Nicaragua Sommer 2010 - Jinotega
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Das Schulsystem in <strong>Nicaragua</strong><br />
Anknüpfend an das Berichtsheft aus dem Jahr<br />
2004 möchten wir neben neuen Eindrücken<br />
und Informationen nur einige Aspekte vertiefen<br />
oder aufgreifen.<br />
Das Bildungswesen <strong>Nicaragua</strong>s weist einige<br />
Probleme auf.<br />
Mit der Machtübernahme der FSLN am 10.<br />
Januar 2007 nahm der Staat die nach 1990 in<br />
private Hände gelegte Schulautonomie zurück.<br />
Die Einschulungsgebühr wurde verboten und<br />
die Uniformpflicht abgeschafft. Der Besuch<br />
öffentlicher Schulen wurde also wieder kostenlos.<br />
Diese Maßnahmen erhielten im ganzen<br />
Land viel Zuspruch, da sie mehr Kindern den<br />
Schulbesuch ermöglichten. Die wie zu erwarten<br />
höhere Einschulungsrate führte an vielen<br />
Schulen jedoch zu erheblichen zusätzlichen<br />
Raumproblemen, da die nötige Infrastruktur<br />
für die größere Schülerzahl erst noch geschaffen<br />
werden muss. Zudem muss der Staat nun<br />
Ausgaben übernehmen, die vorher von den<br />
Familien getragen wurden. Im Haushalt des<br />
Bildungsministeriums sind dafür allerdings nur<br />
7,8 Millionen US- Dollar vorgesehen.<br />
Das nicaraguanische Schulsystem gliedert sich<br />
in die Vorschule (Preescolar), die sechsjährige<br />
Grundschule (Primaria) und eine fünfjährige<br />
Sekundarstufenschule (Secundaría), die zum<br />
Abitur führt. Neun Schulbesuchsjahre berechtigen<br />
zu einer Reihe staatlich anerkannter<br />
Ausbildungen, zum Beispiel an handwerklich<br />
oder kaufmännisch orientierten Schulen. In<br />
ländlichen Gebieten werden wegen der geringen<br />
Schülerzahl häufig Kinder verschiedener<br />
Jahrgangsstufen in so genannten „Multigrados“<br />
unterrichtet.<br />
Auf dem Land sind die Abstände zwischen<br />
Christoph im Stuhlkreis<br />
32<br />
den Dörfern und den Schulen oft so groß, dass<br />
Schüler Fußwege von über drei Stunden auf<br />
sich nehmen müssen. Fahrtkosten zu bezahlen<br />
- sofern es überhaupt Busse gibt - fällt den<br />
meisten Familien sehr schwer, da sie einfach<br />
nicht genug Geld zur Verfügung haben. Hier<br />
gibt es ganz klar einen Widerspruch: Der Staat<br />
verspricht „kostenfreie“ Bildung, doch ist der<br />
Zugang zur Schule nicht für alle garantiert.<br />
Da in <strong>Nicaragua</strong> Lehrermangel herrscht,<br />
werden auch Lehrer ohne die notwendigen<br />
Qualifikationen eingestellt. Einige Menschen<br />
haben trotz fehlender Bildung den Beruf<br />
gewählt, um ihre Arbeitslosigkeit zu überbrücken.<br />
Somit haben manche in ihrer<br />
Unterrichtsweise wenig Abwechslung der<br />
Lehrmethoden und können kein fundiertes<br />
Wissen vermitteln. Desweiteren sind durch den<br />
Lehrermangel die Klassen viel zu groß, was<br />
den Lernerfolg weiter einschränkt. Auch haben<br />
etwa 40% der Schüler die Altersgrenze für die<br />
jeweilige Klasse überschritten, was daran liegt,<br />
dass manche erst spät zur Schule gehen können,<br />
aufgrund Geldmangels ein oder mehrere<br />
Jahre aussetzen müssen oder einfach die Klasse<br />
wiederholen müssen.<br />
Wir haben sowohl in <strong>Jinotega</strong> als auch auf der<br />
Fundadora die Schule besucht und konnten uns<br />
selber einen Eindruck verschaffen.<br />
In <strong>Jinotega</strong> haben wir das „Instituto Nacional<br />
Augusto Cesar Sandino“ besucht. Dort wurden<br />
wir freundlich empfangen und haben<br />
die Lehrer der Tag- und Nachtschicht kennen<br />
gelernt. Da die Schule sehr viele Schüler hat<br />
und die Kapazität der Räume nicht ausreicht<br />
um alle gleichzeitig zu unterrichten, werden<br />
Im Klassenraum