Auch<br />

wenn seine Werke ausschauen wie Kunstwerke.<br />

Nur als Duo mit Alexander Samyi mutiert der<br />

Handwerker bereitwillig zum Künstler: Hechl-<br />

Kreuter & Samyi nennt sich dann das kreative<br />

Gespann, das gemeinsam Installationen entwirft<br />

und fertigt. Das jüngste Werk schmückt die Infineon-Empfangshalle<br />

als „wetterfühlige“ Wolke<br />

mit eingebautem Barometer, die die Hochs und<br />

Tiefs nicht nur des Wetters, sondern auch des<br />

(Geschäfts-)Lebens symbolisieren soll.<br />

Aber nein, allein ist Hechl-Kreuter kein Künstler.<br />

Nur ein „gestaltender“ Handwerker, der das<br />

Glas liebt und die Formen und Farben, und jemand,<br />

der mit Leidenschaft Gläsernes schafft.<br />

Und dabei wollen wir es belassen. Hauptsache,<br />

wir dürfen uns weiter an seinen Kreationen erfreuen<br />

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