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lass fallen anker - Blätter der Deutschen Seemannsmission

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Bericht | Von Stationen und Personen<br />

Rostock 1991 - 2016: support of seafarers‘ dignity<br />

WOHLFAHRT IST NOT<br />

25 Jahre Einsatz für soziale Gerechtigkeit für Seeleute<br />

Von Peter Geitmann, Fachgruppenleiter Seefahrt ver.di<br />

Seemannsdiakon Folkert J. Janssen, DSM Rostock e.V.<br />

Interessenswahrnehmung für Seeleute durch entsprechende Netzwerke<br />

hat sich als nützlich und zielführend erwiesen und ist weiterhin erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Als Partnerin <strong>der</strong> Wohlfahrt <strong>der</strong> Seeleute<br />

wirkt die Deutsche <strong>Seemannsmission</strong> Rostock e.V. seit Bestehen und<br />

wird sich in diesem Sinne durch ihre Mitarbeiter/innen weiterhin einbringen.<br />

Mit dem Zusammenbruch <strong>der</strong> Ökonomie<br />

auf dem Gebiet <strong>der</strong> ehemaligen DDR vollzogen<br />

sich erhebliche volkswirtschaftliche und<br />

soziale Strukturverän<strong>der</strong>ungen bis hin in die<br />

maritime Wirtschaft. Die damalige Deutsche<br />

Seeree<strong>der</strong>ei Rostock (DSR) und die gesamte<br />

Hafenwirtschaft entlang <strong>der</strong> Küste <strong>der</strong> ehemaligen<br />

DDR waren von den Auswirkungen<br />

nicht ausgenommen.<br />

Die Umstellung auf die soziale Marktwirtschaft<br />

(vor allem nach Vorgaben <strong>der</strong> Treuhandgesellschaft)<br />

hatte für die DSR einschneidende<br />

Konsequenzen: Die Flotte wurde drastisch<br />

reduziert. Eine Vielzahl von Seeleuten und<br />

Mitarbeiter/innen an Land verloren durch den<br />

damit verbundenen Personalabbau ihre Arbeit.<br />

Der Personalabbau verän<strong>der</strong>te die Organisation<br />

und den Ablauf des allgemeinen Schiffsbetriebes<br />

- und ebenso das soziale Leben an<br />

Bord. Neu war auch <strong>der</strong> Einsatz von Seeleuten<br />

aus dem Ausland. Die nunmehr internationale<br />

Besatzungsstruktur prägte das Leben und<br />

Arbeiten an Bord neu. Nicht zuletzt sah die<br />

Ree<strong>der</strong>schaft die beschriebenen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

und Anpassungen an internationale Bedingungen<br />

als erfor<strong>der</strong>lich an, um den Fortbestand<br />

<strong>der</strong> Ree<strong>der</strong>eien in Deutschland zu sichern.<br />

Nach <strong>der</strong> Vereinigung <strong>der</strong> beiden deutschen<br />

Staaten engagierten sich in Rostock verschiedene<br />

Organisationen <strong>der</strong> Wohlfahrt für Seeleute.<br />

Zu Beginn sind dabei die Schifffahrtsabteilung<br />

<strong>der</strong> damaligen ÖTV (heute ver.di)<br />

und <strong>der</strong> Verein <strong>der</strong> Seemannsfrauen Ostsee<br />

e.V. zu nennen. Wesentlich waren diese damit<br />

befasst, soziale Voraussetzungen für die DSR<br />

Seeleute zu schaffen - beispielsweise gleiche<br />

Heuern und gleiche Leistungsansprüche aus<br />

<strong>der</strong> Seemannskasse.<br />

Im Zuge dieses Prozesses initiierte die Deutsche<br />

<strong>Seemannsmission</strong> Rostock e.V. den<br />

Arbeitskreis Seeschifffahrt in Mecklenburg-<br />

Vorpommern. Zweck dieses überbetrieblichen<br />

Bündnisses war es u.a. Seeleuten an Land eine<br />

Stimme zu verleihen und gebündelt <strong>der</strong>en Interessen<br />

zu vertreten, wobei davon die Tarifgemeinschaften<br />

in <strong>der</strong> bundesdeutschen Seeschifffahrt<br />

nicht berührt waren.<br />

Mitglie<strong>der</strong> dieses Gremiums waren Vertreter/innen<br />

• des Vereins <strong>der</strong> Kapitäne und<br />

Schiffsoffiziere Rostock (VdKS),<br />

• des Vereins <strong>der</strong> Schiffsingenieure Rostock,<br />

• <strong>der</strong> lokalen Schifffahrtsabteilungen von<br />

ÖTV und DAG,<br />

• <strong>der</strong> Verein <strong>der</strong> Seemannsfrauen Ostsee<br />

e.V.,<br />

• <strong>der</strong> Lotsenbrü<strong>der</strong>schaft Wismar-Rostock-<br />

Stralsund,<br />

• <strong>der</strong> Fachhochschule Wismar Fachbereich<br />

Seefahrt in Rostock-Warnemünde mit<br />

Vertretern des Fachschaftsrates <strong>der</strong><br />

Studierenden,<br />

• des Aus- und Fortbildungszentrum Rostock<br />

(Schulischer Ausbildungsort für<br />

Schiffsmechaniker/innen),<br />

• des Nautischen Vereins Rostock und<br />

• <strong>der</strong> Nautischen Kameradschaft Rostock,<br />

• <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Seemannsmission</strong> Rostock e. V.<br />

Geleitet wurde <strong>der</strong> Arbeitskreis zunächst<br />

durch die Deutsche <strong>Seemannsmission</strong> Rostock<br />

e.V. Im Weiteren stand Kpt. Rudolf Lehmann<br />

vom VdKS Rostock vor. Er etablierte den<br />

Arbeitskreis als kompetenten Gesprächspartner<br />

in <strong>der</strong> maritimen Öffentlichkeit Rostocks<br />

und <strong>der</strong> damit befassten Politik. Dieses Bündnis<br />

betrieb Lobbyarbeit im positivstem Sinn<br />

für die Seeleute und trug mit dazu bei, die<br />

sozialen Standards für die Seeleute aus <strong>der</strong><br />

Region bereits 1996 weitestgehend angeglichen<br />

zu haben.<br />

Ein weiterer wichtiger Effekt des Arbeitskreises<br />

war, dass die Verbindung <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />

untereinan<strong>der</strong> ein tragfähiges Netzwerk zur<br />

Wohlfahrt von Seeleuten bildete. Letztlich<br />

war <strong>der</strong> Fortbestand des Bündnisses im Lauf<br />

MLC<br />

2006<br />

<strong>der</strong> Jahre nicht mehr erfor<strong>der</strong>lich. Nun waren<br />

Strukturen vorhanden, welche die Wohlfahrt<br />

für die Seeleute unserer Region weiter absicherten<br />

und fortentwickelten. Diese Verbindungen<br />

im Netzwerk machten wirksame Einzelfallhilfen<br />

möglich. Darüber hinaus hatten die Beteiligten<br />

in diesem Netzwerk auch globale Fragen<br />

<strong>der</strong> maritimen Wohlfahrt im Blick, um Antworten<br />

darauf vor Ort umzusetzen.<br />

Aktuell bezieht sich eben dieses Engagement<br />

auf den Grundrechtekatalog für Seeleute aus<br />

aller Welt.<br />

Das Internationale Seearbeitsübereinkommen<br />

(MLC 2006) wurde im August 2013 durch die<br />

internationale Arbeitsorganisation (ILO) als<br />

eine Unterorganisation <strong>der</strong> UNO international<br />

in Kraft gesetzt. Der Deutsche Bundestag<br />

ratifizierte das internationale Seearbeitsübereinkommen<br />

und ersetzte mit <strong>der</strong> Ratifizierung<br />

das Seemannsgesetz.<br />

Angewendet wird das Internationale Seearbeitsübereinkommen<br />

in deutschen Häfen und<br />

auf allen Schiffen unter deutscher Flagge seit<br />

August 2014. In den deutschen Häfen wird<br />

die Kontrolle durch die Berufsgenossenschaft<br />

Verkehr im Rahmen <strong>der</strong> Hafenstaatskontrolle<br />

durchgeführt.<br />

Auch in <strong>der</strong> Situation mit dem neuen internationalen<br />

Arbeitsrecht für Seeleute übernahm<br />

<strong>der</strong> DSM Rostock e.V. eine wichtige Rolle und<br />

initiierte ein Gesprächsforum. Das Forum begleitet<br />

den Prozess <strong>der</strong> Umsetzung des Internationalen<br />

Seearbeitsübereinkommens vor<br />

Ort, sammelt Erfahrungen, wertet diese aus<br />

und berät Folgerungen*.<br />

Mitglie<strong>der</strong> des Forums sind:<br />

• BG Verkehr<br />

• ITF Rostock<br />

• ver.di Rostock<br />

• Wasserschutzpolizei Rostock<br />

• Hafenhygienischer Dienst<br />

• Hafenärztlicher Dienst<br />

• Hafen- und Seemannsamt Rostock<br />

• DSM Rostock e.V.<br />

•<br />

*Anmerkung <strong>der</strong> Redaktion: Wie Seemannsdiakon<br />

Folkert J. Janssen im Zusammenhang<br />

mit <strong>der</strong> DSM-Mitglie<strong>der</strong>versammlung am 31.<br />

Januar 2016 mitteilte, sieht die Convention die<br />

Gründung eines so genannten „Port Welfare<br />

Committees“ vor. Nun soll die Begleitgruppe<br />

in den nach Seearbeitsgesetz § 119, Abs. 4 vorgesehenen<br />

Sozialbeirat umgewandelt werden.<br />

10 • <strong>lass</strong> <strong>fallen</strong> <strong>anker</strong> 1/2016

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