Porträt Ein vollkommen transparentes Handwerk Über Alois Hechl-Kreuter könnte man viel erzählen. Muss man aber nicht, denn das Wichtigste verraten ohnehin seine Werke. Sie zeugen von der Leidenschaft eines Mannes für einen einzigartigen Werkstoff: GLAS. Info: Hechl Glas Ankershofengasse 4 9500 Villach Tel: +43 (0)676 728 59 40 Öffnungszeiten: Mi und Fr: 10 - 12 und 15 - 18 Uhr Sa: 10 - 12 Uhr 22 <strong>Rettl</strong> & <strong>friends</strong> Wort: Evelyn Rupperti, Bild: Georg Pflügl Wie gut, dass sich Alois Hechl schon in jungen Jahren für Glas erwärmte und sich an der Glasfachschule in Kramsach einschrieb, die er schließlich als „Glasbläser und Glasinstrumenteerzeuger“ verließ. Noch besser, dass er den Weg von Innsbruck nach Villach fand, wo er zehn Jahre in Diensten von Kärntens größtem Mikrochiphersteller stand (und an einem Tag der Woche noch steht!) – denn auch in der Industrie werden Meister seines Fachs gebraucht. Wäre all dies nicht so gekommen, wäre Villachs Innenstadt um ein kleines, feines Geschäft ärmer – und viele Sammler und Ästheten um diese durchscheinenden Gefäße und Objekte, die stets den Anspruch des Kostbaren in sich tragen – und des Vergänglichen. Dabei sind die Gläser, Karaffen und Vasen durchaus beständig und keineswegs so zerbrechlich, wie sie erscheinen: Sie sind nämlich aus widerstandsfähigem Bor-Silikatglas und vertragen sogar einen flotten Waschgang in der Spülmaschine. Staboier: Tradition neu interpretiert Hechl-Kreuter pendelt zwischen Altstadt-Geschäft und Werkstätte in Seebach, wo er an den Aufträgen arbeitet. Die meisten seiner Kunden bestellen Glasserien, die im Laden edel präsentiert sind: Space heißen sie zum Beispiel und haben einen eleganten hohen Stiel, der auch mal als roter oder blauer Zickzack den wohlgeformten Weinkelch trägt. Oder die Gläser der Serie Charlie, die sich leicht beschwingt zur Seite neigen wie junge Weiden im Wind. Oder die Staboier, eine Serie mit dem historischen Hintergrund der Glashütte in Stockenboi. Dort wurde einst meisterliches Waldglas erzeugt, das an seinem ganz speziellen Faden-Dekor erkennbar war. Mit seinen modernen Staboiern knüpft der Meister im Design an Vergangenes an. Seine Technik aber ist eine neue, denn die Glasbläserei vor der Lampe ist eigentlich eine neue Berufssparte, die kaum älter als 40 Jahre ist. Hechl-Kreuter selbst war einer der ersten Meister dieses Fachs, das die 1.600 Grad Hitze der Feuerlampe nützt, um nur mit Händen und Lungenkraft Gestalt, Farbe und Dekor zu erschaffen – ganz ohne Formen. In einem speziellen Ofen wird das Glas dann spannungsfrei geglüht und so erst widerstandsfähig gemacht. Der Meister, der kein Künstler sein will Immer wieder arbeitet er mit Kugeln, der aus der natürlichen Urform des Tropfens entstandenen Lieblingsform des Meisters, und auch Duales hat es ihm angetan: Objekte z. B., die als Vase eine Blüte aufnehmen, aber auch einer Kerze formschönen Halt bieten. Oder ein Ensemble von gläsernen Kugeln, mit keinem geringeren Anspruch, als das Auge zu erfreuen – und das dann zur Lichtquelle mutiert. Oder, erst jüngst kreiert, das „Eier-Likör-Glas“, das sowohl als Eierbecher fungiert als auch als vollendetes Likör-Schleck-Glas. Sein Können gibt er bereitwillig weiter – seine Kurse sind gefragt und viele seiner Schüler kehren regelmäßig wieder. Denn das Glasblasen ist reine Übungssache, meint der Meister, keine Talentfrage. So weist er es auch weit von sich, ein Künstler zu sein. Auch wenn er schon etliche Ausstellungen gestaltet hat. Auch wenn seine Werke ausschauen wie Kunstwerke. Nur als Duo mit Alexander Samyi mutiert der Handwerker bereitwillig zum Künstler: Hechl- Kreuter & Samyi nennt sich dann das kreative Gespann, das gemeinsam Installationen entwirft und fertigt. Das jüngste Werk schmückt die Infineon-Empfangshalle als „wetterfühlige“ Wolke mit eingebautem Barometer, die die Hochs und Tiefs nicht nur des Wetters, sondern auch des (Geschäfts-)Lebens symbolisieren soll. Aber nein, allein ist Hechl-Kreuter kein Künstler. Nur ein „gestaltender“ Handwerker, der das Glas liebt und die Formen und Farben, und jemand, der mit Leidenschaft Gläsernes schafft. Und dabei wollen wir es belassen. Hauptsache, wir dürfen uns weiter an seinen Kreationen erfreuen …
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