25.04.2016 Aufrufe

lass fallen anker - Blätter der Deutschen Seemannsmission

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Gott und die Welt<br />

Nach dem Lärm <strong>der</strong> Maschinenräume Räume <strong>der</strong> Stille finden<br />

Trost erfahren und durchatmen<br />

Von Ulrich Lilie, Präsident <strong>der</strong> Diakonie Deutschland, Berlin<br />

Vielleicht haben Sie auch schon die Erfahrung<br />

gemacht, dass das gut gemeinte „Kopf<br />

hoch, das wird schon wie<strong>der</strong>“ nicht wirklich<br />

froh stimmt, son<strong>der</strong>n eher einen schalen Geschmack<br />

des Nicht – Ernst – Genommen –<br />

Werdens hinterlässt. Wenn Sie schon einmal<br />

einen „Trostpreis“ o<strong>der</strong> ein „Trostpflaster“<br />

ergattert haben, wissen Sie, wie heikel sich<br />

unsere Erfahrungen mit dem Trösten anfühlen<br />

können. Alles, was über wirklich erlebte Trauer<br />

und Trostlosigkeit hinweg nur vertrösten soll,<br />

ist eben kein wirklicher Trost. Das vorschnelle<br />

„ Kopf Hoch!“ nicht, das schnelle Bonbon<br />

nicht, und das dritte Bier auch nicht.<br />

Der echte, sich zuwendende Trost einer guten<br />

Mutter o<strong>der</strong> eines guten Vaters zeichnet<br />

sich dadurch aus, dass er den Schmerz o<strong>der</strong><br />

den Verlust mit <strong>der</strong> trauernden Tochter und<br />

dem untröstlichen Sohn zusammen aushält.<br />

Wer trösten möchte, möchte nicht vertrösten.<br />

Trost verspricht nicht vorschnell das Ende des<br />

Schmerzes. Trost kann gerade darin bestehen,<br />

den Schmerz o<strong>der</strong> die gefühlte Ohnmacht ernst<br />

zu nehmen. So kann er die Getrösteten befähigen,<br />

sich <strong>der</strong> Realität nicht zu entziehen,<br />

son<strong>der</strong>n in und mit ihr zu leben.<br />

Solchen Trost verheißt <strong>der</strong> Prophet Jesaja.<br />

Dem Volk Israel sagt er in <strong>der</strong> Not nicht jenes<br />

vielbesagte Lichtlein zu, das immer dann von<br />

irgendwoher kommt, wenn du meinst, es geht<br />

nicht mehr. Für Jesaja hat <strong>der</strong> Trost einen tragenden<br />

Grund: Die Erfahrung <strong>der</strong> Anwesenheit<br />

Gottes. Wie die bloße Anwesenheit <strong>der</strong><br />

Raum <strong>der</strong> Stille im Internationalen Seemannsclub<br />

DUCKDALBEN, Hamburg-Waltershof.<br />

Foto: Marco Folchnandt, DSM Duckdalben<br />

Jahreslosung 2016<br />

Gott spricht:<br />

Ich will euch trösten,<br />

wie einen seine Mutter tröstet.<br />

Jesaja 66,13 (Lutherbibel)<br />

FESTMACHEN 2016<br />

Mutter ein Kind trösten kann, so tröstet Gottes<br />

erfahrene Wirklichkeit. Das hebräische Wort<br />

für „trösten“ bedeutet auch „aufatmen <strong>lass</strong>en“.<br />

Trost wird erfahren, wie die zweite Luft zum<br />

Atmen; er bringt etwas wie<strong>der</strong> zum Fließen,<br />

macht weit, was vorher wie zugeschnürt war.<br />

Jesaja erlebt Gottes Anwesenheit und seine befreiende<br />

Zusage in diesem Sinne als weitend<br />

und als tröstend: „Ich breite den Frieden aus<br />

wie einen Strom“ (Jesaja 66,12).<br />

Bei meinem eindrücklichen Besuch <strong>der</strong> <strong>Seemannsmission</strong><br />

in Hamburg habe ich vor einigen<br />

Monaten die Angebote <strong>der</strong> <strong>Seemannsmission</strong><br />

als Orte kennengelernt, an denen Seeleute<br />

aus aller Welt durchatmen können. Hier weht<br />

ein an<strong>der</strong>er Wind als an Bord.<br />

Hier treffen sie auf Menschen, die einfach da<br />

sind und zuhören, anstatt direkt mit Anweisungen<br />

zu kommen.<br />

Hier finden sie nach dem Lärm <strong>der</strong> Maschinenräume<br />

Räume <strong>der</strong> Stille, an denen Menschen<br />

aus allen Weltreligionen Andachtsmöglichkeiten<br />

in unterschiedlichsten Schriften und<br />

Sprachen finden, bevor es wie<strong>der</strong> zurück in<br />

den Bordalltag mit seinen hochbelastenden<br />

Arbeitsbedingungen geht.<br />

Ich danke allen Mitarbeitenden <strong>der</strong> <strong>Seemannsmission</strong>en<br />

sehr herzlich für Ihren wichtigen<br />

Dienst und wünsche auch Ihnen wie den<br />

Seeleuten, dass Sie getrost in das Jahr 2016<br />

„schippern“. •<br />

Aus: FESTMACHEN 2016,<br />

Deutsche <strong>Seemannsmission</strong> e.V. (s.u.)<br />

Gedanken und<br />

Meditationen<br />

zu Jahreslosung und<br />

Monatssprüchen<br />

mit vielen Bil<strong>der</strong>n aus dem<br />

Alltag <strong>der</strong> Seeleute<br />

und Texten von Autorinnen<br />

und Autoren aus Kirche,<br />

Seefahrt, Politik und<br />

<strong>Seemannsmission</strong><br />

Monatsspruch August 2016<br />

Monika Breuch-Moritz,<br />

Präsidentin,<br />

Bundesamt für Seeschifffahrt<br />

und Hydrographie, Hamburg<br />

Information: www.seemannsmission.org<br />

Bezug<br />

zum Preis von 5 Euro/Exemplar<br />

(plus Porto) unter Angabe<br />

<strong>der</strong> Zustelladresse bei:<br />

Deutsche <strong>Seemannsmission</strong> e.V.<br />

Jippen 1 - 28195 Bremen<br />

E-Mail:<br />

headoffice@seemannsmission.org<br />

Mit dem Reinerlös unterstützen<br />

Sie die Arbeit <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

<strong>Seemannsmission</strong>.<br />

1/2016 <strong>lass</strong> <strong>fallen</strong> <strong>anker</strong> • 3

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!