10.03.2016 Aufrufe

Rettl & friends 2 | Frühjahr/Sommer 2012

Rettl 1868 Kilts & Fashion Kundenmagazin Ausgabe 2 Frühjahr/Sommer 2012

Rettl 1868 Kilts & Fashion Kundenmagazin Ausgabe 2 Frühjahr/Sommer 2012

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Kulinarik<br />

Den Kosmos<br />

im Glas<br />

Info:<br />

Georgium – Marcus Gruze<br />

Längseestraße 9,<br />

9313 St. Georgen/Längsee<br />

Tel: 04213/2239,<br />

office@weinvomlaengsee.co.at<br />

Pinot vom Längsee<br />

Nicht nur das Stift, auch den drei Hektar großen<br />

Weingarten auf einem Ausläufer des Wolschartwaldes<br />

über dem See hat man vom Standort<br />

vis-a-vis des Strandbades im Blick. Hier wächst<br />

der Pinot vom Längsee (Pinot Noir sowie Weißburgunder<br />

und Chardonnay, die eine Burgundercuvee<br />

ergeben). Bei Vollertrag sollen es rund<br />

15.000 Flaschen pro Jahr sein, die Gruze unter<br />

dem Markennamen „Georgium“ produziert.<br />

Wein, der beseelt ist von den Kräften der Natur,<br />

die der Winzer gemäß den Lehren Rudolf<br />

Steiners, des Begründers der Anthroposophie,<br />

zu nützen weiß. Da werden Pflanzenschutz-Tees<br />

aus Ackerschachtelhalm, Baldrian und Löwenzahn<br />

gebraut, Kuhhörner vergraben, Komposthaufen<br />

mit Pferde- und Hühnermist, Laub und<br />

Kräuterpräparaten, Ton, Humus u.a.m. angelegt,<br />

Vogelhäuschen und Ruhestangen für Raubvögel<br />

aufgestellt, da wird der Weingarten mit an<br />

die 30 verschiedenen, zusätzlichen Baum- und<br />

Blumenarten bestückt und auch sonst noch viel<br />

getan, um den natürlichen Kreislauf der Natur<br />

zu unterstützen. Chemie ist tabu – der Wein reift<br />

ohne Beigabe von Enzymen, Zucker, Säure,<br />

Holzchips, ohne Schwefel vor der Vergärung,<br />

ohne Filtrieren. Das hat seinen Preis (28 Euro<br />

pro Flasche ab Hof) – „Ausdruck von Wertschätzung“,<br />

wie Gruze erklärt.<br />

Von der Elbe nach Neuseeland<br />

Appetit auf den Weinbau hat der umtriebige<br />

Jungunternehmer am anderen Ende der Welt bekommen.<br />

Bis nach Neuseeland verschlug es ihn<br />

nämlich im Anschluss an seine Koch-Kellner-<br />

Lehre – nach Stationen vom heimatlichen Hotel<br />

Hochschober bis zu Josef Viehhausers Hamburger<br />

Gastronomietempel an der Elbchaussee.<br />

„Ich habe mich überall wohl gefühlt, aber nirgends<br />

verwurzelt.“ Zurück im „Längseestüberl“<br />

war der Entschluss zur Fachausbildung in der<br />

Weinbauschule Silberberg und zum Unternehmertum<br />

bereits gefasst. Das „Schaffen in der<br />

Natur“, das „Walten-Lassen“ war die Motivation,<br />

ein EU-Leader-Projekt die Starthilfe als<br />

er 2008 erstmals Reben auspflanzte und in drei<br />

Jahren aus dem, nach dem Unfalltod der Eltern<br />

verpachteten, Gasthaus einen Weinbaubetrieb<br />

machte. „Ich weiß, dass ich das Richtige mache“,<br />

sagt er heute überzeugt.<br />

Wein ist Leben<br />

Er ist Schöngeist, Naturmystiker, One-man-<br />

Show und will „den Menschen etwas mitgeben,<br />

nicht sie abspeisen“. Der Wirt, der ratlos<br />

anruft, weil jede Flasche Wein anders schmeckt<br />

und fragt: „Was mach ma da?“ ist bei ihm an<br />

der falschen Adresse. Der Bauer, der sich das<br />

pfluglose Bewirtschaften von Gruze abgeschaut<br />

hat und sich freut: „Jetzt sehe ich wieder<br />

Regenwürmer!“, ist da schon eher nach seinem<br />

Geschmack. Sinnvoll und sinnlich ist sein Zugang<br />

zu den Themen Genuss und Ernährung<br />

(„Wein ist Leben!“) – da trinkt er Wasser mit<br />

Erde vom Weinberg, um dem Geschmack im<br />

Wein nachzuspüren, da beobachtet er im <strong>Sommer</strong><br />

das Laub und schläft in der Nacht im Freien,<br />

um die Natur bewusst wahrzunehmen. „Die<br />

Erde atmet ein und aus“ oder „Der Komposthaufen<br />

verdaut“, sind bezeichnende Sätze für<br />

den Mann, der Entschleunigung, Nachhaltigkeit<br />

und Einfühlsamkeit zu seinem Lebensmotto<br />

gemacht hat. Kontakt und Kooperation zu<br />

Gleichgesinnten (wie zu biodynamischen Winzern<br />

aus der Steiermark) ist ihm dabei wichtig,<br />

sein Haus hält er für interessierte Besucher<br />

nicht nur bei Veranstaltungen („Kraut und Rüben“,<br />

„<strong>Sommer</strong>tisch“) offen – „Wenn die Türe<br />

offen ist, dann gehst rein!“ Und wer einmal von<br />

dieser Philosophie gekostet hat, der bleibt auch<br />

gerne länger.<br />

<strong>Rettl</strong> & <strong>friends</strong><br />

69

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!