Glareana_61_2012_#2

78 Glareana 2012 (Heft 2)
populären Bürgerinstrument der (gehobenen) Gesellschaft in der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts; die Ausbildung neuer Klangideale und ihre Umsetzung
im „Dreiklang“ von Komponist, Interpret und Instrumentenbauer,
welch letzterer den Herausforderungen mit immer neuen Konstruktionen begegnete;
in der ersten Hälfte des 19. Jhdt eine Art Renaissance der Blockflöte
in England, Frankreich und Oesterreich-Ungarn in Form des Flageolet und
Csakan; schliesslich Mitte des 19. Jhdt die Revolutionierung des Querflötenbaus
durch Theobald Boehm, dessen Instrumentenkonzept sich trotz erbitterter
- und in mancher Hinsicht durchaus nachvollziehbarer - Gegenwehr der
„Traditionalisten“ allmählich durchsetzte und bis heute gültig geblieben ist.
Viel Stoff also für eine 3tägige Veranstaltung, dargeboten in15 Referaten
und niedergelegt in einem Konferenzband von 350 Seiten. Für Flöten-Aficionados
sind alle Beiträge lesenswert; für Instrumentenkundler besonders interessant
sind die Beiträge von Nikolaj Tarasow über die Entwicklung der
Blockflöte zum Flageolet und Csakan in ihren nationalen Ausprägungen; von
Dieter Gutknecht über die Rolle der
Flöte im Orchester bis um 1800; von
Gisa Jähnichen über die Flötenmusik
im interkontinentalen Kulturtransfer
zwischen 1650 und 1800; von Ute
Omonsky über die Flöte als Adelsinstrument
am Schwarzburg-Rudolstadter
Hof, und schliesslich von David Lasocki
über die Flötenbauer und ihre
Produkte im Spiegel historischer Inventare
und Inserate (in englischer Sprache).
Die Tagung fand 2006 statt, der Konferenzband
erschien 2009; da durften
wir uns mit der Besprechung in der
Glareana wohl auch noch etwas Zeit
lassen.