Nicaragua Sommer 2010 - Jinotega
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„Necesitas el cogedor?“ - Kommunikation in <strong>Nicaragua</strong><br />
„Necesitas el cogedor?“, fragt mich Julio.<br />
Cogedor? Cogedor?<br />
Wie war das noch mal, wenn man etwas nicht<br />
versteht? Einfach lächeln und nicken.<br />
Und schwups habe ich eine Schaufel in der<br />
Hand.<br />
Was lernt man daraus? Cogedor significa<br />
(bedeutet) Schaufel und wird als neues Wort<br />
abgespeichert.<br />
Zwei Minuten später: „Necesito el cojedor.“<br />
Ich verstehe diesmal sofort und gebe Julio die<br />
Schaufel.<br />
Beispiele wie diese gab es zahlreiche bei unserer<br />
Reise nach <strong>Nicaragua</strong>, denn schließlich waren<br />
die allermeisten von uns kaum bewandert im<br />
Spanischen und beherrschten zum Großteil nur<br />
die gängigen Höflichkeitsfloskeln.<br />
Unsere nicaraguanischen Freunde auf der anderen<br />
Seite beherrschten kaum Englisch und erst<br />
recht kein Deutsch, so dass andere Wege der<br />
Kommunikation gefunden werden mussten.<br />
Doch wenn Kommunikation so einfach ist,<br />
wofür brauchten wir dann noch Spanisch?<br />
Kommuniziert wurde von dem Großteil von uns<br />
mit Mimik und Gestik, und das meist ziemlich<br />
erfolgreich, denn oftmals reichte schließlich ein<br />
Lächeln, um beispielsweise „nett von dir“ zu<br />
sagen, wenn einem das davor gesagte „gracias“<br />
nicht reichte.<br />
Aber ob es nun um Schaufeln ging oder ums<br />
Essen, blieb doch die Tatsache, dass es nicht<br />
unbedingt um die richtigen Worte oder die<br />
richtige Grammatik ging. Vielmehr beruhte die<br />
Kommunikation auf einer von beiden Seiten<br />
kommenden Offenheit und Herzlichkeit.<br />
18<br />
Kommuniziert werden musste normalerweise<br />
den ganzen Tag, denn wir begannen die Arbeit<br />
gemeinsam mit unseren nicaraguanischen<br />
Freunden, aßen dann zusammen zu Mittag und<br />
arbeiteten anschließend weiter, sodass man<br />
früher oder später darauf angewiesen war,<br />
miteinander in Kontakt zu kommen.<br />
Hierbei taten sich anfangs beide Seiten schwer,<br />
denn schließlich kam man aus unterschiedlichen<br />
Kulturen und die Angst unsererseits<br />
nicht gut genug Spanisch zu sprechen hemmte.<br />
Auf der anderen Seite jedoch waren auch die<br />
meisten Nicas schüchtern, wenn es darum ging<br />
mit uns ins Gespräch zu kommen.<br />
So bestanden die ersten Annährungsversuche<br />
lediglich aus Zulächeln und Kopfnicken und<br />
einem gelegentlichen „si“ oder „gracias“.<br />
Nur einige Mutige von uns trauten sich, ganze<br />
Dialoge von sich aus zu beginnen.<br />
Mit den kleineren Kindern, die nicht zu<br />
unserer Gruppe gehörten, verlief dagegen die<br />
Kommunikation erstaunlich gut.<br />
Da sie direkt und mit ihrer kindlichen Art auf<br />
uns zukamen, waren unsere Hemmungen kleiner<br />
als bei den älteren, die ebenso schüchtern<br />
waren wie wir.<br />
Doch spätestens nach unseren ersten gemeinsamen<br />
Arbeitstagen brach auch in unserer<br />
Gruppe bei vielen das Eis und so wurden an die<br />
„si“s und „gracias“s zaghaft weitere Fragen<br />
und Sätze angeknüpft. Mit der Zeit entstanden<br />
richtige Gespräche und wenn dem Einen oder<br />
Anderen irgendwann der Gesprächsstoff ausging,<br />
konnte man immer noch lächeln.<br />
Doch außerhalb der Alltagsgespräche verlief<br />
Anfangs noch schüchtern ... ...vermischten sich die Gruppen schon bald.