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OCEAN7 2012-01

Wunderland Türkei - eine ganz besondere Küste und außergewöhnlich gastfreundliche Menschen machen einen Segeltörn in diesem Revier zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Wunderland Türkei - eine ganz besondere Küste und außergewöhnlich gastfreundliche Menschen machen einen Segeltörn in diesem Revier zu einem unvergesslichen Erlebnis.

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3<br />

das Ausflugsboot mit verbalen Nettigkeiten ein und werden<br />

von fröhlichen Asiaten dabei gefilmt, wie wir der Brücke den<br />

Vogel zeigen. Fünfzig Meter rechts von uns tobt der Straßenverkehr.<br />

Die Menschen hetzen in die Arbeit, den plärrenden<br />

Muezzin nimmt kaum einer zur Kenntnis. Wir winken zwei<br />

kichernden Mädchen zu, beschließen eine weitere Runde Kaffee<br />

einzuläuten und vertiefen uns in die Fachliteratur. Das was<br />

wir suchen, sollte diesmal einfach zu finden, denn im Unterschied<br />

zu den bisherigen Landgängen in der Türkei hat Istanbul<br />

tatsächlich eine Hafenmeisterei. Laut Handbuch ist diese<br />

nicht zu übersehen, aber blöderweise am Goldenen Horn und<br />

somit im absoluten Zentrum der 13 Millionen Metropole<br />

platziert. Wir finden zwar das Gebäude, aber keinen Liegeplatz,<br />

also verschieben wir das Einklarieren auf bessere Zeiten. Vier<br />

Stunden später kehren wir auf der Rückbank von Achmeds Fiat<br />

wieder zum Horn zurück. In der Hafenmeisterei untersucht<br />

uns ein Arzt, wir füllen zwei Fragebögen aus und bekommen<br />

nach der geglückten Gesundenuntersuchung den ersten von<br />

insgesamt vier Stempeln in unsere Papiere geknallt. Den Hafenkapitän<br />

finden wir ganz offensichtlich wo anders, vom Zollamt<br />

und der Wasserpolizei fehlt ebenfalls jede Spur. Und spätestens<br />

jetzt wird klar, dass das Einklarieren in diesen Breiten<br />

komplexer und nervenaufreibender ist, als die Weinachtseinkäufe<br />

auf der Mariahilferstraße. Und das mag was heißen.<br />

Elfe mit Pelz. Knapp zweitausend Donaukilometer, der<br />

Höllenritt über das Schwarze Meer und insgesamt fünf Wochen<br />

auf vier Quadratmetern spartanisch eingerichteter Wohnfläche<br />

hinterlassen zwangsläufig Spuren. Die Oberschenkelmuskulatur<br />

hat sich verdünnisiert, der restliche Körper ist geschunden,<br />

die Haut furztrocken und rissig. Die Barthaare hängen in den<br />

Mund, die Wollmütze klebt am Kopf, alles juckt und alles ist<br />

bestens. Wir sind auf Grund des bisher Erlebten und der Tatsache<br />

wirklich mit unserer Nussschale in Istanbul gestrandet<br />

zu sein mit Glückshormonen derart voll gepumpt, dass uns<br />

nichts und niemand in die Suppe spucken kann.<br />

Blöderweise ist die Ataköy Marina die einzige Möglichkeit dem<br />

Zentrum einigermaßen nahe zu bleiben. Also blättern wir in<br />

einem aus Edelholz geschnitzten Sekretariat stolze 60 Euro<br />

Mooringgebühr auf den Tresen und bekommen vom näselnden<br />

Krawattenträger zu hören, dass die Einklarierungsformalitäten<br />

nur mit Hilfe einer Agentur zu schaffen sind und zumindest<br />

600 Euro kosten. Beides Informationen, die uns an den Rand<br />

der Selbstbeherrschung bugsieren und uns fassungslos den Hut<br />

nehmen lassen. In der benachbarten<br />

Agentur treffen<br />

wir auf einen Mann<br />

der englisch versteht aber<br />

nur türkisch spricht. Wir sind<br />

kurz davor Amok zu laufen, da<br />

spaziert die gute Fee, mit üppiger<br />

Brustbehaarung und dicker Havanna<br />

zwischen den Lippen, bei der<br />

1 besser geht nicht. Zwischen blau und blau.<br />

2 landgang. Zivilisierte Abwechslung.<br />

3 istanbul. Gewaltig, wunderschön, bekömmlich<br />

anders.<br />

4 mitten im leben. Mensch im Glück.<br />

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