04.05.2016 Aufrufe

Cruiser im Mai 2016

Endlich: Die allumfassende Reportage über alles, was der Arzt so tun kann um schnell schön zu werden. Keine langweiligen Tests über wirkungslose Kosmetika, sondern "Fadenlifting", Fettwegspritze und Co. Was taugen diese Eingriffe? Die Redaktion hats ausprobiert. Ausserdem: Wir guckten uns im "Checkpoint" um und haben das aktuelle Angebot unter die Lupe genommen - zudem wollten wir wissen, wie denn nun die Kampagne "Break The Chains" angekommen ist. Das alles in der neuen Ausgabe. Oder hier auch online.

Endlich: Die allumfassende Reportage über alles, was der Arzt so tun kann um schnell schön zu werden. Keine langweiligen Tests über wirkungslose Kosmetika, sondern "Fadenlifting", Fettwegspritze und Co. Was taugen diese Eingriffe? Die Redaktion hats ausprobiert. Ausserdem: Wir guckten uns im "Checkpoint" um und haben das aktuelle Angebot unter die Lupe genommen - zudem wollten wir wissen, wie denn nun die Kampagne "Break The Chains" angekommen ist. Das alles in der neuen Ausgabe. Oder hier auch online.

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8 THEMA<br />

NAchruf 9<br />

Schnell schön, schlank & stark. Sofort!<br />

von Martin Ender<br />

Manege frei für<br />

Martin Ender<br />

Nachruf auf den<br />

ehemaligen <strong>Cruiser</strong>-<br />

Chefredaktor<br />

Martin Ender,<br />

1945 – <strong>2016</strong><br />

Auch «Love-Handles» lassen sich mit der<br />

Fettwegspritze behandeln.<br />

das Einspritzen von Hyaluronsäure gewinnt<br />

der Penis an Umfang, also nicht in erster Linie<br />

an Länge. Die gelartige Substanz kommt<br />

auch bei der Aufspritzung von Lippen zum<br />

Einsatz. Auch diese Methode haben wir bereits<br />

letztes Jahr getestet und nun erneut ausprobiert.<br />

Dieses Mal allerdings mit einer externen<br />

Testperson – damit die Objektivität<br />

gewährleistet ist. Unsere Testperson ist an<br />

sich gut bestückt, wollte aber noch etwas<br />

mehr. Während die Testperson – nennen wir<br />

sie Mark – wartete, bis die anästhesierende<br />

Creme wirkte, erläutert Dr. Alvarez: «Viele<br />

Männer haben aus ganz unterschiedlichen<br />

Gründen Probleme mit ihrer Penisgrösse.<br />

Hierbei sind sie in vielen Fällen nicht einmal<br />

Dr. Roger Alvarez ist seit über acht Jahren<br />

bei BodyEsthetic tätig und führte die Penisverdickung<br />

durch.<br />

<strong>Cruiser</strong>: Dr. Alvarez – wie seriös ist eine<br />

solche Aufspritzung?<br />

Alvarez: Ich bin <strong>im</strong>mer wieder an diversen<br />

Fachkongressen. Dort werden neue Methoden<br />

vorgestellt, aber auch bestehende Methoden<br />

diskutiert. Die Verdickung ist nichts<br />

Neues, neu ist aber die steigende Nachfrage.<br />

Dies bestätigen auch meine Arztkollegen.<br />

<strong>Cruiser</strong>: In der Schweiz hat man bisher aber<br />

wenig davon gehört, lediglich wir <strong>im</strong> <strong>Cruiser</strong><br />

haben vor gut einem Jahr die Methode<br />

vorgestellt.<br />

Alvarez: Nach dem Artikel <strong>im</strong> «<strong>Cruiser</strong>»<br />

stellten wir fest, dass die Nachfrage leicht<br />

anstieg. Das Problem scheint aber zu sein,<br />

Testperson Mark lässt für <strong>Cruiser</strong> eine<br />

Penisverdickung machen, das Ergebnis ist<br />

sofort sichtbar.<br />

von den gesellschaftlichen Vorstellungen geprägt,<br />

sondern sie fühlen sich einfach nicht<br />

wohl mit der Grösse beziehungsweise mit<br />

der Dicke ihres Penis.» Unser Test-Mark hat<br />

eigentlich diesbezüglich keine Probleme,<br />

aber es ist bekannt, dass die Behandlung<br />

auch einen erheblichen Lustgewinn verspricht.<br />

Derweil der Arzt mit der Spritze die<br />

gewünschte Menge (es war ziemlich viel!) in<br />

die Eichel injiziert. Der Eingriff dauert nur<br />

wenige Minuten, das Ergebnis ist sofort<br />

sichtbar. Allerdings muss das gute Stück<br />

dann nach der Behandlung etwas Ruhe haben.<br />

Einziger Nachteil: Das Hyaluronsäure-Gel<br />

baut sich langsam und kontinuierlich<br />

ab. Da Hyaluron ein natürlicher Hautbestandteil<br />

ist, schadet diese Behandlung dem<br />

Körper nicht und wirkt sich auch nicht negativ<br />

auf das Immunsystem aus. Die Kosten<br />

der Behandlung liegen – je nach gewünschtem<br />

Volumen – zwischen 300 und 400 Franken,<br />

je nach gewünschtem Volumen. Dr. Alvarez<br />

führte bereits viele solcher<br />

Behandlungen durch, für ihn ist das nichts<br />

Besonderes. Er stellt aber fest, dass die Nachfrage<br />

stetig zun<strong>im</strong>mt. Dabei scheint es keinen<br />

Unterschied zu machen, ob schwul oder<br />

hetero. «Es ist aber eine Tatsache, dass es für<br />

viele Männer ein sehr persönliches Thema<br />

ist und sich viele schwertun, ein Beratungsgespräch<br />

zu vereinbaren. Dies scheint mir<br />

die grösste Hürde zu sein …»<br />

dass viele sich nicht wirklich trauen, nach<br />

einem Termin zu fragen. Dabei ist dies als<br />

Arzt ein Eingriff wie jeder andere auch. Ich<br />

verstehe daher die Zurückhaltung diesbezüglich<br />

nicht ganz.<br />

<strong>Cruiser</strong>: Was für Männer kommen zu Ihnen in<br />

die Praxis für eine solche Aufspritzung?<br />

Alvarez: Männer jeden Alters und mit unterschiedlichstem<br />

sozialen Background.<br />

Die persönlichen Gründe sind verschieden,<br />

aber für viele wird eine Unsicherheit<br />

beseitigt – manche machen es auch, weil<br />

der Lustgewinn höher wird und wieder<br />

andere möchten es einfach mal ausprobiert<br />

haben.<br />

Bilder: Team <strong>Cruiser</strong><br />

VON Daniel Diriwächter<br />

D<br />

er Name Martin Ender ist in der hiesigen<br />

Gay-Szene – und darüber hinaus<br />

– beinahe untrennbar mit dem<br />

<strong>Cruiser</strong> verbunden, war Martin doch rund<br />

15 Jahre dessen Chefredaktor. Er leitete die<br />

Zeitung wie ein ehrwürdiges Dampfschiff neben<br />

Yachten und Nussschalen durch wilde<br />

Gewässer, denn zu jener Zeit änderte sich der<br />

Zeitungsmarkt als auch die Gay-Community<br />

gewaltig. Und nicht wenige Male wurde der<br />

<strong>Cruiser</strong> damals abgeschrieben. Aber Martin<br />

wusste mit diesen St<strong>im</strong>men umzugehen, blieb<br />

unbeirrbar und setzte auf sein Konzept. Die<br />

Freude am Zeitungsmachen blieb stets an erster<br />

Stelle. Martin hätte mehrmals Gelegenheit<br />

gehabt, seine Erfahrung und seine glitzernde<br />

Vergangenheit mit heroischer Zielstrebigkeit<br />

ins Feld zu führen. Er hätte mit Recht wie ein<br />

Löwe in seinem Revier auftreten können,<br />

doch daran lag ihm herzlich wenig. Manche<br />

würden von einem Understatement sprechen<br />

– oder dem Vergnügen, unterschätzt zu<br />

werden. Folgende Zeilen sollen aber seine<br />

vielen Talente ins Scheinwerferlicht rücken.<br />

Martin war das jüngste von vier Geschwistern<br />

in einer angesehenen und katholischen<br />

Familie aus Muri <strong>im</strong> Kanton Aargau.<br />

Sein Vater war Rektor; die Mutter stammte<br />

aus einer Ärztefamilie. Zusammen mit seinem<br />

Bruder musste Martin be<strong>im</strong> eigenen<br />

Vater die Schulbank drücken – was unter<br />

Kollegen nicht gerade für Beliebtheitspunkte<br />

sorgte, dafür Bestnoten brachte. Mit einem<br />

Abschluss vom Kollegium Sarnen in der Tasche,<br />

zog es Martin an die Universität<br />

Zürich, um Germanistik zu studieren. Doch<br />

so sehr er die Sprache liebte, so sehr missfiel<br />

es ihm, die gleiche Karriere wie sein Vater<br />

anzustreben. Folglich brach Martin das Studium<br />

ab. Viel gewonnen hat er in dieser Zeit<br />

trotzdem: 1967 traf er in einigen Vorlesungen<br />

auf Walter Lindor Joss, einen aufstrebenden<br />

Tänzer der Ballettakademie. Es war<br />

Liebe auf den ersten Blick.<br />

Zunächst legte Martin aber den Grundstein<br />

für seine Karriere als Schreiberling und<br />

startete in Zürich als Werbetexter durch,<br />

während Walter sich als Tänzer und Artist in<br />

der österreichischen Zirkusszene einen Namen<br />

machte. 1975 drehte Martin der Werbung<br />

jedoch den Rücken zu, um näher bei<br />

seinem Freund zu sein, der damals mit dem<br />

Bruder gewagte Luftnummern <strong>im</strong> Zirkus Sarrasani<br />

aufführte. Martin hätte wohl in der<br />

Pause auch Würstchen verkauft, doch das<br />

Schicksal hatte andere Pläne: Als in den ersten<br />

Wochen der Sprechstallmeister ausfiel,<br />

sprang Martin kurzfristig ein. Seine St<strong>im</strong>me<br />

kam an, insbesondere seine Art der Ankündigung,<br />

in welcher er auf jegliche Art der Superlative<br />

verzichtete, sondern charmant und souverän<br />

die Kollegen auf die Bühne rief.<br />

Neugierig wie er war, dauert es nicht<br />

lange und er kannte alle Abläufe <strong>im</strong> Zirkus<br />

wie kein anderer. Als 1981 der Bühnenpartner<br />

von Walter bei einer Nummer verunfallte<br />

(und mit 26 Brüchen relativ «gl<strong>im</strong>pflich»<br />

davon kam), fühlte Martin sich bei Walter<br />

«zu Höherem berufen»: Gemeinsam wollten<br />

sie <strong>im</strong> Zirkus Roncalli eine neue Luftnummer<br />

zum Besten geben: Ohne Sicherheitsnetz<br />

sollten beide hoch über den Zuschauern<br />

ihre Pirouetten drehen. Walter war skeptisch<br />

– aber auch beeindruckt, denn sein<br />

Freund erwies sich als äusserst hart <strong>im</strong> Nehmen.<br />

Es benötigte ein dre<strong>im</strong>onatiges Training<br />

und der erste Auftritt vor Publikum<br />

geriet zur Sensation.<br />

Martin und Walter waren sprichwörtlich<br />

ganz oben angekommen und traten<br />

nicht nur in diversen Arenen auf, sondern<br />

auch <strong>im</strong> Fernsehen. Über zehn Jahre hinweg<br />

wirkten sie als Coaches vor einem Millionenpublikum<br />

bei der Show «Stars in der Manege»<br />

mit und trafen dort auf Grössen wie<br />

den Schauspieler Peter Fonda, den Politiker<br />

Franz Josef Strauss oder die Diva Zsa Zsa<br />

Gabor – um nur wenige zu nennen. So war<br />

Martin fast zehn Jahre hinweg in der Luft<br />

ebenso zuhause, wie auf dem roten Teppich.<br />

Es wäre für ihn ein Leichtes gewesen, auch<br />

<strong>im</strong> übertragenen Sinne abzuheben, aber er<br />

und Walter behielten auch oben in den Seilen<br />

die Bodenhaftung. Gegen Ende der<br />

1980er Jahre erkannten beide, dass sie ihre<br />

Luftnummern nicht mehr toppen würden<br />

und sagten fast ohne Reue dem Zirkusleben<br />

Adieu. Trotz vieler Jahre auf Tournee fand<br />

Martin wieder Anschluss in der Werbung.<br />

Es war die Zeit, als in Zürich das T&M und<br />

das Polygon für Furore sorgten und Martin<br />

deren Inserate gestaltete, während Walter<br />

eine neue Aufgabe als Kostümschneider der<br />

jeweiligen Travestie-Shows verfolgte. Es war<br />

auch jene Zeit, als mit dem <strong>Cruiser</strong> ein unscheinbares<br />

Szene-Blättchen auf den Markt<br />

kam. Und durch die Inserate, die Martin dafür<br />

kreierte, kam er mit den Jahren der Zeitung<br />

<strong>im</strong>mer näher, bis er schliesslich als deren<br />

Chefredaktor die Zügel selbst in der<br />

Hand hielt.<br />

Martin erwies sich als Glücksfall für<br />

den <strong>Cruiser</strong>. Er achtete die verschiedenen<br />

Richtungen innerhalb der Szene und gab jenen<br />

eine St<strong>im</strong>me, die sie verdienten. Er scheute<br />

sich nicht, brisante wie politische Themen<br />

zu behandeln, auch wenn das bedeutete, gewisse<br />

Inserenten und Persönlichkeiten würden<br />

Zeter und Mordio schreien. Be<strong>im</strong> Blick<br />

auf die Vergangenheit wird klar: Wer sich<br />

hoch über dem Boden behaupten kann, den<br />

haut in den Niederungen der Presse nichts<br />

um. Seinen Mitarbeitern gegenüber war er<br />

<strong>im</strong>mer loyal, offen und zu jeder Zeit ein verständnisvoller<br />

und interessierter Freund –<br />

oftmals auch fernab der Schreiberei.<br />

Ende 2014 beschloss er, sich mehr auf<br />

sein Privatleben zu konzentrieren und das<br />

Zepter des Chefredaktors an Haymo Empl zu<br />

übergeben. Sporadisch wollte er noch Artikel<br />

schreiben, aber es zog ihn <strong>im</strong>mer öfter ins<br />

Bündnerland. Dort hatte er ein Haus, das er<br />

selbst mitrenovierte. Seit drei Jahren mit Walter<br />

in registrierter Partnerschaft eingetragen,<br />

gab es für ihn noch viele schöne Dinge, die er<br />

tun wollte. Das Schicksal aber hatte wiederum<br />

andere Pläne. Martin verstarb unerwartet<br />

am 16. April <strong>2016</strong>.<br />

Als sein ehemaliger Stellvertreter werde<br />

ich Martin als Weggefährten und Freund<br />

von ganzem Herzen vermissen und bin von<br />

grosser Dankbarkeit erfüllt, wenn ich an<br />

ihn denke.<br />

Manege frei, lieber Martin, lebewohl.<br />

CRUISER MAI <strong>2016</strong> CRUISER MAI <strong>2016</strong>

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