lass fallen anker - Blätter der Deutschen Seemannsmission
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Von Stationen und Personen | Bericht<br />
Nordkirchen-Landesbischof Ulrich in <strong>der</strong> IHK Rostock:<br />
Verantwortlichkeit in <strong>der</strong><br />
Seewirtschaft stärken<br />
Rostock. „Die Freiheit <strong>der</strong><br />
Meere wird erst dann zu<br />
einem Wert, wenn sie mit<br />
Verantwortung verbunden<br />
ist“, sagte <strong>der</strong> Landesbischof<br />
<strong>der</strong> Evangelisch-Lutherischen<br />
Kirche in Norddeutschland<br />
(Nordkirche), Gerhard Ulrich,<br />
am 9. Februar 2016 in Rostock.<br />
„Es ist an <strong>der</strong> Zeit, zu<br />
<strong>der</strong> Freiheit auch die Verantwortlichkeit<br />
in <strong>der</strong> Wirtschaft<br />
und in <strong>der</strong> Seewirtschaft<br />
stark zu machen.“<br />
Zum dritten Mal hatte <strong>der</strong> Landesbischof<br />
gemeinsam mit dem<br />
Kirchlichen Dienst in <strong>der</strong> Arbeitswelt<br />
<strong>der</strong> Nordkirche (KDA) zum<br />
traditionellen Gespräch und Begegnung<br />
von Wirtschaft, Politik<br />
und Kirche eingeladen. In <strong>der</strong><br />
Rostocker Industrie- und Handelskammer<br />
(IHK) hatten sich zum<br />
Thema „Christliche Seefahrt -<br />
zwischen Kostendruck, Konkurrenz<br />
und Menschenrechten“ rund<br />
100 Gäste versammelt.<br />
Kooperationspartner war die<br />
Deutsche <strong>Seemannsmission</strong> e.V.<br />
Rostock, die vor 25 Jahren, am<br />
31. Januar 1991, in <strong>der</strong> Nikolaikirche<br />
zu Rostock gegründet wurde.<br />
In seinem geistlichen Impulsreferat<br />
erinnerte Landesbischof Ulrich<br />
an die christlich geprägten<br />
Bru<strong>der</strong>schaften <strong>der</strong> Hanse: „Mit<br />
Gewerbe und Handel brachten<br />
sie auch ihre christlich-sozialen<br />
Grundbegriffe mit: ein neues tiefes<br />
Verständnis von Solidarität<br />
und Ordnung, von Recht und<br />
Verantwortung vor Gott und den<br />
Menschen.“<br />
Zuvor hatte Jens Rademacher,<br />
Hauptgeschäftsführer <strong>der</strong> IHK,<br />
in seinem Grußwort das Leitbild<br />
des „Ehrbaren Kaufmanns“ hervorgehoben.<br />
Dieses Leitbild habe<br />
die Hanse geprägt und bis heute<br />
nichts an Aktualität eingebüßt, so<br />
Rademacher.<br />
Gerhard Ulrich verwies darauf,<br />
dass in einer Zeit des harten globalen<br />
Wettbewerbs Wirtschaftlichkeit<br />
zunehmend von kurzen<br />
Liegezeiten abhinge und Seeleute<br />
in einem weltweiten Konkurrenzkampf<br />
um ihre Arbeitsplätze stünden.<br />
Der Landesbischof betonte:<br />
„Die Welt <strong>der</strong> Wirtschaft ist kein<br />
verantwortungsfreier Raum. Gerade<br />
weil alles ökonomische Handeln<br />
seinen Preis hat, muss immer<br />
wie<strong>der</strong> betont werden, dass<br />
je<strong>der</strong> Mensch einen unveräußerlichen<br />
Wert besitzt. Wirtschaft,<br />
auch Seewirtschaft soll dem Menschen<br />
dienen – nicht umgekehrt.“<br />
Klaus Schroeter, Leiter <strong>der</strong> Bundesfachgruppe<br />
Schifffahrt bei<br />
ver.di, betonte am Rande <strong>der</strong> Begegnung:<br />
„Die deutschen Seeleute<br />
befinden sich in schwerer<br />
See.“ Zahlreiche Seeleute hätten<br />
trotz staatlicher Subventionen für<br />
die Ree<strong>der</strong> in den vergangenen<br />
Güstrow: Inlands-Mitarbeitenden-Konferenz 2016<br />
Aus An<strong>lass</strong> des 25-Jährigen Jubiläums <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Seemannsmission</strong> Rostock<br />
e.V. trafen sich die Mitarbeitenden <strong>der</strong> DSM-Inlandsstationen dieses Mal zu<br />
ihrer jährlichen Inlands-Mitarbeitenden-Konferenz vom 8. bis 10. Februar 2016<br />
in Güstrow. Inhaltliches intensives Arbeiten, eine Podiumsveranstaltung in <strong>der</strong><br />
Industrie- und Handelskammer (IHK) Rostock gemeinsam mit dem „Kirchlichen<br />
Dienst in <strong>der</strong> Arbeitswelt“ (KDA), Organisatorisches und ganz viel Austausch<br />
standen auf dem Programm.<br />
Christian Bubenzer (Foto rechts) von <strong>der</strong> BG Verkehr in Hamburg erläuterte das Verfahren<br />
<strong>der</strong> Zuwendungen gemäß des Internationalen Seearbeitsübereinkommens,<br />
mit denen die DSM-Stationen in Deutschland ab dem 1. Januar 2016 institutionell<br />
geför<strong>der</strong>t werden (siehe unser Bericht auf Seite 5).<br />
Eine Abendandacht konnte im Güstrower Dom im Angesicht von Barlachs<br />
„Schwebendem“ stattfinden. Dompfarrer Christian Höser traf mit seinen Worten<br />
Thema und Stimmung <strong>der</strong> insgesamt 36 Teilnehmenden. • HP<br />
Foto: DSM<br />
Vor <strong>der</strong> Diskussion in <strong>der</strong> IHK Rostock ging es auf Barkassenfahrt durch den<br />
Rostocker Überseehafen zum Seemannsclub HOLLFAST (v.l.): Heike Proske,<br />
Rörd Braren, Klaus Schroeter, Gudrun Nolte-Wacker, Eckhardt Rehberg, David<br />
Pilgrim und Landesbischof Gerhard Ulrich. Foto: OSTSEE-ZEITUNG/Jens Wagner<br />
drei Jahren ihre Arbeit verloren.<br />
Schroeter kritisierte eine „einseitige<br />
Interessenpolitik zu Lasten<br />
<strong>der</strong> Seeleute und des maritimen<br />
Know-how in Deutschland“.<br />
Kapitän Rörd Braren, Ree<strong>der</strong> und<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />
Ausbildung und Soziales<br />
im Verband Deutscher Ree<strong>der</strong><br />
unterstrich: „Seeleute jeglicher<br />
Nationalität benötigen für ihre<br />
internationale Tätigkeit einen beson<strong>der</strong>en<br />
Schutz.“ Dafür würden<br />
in <strong>der</strong> Schifffahrtsindustrie global<br />
harmonisierte Standards für Sicherheit,<br />
Umweltschutz, Ausbildung<br />
sowie Arbeits- und Sozialbedingungen<br />
gelten und regelmäßig<br />
überprüft werden.“<br />
In <strong>der</strong> Diskussion sagte Eckhardt<br />
Rehberg, Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Landesgruppe Mecklenburg-Vorpommern<br />
<strong>der</strong> CDU/CSU-Bundestagsfraktion:<br />
„Der globale<br />
Wettbewerb darf nicht zu einer<br />
Verschlechterung <strong>der</strong> Arbeitsund<br />
Lebensbedingungen <strong>der</strong> Seeleute<br />
führen.“ Er erinnerte an das<br />
2015 geän<strong>der</strong>te Seearbeitsgesetz.<br />
„Mit diesem Gesetz verbessern<br />
wir die Arbeits- und Lebensbedingungen<br />
<strong>der</strong> Seeleute weiter und<br />
verpflichten zum Beispiel die Ree<strong>der</strong><br />
zum Abschluss von Versicherungen.<br />
Wir schaffen damit erstmals<br />
ein effektives System <strong>der</strong> finanziellen<br />
Sicherheit.“<br />
Ansprechpartnerin für die Seeleute<br />
in insgesamt 32 Häfen im<br />
In- und Ausland ist die Deutsche<br />
<strong>Seemannsmission</strong> e.V. Generalsekretärin<br />
Heike Proske: „Getreu<br />
unserem Leitbild ‚<strong>Seemannsmission</strong><br />
beginnt mit <strong>der</strong> Entdeckung,<br />
dass Menschen an Bord von Schiffen<br />
arbeiten und leben‘ ist uns je<strong>der</strong><br />
Seemann und jede Seefrau<br />
wichtig, unabhängig vom Dienstgrad,<br />
von Nationalität, Religion<br />
o<strong>der</strong> Kultur.“ Seeleute seien we<strong>der</strong><br />
zu „transportierendes Material“<br />
noch Wirtschaftsgut an Bord<br />
eines Schiffes.<br />
Bei einem Besuch im Seemannsclub<br />
„Hollfast“ <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong><br />
<strong>Seemannsmission</strong> Rostock e.V. im<br />
Überseehafen würdigte Landesbischof<br />
Ulrich den Dienst <strong>der</strong> hauptund<br />
ehrenamtlich Mitarbeitenden<br />
<strong>der</strong> Station an den Seeleuten aller<br />
Nationen und dankte zugleich allen<br />
Unterstützern dieser Arbeit. •<br />
Nordkirche<br />
1/2016 <strong>lass</strong> <strong>fallen</strong> <strong>anker</strong> • 9