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leo 0416

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Und auch die andere, selbst wenn ich<br />

dort die amerikanische Highschool<br />

besucht habe und es in Frankfurt eine<br />

riesige US-Community gab. Wobei ich<br />

diese Situation natürlich auf keinen<br />

Fall mit den Erfahrungen vergleichen<br />

will, die homosexuelle Menschen<br />

häufig machen. Und deren Sache lag<br />

mir immer sehr am Herzen.<br />

WEIL ...<br />

Weil ich 1983 nach dem College nach<br />

New York kam und dort zur Schauspielschule<br />

ging. Da gab es dann doch<br />

sehr viel mehr Spielarten zu erleben<br />

als bloß Heterosexualität. Und es war<br />

die Zeit, in der Aids sich auszubreiten<br />

begann. Ich erinnere mich noch, wie<br />

ein Kommilitone aus dem Urlaub in<br />

Mexiko wiederkam und danach die<br />

Gerüchte die Runde machten: Jeffrey<br />

hat sich mit der mexikanischen Grippe<br />

angesteckt und ist schwer krank.<br />

So nannte man das damals, Grippe.<br />

Oder Schwulen-Krebs! Zwei Wochen<br />

später jedenfalls war dieser junge<br />

Mann tot und er blieb nicht der Einzige.<br />

Diese Erfahrungen haben mich<br />

ganz selbstverständlich zur Aktivistin<br />

werden lassen. Anders konnte ich auf<br />

die Diskriminierung und Ausgrenzung<br />

nicht reagieren, die ich mitansehen<br />

musste.<br />

FÜR IHRE FILMPARTNERIN ELLEN<br />

PAGE WAR ES AUCH HEUTZUTAGE<br />

NOCH KEIN KINDERSPIEL, OFFEN<br />

ZU IHRER HOMOSEXUALITÄT ZU<br />

STEHEN. HABEN SIE DARÜBER<br />

GESPROCHEN?<br />

Selbstverständlich, und ich fand es<br />

unglaublich erhellend und bewegend,<br />

aus ihrem Mund darüber zu hören.<br />

Damals an der Schauspielschule<br />

in New York gingen in den Achtzigern<br />

alle meine schwulen Freunde<br />

ganz selbstverständlich damit<br />

um. Zumindest an der Uni und im<br />

Freundeskreis. Deswegen habe ich<br />

nie sonderlich viel darüber nachgedacht,<br />

wie es sich wohl anfühlt,<br />

„im Schrank“ zu sein und sich nach<br />

außen selbst zu verleugnen. Ellen hat<br />

das alles am eigenen Leib durchgemacht<br />

und war unglaublich offen mir<br />

gegenüber, was ich ihr gar nicht hoch<br />

genug anrechnen kann. Mich hat das<br />

sehr berührt, denn im Grunde wurde<br />

mir erst durch sie wirklich bewusst,<br />

welchen Schmerz es bedeutet, nicht<br />

öffentlich zu seiner Identität stehen<br />

zu können.<br />

WO WIR GERADE SCHON BEIM<br />

TRAURIGEN THEMA STERBEN<br />

WAREN: IHRE FIGUR IN „FREEHELD“<br />

IST STERBENSKRANK. WIE SEHR<br />

NIMMT SIE EINE SOLCHE ROLLE<br />

WÄHREND DES DREHS MIT?<br />

Das hält sich in Grenzen. Wenn ich<br />

nach Hause komme, lasse ich die<br />

Rolle vor der Tür. Ich weiß, dass<br />

manche Kollegen sich damit schwertun,<br />

ihre eigene Person von der<br />

Arbeit getrennt zu halten. Aber ich<br />

kann mit dieser „Sprecht mich nicht<br />

an, ich bin Schauspieler und stecke<br />

gerade mit Haut und Haar in meiner<br />

Figur“-Attitüde nicht viel anfangen.<br />

Das ginge auch gar nicht, schließlich<br />

habe ich eine Verantwortung meiner<br />

Familie gegenüber. Meine Arbeit ist<br />

meine Arbeit, aber mein Mann hat<br />

eben auch seine Arbeit und meine<br />

Kinder machen ebenfalls ihr eigenes<br />

Ding. Das ist alles genauso wichtig<br />

wie mein Job, deswegen würde es<br />

mir nicht zustehen, mich da zu<br />

wichtig zu nehmen. Wenn zu Hause<br />

ein Berg Wäsche wartet und das<br />

nächste Fußballtraining ansteht,<br />

legt man den Arbeitsstress automatisch<br />

von einem Moment auf den<br />

nächsten ab.<br />

EIN JAHR VOR „FREEHELD“ SPIEL-<br />

TEN SIE IN „STILL ALICE“ AUCH<br />

SCHON EINE SCHWER KRANKE FRAU.<br />

DAFÜR GEWANNEN SIE ERSTMALS<br />

DEN OSCAR. WAS HAT IHNEN DAS<br />

BEDEUTET?<br />

Das war einfach eine ganz wunderbare<br />

Erfahrung. Die reinste Freude.<br />

Die Oscars haben ja nun einmal einen<br />

großen kulturellen Einfluss, das kann<br />

man nicht anders sagen. Schon in<br />

meiner Kindheit habe ich die Verleihung<br />

immer im Fernsehen gesehen.<br />

Aber natürlich geht man nicht unbedingt<br />

davon aus, dass man selbst<br />

einmal dort auf der Bühne steht und<br />

diesen Preis entgegennimmt. Dass es<br />

dann doch einmal so weit war und ich<br />

meinen Mann an meiner Seite hatte,<br />

habe ich sehr genossen. Es ist ein<br />

schönes Gefühl zu wissen, dass so<br />

viele Menschen in der Academy für<br />

mich gestimmt haben.<br />

WO BEWAHREN SIE DEN OSCAR<br />

DENN AUF?<br />

Ach, ganz unglamourös in meinem<br />

Büro. Direkt neben meiner Goldenen<br />

Palme, die ich in Cannes gewonnen<br />

habe. Ich staune immer, wenn<br />

einige Kollegen so tun, als sei ihnen<br />

der Preis so unwichtig, dass sie ihn<br />

praktisch gleich in die Mülltonne<br />

geschmissen hätten. Davon kann bei<br />

mir keine Rede sein.<br />

•Interview: Jonathan Fink<br />

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