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Rettl & friends 2 | Frühjahr/Sommer 2012

Rettl 1868 Kilts & Fashion Kundenmagazin Ausgabe 2 Frühjahr/Sommer 2012

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Porträt<br />

Info:<br />

Gottfried Hudl,<br />

Gablern 18<br />

9141 Eberndorf<br />

Tel.:04236 2760<br />

Wunderwerk<br />

der Natur<br />

Wort: Philip Umlauft, Bild: Georg Pflügl<br />

Im ländlichen Gablern in der<br />

Nähe von Völkermarkt findet<br />

sich einer der neuzeitlichen<br />

Pioniere auf dem Gebiet der<br />

Hanf- und Leinfaserproduktion.<br />

Auf etwa 15 ha wird dort die<br />

alte Kulturpflanze seit 1995 von<br />

dem Bio-Landwirt Gottfried Hudl<br />

wieder kultiviert. Mittlerweile mit<br />

beachtlichem Erfolg.<br />

Hochwertige Öle, Parfüms, Lippenbalsam,<br />

Seife und mit Ausnahme des Hanfbiers<br />

garantiert Rauschfrei.<br />

54 <strong>Rettl</strong> & <strong>friends</strong><br />

Über Jahrhunderte wurde der Hanf unvoreingenommen<br />

kultiviert und seine vielfältigen<br />

Vorzüge genutzt. Ab den 1950er-Jahren wurde<br />

er dann propagandistisch verteufelt und verboten.<br />

Die Kunststoffe lösten dann die einzigartige<br />

Naturfaser ab, jedoch sind gewisse Eigenschaften<br />

bis heute unerreicht. Heutzutage erlebt die<br />

einst verteufelte Pflanze wieder einen wahren<br />

Aufschwung. Die Isolationseigenschaften, etwa<br />

des Hanfstrohs, sind so hervorragend, dass es für<br />

die Verwendung dieses Rohstoffes bereits Förderungen<br />

gibt. Man könnte fast eine 1000-jährige<br />

Garantie auf dieses Dämmmaterial geben,<br />

solange es nicht zu starker Feuchtigkeit ausgesetzt<br />

ist, erklärt der Experte Gottfried Hudl. Es<br />

wäre der perfekte Porozell-Ersatz. Bis heute gibt<br />

es keinen Fall, bei dem das Hanfstroh trotz sachgemäßer<br />

Ernte und Verarbeitung in den Wänden<br />

etwa von Insekten belagert wurde. Auch die<br />

Fähigkeit zur Klimatisierung des Gebäudes,<br />

also der Feuchtigkeitsaufnahme und Abgabe<br />

derselben, ist von synthetischen Materialien unerreicht.<br />

Noch heute werden etwa Seile für die<br />

Schifffahrt und Feuerwehrschläuche aus dieser<br />

robusten und extrem vielseitigen Faser hergestellt,<br />

weil Kunstfasern den extremen Belastungen<br />

im Einsatz nicht gleichwertig standhalten<br />

könnten. Solange die Faser wassergetränkt ist,<br />

lassen sich die Schläuche auch problemlos über<br />

Glut oder durch das Feuer verlegen, ohne dass<br />

sie Schaden nehmen – bis heute durch Kunststoff<br />

unerreicht.<br />

Seife und Parfüms<br />

Dieses unkrautartige Gewächs hat aber neben der<br />

Fasergewinnung noch weitere Qualitäten. Der<br />

Anteil des landläufig als Rauschgift bezeichneten<br />

THC (Tetrahydrocannabinol) ist bei den verwendeten<br />

Sorten derart gering, dass es zu Rauchund<br />

Rauschzwecken gänzlich ungeeignet ist.<br />

Viel interessanter jedoch sind andere Bestandteile,<br />

wie aus Samen gewonnenes Speiseöl und das<br />

ätherische Öl aus den Blütenständen. Aus den<br />

eiweißhaltigen Samen lässt sich nämlich eine<br />

Art Milch und daraus wiederum Käse gewinnen,<br />

der im Vergleich zu Tofu mehr Geschmack auf<br />

den Teller bringt und bei der Produktion gänzlich<br />

ohne Chemie auskommt. Bei Gottfried Hudl gibt<br />

es neben dem hochqualitativen Hanföl auch weitere<br />

Nebenprodukte. So werden aus dem Hanfsamenöl<br />

und den ätherischen Ölen, die mit etwa<br />

3000 Euro pro Liter zu den teuersten der Welt<br />

gehören, hochwertige Seifen, Kosmetikprodukte<br />

und Parfüms gewonnen.<br />

Omega-Fettsäuren<br />

Auf den Feldern des ambitionierten Landwirts<br />

gedeiht neben dem Hanf auch die Leinpflanze,<br />

deren Eigenschaften wohl als stärker toleriert<br />

bezeichnet werden können. Die Pflanze eignet<br />

sich wie der Hanf ebenso gut zur Faser-Erzeugung<br />

und ist gemeinhin besser als Flachs bekannt.<br />

Die hochwertigen Öle aus Hanf und Lein<br />

sind in der Geschichte der Gesundheitslehre<br />

häufig zu finden und erleben heutzutage einen<br />

wahren Aufschwung. So sind etwa die viel gepriesenen<br />

Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren<br />

sowie besonders die kostbare Gamma Linolensäure<br />

(GLA) in noch viel höherer Konzentration<br />

darin zu finden, als in vielen von der Bio-Industrie<br />

vermarkteten Produkten. Letztere wird bei<br />

Hautkrankheiten eingesetzt und wirkt bei Frauen<br />

hormonregulierend.<br />

Hanfseide<br />

Neben der Verwendung in der Baubranche werden<br />

Teile der hochwertigeren Fasern von dünge-<br />

und spritzmittelfreiem Hanf und Lein wieder<br />

vermehrt in der Bekleidungsindustrie nachgefragt.<br />

Die Hanfpflanze verträgt ohnehin keine<br />

Spritzmittel. Nicht zuletzt auch wegen der stetig<br />

steigenden Preise der Baumwolle stellt dieses<br />

Naturprodukt eine interessante Alternative zur<br />

Herstellung von Bekleidung dar. So fanden diese<br />

Fasern auch Einzug in der neuen Kollektion<br />

von Thomas <strong>Rettl</strong>. Eine eigene Hanfseidenlinie<br />

zeigt, was mit derartigen einfach zu kultivierenden<br />

Faserpflanzen möglich ist. Dabei wird die<br />

Hanffaser gemeinsam mit Seidenfasern versponnen<br />

und verarbeitet. Aufgrund der mannigfaltigen<br />

Einsatzmöglichkeiten dieser Gewächse<br />

sollte das dem Hanf zu Unrecht angehaftete<br />

negative Image vielleicht doch etwas überdacht<br />

werden.

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